Einsiedelei

Aus Prophetia
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Eremitage im Staatspark Fürstenlager in Bensheim
Die Einsiedeleien, die in fast allen christlichen Ländern vorkommen, datieren oder gründen sich auf die armselige Hütte, welche Sich Jesus erbaute, als Er Sich vierzig Tage lang in der Wüste Bethabara durch Fasten und sonstige Übungen auf das beginnen Lehramt vorbereitete.[1]

Wer sich in abgelegenen Einsiedeleien oder hinter Klostermauern verschanzt, besiegt damit den Feind nicht. Der Feind verlegt sich dann auf Belagerung, zieht Verstärkung heran und überwältigt den Gegner schließlich umso leichter. Man kann sich nicht ewig verschanzen und je länger man es versucht, desto schwerer wird der Kampf, da sich der Feind besser vorbereiten und Hinterhalte anlegen kann. Um einen Feind zu besiegen, muss man ihm sich im offenen Feld entgegenstellen.[2]

Wer als Einsiedler lebt und keine Frau ansieht, sich womöglich noch kastriert und nur von Wurzeln, Beeren und Wildfrüchten lebt, allem entsagt und auch nicht mehr redet, der hält sich zwar an die Gebote und begeht keine Sünde, aber zu welchem Nutzen? Es nützt ihm und auch den anderen Menschen nichts, denn Gott hat dem Menschen die verschiedenen Kräfte und Fähigkeiten nicht gegeben, damit er sie in einer Einsiedelei verschläft, sondern um nach dem geoffenbarten Willen Gottes tätig zu sein und sich und seinen Nächsten zu nützen. Ein Stein sündigt auch nicht, aber deswegen hat er keinen Verdienst.[3]

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Anmerkung: Diese Kritik betrifft nur ein pur äußerliches Verhalten, das nicht mit einer innerlichen Veränderung einhergeht. Einsiedler können auch positiv wirken, indem sie durch ihre Entsagung und Orientierung auf Gott den Menschen ein Beispiel und Ansporn sind, sich von der Weltlichkeit zu entfernen und zu einem mehr geistigen Leben zu finden. Auch diese Dinge werden in der Neuoffenbarung und der Bibel transportiert, sind in den Artikel aber noch nicht eingeflossen.

Jenseits

Wer während dem irdischen Leben der Welt entsagt und sich einem einsamen Leben ergeben hat, weil er meinte durch Abwendung seiner Gedanken von weltlichen Dingen fromme Betrachtungen pflegen zu können, um auf diese Weise den Weg des Himmels zu betreten, ist im anderen Leben von trauriger Gemütsart: Er verachtet andere, die nicht so sind wie seinesgleichen und zeigt sich ungehalten darüber, dass ihm kein glücklicheres Los zuteil wird als den anderen, glaubt er doch, es verdient zu haben. Er kann nicht mit den Engeln zusammengestellt werden, weil das Leben der Engel ist in ihrer Seligkeit fröhlich, immer bereit, Gutes zu tun, also Nächstenliebe zu üben. Der Weltflüchtling kümmert sich nicht um die anderen, und beteiligt sich nicht an den Werken der Nächstenliebe, durch die eine Verbindung mit dem Himmel zustande kommt. Dabei verlangt gerade er mehr als andere nach dem Himmel und stellt sich die himmlische Freude, von der er ganz und gar nichts versteht, als seinen wohlverdienten Lohn vor. Die Freude der Engel weiß jedoch von keinem Verdienst und besteht in Beschäftigung und tätigem Dienst untereinander, sowie die Seligkeit, die dem Guten entspringt, das ihre Tätigkeit bewirkt hat. Wenn der Betreffende aber zu den Engeln erhoben wird, gehen Beängstigungen von ihm aus, welche die Seligkeit der Engel stören. Deshalb wird er abgesondert und begibt sich, sobald dies geschehen ist, zu seinesgleichen in öde Gegenden, um dort ein ähnliches Leben zu führen wie in der Welt. Der Mensch kann nur durch die Welt für den Himmel gebildet werden, denn in der Welt enden die letzten Wirkungen, welche die Neigungen eines jeden abrunden müssen. Wenn diese sich nicht in Taten entfaltet oder erfüllt haben - und dies geschieht mitten in der gesellschaftlichen Vielfalt - erstickt die Neigung zuletzt, und zwar in dem Maße, wie der Mensch seinen Blick nicht mehr auf den Nächsten, sondern nur noch auf sich selber richtet. Ein Leben tätiger Nächstenliebe, das nur in der Welt geführt werden kann, führt in den Himmel, keineswegs aber ein (sogenanntes) frommes Leben ohne tätige Nächstenliebe, das gerade soweit vom Himmel wegführt, wie man glaubt, es führe zu ihm hin. Die Taten der Nächstenliebe und davon abhängigen Entwicklungen jenes Lebens sind folglich nur in dem Maß möglich, wie der Mensch Anteil an den Geschäften der Welt nimmt, nicht aber, wenn er sich davon zurückzieht.[4]

Siehe auch

Quellenverweise

  1. Jakob Lorber, Das Große Evangelium Johannes 1.8.1-4
  2. Jakob Lorber, Das Große Evangelium Johannes 7.156.2-3
  3. Jakob Lorber, Das Große Evangelium Johannes 7.156.4-8
  4. Emanuel Swedenborg, Himmel und Hölle 360; Emanuel Swedenborg, Himmel und Hölle 535