Erkenntnis

Aus Prophetia
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Holzskulptur "Der Baum der Erkenntnis"
Die wahre Einsicht und Weisheit besteht darin, dass man erkennt und innewird, was wahr und gut und von da aus auch, was falsch und böse ist, und dass man es aus Intuition und Innewerden gut voneinander unterschiedet.[1] Das Erkennen liegt im ewig in sich freien Geist.[2]

Wesen

Die Erkenntnis oder Einsicht entspringt der Weisheit und gehört zum Wahren,[3] und bezieht sich auf die Lehre.[4] Alle (wahre) Einsicht und Weisheit entstammen dem vom Herrn ausgehenden göttlichen Wahren, aus dem Guten des Herrn.[5] Die himmlische Einsicht ist eine tiefer gehende Einsicht, die der Liebe zur Wahrheit um ihrer selbst willen entspringt, und nicht der Liebe zum irdischen oder himmlischen Ruhm. Wer von der Wahrheit selbst angeregt und erfreut wird, der wird vom Licht des Himmels, d.h. von Gott, angeregt und erfreut und leuchtet im Himmel, vgl. Dan 12.3. Dieses Licht dringt nur in das Innere des Gemüts ein, denn dieses ist zu seiner Aufnahme geschaffen.[6]

Die Enthüllung des Geistigen liegt nur in der Liebe des eigenen Herzens und Geistes. Wer Liebe übt, dem wird aus der Flamme solcher Liebe ein Licht (Einsicht) werden. (nach Joseph)[7] Wer in der Liebe zum Herrn steht und sich liebevoll um den Nächsten kümmert, hat schon im irdischen Leben Engelseinsicht und -weisheit in und um sich, jedoch verborgen im Innersten seine inwendigen Gedächtnisses. Diese Einsicht und Weisheit kann ihm jedoch nie erscheinen, bevor er das Körperliche ablegt. Dann erst wird das natürliche Gedächtnis eingeschläfert und das inwendige erweckt und nach und nach zu dem eigentlich engelmäßigen Gedächtnis.[8]

Die menschliche Erkenntnis vermag nicht in jegliche Tiefen der göttlichen Weisheit zu dringen in der Zeit, denn dazu gibt es das ewige Leben.[9]

Selbst im klarsten Schauen und Erkennen besteht nicht die wahre Lebensseligkeit, sondern nur in der stets zu steigernden Liebtätigkeit.[10]

Wissenschaft, Einsicht und Weisheit ist auch geistige Nahrung, so wie Speise eine natürliche Nahrung ist, und sie entsprechen einander auch gegenseitig.[11]

Die gegenseitige Liebe, das Verstehen oder die Wahrnehmung, und der Wille oder das Tun, machen eins aus, so dass, wenn eines fehlt, die beiden übrigen nichts sind.[12]

Erkenntnis und Willen

siehe Wille und Erkenntnis

Wirkung

Je besser ein Mensch die Dinge des Himmels (durch das Wort und die Kirche) und der Welt (durch die Wissenschaft) lernt und aufs Leben anwendet, desto einsichtsvoller und weiser wird er, desto mehr wächst sein inneres Sehen, das Sehen seines Verstandes, sowie seine innere Neigung, die Neigung seines Willens.[13]

Alle, die sich in der Welt Einsicht und Weisheit erworben haben, sind im Himmel willkommen. Jeder von ihnen wird zum Engel entsprechend der Art und Größe seiner Einsicht und Weisheit.[14]

Abarten

Unechte Einsicht

Unechte Einsicht und Weisheit beruht darauf, dass man nicht vom Inneren heraus sieht und empfindet, was wahr und gut, folglich auch, was falsch und böse ist, sondern bloß glaubt, wahr und gut bzw. falsch und böse sei, was von anderen dafür ausgegeben wird, und es dann begründet. So jemand kann sowohl das Falsche wie das Wahre aufgreifen und glauben und es auch bis zu einem Punkt begründen, dass es als Wahrheit erscheint. Das Licht, aus dem er sieht, ist daher nicht das Himmels- sondern das Weltlicht, das Licht der Natur, in dem Irrtümer ebenso leuchten wie Wahrheiten.[15]

Der Mensch kann viel wissen, denken und verstehen; allein was nicht mit seinem Willen oder mit seiner Liebe (seinem Leben) übereinstimmt, das wirft er von sich weg, sobald er, sich selbst überlassen, aus seinem Willen oder aus seiner Liebe denkt.[16]

Falsche oder eigene Einsicht

Die eigene (nicht von Gott erleuchtete) Einsicht ist wie eine Nachteule, blind für alle Dinge, die in geistigem Licht erscheinen. All jene, die das göttliche Wort unter der eigenen Einsicht lesen - und das ist bei allen der Fall, die den Herrn nicht als den Gott des Himmels und der Erde anerkennen und sich daher nicht allein an Ihn wenden und Ihn verehren - kann man mit spielenden Knaben vergleichen, die sich ein Tuch vor die Augen binden und versuchen, in gerader Richtung vorwärts zu gehen. Sie sind zwar überzeugt, dass ihnen das gelingt, dennoch weichen sie Schritt für Schritt seitlich ab, bis sie endlich in die entgegengesetzte Richtung laufen, stolpern und hinfallen. Sie ähneln auch Seefahrern, die ohne Kompass segeln und mit ihrem Schiff auf Klippen auflaufen und zugrundegehen.[17]

Falsch ist alle Einsicht und Weisheit, der die Anerkennung des Göttlichen fehlt. Wer nicht das Göttliche anerkennt, sondern stattdessen die Natur, denkt ausschließlich sinnlich (empirisch), seine Bildung erhebt sich nicht über das Augenscheinliche der Welt. So jemand betrachtet den Inhalt des göttlichen Wortes wie andere die Wissenschaft, macht ihn aber nicht zum Gegenstand seines Nachdenkens und Betrachtens aus erleuchteter Vernunft. Er hat dem Himmel den Rücken zugekehrt, und alles in sich abgewendet, was den Blick in diese Richtung lenken könnte. Daher kann er nichts Wahres und Gutes erkennen, denn es liegt für ihn in der Finsternis, das Falsche und Böse aber im Licht.[18]

siehe Rationalist

Mensch und Erkenntnis

Einsicht und Weisheit können beim Menschen endlos wachsen wie Wälder und Gärten. Das Gedächtnis ist ihr Boden, im Verstand keimen sie und im Willen bringen sie Früchte hervor.[19] Aus der Einsicht kommt Glaube.[20]

Nicht jedes Wissen und Erfahren taugt zur Erweckung des Geistes und zur Belebung der Seele. Daher sprach Gott zu Adam: "Wenn du vom Baum der Erkenntnis essen wirst, wirst du sterben!" 1.Mo 2.17 In der Erkenntnis liegt das Gesetz und Gericht. Solange einem ein Gesetz nicht gegeben oder nicht verkündet ist, so lange gibt es auch kein Gericht, das hinter dem Gesetz einherschreitet. Daher soll man nicht mehr wissen wollen, als der Herr einem offenbart. Wenn es an der Zeit sein wird, dann wird alles offenbar werden. Der Aberwitz stürzte einst Adam, und vor ihm den erstgestalteten größten Engelsgeist.[21]

Für den Menschen wäre gar nicht gut, wenn er alles bald verstände, was sich ihm als Erscheinung beschaulich darstellt. Es ist z.B. genug, dass man sieht, dass die Erde da ist, um die Menschen zu tragen und zu ernähren. Würde man den Grund wissen, wie sie gemacht wurde, verlöre sie für einen bald den Reiz, und man würde an ihr kein Wohlgefallen haben, wohl aber eine Gier, irgendeine andere Erde zu erforschen. Würde man bei derselben und weiteren den gleichen Entstehungs- und Bestandesgrund ersehen, würde man die Lust daran verlieren, noch mehr zu erforschen, worauf man dann träge, lustlos, lebensverächtlich und ärgerlich das Leben zu verwünschen anfangen und die Stunde verfluchen würde, die einen mit solcher Erkenntnis bereicherte. Und dieser Zustand wäre dann ein Tod für die Seele. Daher ist alles nach der göttlichen Ordnung so eingerichtet, dass der Mensch wie auch jeder Engelsgeist alles nur nach und nach, und selbst da nur bis zu einem gewissen Grad, von der göttlichen Natur in sich wie in all den geschaffen Dingen, einsehen kann. So bleibt ihm die stets wachsende Lebenslust und die Liebe zu Gott und zum Nächsten, durch die allein er ewig selig werden kann und wird.[22]

Der Stolz auf die eigene Einsicht ist der göttlichen Weisheit entgegengesetzt.[23]

Auch wenn ein Mensch die Wahrheit noch so klar einsieht - sobald sich trübe Wolken, mit allerlei versuchenden Gewittern über das Gemüt des Menschen zu erheben anfangen, da wird es zunehmend trüber im Menschenherzen, und er sieht dann manches nicht mehr, was noch kurz vorher doch so klar erleuchtet vor seiner Seele stand. Bei des Menschen Wissenschaft ist bei guter Gelegenheit so manches oft schnell erlernt und auch begriffen, aber über anderen Erscheinungen auch ebenso bald vergessen. Daher soll man alles, was man vernimmt, mehr mit dem Gemüt als mit dem Gehirn erfassen, damit es auch bleibt. Man muss alles Erfahrene gut in sich bewahren und die Zeit abwarten, bis es gediegen und haltbar wird, dann bleibt das Wissen erhalten und wird nicht mitunter zerstört, so wie Frühjahrsblümchen vom Frost. Eine Blume erweckt sicher eine recht Freude wegen ihrer schönen Gestalt, aber was nützt solche Freude, die doch notwendig ebenso vergänglich ist wie die Blume? Die Kraft der Blume muss sich ablagern in die Tiefe jenes Gefäßes, in welchem der lebendige Same gehegt und gepflegt wird, und so muss auch die äußere Freude verwelken, und ihre Kraft muss hinabsteigen in den tiefen Grund, allwo das ewige Leben des Geistes gehegt und gepflegt wird; dann wird daraus eine mit dem Geiste ewig dauernde Freude über dessen wahrhaftige innere Schönheit entstehen, der kein Reif mehr etwas wird anhaben können.[24]

Siehe auch

Quellenverweise

  1. Emanuel Swedenborg, Himmel und Hölle 351
  2. Jakob Lorber, Robert Blum 2.254.11
  3. Emanuel Swedenborg, Himmel und Hölle 186; Emanuel Swedenborg, Himmel und Hölle 241; Emanuel Swedenborg, Enthüllte Offenbarung 189
  4. Emanuel Swedenborg, Himmel und Hölle 271
  5. Emanuel Swedenborg, Himmel und Hölle 356; Emanuel Swedenborg, Enthüllte Offenbarung 161
  6. Emanuel Swedenborg, Himmel und Hölle 347
  7. Jakob Lorber, Die Kindheitsgeschichte Jesu 148.20-21
  8. Emanuel Swedenborg, Himmel und Hölle 467
  9. Jakob Lorber, Die Haushaltung Gottes 3.27.3
  10. Jakob Lorber, Das Große Evangelium Johannes 9.142.2
  11. Emanuel Swedenborg, Himmel und Hölle 274; Emanuel Swedenborg, Himmel und Hölle 340
  12. Emanuel Swedenborg, Enthüllte Offenbarung 355
  13. Emanuel Swedenborg, Himmel und Hölle 351
  14. Emanuel Swedenborg, Himmel und Hölle 349
  15. Emanuel Swedenborg, Himmel und Hölle 352
  16. Emanuel Swedenborg, Vom Jüngsten Gericht 36
  17. Emanuel Swedenborg, Die wahre christliche Religion 165b-c
  18. Emanuel Swedenborg, Himmel und Hölle 353
  19. Emanuel Swedenborg, Die wahre christliche Religion 32d
  20. Emanuel Swedenborg, Enthüllte Offenbarung 493
  21. Jakob Lorber, Bischof Martin 40.35; Jakob Lorber, Das Große Evangelium Johannes 2.5.9; Jakob Lorber, Das Große Evangelium Johannes 2.73.12-13
  22. Jakob Lorber, Das Große Evangelium Johannes 2.5.8-11
  23. Emanuel Swedenborg, Enthüllte Offenbarung 53
  24. Jakob Lorber, Das Große Evangelium Johannes 3.65.3-6