Menschengeist

Aus Prophetia
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Dieser Artikel erklärt "Geist" nach der Definition bei Jakob Lorber.

Das Jesuskind ist ein Entsprechungsbild für den Geist aus Gott im Menschen
Der Geist des Menschen befindet sich im Herzen seiner Seele[1] und ist des Menschen eigentliches Wesen,[2] sein Licht und das eigentliche Leben,[3] das Urprinzip des Lebens aus Gott,[4] das Allerinwendigste, das Allerheiligste, vergleichbar dem lebendigen Keimfunken im Inwendigsten jeder Frucht, das pure Leben, das sich ewig klar bewusste unvergängliche Leben im Menschen.[5]

Wesen

Der ewig unvernichtbare Geist (des Menschen) ist der eigentlich wahre und in sich schon ewige Mensch im Menschen, der sich gemäß der Ordnung Gottes, der Selbständigwerdung halber, mit Seele und Leib umkleidet und so in eine äußerlich beschauliche Form tritt.[6] Der eigentlich (anfangs) engst gefesselte Urgeist oder Liebesfunke aus Gott ist das Zentrum für die komplette Vereinigung aller geistigen Spezifika. Dieser zieht all dasjenige an sich, was seines Wesens ist; auch wenn dieses noch so zerstreut ist, so wird es sich gerade an jenes geistige Zentrum anfügen, zu dem es gehört, und wird, wenn auch von gleicher Qualität, bei jedem Zentrum andereigenschaftlich. Dieser Vorgang ist vergleichbar der Bildung von Menschen in einer Schule: Hundert Schüler habe denselben Meister, lernen aus denselben Büchern, lernen nach einer Vorschrift schreiben, dennoch werden nicht zwei die vollkommen gleiche Denkweise haben, nicht die gleiche Schrift usw., weil jeder Geist dieser Schüler von der allgemeinen Unterrichtskost sein eigenes, ihm zusagendes Spezifikum genau herausgefunden hat, ohne dass für diesen Zweck der Lehrer nur im Geringsten etwas beigetragen hat. Die seelischen Intelligenzen konzentrieren sich um das ihnen eigentümliche geistige Zentrum oder sie strömen dahin, wo ihr geistiges Zentrum ist, ergreifen sich da zu einer intelligenten Form und eigenschaften sich nach dem Grundwesen ihres geistigen Zentrums, welches gewöhnlich im Menschen vor sich geht, weil das eigentliche geistige Zentrum erst in der Form des Menschen wieder gegeben wird.[7]

Die Liebe ist die Mutter des Geistes;[8] das Fleisch des Geistes ist dessen Liebe.[9]

Durch den Geist Gottes im Menschen kommt allein alles Leben, besonders das ewige Leben des Menschen. Er ist die ewige Liebe. Im Geist Gottes kann man die Tiefen der Gottheit erleuchtet beschauen.[10] Wenn sich Liebe und Wahrheit ergreifen und dann zusammenwirken, dann schafft die Liebe aus dem Licht und im Licht der Wahrheit stets ein neueres und vollkommeneres Leben in und aus sich bis zur vollen Gottähnlichkeit. (nach Mathael)[11]

Der Geist des Menschen ist ein vollkommenes lebendiges Abbild des Herrn, der Liebe Gottes, und hat in sich den Funken oder Brennpunkt des göttlichen Wesens. Daher hat er alles des Herrn in sich. Er trägt das Unendliche vom Kleinsten bis zum Größten vollkommen göttlicherweise in sich und ist eigentlich die pure Liebe.[12] Die Liebe oder der Geist Gottes im Menschen ist wohl schon vom Anfang her ein Ebenmaß Gottes; aber zur vollen tätig-lebendigen Ähnlichkeit Gottes muss sie sich erst erheben. (nach Mathael)[13]

Der Geist ist allzeit eins mit Gott, wie das Licht der Sonne eins ist mit ihr.[14] Der Geist ist wahrhaft ein Gottesgeist und kann ewig nie ein anderer sein, weil es außer Gott keinen Geist geben kann, der nicht Gottes Geist wäre.[15] Ein mächtiger Geist in der wahren Erkenntnis, ein unwandelbarer Geist kann allein ein Retter des Weltalls werden.[16]

Der Geist als das Grundprinzip des Lebens im Menschen birgt allein nur das Sich-Selbst-Bewusstsein, somit auch das lebendige Gefühl und die Empfindung. (nach Henoch)[17]

Ursprung

Der jedem Menschen zukommende Geist aus Gott entstammt nicht dem Willenshauch Gottes, wie die Welten, Sonnen und alle Dinge. Er ist ein wesenhafter Teil des ewigen wahrhaftigen Geist Gottes, der im Herzen Gottes wohnt und daraus kommt, d.h. er stammt von der ewigen Liebe Gottes ab, ist die allerhöchste und reinste Liebe und wohnt im Herz der Seele, ist ein Gott im kleinsten Maße. Dieser Geist hat so wie Gottes höchsteigener alles, was die Unendlichkeit vom Größten bis zum Kleinsten enthält, zahllosfältig in sich.[18] Der im Menschen wirkende Geist Gottes ist aber nicht etwa irgendein zweiter Gott, sondern nur ein Geist mit dem unendlichen Geist Gottes, vergleichbar mit Wiederspiegelungen der nur einen Sonne.[19]

Entwicklung

Ungefähr drei Tage vor der Geburt wird aus der allerfeinsten und zugleich solidesten Substanz der Seele in der Gegend des seelischen Herzens ein unendlich feines Bläschen gebildet. In dieses Bläschen wird ein einst böse gewordener Geist, dem Wesen nach ein Funke der göttlichen Liebe, in siebenfacher geistiger Umhülsung - gleichwie in einen Kerker - hineingelegt. Diese Einlegung des Geistes in das Herz der Seele geschieht bei einigen Kindern früher, bei anderen später, bei vielen drei Tage vor der Geburt. Dieser Geist ist ohne geschlechtlichen Unterschied, ob der Körper nun männlich oder weiblich ist. Erst mit der Zeit nimmt er etwas Geschlechtliches an, welches sich durch die Begierlichkeit kundgibt. Dieser Geist ist noch tot, wie er schon in der Materie seit langen Zeiten war. Von der Zeit der Einlegung des Geistes in die Seele ist jeder Mensch auch schon ein Bewohner der Geisterwelt und lebt und webt dort stets die halbe Lebenszeit, was ihm seine Träume nur zu klar sagen. Nur die naturwache Tageszeit ist er zum größten Teil seines Wesens in der Materiewelt, obschon sich mancher durch geistige Gedanken, Betrachtungen, Gebete, Liebe zu Gott und edle Handlungen auch am hellsten Tage rein in der reinen Geisterwelt befindet. Nachdem die durch den Leib zirkulierenden Säfte die Wesenheit der Seele ausbildeten durch die ihr von der Außenwelt zugeführten Substanzen, ebenso soll und wird durch die Zirkulation der feinsten Substanzen in deren Organen der in dem Bläschen eingeschlossene Geist genährt bis er selbst reif wird, das Bläschen zu zersprengen und somit auch nach und nach alle Organe der Seele zu durchdringen. Ist der Leib einmal ausgebildet, dann beginnt die Ausbildung des Geistes. Die Seele muss alles mögliche aufbieten, damit der Geist in ihr zu keimen beginnt, sie muss ihm förderlich zur Hand gehen. Wie die Seele im Leib ein zweiter Mensch wird, so wird auch in der Seele ein vollkommener dritter Mensch durch die Nahrung aus dem Denken der Seele. Wie nun aber die Kost des Leibes ist durch all die Sinne, so ist auch die der Seele und die des Geistes. Ist die allgemeine Kost schlecht, so wird am Ende alles schlecht und somit verwerflich. Ist aber die allgemeine Kost gut, so wird am Ende auch alles gut und annehmbar. Alles Weltliche ist schlecht, weil es den Geist wieder zur Welt, der Materie wendet, aus der ihn Gott entrissen hat, als Er ihn in das Herz der Seele legte, damit er wieder lebend und geläutert werde von allem sinnlich naturmäßig materiell Weltlichen und fähig würde zur Aufnahme des Lebens aus Gott. Wird ihm aber eine schlechte Kost gereicht, dann wird er wieder weltlich, sinnlich und endlich materiell und dadurch tot wie vor der Geburt, so auch die Seele mit dem Leib, da sie dadurch selbst ganz leiblich geworden ist. Wird dem Geist aber eine gute Kost gegeben, der geoffenbarte Wille Gottes und die Vermittlung durch die Werke der Erlösung – oder die Liebe Gottes im Vollbestand durch den lebendigen Glauben, so wird in dem Herzen des Geistes ein neues Bläschen gestaltet, in welchem ein reiner Funke der Liebe Gottes eingeschlossen wird. Wird dieses nun vollends reif, dann zerreißt diese heilige Liebe die lockeren Bande des Gefäßes und strömt wie das Blut des Leibes oder wie die feinsten Substanzen der Seele oder wie die Liebe des Geistes in alle Organe des Geistes über. Dieser Zustand wird Neugeburt genannt, die Einlegung dieses Lebensbläschens Eingeburt. Schließlich entwickelt sich der Geist von selbst. Er nimmt alles ihm Verwandte aus der Seele in sich auf, konsolidiert sich und nimmt am Ende die ganze Seele, und was im Leib mit der Seele verwandt war, in sich auf und ist dann für ewig völlig unzerstörbar. Er wird größer und mächtiger als die Seele, durchdringt sie vollständig und wandelt sie schließlich in sein Wesen.[20]

Dem Geist ist auf ewig eine stets größere Annäherung zu Gott möglich, da Gott unendlich ist. Dies trifft sogar auf den vollkommensten Geist zu; er kann sich ewig fort nähern, ohne Gott auch nur um ein Haar wirklich näher zu kommen. Zwar kann jeder Geist stets vollkommener und Gott ähnlicher werden, aber nie Seine unendliche Vollkommenheit völlig erreichen. Wohl aber kann Gott Sich jedem nahen und Sich so stellen, dass sich Ihm jeder nähern kann.[21] Vom Herrn aus besteht für den Geist kein Muss.[22]

Niemand kommt so weit, dass er nicht noch weiter kommen könnte, niemand ist so vollkommen, dass er nicht noch vollkommener werden könnte, niemand ist so glücklich, dass er nicht noch glücklicher zu werden vermöchte, aber auch niemand, so er zu Fall kommt, fällt so tief, dass er nicht noch tiefer fallen könnte. Das Meer der Ewigkeit hat nirgends einen Grund. Wer in dasselbe fällt, kann ewig tiefer sinken, wer aber in ihm emporsteigt, wird ewig nie die Oberfläche erreichen, sondern ewig in stets größeren Zügen die endlosen Wonnen genießen, je weiter er aufwärts steigen wird. Also geht es mit der geistigen Vervollkommnung im ewigen Leben, da nie ein Geist jene Stufe erreichen wird, auf der er sagen könnte: "Jetzt habe ich alles!" Jeder selige Geist wird zwar stets alles haben, was er haben kann, vollkommen, aber dennoch dabei fortwährend auch einen ewigen Mangel, den er nie in aller Fülle wird sättigen können. Jeder vollkommene Geist wird gleich Gott sein, wie ein Bruder dem andern, aber dennoch ewig nie Seine Fülle erreichen. Es kann zwar der Sohn erreicht werden, denn es heißt: "Ihr werdet noch Größeres tun denn Ich!" Joh 14.12 Also kann auch der Vater erreicht werden, denn es steht geschrieben: "Ihr sollet vollkommen sein, wie da euer Vater im Himmel vollkommen ist." Mt 5.48 – Aber der Vater und Sohn als vollkommen Ein Wesen haben in Sich den heiligen Geist, das eigentliche Gottleben im Vater wie im Sohne, das Leben alles Lebens, das Licht alles Lichtes, die Kraft aller Kraft, die Macht aller Macht, die Liebe aller Liebe, die Weisheit aller Weisheit, die Tiefe aller Tiefen, die Größe aller Größen, die Ewigkeit der Ewigkeiten und die Unendlichkeit der Unendlichkeiten in allen Dingen und Wesen der Unendlichkeit. Es kann wohl Vater und Sohn erstrebt werden, aber ewig nie der unendliche Geist des Vaters und des Sohnes, die Eins sind, wie ein Mensch und seine Liebe oder sein Herz auch vollkommen Eins sind und Eins werden können mit Vater und Sohn, so diese in des Herzens Liebe aufgenommen worden sind.[23]

Kein Geist, der von der natürlichen Erde auch noch so vollendet in die geistige übergeht, kann sogleich in das eigentliche große Himmelreich emporsteigen, weil zu seiner Vollendung noch immer etwas im Erdkörper zurückbleibt, was er nur nach und nach aufnehmen kann.[24] Siehe dazu Geisterwelt der Erde.

siehe auch Erweckung und Ausbildung des Geistes

Sinne

Der Geist hat wie auch der Leib und die Seele entsprechende geistige Sinnesorgane; als gleich dem Gehör und der Vernunft die Empfindung oder die Wahrnehmung, gleich dem Licht und dem Verstand den Willen, gleich dem Geschmack und dem Behagen der empfangenen Eindrücke des Schalls und des Lichtes die Aufnahmefähigkeit alles Welttümlichen in entsprechenden Formen, gleich dem des Geruchs und der Wahrnehmung von Gut und Böse die Einsicht von Wahrem und Falschem und gleich dem allgemeinen Gefühl und dem Bewusstsein des naturmäßigen Lebens die aus diesem allen hervorgehende Liebe.[25]

Das Auge des Geistes ist der Glaube.[26] Was beim Naturmenschen das Auge ist, das ist beim Geist das Schauvermögen in göttlichen und himmlischen Dingen, die allein dem Wesen des Geistes für seine glückseligste ewige Existenz zusagen. (nach Nathanael)[27]

Der reinste ungeschaffene Gottesgeist für sich kann nie das Naturmäßige erschauen, da es für ihn keine materielle Naturmäßigkeit gibt. Aber in der vollen Verbindung des reinsten Geistes mit der Seele kann der Geist durch die Seele das Naturmäßige erschauen.[28]

Glieder

Glaube ist im Menschen des Geistes die rechte Hand.[29]

Unterschied zur Seele

Der Geist und die Seele sind nicht dasselbe. Der reine Geist ist kein geistiges Produkt aus der Materie (wie die Seele), sondern von Gott jedem Menschen zugeteilt. Der Geist wirkt in die Seele ein und kann sie durchdringen; die Seele aber kann nie über die Schranken des Geistes hinaustreten. Sie ist da, um vom Geist durchdrungen zu werden und kann vom Geist aufgenommen werden, wo sie selbst geistig wird. Der Geist hingegen ist nicht da, um von der Seele durchdrungen zu werden. Der Geist besorgt und leitet alles beim werdenden Menschen und verbindet sich erst dann mit der Seele, wenn diese aus ihrem eigenen Wollen vollkommen in die erkannte Ordnung Gottes übergegangen und damit rein geistig geworden ist.[30]

Der Geist ist ganz das, was Gott Selbst ist, die Liebe Gottes im Menschen - daher ist er zu Gott ein Bruder. Die Seele ging aus dem Urlicht der Weisheit Gottes hervor und ist endlos minder als das Urlicht; daher ist die Seele ein Sohn zu Gott.[31] Die Seele ist ein Geist, aber kein ungeschaffener, sondern ein geschaffener Geist und kann als solcher für sich nie die Kindschaft Gottes erreichen.[32]

Der Geist ist das Lebensprinzip der Seele. Die Seele ist ohne den Geist nur ein substantiell ätherisches Organ, welches das Leben aufnehmen kann, aber ohne den Geist nur ein substantiell-geistig-ätherischer Polyp ist, der seine Arme fortwährend nach dem Leben ausbreitet und alles einsaugt, was seiner Natur zuspricht. Eine Seele ohne den Geist ist nur eine stumme polarische Kraft, die den stumpfen Sinn nach Sättigung in sich trägt, selbst aber keine Urteilskraft besitzt, aus der ihr klar würde, womit und wozu sie sich sättigt.[33] Die Seele ist nur ein Gefäß des Lebens aus Gott (des Geistes), aber nicht das Leben selbst und kann erst auf dem Weg der wahren göttlichen Tugend zum ewigen Leben gelangen.[34]

Die Seele ist ein geistiges Produkt aus der Materie in der nur ein gerichtetes Geistiges für die Befreiung rastet. Der reine Geist aber ist aus Gott und niemals gerichtet gewesen.[35] Die Seele ist ein Kompendium von einer zahllosen Menge verschiedenartiger substanzieller Intelligenzpartikeln und daher teilbar[36], der Geist nicht.[37] Der jenseitige Geist ist der eigentliche Erwecker, Leiter, Bildner und Erhalter der Seelen bis zur Menschenseele, die erst durch ihn in ihre volle Freiheitssphäre tritt und sich selbst in moralischer Hinsicht weiter fortzubilden imstande ist.[38]

Das Leben und Sein der Seele eines Menschen für sich stünde um nichts höher als z.B. die Seele eines Affen. Sie hätte eine instinktmäßige Vernunft in einem etwas höheren Grad als ein Tier, aber von einem Verstand und einer höheren freien Beurteilung der Dinge und ihrer Verhältnisse könnte keine Rede sein. Dieses höhere und Gott völlig ähnliche Vermögen in der Seele bewirkt der Geist, der in der Seele wohnt. Durch ihn kann sie Wahres vom Falschen und Gutes vom Bösen unterscheiden und kann frei nach allen erdenklichen Richtungen hin denken und völlig frei wollen.[39]

Wenn ein Mensch eine noch so vollkommene Seele hat, aber wenig oder gar kein Licht (Geist), so wird er in seiner Seele und auch in seinem Leib wenig oder gar keine Tätigkeit besitzen. Kommt aber in diese Seele Licht, etwa durch Lernen, so wird sie tätig nach dem Maß des Lichtes in ihr. Ohne Geist oder Licht wird alles tot und ist keiner weiteren Entwicklung und Vervollkommnung fähig. Im Licht wird alles lebendig tätig sich ausbildend und vervollkommnend. Was aber fürs Licht nicht aufnahmefähig ist, das bleibt in sich finster und tot, – denn ein lichtloser Zustand der Seele ist ihr Tod.[40]

Entwicklung

Einswerdung von Seele und Geist

Die Verbindung zwischen Seele und Geist ist sehr intensiv, weil die Seele, besonders eine ganz reine, selbst ein ganz geistiges Urelement ist. Es muss aus der Seele alles hinaus- und hinwegsterben, was nicht des Geistes ist. Solange irgendeine äußere Nötigung die Seele noch in einigen Lebensfibern gefangenhält, kann der freie Gottesgeist sich nicht in ihr völlig ausbreiten und die Seele von jeglichem Gericht befreien. Das Materielle muss die Seele ganz ablegen, bevor der Geist das ihm Verwandte in ihr als sein Selbstisches anziehen kann und damit ein vollkommenes Ich werden kann, d.h. bevor der innerste, göttliche Geistmensch völlig in seine ihm nun sehr verwandte Seele übergehen und mit ihr eins werden kann. Dann ist der neue Mensch ganz vollendet und braucht zu seinem nur ganz rein geistigen Bestehen auf ewig keine Umwandlung mehr. Nur im Erkennen und im steten Vollkommenerwerden in der reinsten Liebe und Weisheit der Himmel und ihrer die ganze Unendlichkeit ordnenden, regierenden und führenden Macht ist ein stetes Zunehmen in Ewigkeit und dadurch auch die Erreichung einer stets höheren Seligkeit als Folge der stets höheren Liebe, Weisheit und Macht zu gewärtigen. Nur der Gottesgeist kann der Seele vor Gott ewige Beständigkeit verleihen, denn Gott gegenüber kann nichts bestehen als nur das, was selbst 'Gott' ist. Wenn Gott in die schon vernünftige und einsichtige Seele nicht den Geist gelegt hätte, so könnte sie keinen Augenblick bestehen als ein freies Wesen; es würde ihr ergehen wie einem Wassertropfen auf glühendem Eisen. Die Tiere müssen eben darum ganz dumm und nahezu ohne alle Erkenntnis einhergehen, weil sonst ihr Bestehen eine Unmöglichkeit wäre.[41]

Ganz besonders muss der Geist vorerst die Seele bilden durch die Haltung der ihm äußerlich gegebenen Gesetze. Hat die Seele dadurch den rechten Grund der Reife und Ausbildung erreicht, so tritt der Geist völlig in die ganze Seele über, und der ganze Mensch ist dadurch vollendet, ein neues Geschöpf, zwar im Grunde des Grundes immer aus Gott, weil der Geist im Menschen eigentlich nichts als ein Gott im kleinsten Maße ist, weil völlig aus dem Herzen Gottes. Aber der Mensch ist das nicht durch die Tat Gottes, sondern aus seiner höchst eigenen, und ist eben darum ein vollwahres Gotteskind. (nach Archiel)[42]

Leben im Geist

siehe Geistiges Leben

Wiedergeburt des Geistes

siehe Geistige Wiedergeburt

Fesselung des Geistes

Der Geist kann von der Materie - sei es nun in der Materie des Leibes, wie bei den Menschen, oder in der Materie der Erde, wie im Falle des Satans - gefangen genommen werden. Durch die Liebe zu Gott kann er zwar stets mehr Meister der Materie werden und dieselbe durchdringen und dann in allen ihren Teilen vollkommen tätig sein, aber verlassen kann er dieselbe nicht eher, als bis es Gott will. Und wenn der Geist nach dem Willen Gottes die Materie verlässt, dann verlässt er sie nie als ein vollkommen reiner und freier Geist, sondern stets in einem neuen ätherischen Leib, den er dann ewig nie verlassen kann. Dieser Ätherleib nimmt auch einen gewissen Raum ein und kann - so es der Herr will - von der gröberen Materie festgehalten werden und sich von dieser nicht trennen, als bis es der Herr will. Dies ist deswegen so, weil die Materie nichts anderes ist als der fixierte Wille Gottes und daher jeden Geist gefangen nehmen kann und durch nichts zu besiegen ist, als allein durch die größte Demut, Selbstverleugnung und Liebe zu Gott. (nach Henoch)[43]

Geistiger Tod

Der Geist muss zufolge notwendigster göttlicher Ordnung eine bestimmte Zeit in das Fleisch der Materie dieser Welt versenkt werden, damit er fest werde in seiner Freiheit und nahe völligen Unabhängigkeit von Gott, ohne die er Gott nie schauen könnte und noch weniger bestehen in, neben und bei Gott. Dabei besteht aber die unmöglich vermeidbare Gefahr, von der Materie selbst verschlungen und getötet zu werden, woraus eine Erweckung zum Leben in Gott eine höchst schwere und leidende ist und sein muss. (nach Nathanael)[44]

Der geistige Tod tritt ein, wenn bei einem Menschen die Materie ihren Geist verzehrt. Ein solcher geistig toter Mensch ist dann nur mehr eine Menschenlarve, die weder warm noch kalt, sondern lau ist; sie ist weder böse noch gut, sondern tot wie die Materie selbst und hört nach dem Naturleben für ewig auf zu sein. Einer belebenden Züchtigung sind geistig tote Menschen ebenso wenig fähig wie ein toter Stein.[45] Wer geistig tot ist, hat kein Gewissen.[46]

Der (geistige) Tod ist eine stets auf eigenem Willen beruhende zunehmende Blindheit, die sich zornig entzündet und den Schöpfer einen gemeinen, launischen Pfuscher schimpft und sich so stets mehr verfinstert, weil sie unmöglich bei allen unendlichen Ideen (Spekulationen über einen weit entfernten, unendlichen, unverständlichen Gott usw.) je zu einem Ziel gelangen kann. (siehe Rationalist und Rationalismus)[47]

Weitere Definitionen:

  • Lieblose Taten und Werke: Eine Tat oder ein Werk ohne Liebe ist nicht eine Tat oder ein Werk des Lebens, sondern des Todes, also etwas, dem aufgrund der Liebe zum Bösen und dem Glauben an Falsches nur der Anschein von Lebendigkeit innewohnt. Unter diesem Anschein des Lebens wird der geistige Tod verstanden.[48]
  • Trennung von Verstand und Glaube: Der geistige Tod erfolgt, wenn der Verstand von dem, was geglaubt werden soll, entfernt wird. Dann weiß der Mensch nicht, ob er Wahres oder Falsches denkt und tut, ob er bei den Engeln des Himmels oder bei den Teufeln der Hölle ist. Durch die Wegnahme der Fähigkeit, das Wahre und Gute einzusehen und zu wollen, würde der Mensch geistig getötet, was aber aus göttlicher Vorsehung nicht möglich ist, da dem Menschen die Vernünftigkeit und Freiheit nicht genommen werden kann.[49]
  • Seelischer Tod: Geistiger Tod bedeutet der Seele nach zugrunde gehen.[50]

siehe auch Ewiger Tod

Siehe auch

Quellenverweise

  1. Jakob Lorber, Die Erde 1.13; Jakob Lorber, Die Erde 58.10; Jakob Lorber, Das Große Evangelium Johannes 2.62.2; Jakob Lorber, Das Große Evangelium Johannes 3.42.6
  2. Jakob Lorber, Die Haushaltung Gottes 2.228.7; Jakob Lorber, Himmelsgaben 2.420414.13
  3. Jakob Lorber, Die Haushaltung Gottes 3.47.13; Jakob Lorber, Das Große Evangelium Johannes 2.62.2; Jakob Lorber, Das Große Evangelium Johannes 3.42.6
  4. Jakob Lorber, Die Erde 28.5
  5. Jakob Lorber, Die Haushaltung Gottes 3.47.10; Jakob Lorber, Das Große Evangelium Johannes 1.16.4; Jakob Lorber, Das Große Evangelium Johannes 1.221.11; Jakob Lorber, Himmelsgaben 2.420414.13
  6. Jakob Lorber, Das Große Evangelium Johannes 2.132.10; Jakob Lorber, Das Große Evangelium Johannes 9.85.10; Jakob Lorber, Himmelsgaben 1.400602.6; Jakob Lorber, Himmelsgaben 3.470722.2
  7. Jakob Lorber, Die Erde 38.5-9
  8. Jakob Lorber, Himmelsgaben 3.400617.2
  9. Jakob Lorber, Himmelsgaben 2.411118.3; Jakob Lorber, Himmelsgaben 2.411118.6
  10. Jakob Lorber, Himmelsgaben 3.420220.2
  11. Jakob Lorber, Das Große Evangelium Johannes 3.48.6
  12. Jakob Lorber, Die geistige Sonne 2.10.14; Jakob Lorber, Bischof Martin 50.20; Jakob Lorber, Himmelsgaben 1.400602.6; Jakob Lorber, Das Große Evangelium Johannes 2.141.3
  13. Jakob Lorber, Das Große Evangelium Johannes 3.48.7
  14. Jakob Lorber, Das Große Evangelium Johannes 2.132.8
  15. Jakob Lorber, Die drei Tage im Tempel 21.21
  16. Jakob Lorber, Die Haushaltung Gottes 2.266.2
  17. Jakob Lorber, Die Haushaltung Gottes 3.76.9
  18. Jakob Lorber, Das Große Evangelium Johannes 1.214.10; Jakob Lorber, Das Große Evangelium Johannes 7.223.11; Jakob Lorber, Die Haushaltung Gottes 2.66.6; Jakob Lorber, Die Haushaltung Gottes 3.54.11; Jakob Lorber, Robert Blum 2.279.5
  19. Jakob Lorber, Die Haushaltung Gottes 3.57.14
  20. Jakob Lorber, Himmelsgaben 3.400617.6-12; Jakob Lorber, Die Erde 51.5; Jakob Lorber, Robert Blum 1.32.4; Jakob Lorber, Robert Blum 2.214.4; Jakob Lorber, Das Große Evangelium Johannes 2.132.8-11;Jakob Lorber, Das Große Evangelium Johannes 2.217.5-7; Jakob Lorber, Das Große Evangelium Johannes 3.42.5
  21. Jakob Lorber, Die Haushaltung Gottes 2.138.1-4
  22. Jakob Lorber, Himmelsgaben 3.470527.13
  23. Jakob Lorber, Himmelsgaben 3.470713.1-5
  24. Jakob Lorber, Die Erde 28.4
  25. Jakob Lorber, Himmelsgaben 3.400617.9
  26. Jakob Lorber, Himmelsgaben 1.400816b.7
  27. Jakob Lorber, Das Große Evangelium Johannes 1.42.7
  28. Jakob Lorber, Das Große Evangelium Johannes 1.161.6
  29. Jakob Lorber, Das Große Evangelium Johannes 1.71.8
  30. Jakob Lorber, Die drei Tage im Tempel 21.19; Jakob Lorber, Die Erde 30.1; Jakob Lorber, Das Große Evangelium Johannes 10.184.5
  31. Jakob Lorber, Robert Blum 1.146.9
  32. Jakob Lorber, Das Große Evangelium Johannes 1.161.4
  33. Jakob Lorber, Die geistige Sonne 2.79.12-13
  34. Jakob Lorber, Das Große Evangelium Johannes 3.42.5
  35. Jakob Lorber, Die drei Tage im Tempel 21.19
  36. Jakob Lorber, Die Erde 53.19; Jakob Lorber, Die Erde 52.5
  37. Jakob Lorber, Die Erde 53.10
  38. Jakob Lorber, Das Große Evangelium Johannes 10.184.5
  39. Jakob Lorber, Das Große Evangelium Johannes 8.24.11-12
  40. Jakob Lorber, Die Erde 52.15-19
  41. Jakob Lorber, Das Große Evangelium Johannes 4.54.11-14; Jakob Lorber, Robert Blum 2.210.4-5
  42. Jakob Lorber, Das Große Evangelium Johannes 1.214.10
  43. Jakob Lorber, Die Haushaltung Gottes 3.88.6-10
  44. Jakob Lorber, Das Große Evangelium Johannes 1.42.8
  45. Jakob Lorber, Himmelsgaben 2.420607a.6
  46. Jakob Lorber, Das Große Evangelium Johannes 2.123.4
  47. Jakob Lorber, Die Haushaltung Gottes 1.136.22
  48. Emanuel Swedenborg, Himmel und Hölle 474
  49. Emanuel Swedenborg, Enthüllte Offenbarung 427; Emanuel Swedenborg, Enthüllte Offenbarung 429
  50. Emanuel Swedenborg, Enthüllte Offenbarung 453; Emanuel Swedenborg, Enthüllte Offenbarung 516