Fleischesmensch

Aus Prophetia
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Dieser Artikel behandelt selbstsüchtige Menschen. Für den Körper des Menschen siehe Leib.

Ein Fleischesmensch, Egoist oder Selbstsüchtiger ist jemand, der nur sich selbst wohl will und niemandem sonst, nicht der Kirche, nicht dem Vaterland, nicht irgendeiner menschlichen Gesellschaft, es sei denn um seiner selbst willen. Jenen dient der Eigensüchtige nur um des eigenen Rufes, der eigenen Ehre und des eigenen Vorteils willen. Die menschlichen Gemeinschaften und ihre Mitbürger sollen ihm dienen, nicht aber umgekehrt. Er stellt sich über sie und sie unter sich. Das Leben des Selbstsüchtigen ist an sich betrachtet nur böse. In dem Maße, wie sich jemand der Selbstsucht ergibt, entfernt er sich vom Himmel, weil er sich von der himmlischen Liebe entfernt.[1]

Wesen

In dem Maß, wie jemand der Selbstliebe verfällt, wird er von sich selbst, seinem Eigenen, geführt und nicht vom Herrn. Das Eigene des Menschen ist aber nichts als Böses, ist tatsächlich sein anererbtes Böses, das darin besteht, sich selbst mehr als Gott, und die Welt mehr als den Himmel zu lieben. Denn bei solchem Handeln blickt er vom Guten weg auf sich selbst, nicht umgekehrt, von sich selbst weg auf das Gute. Im Guten errichtet er dann gewissermaßen ein Bild seiner selbst und nicht ein Bild des Göttlichen.[2] Das Böse der Selbstsüchtigen besteht in der Verachtung anderer Menschen, in Neid und Groll gegen alle, die ihnen nicht gewogen sind und daher in Feindseligkeit, in Hassausbrüchen verschiedenster Art, Rachehandlungen, listigen Anschlägen, Betrügereien, in Unbarmherzigkeit und Grausamkeit. Was die Religion betrifft, besteht ihr Böses nicht nur in Verachtung des Göttlichen und der göttlichen Dinge, das heißt des Wahren und Guten der Kirche, sondern auch in einer Erbitterung, mit der sie sich dagegen wenden und die sich ebenfalls in Hass verwandelt, wenn der Mensch zu einem Geist wird. So jemand findet es unerträglich, etwas von diesen Dingen zu hören, er entbrennt auch in Hass gegen alle, die das Göttliche anerkennen und verehren.[3]

Der äußeren Form nach lebt der bloß natürliche Mensch nach denselben Geboten wie der geistige, denn in gleicher Weise verehrt er das Göttliche, geht in die Kirche, hört die Predigt, zeigt eine andachtsvolle Miene. Er tötet nicht, begeht keinen Ehebruch, stiehlt nicht, legt kein falsches Zeugnis ab, bringt den Partner nicht um seine Güter. Aber alles tut er nur um seiner selbst, um der Welt und um des Scheines willen. Seiner inneren Gestalt nach ist er das genaue Gegenteil von dem, was er in der äußeren zu sein vorgibt, denn im Herzen leugnet er das Göttliche, im Gottesdienst spielt er den Heuchler, und wenn er sich seinen eigenen Gedanken überlässt, lacht er nur über die heiligen Dinge der Kirche und glaubt, sie dienten bloß als Zügel für die einfältige Masse. Ein solcher Mensch ist ganz und gar vom Himmel abgeschnitten und kann als einer, der nicht geistig ist, nicht als sittlich und bürgerlich guter Mensch gelten. Denn wenn er auch nicht tötet, so hasst er doch jeden, der ihm im Wege steht, und er würde töten, wenn ihn nicht die bürgerlichen Gesetze und äußeren Fesseln, das heißt seine Befürchtungen, davon abhielten. Weil er aber im Verlangen danach steht, tötet er im Grunde fortwährend. Dasselbe gilt auch für Ehebruch usw. Die wahre Beschaffenheit solcher Menschen zeigt sich deutlich im anderen Leben. Obgleich das äußere Leben des natürlichen und geistigen Menschen gleich erscheint, sind beider Arten von Menschen grundverschieden.[4]

Die Selbstliebe bildet bei einem Menschen, der sich ihr ergeben hat, das Haupt, die himmlische Liebe die Füße, auf die er sich stellt. Dient ihm die himmlische Liebe nicht, so tritt er sie mit Füßen.[5]

Wer sich und die Welt über alles liebt, trachtet nur nach weltlichen Dingen, weil diese den äußeren Sinnen schmeicheln und die Genusssucht befriedigen, nicht aber nach den geistigen Dingen, die die inneren Sinne ansprechen und das Gemüt erfreuen. Diese weist man zurück und sagt, sie stünden zu hoch, um als Denkobjekte in Frage zu kommen.[6]

Ein geiziger und selbstsüchtiger Mensch ist ein in sich durch sich selbst verdorbener Mensch und kann keine Früchte des Lebens bringen, weil er in sich selbst alles Leben verzehrt.[7]

Im Wesen der Selbstsucht liegt ferner, dass sie im selben Maß voranstürmt, wie man ihr die äußeren Fesseln lockert - nämlich die Furcht vor dem Gesetz mit seinen Strafen, vor dem Verlust des guten Rufs, der Ehre, des Gewinns, der Stellung und des Lebens. Sie kennt keine Grenze und kein Ende, möchte schließlich nicht nur über die ganze Welt, sondern sogar über den ganzen Himmel, ja selbst über das Göttliche herrschen. Dies liegt in jedem Menschen verborgen, der sich der Selbstliebe ergeben hat, auch wenn es aufgrund der genannten Zügel nicht offen zutage tritt. Man sieht es aber an den Machthabern und Königen, die keine solchen Fesseln kennen. Noch deutlicher ersichtlich ist es am heutigen Babylonien (Kirchenfürsten), das seine Herrschaft bis in den Himmel hinein ausgedehnt und alle göttliche Gewalt des Herrn auf sich übertragen hat, dabei aber immer noch höher hinaus will.[8]

Reine Welt- und Fleischmenschen werden der Außenform nach oft sehr schön und üppig, besonders das weibliche Geschlecht. Der Grund dafür ist die stets größere Einigung der Seele mit ihrem Fleisch. Aber sie werden dadurch auch leicht krank und gesundheitlich wenig widerstandsfähig und für alle argen physischen Eindrücke sehr empfänglich.[9]

Ein Verräter gleich dem Judas Ischariot ist jeder, der sich mit was immer selbstliebig bereichert, sei es mit Wissenschaften oder mit Gold (Geld). Denn so er alles dieses nicht vom Herrn empfängt oder sich solches nicht wenigstens aus großer Liebe zum Herrn und seinem Nächsten erwirbt, so ist er ein Dieb und ein Räuber, da er sich all dies eigensüchtig zu eigen macht und somit auf Kosten des Herrn sündigt. Denn alles ist aus dem Herrn gemacht und kommt vom Herrn.[10]

Nächstenliebe

Der sich liebt, der liebt auch die, die ihm nahe stehen, insbesondere seine Kinder und Verwandten, im weiteren Sinne alle, die eins mit ihm ausmachen und die er "seine Leute" nennt. Die einen wie die anderen zu lieben bedeutet auch, sich selbst zu lieben, erblickt er sie doch gleichsam in sich und sich in ihnen. Zu denen, die er "seine Leute" nennt, gehören auch alle, die ihn loben, ehren und verehren.[11]

In einem eigensüchtigen Menschen beginnt die Liebe zum Nächsten bei ihm selbst, erklärt er doch, jeder sei sich selbst der Nächste. Von ihm aus als dem Mittelpunkt erstreckt sich seine Liebe auf alle, die mit ihm übereinstimmen, und nimmt ab, je weniger eng sie in Verbindung zu seiner Selbstliebe stehen. Wer nicht zu diesem Kreis gehört, interessiert ihn nicht; wer gegen ihn und sein Böses auftritt, gilt ihm als Feind, sei er noch so weise, anständig, aufrichtig und gerecht.[12]

siehe Fleischliche oder himmlische Nächstenliebe

Denken

siehe Empirisches Denken

Schicksal

Der Mensch in seinem Fleisch ist der Erde nicht wert, wenn er den Geist flieht, um nur sein Fleisch zu trösten. (nach Henoch)[13]

Verlust des Himmels

Bei Menschen, die sich selbst über alles lieben, wenden sich die inneren Bereiche der Gedanken und Neigung sich selbst und der Welt zu und daher im selben Maße vom Herrn und vom Himmel ab; sie entfremden sich dem Göttlichen und entfernen sich vom Himmel. Aus diesem Grund sind sie von allen Arten des Bösen besessen und deshalb findet auch das Göttliche bei ihnen keinen Eingang.[14]

Alle, die sich und die Welt mehr als ihre Nutzwirkung geliebt hatten, finden im Himmel keinen Platz. Denn jedem Menschen verbleibt nach dem Erdenleben seine Liebe oder Neigung, und sie wird in Ewigkeit nicht ausgerottet.[15]

Geistige Blindheit

Ein Selbst- und Weltsüchtiger kann die Dinge des Himmels und der Kirche nicht mehr sehen, da sie bei ihm in Finsternis liegen, Finsteres wird aber entweder geleugnet oder nicht verstanden. Er kann sie höchstens aus dem Gedächtnis hersagen, ohne sie zu verstehen, betrachtet sie auch mit denselben Augen (empirisches Denken), mit denen er die weltlichen und körperlichen Dinge betrachtet. Er kann seinen Geist nicht mit anderem beschäftigen, als mit dem, was durch seine körperlichen Sinne eindringt, woran er seine Freude hat. Darunter gibt es vieles, was schmutzig, unzüchtig, gemein und verbrecherisch ist und von dem er nicht abgebracht werden kann, weil sein Gemüt nach oben verschlossen ist, deshalb keinen Einfluss aus dem Himmel empfangen kann.[16]

Je geringer jemandes Eigenliebe ist, desto weiser kann er in göttlichen Dingen sein, denn die Eigenliebe verschließt die inneren Bereiche gegen den Herrn und den Himmel, und öffnet die äußeren Bereiche und kehrt diese sich selbst zu. Deshalb befinden sich auch alle, bei denen diese Liebe herrscht, in dichter Finsternis in Bezug auf alles Himmlische, wie sehr sie auch im Hellen bezüglich des Weltlichen sein mögen.[17] Wer sich selbst mehr als den Herrn, und die Welt mehr als den Himmel liebt, und die Genüsse der Selbst- und Weltliebe kostet, bis er schließlich nicht mehr weiß, dass es noch andere, eben himmlische Freuden gibt, dem verschließen sich die inneren Bereiche, und öffnen sich die äußeren gegen die Welt hin. Ist dies geschehen, so sieht der Mensch alles, was die Welt betrifft, in hellem Licht, befindet sich aber in Finsternis hinsichtlich aller Dinge, die zum Himmel gehören.[18]

Wenn die Menschen in Selbstsucht und Eigenliebe ausarten und ihr vermeintes Licht in geistiger Beziehung zur dicksten Finsternis wird, dann sinken solche Menschen unter das Tierreich hinab und kommen nicht selten dahin, dass sie manche Tiere für weiser halten als sie selbst sind. Derartige Menschen haben gar keine (wahre) Liebe, somit kein (wahres) Leben und kein (wahres) Licht; sie wissen nicht einmal, dass sie eine Seele haben und diese unsterblich ist.[19]

Unbelehrbarkeit

Von ihrer Selbstliebe Besessenen stoßen jede Belehrung weiser Menschen zurück. Der Grund dafür: Niemand kann vom Bösen her das Gute und Wahre erblicken, denn das dem Bösen entspringende Falsche ist Finsternis. Deshalb gleichen alle, die dem aus Bösem entsprungenen Falschen anhangen, blinden Menschen, die, was im Licht steht, nicht sehen, ja davor zurückscheuen gleich den Nachteulen.[20]

Verlust der Unschuld

Wer sich selbst liebt, lässt sich nicht von einem anderen lenken, deswegen befindet sich so jemand nicht mehr in der Unschuld. (Anm.: d.h. läd sich "Karma", Schuld, Sünden auf)[21]

Jenseits

Ein der Selbst- und Weltliebe ergebener Mensch empfindet, solange er im Körper lebt, das von ihnen Angenehme und die einzelnen Vergnügungen, die ihnen entstammen. Nach dem Tod jedoch verwandelt sich was der Selbst- und Weltliebe angehört in das was man höllisches Feuer nennt, in Schmerz und Schrecken, zuweilen auch etwas Ekelhaftes und Schmutziges, das den unreinen Lüsten entspricht und dann merkwürdigerweise angenehm erscheint. (Anm.: wer in der Hölle ist, wähnt sich glücklich, obwohl sein Leben schmerzhaft und schmutzig ist).[22]

Alle Menschen, die vom Bösen (Selbstsucht) beherrscht sind und sich gegen die Wahrheiten der Kirche im Falschen begründen, besonders auch solche, die das Wort Gottes verworfen haben, fliehen das Licht des Himmels und stürzen sich in unterirdische, finstere Höhlen und Felsklüfte, um sich darin zu verbergen. Sich darin aufzuhalten, bereitet ihnen Behagen, Unlust dagegen, auf freiem Feld zu sein. Das sind die geistigen Entsprechungen ihrer Freuden.[23]

Die Selbstsucht lässt ihre Begierden in dem Teil der Hölle, den sie beherrscht, so erscheinen, dass die Selbstsüchtigen von ferne verschiedenen Arten wilder Tiere gleichen, einige Füchsen und Panthern, andere Wölfen und Tigern, wieder andere Krokodilen und Giftschlangen. Die Selbstsucht verursacht auch, dass die Wüsten, in denen die Bewohner dieser Hölle leben müssen, ausschließlich aus Steinhaufen und barem Kies bestehen, untermischt mit Sümpfen, in denen Frösche quacken, und dass Klagevögel über ihren Hütten fliegen und krächzen. Die Ochim, Zijim und Ijim, die in den prophetischen Teilen des Wortes erwähnt werden, die von der Herrschsucht und Weltliebe handeln, bedeuten nichts anderes, vgl. Jes 13.21, Jer 50.39, Ps 74.14.[24]

Je selbstsüchtiger einer ist, desto dümmer zeigt er sich im anderen Leben, weil soweit sich jemand selbst liebt, entfernt er sich auch vom Himmel und damit von der Weisheit. Besonders verrückt sind die ehrsüchtigen Selbstsüchtler. Auch wenn sie in der Welt in hohen Würden standen und weise Reden halten konnten, welche nur ihrem Gedächtnis, nicht aber dem Licht der Vernunft entstammten, taugen sie jenseits zu keinem Amt, werden zu Bettlern in größter Not, weil sie immer nur an sich denken, daher stumpfsinnig sind.[25]

Im anderen Leben (bzw. der Hölle) müssen selbstsüchtige Menschen vom Herrn weg auf jenen düsteren Bereich blicken, der dort die Stelle der irdischen Sonne einnimmt und den Gegenpol zur Sonne des Himmels bildet, die der Herr ist.[26] Wenn im Jenseits einer, der sich selbst im höchsten Grade geliebt hat, auch nur vom Göttlichen hört, besonders aber vom Herrn, dann wird er zu einem solchen Hass gereizt, dass er Ihn töten möchte. Wären dem Trieb seiner Liebe die Zügel gelockert, würde er aus seiner Selbstsucht heraus fortwährend den Himmel angreifen, als wäre er der Teufel selbst.[27]

Jene vielen Menschen, die es in der Welt- und Selbstliebe und somit in der Lebensfinsternis so weit als nur möglich gebracht haben, werden jenseits auf eben dem Punkt wieder anfangen und nach Umständen immer ärger und materieller. Sie werden wieder (der Seele nach) in die tote, harte Materie übergehen, und zwar durch einen unsäglich schmerzlichen Prozess, und das über lange Zeiten. Schließlich in viele Teile zerteilt, werden sie nach langen Zeiten wieder zu Menschen oder zu Geschöpfen, entweder auf diese Erde oder auf anderen Weltkörper gestaltet. (siehe Reinkarnation)[28]

Siehe auch

Quellenverweise

  1. Emanuel Swedenborg, Himmel und Hölle 360; Emanuel Swedenborg, Himmel und Hölle 556-557
  2. Emanuel Swedenborg, Himmel und Hölle 558
  3. Emanuel Swedenborg, Himmel und Hölle 562
  4. Emanuel Swedenborg, Himmel und Hölle 531
  5. Emanuel Swedenborg, Himmel und Hölle 558a
  6. Emanuel Swedenborg, Himmel und Hölle 87
  7. Jakob Lorber, Das Große Evangelium Johannes 3.193.6
  8. Emanuel Swedenborg, Himmel und Hölle 559
  9. Jakob Lorber, Das Große Evangelium Johannes 3.11.6
  10. Jakob Lorber, Himmelsgaben 1.410306.2-4
  11. Emanuel Swedenborg, Himmel und Hölle 556
  12. Emanuel Swedenborg, Himmel und Hölle 558a
  13. Jakob Lorber, Die Haushaltung Gottes 3.94.16
  14. Emanuel Swedenborg, Himmel und Hölle 360; Emanuel Swedenborg, Himmel und Hölle 557-558; Emanuel Swedenborg, Himmel und Hölle 561
  15. Emanuel Swedenborg, Himmel und Hölle 393
  16. Emanuel Swedenborg, Himmel und Hölle 532
  17. Emanuel Swedenborg, Himmel und Hölle 272
  18. Emanuel Swedenborg, Himmel und Hölle 252
  19. Jakob Lorber, Himmelsgaben 2.640309.4-5
  20. Emanuel Swedenborg, Himmel und Hölle 487
  21. Emanuel Swedenborg, Himmel und Hölle 280
  22. Emanuel Swedenborg, Himmel und Hölle 401
  23. Emanuel Swedenborg, Himmel und Hölle 488
  24. Emanuel Swedenborg, Die wahre christliche Religion 45
  25. Emanuel Swedenborg, Himmel und Hölle 508; Emanuel Swedenborg, Himmel und Hölle 563
  26. Emanuel Swedenborg, Himmel und Hölle 561
  27. Emanuel Swedenborg, Himmel und Hölle 562
  28. Jakob Lorber, Himmelsgaben 2.640309.6