Wissenschaft

Aus Prophetia
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Allegorie der Wissenschaft (1880), Berlin, Großer Tiergarten
Die Wissenschaft bezeichnet die Kenntnisse des Guten und Wahren. Die Wissenschaften, an sich betrachtet, sind geistige Schätze, und die sie besitzen, gleichen denen, die weltliche Schätze besitzen. Solche Schätze sind in ähnlicher Weise geeignet, sich selbst, dem Nächsten und dem Vaterland zu nützen, zugleich aber auch Mittel, Böses zu tun. Sie gleichen auch Kleidern, die sowohl dem Nutzen und Schmuck dienen als auch dem Hochmut derjenigen, die um ihrer allein willen geehrt werden wollen.[1]

Wesen

Die Wissenschaft ist ein wirksames Feginstrument, um den Unrat (Anm.: Falschheiten, Aberglauben, Sektiererei) aus der Welt zu schaffen, und ist zugleich ein kräftiger Riese Herkules, der den großen Stall des Augias von seinem Mist zu reinigen verstand.[2]

Wissenschaft, Einsicht und Weisheit ist auch geistige Nahrung, so wie Speise eine natürliche Nahrung ist, und sie entsprechen einander auch gegenseitig.[3]

Mensch und Wissenschaft

Auf der Erde dienen die Wissenschaften als Mittel, um das geistige Auge zu öffnen, das am Licht des Himmels teilhat. Der Mensch wird durch Kenntnisse und Wissenschaften geistig und sie dienen als Mittel, weise zu werden, natürlich aber nur denen, die das Göttliche in ihrem Glauben und Leben anerkannt haben. Wenn aber die Belange des rein natürlichen und sinnenhaften Leben vorherrschen, führen die Wissenschaften zum Wahnsinn, nämlich zur Bevorzugung der Natur vor dem Göttlichen und der Welt vor dem Himmel. So jemand eröffnet sich nicht durch Wissenschaften den Weg zum Licht des Himmels, sondern verschließt ihn.[4]

Jede Wissenschaft und folglich Einsicht und Weisheit können beim Menschen endlos wachsen wie Wälder und Gärten.[5]

Gemütsbildung vor Verstandesbildung

Ein Hauptgrundsatz ist, dass die Menschen vor aller Wissenschaft erst wahre Menschen werden, weil ihnen sonst was immer für eine Wissenschaft viel mehr schaden als irgend nützen kann. Alle Wissenschaft beschäftigt nur den Gehirnverstand, aber das Herz als Fundament des Lebens bleibt roh und wild, wie das eines Raubtieres, und übt mit Hilfe der Wissenschaft noch mehr Böses aus als ohne dieselbe. Bei einem gottlosen Herzen ist die Wissenschaft eine wahre Leuchte zum Bösen aller Art und Gattung. Bei einem erleuchteten Herzen jedoch wird alle Wissenschaft dem Menschen zu einem wahren Segen. Es ist zwar recht, vieles zu wissen, weil man dadurch manchem Menschen einen guten Rat schaffen kann, aber besser ist es, viel und wahrhaft zu lieben. Denn die Liebe erweckt und belebt; die Wissenschaft aber befriedigt nur und legt sich dann aufs Ruhebett. Geht die Wissenschaft aus dem Licht des Geistes als eine sichere Beigabe hervor, dann ist sie auch voller Lebenswärme und belebt wie das Sonnenlicht. Denn die zahllosen Wunder im unermesslichen Raum hat jeder Mensch in seinem Geist ruhend verborgen. Daher soll man vor allem danach trachten, dass der Geist völlig erweckt werde, worauf man selbst in größter Klarheit alles schauen und durch alle anderen Sinne auch getreu empfinden kann, was kein Auge je geschaut und kein Sinn je empfunden. Wer Gott in Jesus, dem Menschensohn, wahrhaft erkennt und liebt, wird schon in diesem Leben Seligkeiten erhalten, deren Herrlichkeit noch keines Menschen Sinn je empfunden hat. Auf dem puren Wissenschaftsweg wird wohl nie ein Mensch dahin gelangen.[6]

Bei des Menschen Wissenschaft ist bei guter Gelegenheit so manches oft schnell erlernt und auch begriffen, aber über anderen Erscheinungen auch ebenso bald vergessen. Daher soll man alles, was man vernimmt, mehr mit dem Gemüt als mit dem Gehirn erfassen, damit es auch bleibt. Man muss alles Erfahrene gut in sich bewahren und die Zeit abwarten, bis es gediegen und haltbar wird, dann bleibt das Wissen erhalten und wird nicht mitunter zerstört, so wie Frühjahrsblümchen vom Frost. Eine Blume erweckt sicher eine recht Freude wegen ihrer schönen Gestalt, aber was nützt solche Freude, die doch notwendig ebenso vergänglich ist wie die Blume? Die Kraft der Blume muss sich ablagern in die Tiefe jenes Gefäßes, in welchem der lebendige Same gehegt und gepflegt wird, und so muss auch die äußere Freude verwelken, und ihre Kraft muss hinabsteigen in den tiefen Grund, allwo das ewige Leben des Geistes gehegt und gepflegt wird; dann wird daraus eine mit dem Geiste ewig dauernde Freude über dessen wahrhaftige innere Schönheit entstehen, der kein Reif mehr etwas wird anhaben können.[7]

Tote und lebendige Wissenschaft

Alle äußere Wissenschaft belebt den Geist des Menschen nur so wenig, wie das alleinige Anschauen von allerlei Speisen einen hungrigen Magen sättigt. Wer wahrhaft geistig gesättigt werden will, der muss die Speisen werktätig in sich aufnehmen, damit durch die stets rege innere Tätigkeit der Geist sich übe, dadurch kräftige, stärke, dann durch diese beständige Tätigkeit sich erwärme, erhitze und endlich erbrenne. Wenn solches geschehen ist, dann hat auch der Mensch die wahre, lebendige Wissenschaft überkommen, durch welche er in alle Weisheit geleitet werden kann. Mit "Erhitzen" und "Erbrennen" ist die Liebe zu Gott, und unter dem "Erwärmen" die Liebe zum Nächsten zu verstehen.[8]

Viel besser als ein Buchgelehrter, dem für die Echtheit der Wissenschaft am Ende keine andere Bürgschaft bleibt, als die Autorität einer Bibliothek oder eines Archivs, ist derjenige daran, der es vom Geist lernt, und von Gott, dem Vater, Selbst gezogen wird, denn bei Dem ist alle Wissenschaft lebendig.[9]

Gott und Wissenschaft

Die reinen Wissenschaften und Künste sind unbesiegbare Vorläufer und Vorkämpfer für den Herrn. Sie räumen mit dem vielfältigen Aberglauben auf, den die falschen Propheten unter die Menschen bringen, um sie so blind zu halten und leichter für sich gewinnen zu können. Erst mit der reinen Wissenschaft der Menschen lässt sich die reinste Lebenslehre des Herrn leicht vereinen.[10]

Der Herr hat nie gegen die rechte Wissenschaft der Menschen geeifert, sondern hat die Menschen bei vielen Gelegenheiten über vieles belehrt, weswegen ihn die betrugssüchtigen Pharisäer am meisten hassten. Der Herr hat das Volk in allem belehrt, worin sich früher die Pharisäer die größte Mühe gegeben haben, es nach Möglichkeit zu verdummen zu ihren losen Zwecken.[11]

Siehe auch

Quellenverweise

  1. Emanuel Swedenborg, Die Erdkörper im Weltall und ihre Bewohner 62; Emanuel Swedenborg, Enthüllte Offenbarung 288
  2. Jakob Lorber, Himmelsgaben 3.640424.29
  3. Emanuel Swedenborg, Himmel und Hölle 274
  4. Emanuel Swedenborg, Himmel und Hölle 356; Emanuel Swedenborg, Die Erdkörper im Weltall und ihre Bewohner 62-63
  5. Emanuel Swedenborg, Die wahre christliche Religion 32d
  6. Jakob Lorber, Das Große Evangelium Johannes 3.175.4-9
  7. Jakob Lorber, Das Große Evangelium Johannes 3.65.3-6
  8. Jakob Lorber, Himmelsgaben 2.421104a.2-4
  9. Jakob Lorber, Die Erde 85.8
  10. Jakob Lorber, Das Große Evangelium Johannes 9.90.10-11
  11. Jakob Lorber, Himmelsgaben 3.640424.6