Zweites Gesicht

Aus Prophetia
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Schamanen und Seher sind in ihrer Unverfälschtheit Menschen mit Zweitem Gesicht. Zu Schamanen ausgebildet wurden sensible und zurückgezogene Kinder.
Das Zweite Gesicht ist kein Zeichen von einem geweckten Geist (geistige Wiedergeburt bzw. Fortschritt), denn das Schauen des Geistes ist ganz verschieden von dem der Seele, sondern hat nur ein etwas erhöhtes Seelenleben zur Ursache. Es ist eine Folge des Nervensystems, durch das die Seele mittels ihres Nervengeistes Anschauungen aus ihrem Seelenreich in den Leibesorganismus überträgt. Menschen mit starken Nerven haben daher selten oder nie das Zweite Gesicht. Es ist generell feiner (sensibler) Menschen zu eigen, die stets in großer Not und natürlicher Abgeschiedenheit von der Welt zu leben genötigt sind. Auch die Tiere sind dazu fähig.[1]

Das Zweite Gesicht ist bei einem Menschen weder als etwas Gutes, noch als etwas Schlechtes zu betrachten, sondern es ist eine Art Krankheit des Leibes, die der Mensch meistens durch allerlei widrige Ereignisse im Verlauf seines irdischen Lebens erlangt, z.B. große Traurigkeit, lange anhaltende Angst, große Schrecken usw., manchmal aber auch künstliche Mittel wie Magnetismus, Berauschung und Betäubung durch narkotische Kräuter (Drogen).[2]

Das Zweite Gesicht hatten z.B. in früheren Zeiten jene Menschen, die sehr einfach und naturgemäß lebten und (später) als Hexen und Hexer verketzert wurden.[3] Die auf dem Mond lebenden Menschen haben das Zweite Gesicht generell.[4]

Stufen

Erste Stufe

Die erste Stufe des Zweiten Gesichts ist ein sehnsüchtiges, plastisches Vorgefühl aufgrund dem ätherischen Überwehen dessen, was die Seele in ihrem gedrückten Zustand wohltuend erwartet. Es ist vergleichbar der Sehnsucht nach dem Frühling im tiefen Winter, wo die Phantasie der Seele sich vorzugsweise damit beschäftigt, einem bildlich den Frühling vorzuführen.[5]

Zweite Stufe

Wird die Seele durch leidende Verhältnisse sehr beengt, dann tritt sie aus ihrer leiblichen Sphäre hinaus. Sie ist in diesem Zustand fähig, die Seelen verstorbener Menschen zu sehen, wenn diese es wollen oder dürfen, und ein Faktum oder Ereignis aufgrund ihrer freieren Sehkraft früher zu erkennen, als es zur materiellen Objektivität gelangt; ebenso ein vergangenes Faktum oder Geschehen nachträglich zu schauen. Der Grund dafür ist, dass es im sichtbaren Raum seelische Wirkungen und Bewegungen gibt, die den Schallwellen gleichen und sich nach allen erdenklichen Richtungen schneller als die Elektrizität fortpflanzen können. Jedem Faktum oder Ereignis liegt eine materielle, seelische und geistige Bedingung zugrunde. Die leiblichen Augen können das Faktum erst dann sehen, wenn es innerhalb der leiblichen Sehkraft geschieht; davor aber müssen die seelischen Bedingungen vorangehen.[6]

Beispiele:

Vorhersehen eines individuellen Geschehens: Ein mit dem Zweiten Gesicht Begabter sieht z.B. eine unbekannte Leiche, obwohl der Bekannte noch ganz frisch und gesund ist und erst in einigen Monaten darauf stirbt. Solches ist möglich, weil die Seele des Sterbenden den nahenden Leibestod ahnt, in einen erhöhten Zustand gelangt und sich darauf vorbereitet. Dies kann die Seele eines anderen Menschen, die sich ebenfalls in einem erhöhten Zustand befindet, sehen und wie beschrieben mitteilen.[7]

Fernsicht: Wo immer etwas geschieht, und Menschen zugegen sind, dann wird das Geschehen in das Seelenleben aufgenommen und verbreitet sich (ähnlich dem Schall oder einer Druckwelle) in der seelischen Sphäre je nach Größe und Art in oft weite Entfernung. Ein Mensch im erhöhten Seelenzustand kann diese Schwingungen bildlich wahrnehmen.[8]

Vorhersehen eines kollektiven Geschehens: Ein Gesicht von mehreren Menschen, die z.B. verunglücken werden, ist selten. Wenn eine Seele bei besonderen Fällen in einen erhöhten Zustand gelangt, dann wird auch der innewohnende Geist auf kurze Zeit geweckt. Den geistigen Bedingungen aber liegen alle vergangenen und zukünftigen Fakten zugrunde. Das Schauen kann daher auf zweifache Art vor sich gehen: (1.) Aus dem Geist, was dann in die Seele übergeht und sich (2.) wie bei der Fernsicht (siehe oben) verbreitet.[9]

Unterschied zur geistigen Wiedergeburt

Grund und Zusammenhang

Die Visionäre des Zweiten Gesichtes erzählen ihre geschauten Bilder so wie sie ihnen zu Gesicht kamen; aber es liegt in all ihren Erzählungen nirgends ein Grund vorhanden, auf den sie gebaut wären, und dann entbehren dergleichen Erzählungen, wenn sie auch noch so seltsam klingen, allen Zusammenhang und liegen untereinander wie Blätter auf dem Waldboden. Dies kommt daher, weil bei solchen Individuen Geist und Seele noch nicht verbunden sind. Bei einem geistig Wiedergeborenen bekundet jede Darstellung geistiger Dinge den rechten Grund und den vollen Zusammenhang, wenn auch nur zum Teil.[10]

Kein Schausteller

Ein geistig Wiedergeborener weiß, dass man mit den Gaben des Heiligen Geistes keinen Taschenspieler machen darf, daher wendet er diese nur an, wenn sie nötig sind und gewöhnlich im Geheimen nur. Ein Wundervorführer ist garantiert kein geistig Wiedergeborener, der nicht die Perlen vor die Schweine wirft. Liebe zu Gott, große Herzensgüte, Liebe zu allen Menschen sind die Zeichen der geistigen Wiedergeburt; wo diese fehlen, und wo die Demut noch nicht für jeden Stoß stark genug ist, da nützen auch nicht Heiligenschein, Kutte und Geistervisionen. Solche Schausteller sind dem Reich Gottes sehr fern, denn dieses kommt nie mit äußerlichem Schaugepränge, sondern nur inwendig, in aller Stille und Unbeachtetheit, in das Herz des Menschen. Wer großartig sagt: "Ich sage es, und dies ist mein Werk!", dem soll man nicht glauben. Und wenn jemand so spricht, als spräche er im Namen des Herrn, tut es aber eigentlich doch nur seiner Ehre und seines Vorteils wegen, dem soll man auch nicht glauben. Wer aber ohne Eigennutz und eigene Ehrsucht sagt: "Der Herr spricht es!", dem soll man glauben, vor allem wenn dabei nicht auf das Ansehen der Person geachtet wird, denn ein Wiedergeborener kennt nur das Ansehen des Herrn, alle Menschen aber sind seine Brüder.[11]

Siehe auch

Quellenverweise

  1. Jakob Lorber, Himmelsgaben 1.410321.1-2; Jakob Lorber, Die zwölf Stunden 10.22-23; Jakob Lorber, Die zwölf Stunden 10.45; Jakob Lorber, Die Erde 70.19
  2. Jakob Lorber, Die Erde 70.20
  3. Jakob Lorber, Die Erde 35.2-3f
  4. Jakob Lorber, Der Mond 2.9
  5. Jakob Lorber, Die zwölf Stunden 10.25-26; Jakob Lorber, Himmelsgaben 1.410321.3-4
  6. Jakob Lorber, Die zwölf Stunden 10.28-33; Jakob Lorber, Die zwölf Stunden 10.44; Jakob Lorber, Himmelsgaben 1.410321.5-6; Jakob Lorber, Himmelsgaben 1.410321.11
  7. Jakob Lorber, Die zwölf Stunden 10.35-37; Jakob Lorber, Himmelsgaben 1.410321.8
  8. Jakob Lorber, Die zwölf Stunden 10.38-40; Jakob Lorber, Himmelsgaben 1.410321.9
  9. Jakob Lorber, Die zwölf Stunden 10.41-43;Jakob Lorber, Himmelsgaben 1.410321.10
  10. Jakob Lorber, Die Erde 70.20-21
  11. Jakob Lorber, Die Erde 70.23-30