Gebet

Aus Prophetia
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Betende Hände (Albrecht Dürrer)
Unter den Gebeten wird verstanden, was bei denen, die Gebete ausschütten, im Glauben und zugleich in der Liebtätigkeit liegt; denn ohne diese sind Gebete keine Gebete, sondern leere Töne.[1] Das hauptsächliche und vornehmste Gebet besteht darin, dass ein demütiges Herz demütig bleibt und seinen Nächsten liebt in der Tat mehr als sich selbst, Gott aber als den allein wahren Vater aller Menschen und Engel über alles.[2]

Wahres Beten

Das allein wahre Gebet besteht in der aufrichtigen Liebe zu Gott, dem Vater im Himmel, und gleichermaßen zu den Mitmenschen. Das ist eine rechte Gottesverehrung. Alles andere Gebet hat vor Gott und Jesus keinen Wert.[3] Vor Gott gilt allein das Gebet der Liebe im Herzen. Ein künstliches oder ritualisiertes Lippen- oder Gebärdengebet ist dem Herrn zuwider. Man soll nicht nach der Elle oder nach der Stunde beten, sondern im Herzen voll Liebe geistig und wahr. Wer Gott liebt, der betet Ihn im Geiste an, der die Liebe zu Gott im Menschen ist, und in deren Wahrheit, die ein rechtes Licht ist, das der Flamme der Liebe entströmt. Joh 4.23-24 [4] Wer den Herrn im Herzen als Gott und als Vater kennt, der wird Ihn auch im Herzen allein durch Liebe ehren und Ihn so nur in "Wahrheit" und "Geist" anbeten – weil der Herr als Gott und als Vater durch Seinen allerheiligsten Geist nur in den Herzen derjenigen wohnt, die Ihn als das kennen, was Er von Ewigkeit war und als was Er Selbst Sich auf Erden zu erkennen gegeben hat.[5] Wie das Beten im Geiste und der Wahrheit genau funktioniert, wird in Jakob Lorber, Das Große Evangelium Johannes 3.123.2-6 erklärt.

Man soll nicht beten wie die Heiden und Pharisäer mit den Lippen, mit Worten der fleischlichen Zunge, sondern im Geist und in der Wahrheit, durch lebendige Werke und Taten der Liebe an den Nächsten, dann wird jedes Wort im Namen des Herrn ein wahrhaftes Gebet sein, das Er stets und unfehlbar erhören wird. Man soll wahrhaft vernünftig sein, ein verständiges Herz haben, jedem Gutes tun, der irgend Hilfe bedarf, selbst den Feinden; man soll jene segnen, die einem fluchen.[6]

Das wahre Gebet ist die Liebe zum Herrn; wer diese hat, kann seinen Lippen allzeit die Mühe ersparen. Man soll im Stillen beten, und das genügt.[7] Das wahre Gebet im Geist und in der Wahrheit ist stumm und wer so betet, dessen Herz ist ganz daheim und kann nicht von der Welt beunruhigt und bekümmert werden. So ein Herz ist frei den Herrn über alles zu lieben und alles andere nur aus dem Herrn. Wer noch mit dem Mund beten und danken kann, dessen Herz hängt noch vielseitig an der Welt.[8]

Wer Gott wahrhaft und fruchtbringend anbeten will, der muss Gott zuvor in seinem Herzen lebendigst erkennen, er muss Gott im Geist und in aller Wahrheit zuerst haben in der Erkenntnis und in der Liebe, dann erst kann er Ihm die Ehre geben und Ihn vollgültig anbeten; ohne dem treibt der Mensch auch mit dem wahren Gott eine scheußliche Abgötterei. Ein Mensch kann den allein wahren Gott nicht würdig und wirksam anbeten, so er Ihn noch nie als nur vom Hörensagen ganz götzenhaft erkannt hat. So ist dann kein Unterschied zwischen der Anbetung des allein wahren Gottes und der eines Götzen. Die wahre Anbetung des allein wahren Gottes besteht in der Liebe zu Ihm und in der Liebe zum Nächsten. Wer aber kann Gott lieben, so er Ihn noch nie erkannt hat?[9]

Gott soll man nicht in Seiner Heiligkeit anbeten, sondern nur in des Vaters Liebe, denn Gott (in Seiner Heiligkeit) sind alle (sündhaften) Menschen ein Gräuel, nur dem Vater sind sie Kinder.[10]

Der Mensch soll Gott, seinen Schöpfer, ohne Unterlass anbeten, da Gott in Sich heilig und darum aller Anbetung würdig ist. Aber Gott in Sich ist ein Geist und kann daher nur im Geiste und in der Wahrheit angebetet werden, was so viel heißt als in der Tat durch allerlei gute Werke an Freunden und Feinden, allzeit an den einen wahren Gott glauben, Ihn aus allen Kräften im Herzen über alles lieben und Seine leichten Gebote halten. So wird das Gebet gerecht sein vor Gott. Was man den Armen aus der Liebe zu Gott tut, das tut man Gott. Die wahre Anbetung Gottes besteht allein in dem Glauben an Jesus und dass Er von Gott gesandt zu uns gekommen ist. Man soll nicht tun wie die Kinder der Welt, die meinen Gott gedient zu haben, weil sie eine Zeitlang mit ihren Lippen gewetzt haben.[11]

An dem irdischen Ort, an dem man betet, ist nichts gelegen, da die Erde überall gleich Gottes ist. Es kommt allein nur auf das Herz jegliches Menschen an, ob es ein möglichst reines, liebevolles, demütiges Herz ist und ob es Gott liebt.[12]

Man betet nicht zum Herrn, wenn man zu Gott dem Vater (Anm.: als separate Person) betet, wohl aber betet man zu Gott dem Vater, wenn man zum Herrn betet, denn sie sind eins wie Seele und Leib. Auch ein Mensch wird seinem Leib nach angeredet, den man sieht, und man wendet sich nicht zuerst an seine Seele, die man nicht sieht. Indem man den Menschen seinem Leib nach anredet, redet man auch seine Seele an.[13]

Wirkung

Wer immer das Göttliche unter Menschengestalt anbetet, wird vom Herrn angenommen.[14]

Indem man Gott bekennt durch seine lebendige Liebe zu Ihm und so im Geist und in der Wahrheit zu Ihm betet, dann geht man in den lebendigen Glauben über, das ist ein lebendiges Schauen im Geist in sich, in dem man Gott erst wahrhaft erkennen und lebendig bekennen wird im Geist und in der Wahrheit.[15]

Ist das Herz das, was es sein soll, nämlich ein Gefäß der Liebe zu Gott, ein Gefäß voll Sanftmut und Demut, dann ist volle Wahrheit in solch einem Herzen; wo aber Wahrheit ist, da ist Licht und Freiheit, denn das Licht der Wahrheit macht jegliches Herz frei. Ist aber das Herz frei, so ist auch frei der ganze Mensch. Wer demnach mit solch einem Herzen Gott liebt, der ist ein rechter Anbeter Gottes des Vaters."[16]

Arten

Bittgebete

Jesus in Gethsemane
In jeder Not soll mit natürlicher Sprache im Herzen zu Gott gebetet werden, und man wird nicht vergeblich bitten. Dabei soll man nicht viele Worte und keine Zeremonie machen, sondern ganz still im geheimen Liebeskämmerlein des Herzens bitten. Jeder soll so entsprechend dem Vater Unser im Herzen bitten, und seine Bitte wird erhört werden, wenn es ihm mit derselben völlig ernst ist und er nicht nur mit dem Mund, sondern wahr und lebendig im Herzen gebetet hat.[17]

siehe Bitte

Beten für arme Seelen

siehe Arme Seelen

Beten für Verstorbene

siehe Tote

Gott und das Beten

Gott allein gebührt alle Verehrung, alles Lob, aller Dank, aller Preis und alle Anbetung.[18] Er wird durch die Gebete der Menschen aber nicht mächtiger und größer, als Er es ohne Gebete ohnehin ist.[19]

Man kann endlos den Namen Gottes anrufen und beten; solange dies nicht in der reinen Liebe des Herzens geschieht, hat es vor Gott keinen Wert. Erst wenn der Eigennutz völlig ausgemerzt ist, erhört Gott Gebete.[20] Wenn jemand den Namen Gottes ruft, hat Gott aber seinen Rücken zugewendet, der wird so lange nicht erhört werden, bis er Herz und Angesicht Gott zugewendet hat.[21]

Verkehrtes und wirkungsloses Beten

Selbstsüchtige Bittgebete

Den Gebeten weltlicher Herzen pflegt der Herr kein Ohr zu leihen.[22] Der Landmann betet zu Gott, wenn es trocken ist, um einen Regen. Und wenn es ihm zu viel regnet, wieder um Sonnenschein. – Ein Händler betet, dass er recht günstig kaufe und recht sündig teuer verkaufe. – Der Wucherer macht eine fromme Stiftung sogar, auf dass nur recht schlechte, magere Jahre kommen sollen. – Der Lottospieler betet sich oft die Zunge wund um einen Treffer usw. Solche scheren sich wenig um den Himmel, den ihnen Gott geben möchte; sondern nur den Himmel wollen sie, den sie sich selbst erbaut haben aus ihren Begierlichkeiten. Sie beten Gott nicht als Zweck, sondern als Mittel an. Sie kehren sich zu Ihm der Welt wegen, aber nicht Seiner Selbst willen. Gott lässt sich aber nicht als solcher Unterhändler gebrauchen und sagt zu so jemandem: "Was du im Herzen trägst, dahin wende dich auch selbst! Der, den du liebst, wird dir doch sicher näher sein als ich!? Daher lass mich so lange ungeschoren, bis du mit der Liebe zu mir dich mir nahen wirst!" Wer Gott liebt, der muss Ihn lieben Seiner Selbst willen, aber nicht der weltlichen Vorteile halber - dann wird alles, was Gottes ist, auch sein sein. Wer Gott aber nur der weltlichen Vorteile wegen sucht, der ist Ihm ärger und unerträglicher als einer, der Ihn noch nie gesucht hat. Gott betrachtet so jemanden als Schmeichler und Schmarotzer, vor dem es Ihm ekelt, der sich vor Ihm fernhalten kann und den Er nicht anhört.[23]

Bezahlte Gebete

Ein kurzes Gebet im Geiste und in der Wahrheit aus dem Herzen eines des Herrn liebenden Bruders, auch wenn es nur 10 Worte lang ist, hat einen unendlichen höheren Wert als 10000 Hochämter in einer fürs Volk unverständlichen Sprache, wenn sie noch so gut bezahlt wären von Gläubigen und gelesen bei den privilegierten Gnaden-Altären.[24]

Lippengebete

siehe Lippengebet

Anbetung von drei Göttern

Wer nach der Glaubensformel betet, dass Gott der Vater um des Sohnes willen den Geist senden wolle, der betet zu Gott dem Vater als den einen Gott, und mit Rücksicht auf den Sohn als den anderen Gott, und um dem Heiligen Geist als den dritten Gott. Wer zwar in Gedanken die drei Personen zu Einem Gott macht, zerteilt diesen, das heißt, seine Vorstellung doch wieder in drei Personen, wenn er so betet. Dieselbe Glaubensformel macht auch aus dem Herrn zwei, weil man alsdann bloß an das Menschliche des Herrn und nicht zugleich an Sein Göttliches denkt; denn um des Sohnes willen, heißt um Seines Menschlichen willen, welches am Kreuz gelitten hat.[25]

siehe dazu auch Falsche Lehre von der Dreieinigkeit Gottes

Betet ohne Unterlass

"Betet ohne Unterlass!" 1Thes 5.17 bedeutet nach der Ordnung Gottes zu leben und daher Seine leichten Gebote halten, man hält sein Herz ständig vollkommen bei Gott und nicht zur Hälfte bei der Welt. Wer den Willen Gottes tut, der betet ohne Unterlass. Wer meint, er müsse Tag und Nacht Lippengebete abhalten, der ist entweder ein Narr oder ein Betrüger, denn es wird oft genug in der Schrift erwähnt, in was für einem Ansehen lange Lippengebete bei Gott stehen. Und wie sollten die Menschen ihre nötige Arbeit bestellen, wenn Gott von ihnen wollte, unaufhörlich herz-, und sinnlose leere Lippengebete herzuplappern?[26]

Wer mit Händen, Füßen, Augen, Ohren und Lippen in einem fort tätig ist und im Herzen allzeit Gott und die armen Nächsten liebt, der betet wahr und ohne Unterlass zu Gott, der ihn segnen und jenseits das allerglückseligste ewige Leben geben wird. Mit den Füßen wird gebetet, indem man zu den Armen geht und ihnen Hilfe und Trost bringt; mit den Händen: wenn man den Notleidenden unter die Arme greift; mit den Augen: wenn man gerne die Armen ansieht; mit den Ohren: wenn man gern und tatwillig Gottes Wort anhört und dieselben vor den Bitten der Armen nicht verschließt; und mit den Lippen: wenn man sich gerne tröstend mit den Armen und Verlassenen bespricht, für die Gefangenen gern ein gutes Wort einlegt bei denen, welche die Armen oft schuldlos gefangenhalten, damit diese sie wieder freilassen, oder indem man Unwissende belehrt und sie zum wahren Glauben, zur rechten Gotteserkenntnis und zu allerlei nützlicher Tugend beredet. Das alles ist dann auch ein Gott höchst wohlgefälliges Gebet.[27]

Falsche Vorstellungen

Gebet als eine Art Buße

Dumme Menschen halten das Beten, das sie als etwas Unangenehmes ansehen, für ein Kreuz, durch das man Verdienste erwirbt - eine Kasteiung oder Buße. Tatsächlich aber ist das Gebet die über alles entzückende Erhebung des Herzens zum heiligen Vater, der himmlischste Akt des armen Menschen diesseits und jenseits. Lediglich die geist- und sinnlose Art zu beten, durch die der Geist nicht belebt, sondern getötet wird, ist ein drückendes Kreuz. (nach Peter Peter)[28]

Siehe auch

Quellenverweise

  1. Emanuel Swedenborg, Enthüllte Offenbarung 278
  2. Jakob Lorber, Das Große Evangelium Johannes 3.207.12; Jakob Lorber, Himmelsgaben 1.401028.14
  3. Jakob Lorber, Die Erde 65.7; Jakob Lorber, Das Große Evangelium Johannes 2.111.3
  4. Jakob Lorber, Die Haushaltung Gottes 2.140.3-7; Jakob Lorber, Die Haushaltung Gottes 1.1.4; Jakob Lorber, Die Kindheitsgeschichte Jesu 185.8-11; Jakob Lorber, Himmelsgaben 3.410305.16; Jakob Lorber, Das Große Evangelium Johannes 1.27.12
  5. Jakob Lorber, Himmelsgaben 2.470705.13
  6. Jakob Lorber, Das Große Evangelium Johannes 3.209.4
  7. Jakob Lorber, Die Kindheitsgeschichte Jesu 214.26; Jakob Lorber, Das Große Evangelium Johannes 1.46.7
  8. Jakob Lorber, Die Haushaltung Gottes 1.132.21-23
  9. Jakob Lorber, Das Große Evangelium Johannes 3.207.2-4
  10. Jakob Lorber, Die Haushaltung Gottes 1.167.9
  11. Jakob Lorber, Das Große Evangelium Johannes 3.36.3-4; Jakob Lorber, Das Große Evangelium Johannes 3.123.5; Jakob Lorber, Das Große Evangelium Johannes 6.57.21; Jakob Lorber, Die Kindheitsgeschichte Jesu 91.7-8
  12. Jakob Lorber, Das Große Evangelium Johannes 1.27.14-15
  13. Emanuel Swedenborg, Enthüllte Offenbarung 341
  14. Emanuel Swedenborg, Die Erdkörper im Weltall und ihre Bewohner 7
  15. Jakob Lorber, Die Haushaltung Gottes 3.47.8-9
  16. Jakob Lorber, Das Große Evangelium Johannes 1.27.14-15
  17. Jakob Lorber, Das Große Evangelium Johannes 10.32.4-7
  18. Jakob Lorber, Himmelsgaben 1.410320.6
  19. Jakob Lorber, Die Kindheitsgeschichte Jesu 185.12
  20. Jakob Lorber, Die Haushaltung Gottes 1.134.16-17
  21. Jakob Lorber, Die Haushaltung Gottes 1.160.8
  22. Jakob Lorber, Himmelsgaben 2.430510.11
  23. Jakob Lorber, Himmelsgaben 2.420527.8-15
  24. Jakob Lorber, Himmelsgaben 1.410525a.6
  25. Emanuel Swedenborg, Enthüllte Offenbarung 537
  26. Jakob Lorber, Die natürliche Sonne 65.6; Jakob Lorber, Das Große Evangelium Johannes 2.111.9; Jakob Lorber, Das Große Evangelium Johannes 6.123.7; Jakob Lorber, Himmelsgaben 2.430101.1
  27. Jakob Lorber, Das Große Evangelium Johannes 2.111.6-9
  28. Jakob Lorber, Robert Blum 2.239.10-11