Gotteserkenntnis

Aus Prophetia
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Gotteserkenntnis bedeutet, dass einem ein Licht aufgeht, wofür sich z.B. in den religiösen Lichterfesten Entsprechungen finden lassen
Gotteserkenntnis bezeichnet das Wachwerden in der Liebe, aber nicht Gott lieben selbst.[1] Selbsterkenntnis und Gotteserkenntnis ist die erste Pflicht für den Menschen (siehe Lebenssinn), da sie der Grund der Gottesliebe und damit des ewigen Lebens ist. Wenn jemand Gott stets mehr erkennen wird durch sein emsiges Forschen nach Ihm in den Werken, dann wird er Ihn auch stets mehr lieben müssen, weil er stets heller erkennen wird, dass Gott in Sich die allerhöchste reinste und selbstlose Liebe und Weisheit Selbst ist.[2]

Wenn Gott jemandem oder einem ganzen Volk ein Zeichen Seiner Gegenwart gibt (z.B. durch Sein persönliches Erscheinen), dann ist ein Gericht über sie ergangen, das in sich den Tod hat, da solche Menschen zum Glauben genötigt sind. Solcher genötigte Glaube hält sich nicht, und wird nach zehn Generationen kaum mehr beachtet. Wer Gott aber im Herzen erkennt, der hat Ihn frei erkannt und dadurch in sich das wahre, ewige Leben und der Tod wird ihm ewig fern sein. Daher müssen auch Personen, die Gott selbst geschaut haben und Zeugen Seiner Wundertaten wurden, in ihrer Materie vergessen, was sie gesehen haben und das Vergessene durch die mächtige Liebe zu Gott neu wiederfinden in ihrem Geist.[3]

Wesen

Von der Erkenntnis und Anerkennung Gottes hängt das Heil eines jeden ab. Auf die richtige Idee von Gott gründet sich der ganze Himmel, auf Erden die ganze Kirche, überhaupt alle Religion, weil durch sie eine Verbindung entsteht und durch die Verbindung Licht, Weisheit und ewige Seligkeit.[4]

Die Erkenntnisse über Gott sind nicht zu begrenzen. (nach einem Feldwebel)[5] Nur eine freigewordene Seele, die den Geist Gottes in sich hat, ist in der Lage, Gott zu erkennen. Von Wesen, die der urgerichteten Seelenmaterie angehören, wie etwa einem Stein, kann das nicht verlangt werden.[6] Der nur anscheinend begrenzte und vergängliche Mensch kann den unendlichen Gott begreifen, weil das Unendliche und Ewige in ihm ist.[7]

Die keinen geistigen Glauben, sondern nur einen natürlichen Glauben haben, das heißt ein bloßes Wissen und ein dementsprechendes Leben aufweisen, sehen Gott zwar ebenfalls, doch von ferne, und nur, wenn sie von Ihm reden. Der Unterschied zwischen den einen und anderen ist wie zwischen denen, die im hellen Licht stehen und die Menschen in ihrer Nähe sehen und berühren, und anderen, die von so dichtem Nebel umgeben sind, dass es ihnen unmöglich ist zu erkennen, ob die Gegenstände in ihrer Nähe Menschen, Bäume oder Felsen sind.[8] Ein ähnlicher Unterschied besteht zwischen der geistigen Schau Gottes und des von Ihm ausgehenden Göttlichen in ihrem Gemüt bei denen, die im Glauben und zugleich in einem Leben der Nächstenliebe sind, und jenen anderen, die eine bloße Kenntnis davon haben, also zwischen dem natürlichen und geistigen Menschen. Jene, welche die göttliche Heiligkeit des Wortes leugnen, gleichwohl aber ihre Religion wie in einem Sack auf dem Rücken umhertragen, sehen Gott überhaupt nicht, sondern stoßen nur den Laut "Gott" hervor, wie Papageien.[9]

Gott lässt sich nicht so leicht finden, wie das manche Menschen gerne hätten, weil dann das Gefundene bald keinen Wert mehr für die Menschen haben würde und diese in Trägheit übergingen. Daher ist das andauernde ängstliche Suchen besser. Gott wird in dieser Welt nur selten und schwer völlig gefunden. Es gibt nur selten große Offenbarungen, damit die Menschen selbst mit allem Eifer suchen. Die Irrwege bei dieser Suche nach Gott oder der höchsten Wahrheit entstehen nicht durch den tätigen Ernst des Suchens, sondern aus der Trägheit im Suchen, die eine Frucht zu großer Welt- und Eigenliebe ist, nach der es sich die Menschen im Streben nach dem geistigen Reich so bequem als möglich machen möchten, wodurch allerlei Arten von Aberglauben, Lügen, Betrug entstehen. Dennoch ist es jenen Menschen, die zum ernsthaften Suchen zu träge sind, besser, sie glauben etwas und fügen sich durch diesen Glauben in eine Ordnung, anstatt in ihrer Trägheit zu sterben; sobald der Betrug und die Bedrückung zu weit gehen, zwingt die Not den Leichtgläubigen zum ernsthaften Selbstforschen nach der Wahrheit und die von Gott neu erteilte Offenbarung ist dann desto willkommener für die Vertreibung des alten Aberglaubens.[10]

Das sicherste Zeichen der schon erlangten Lebensselbständigkeit einer Menschenseele besteht darin, dass sie Gott erkennt und Ihn sogar aus allen ihren Kräften liebt. Solange eine Seele Gott nicht erkennt als ein Wesen wie außer sich seiend, ist sie noch blind und stumm von der Gewalt der göttlichen Allmacht gefesselt; da muss sie noch gewaltig kämpfen, um sich aus solchen Fesseln loszumachen. Sowie eine Seele anfängt, den wahren Gott wie außer ihr seiend zu erkennen und durch das Gefühl ihrer Liebe zu Ihm Ihn ordentlich wesenhaft wahrzunehmen, dann ist sie schon frei und gehört dann auch schon zunehmend sich selbst an und ist Selbstschöpferin ihres eigenen Seins und Lebens und dadurch eine selbständige Freundin Gottes für alle Ewigkeit.[11]

Wer das Allerhöchste (Gott) erkennen will, der muss nicht in Unkenntnis des Alleruntersten (Satan) verbleiben.[12]

Die Erkenntnis allein verschafft niemandem das ewige Leben, wie noch weniger die damit verflochtenen endlosen Begriffe von Zeit, Raum, Ewigkeit, Unendlichkeit, Licht, Geist und Dasein.[13] Die Erkenntnis des Herrn (Jesus) als das, was Er von Ewigkeit her ist und auch ewig sein wird (Gott), ist bei weitem nicht genug, um das wahre Himmelsreich zu erlangen, denn sie muss auch mit der wahren Nächstenliebe und daraus mit aller Liebe zum Herrn belebt werden.[14]

Was nicht Gotteserkenntnis ist

Bloßer Glaube

Der bloße Glaube an einen weit entfernten, allmächtigen, allgegenwärtigen, alles sehenden, alles hörenden, alles durchdringenden und alles erschaffenden Gott ist keine Gotteserkenntnis, sondern nur eine dumpfe Ahnung von Gott.[15]

Auf Kirche, Konfession oder Religion begrenzt

Gott ist nicht als exklusiver Besitz einer alleinseligmachenden Kirche, Sekte, Religion oder Konfession zu finden.[16]

Wie Gott erkannt werden kann

Gott kann ewig nicht in Seiner Erhabenheit, Macht und Kraft erkannt werden, wohl aber in Seiner Erbarmung und wahrhaftigsten Vaterliebe. Die Liebe zieht alles an sich und will alles im engsten Kreis um sich versammeln und genau das macht der heilige Vater. Wer alles nach der Göttlichkeit Gottes bemessen will, der liebt den Vater nicht, sondern will sich nur der unendlichen Gottheit nahen. Dadurch aber zerstreut und tötet er sich.[17]

Auf Erden wohnt Gott bei den Armen körperlich. Wer Ihn suchen und finden will, der suche Ihn unter den Armen.[18]

Offenbarung

Eine wirkliche Erkenntnis Gottes und eine darauf beruhende Anerkennung Gottes ist ohne Offenbarung nicht möglich. Solche Erkenntnis des Herrn, die die Anerkennung bewirkt, dass in Ihm die ganze Fülle der Gottheit leibhaftig wohnt Kol 2.9, kann nur aus dem Wort Gottes, der Krone der Offenbarung, hervorgehen. Denn der Mensch kann auf Grund der ihm gegebenen Offenbarung Gott entgegenkommen und Seinen Einfluss aufnehmen, um auf diese Weise aus einem natürlichen ein geistiger Mensch zu werden.[19]

Die zwei Wege: Liebe und Erkenntnis

Es sind zwei Wege, die zum Vater führen: der eine heißt die wahre, eifrige Erkenntnis Gottes, der andere aber heißt die Liebe. Wer Gott schon vor der Erkenntnis - d.h. solange man nur vor Ihm gehört hat und Ihn nicht kennengelernt hat - liebt, der wird das (ewige) Leben in Fülle überkommen; wer aber Gott nach der Erkenntnis liebt - d.h. obwohl er von Ihm gehört hat, Ihn aber erst liebt, nachdem er Ihn kennengelernt hat - der wird auch leben, aber nicht im Herzen, sondern im Reich der Gnade als ein wohlbelohnter Diener. Das ist fürs Leben von größter Wichtigkeit. (nach Kisehel)[20]

Die göttliche, reine, tatkräftige Liebe

Gott ist in Sich die reinste und höchst endlos mächtigste Liebe und kann darum nur durch die reinste Liebe, an der keine noch so geringe Weltliebe klebt, gefunden werden.[21]

Um zu Gott zu gelangen, bedarf es keiner großartigen Umstände, Aufwendungen oder Ehrenbezeugungen, wie es bei den Weltherrschern üblich ist. Alles was Gott liebend verlangt, ist ein treues, Ihm zugewendetes, liebevolles und demütiges, durch Reue geläutertes Herz, mit dem man ohne irgendeinen Umweg direkt zu Ihm kommen soll, da Er, als der Erhalter des Lebens, allzeit der Allernächste ist.[22]

Gott können nur jene Menschen finden, die sich bemühen Ihm in ihrer Seele ähnlich zu werden, oder die Ihm schon zunehmend ähnlich sind. Gottähnlich werden bedeutet seine Mitmenschen zu lieben und ein Herz voll Demut, Sanftmut, Geduld und Erbarmung gegen jeden zu haben. Dann wird sich Gott finden lassen im Geiste Seiner Liebe und der ewigen Wahrheit. Wer Gott nur in der absoluten Wahrheit sucht, der wird Ihm nahekommen, aber Sein eigentliches Wesen noch nicht erschauen und noch weniger je begreifen. Wer Gott aber in der reinen Liebe, Demut, Sanftmut, Geduld und Erbarmung sucht, der wird Ihn finden, erkennen und das ewige Leben für seine Seele ernten.[23]

Gott muss aus einem selbst hervorgehen, damit Er irgend für einen selbst da sein soll; ist solches nicht der Fall, dann nützen einem selbst tausend für sich irgend bestehende Götter so wenig wie einem Stein das sich selbst bewusste Dasein eines Menschen. Erst wenn es dem Stein möglich wäre, in sich selbst ins Bewusstsein überzugehen und ein sich frei bewegendes Wesen zu werden, dann wäre der Mensch auch etwas für ihn, ansonsten nur ein Nichts. Genauso verhält es sich mit Gott und dem Menschen. Gott muss zuerst im Menschen zum höchsten vollständigen Selbstbewusstsein gelangen durch dessen lebendiges Wollen, bevor Er ihm ein wirkender Gott wird. Dies muss durch die entsprechenden Werke geschehen; geschieht aber solches nicht, dann gibt es für das Leben des Menschen für alle Zeiten nirgends einen Gott, so wenig wie es für Steine irgendwelche Menschen gibt.[24]

Frauen

Der Mann lernt Gott erkennen in seiner Liebe zu Gott, die Frau aber in der Liebe des Mannes. Daher kann eine Frau nicht behaupten, sie liebe ihren Gemahl, wenn ihr nicht all seine Worte und Wünsche heilig sind. Daher ist bei der Ehe für den Mann das Wichtigste, sich zuvor ganz zu erkennen, damit er sehe in welchem Verhältnis die Frau zu ihm steht und dann die Frau nach seines Geistes Kraft richte.[25]

Hindernisse

Der unvergeistigte Verstand

Das Wesen Gottes in aller Wahrheit kann nur mit dem Herzen, aber nie mit dem Verstand begriffen werden.[26] Jeder Mensch hat ein doppeltes Erkenntnisvermögen: Ein äußerliches, der Kopf- oder äußere Seelenverstand, und ein innerliches (Gemüt). Mit dem äußerlichen Verstand allein lässt sich Gott nie erfassen und begreifen, weil dieser der Seele gerade deswegen gegeben war, um den Geist in ihr von der Gottheit zu trennen. So der Mensch nur mit dem Verstand Gott suchen und finden will, dann entfernt er sich nur umso mehr. Die Seele verfügt über ein inneres Gemüt, das aus einem ganz eigenen Willen, der Liebe und einer diesen beiden Gemütselementen entsprechenden Vorstellungskraft. Hat diese einmal den Begriff vom Dasein Gottes in sich aufgenommen, dann wird dieser Begriff von der Liebe umfasst und durch den Willen festgehalten, was dann erst "glauben" heißt. Durch diesen lebendigen Glauben wird dann der wahre Geist erweckt und durchdringt dann die Seele und wandelt in ihr alles ins Licht.[27] Nur durch den göttlichen Geist im Herzen kann man Gott erkennen; er muss daher schon von früh an geübt werden.[28]

Wer den Herrn mit seinem hochmütigen Verstand sucht, der wird Ihn ewig nicht finden. Wer Ihn mit dem Verstand sucht, der gleicht einem Menschen, der einen Schatz an einem falschen Ort sucht, weswegen er diesen unmöglich finden kann. Mit den Ohren kann man nicht sehen und mit den Augen nicht hören. Jeder Sinn hat seine eigentümliche Einrichtung und ist daher für eine gewisse Einrichtung bestimmt. Ebenso hat das Herz des Menschen, das mit Gott zunächst verwandt ist, allein die Bestimmung, Gott zu suchen und auch zu finden und dann aus dem gefunden Gott ein neues, unverwüstliches Leben zu nehmen. Wer aber Gott mit einem andern Sinn sucht, der kann Ihn ebenso wenig finden, wie ein Mensch mit Ohr oder Nase die Sonne finden und schauen kann. Der rechte und lebendige Sinn des Herzens ist die Liebe. Wer diesen innersten Lebenssinn recht erweckt und mit ihm Gott zu suchen beginnt, der muss Gott auch ebenso bestimmt und beschaulich finden, wie jeder Mensch, der nicht völlig blind ist, mit seinem Auge die Sonne sogleich finden und ihre Lichtgestalt schauen muss. Wer aber ein weises Wort hören will, darf sich nicht die Ohren verstopfen und mit dem Auge hören wollen; denn das Auge sieht wohl das Licht und alle erleuchteten Formen, aber die geistigere Form des Wortes lässt sich nicht beschauen, sondern nur anhören mit dem Ohr.[29]

Wer Gott anderswo sucht als im liebenden Vater, der wird Gott, sich und sein Leben verlieren. Denn die menschliche Weisheit, die Ihn sucht, ist Gott nichts als Torheit.[30] Wer vermöchte je Gott zu zwingen, dass Er Sich einem zeigen und enthüllen möchte? Und täte Er's, wer möchte es fassen und am Leben bleiben? Wie auch die Menschen verbirgt Gott die Geheimnisse Seines Herzens vor einem Schnüffler, der diese erforschen will, und rügt diesen, seine törichte Begierde im Zaum zu halten und sich nicht um Seine Geheimnisse zu kümmern, sondern um Seine Liebe nur. Dann erst macht Er die Türe zu Seinem Herzen auf und belehrt einen über alles, was einem entweder nützt oder erfreut oder zumindest voll Vertrauen machen kann. (nach Henoch)[31]

Alle Weisheit, die ein Werk des eigenen Nachdenkens oder auch ein Werk des Unterrichts ist, ist völlig unnütz in Sachen Gotteserkenntnis. Damit solche Weisheit zum lebendigen Nutzen wird, muss sie entweder zu einem lebendigen, klaren Gefühl im Herzen werden, oder - was das Vorzüglichste ist - aus der Lebendigkeit des Herzens hervorgehen. Ist das eine oder andere der Fall, dann erst wird die dadurch geweckte Lebenskraft als ein stetiger Zeuge auftreten und wird jedem laut verkündigen, dass Gott die reinste und heiligste Liebe Selbst ist. Wer Gott nicht auf diese Weise gefunden hat, für den ist Gott so gut wie kein Gott, da Er kein Gott des Lebens, sondern nur ein Gott einer menschlichen Vernunftspekulation ist, welche so lange steht, bis sie nicht von einer anderen verdrängt wird. Wer aber Gott in und aus seinem Herzensgrund gefunden hat, der hat Ihn wesenhaft gefunden, und keine Macht wird Ihn je mehr zu verdrängen imstande sein.[32]

Der Kopf kann zahllose Götter schaffen, die nichts als eitle, leblose Gebilde sind, im Gehirn erzeugt durch dessen lockeren Mechanismus; im Herzen aber wird man nur einen Gott finden, und dieser ist wahr, weil die Liebe, in der man einen allein wahren Gott gefunden hat, selbst Wahrheit ist. Der Kopf hat genug getan, so er den Schlüssel zur Wahrheit geliefert hat. Alles aber kann ein Schlüssel zur Wahrheit sein, was einen zur Liebe mahnt und zieht. Man folge solchem Zug und gehe ein in die Liebe seines Herzens, und man wird die Wahrheit finden, die einen frei machen wird von jedem Trug.[33]

Die gewöhnliche Ansicht und der Hochmut

Das Erkennen des Herrn ist zumeist darum erschwert, weil das menschliche Herz, das in seinen Tiefen noch so manchen Hochmut birgt, es sehr schwer findet, sich die Gottheit menschlich vorzustellen. Nach der gewöhnlichen Ansicht muss die Gottheit etwas ganz verzweifelt Außerordentliches sein. Wenn Sie schon der Form nach aussehe wie ein vollkommenster Mensch, so soll Sie aber nach dem Erwarten und Einbilden der Menschen wenigstens glänzen wie eine Sonne. Die Ursache dieser Vorstellung liegt erstens in der materiellen Welt in all ihren Verhältnissen, sowohl der Masse wie der Größe ihrer Einrichtung nach. Der Sternenhimmel zeugt von einem überriesenhaft großen Gottwesen, die Sonne von Seinem Licht, die Erde von Seiner Macht und Stärke. Auch geistliche Vertreter aller Konfessionen verkünden Gott als etwas, das der Mensch sich kaum zu denken trauen soll. Dann kommt noch der Hochmut des eigenen Herzens mitsamt seinem Weltverstand dazu. Solche Menschen oder Geister schämen sich eines unansehnlichen Gottes; sie sprechen den Namen Jesus nicht gern in einer angesehenen Gesellschaft aus und behaupten noch weniger Dessen unbestreitbare Göttlichkeit, weil ihnen der Herr Jesus ein denn doch ein bisschen zu kleiner Gott ist. Wenn von Gott die Rede ist, heißt es nur: Großer, allmächtiger Gott! Sie erkennen den Herrn selbst dann nicht, wenn Er Sich persönlich mit ihnen aufhält, mit ihnen spricht, isst und trinkt, ihnen aber eben als ein ganz gewöhnlicher, manchmal dem Anschein nach sogar mit manchen Schwächen behafteter, dürftiger Mensch entgegenkommt. Nur im Kleid der Armut kommt der Herr oft zu Seinen Kindern auf der Erde, aber sie erkennen Ihn nicht, weil ihre Begriffe von Gott an und für sich schon Hochmut sind. Manche sonst sehr gottergebene Seelen lassen sich eher martern, bevor sie sich anzunehmen getrauten, dass der Herr sie in der Gestalt irgendeines in der Welt ganz bedeutungslosen Menschen heimgesucht habe; sie prügeln sogar den Herrn hinaus, ohne zu merken, wen sie da hinausgeprügelt haben. Im Himmelsreich ist nur der der Erste, der von allen der Geringste und der Unbedeutendste zu sein scheint. Das allererste Wesen macht von dieser goldenen Regel keine Ausnahme.[34]

Die Liebe, die Gottheit, ist ein rechtes Feuer, das sammelt und nicht zerstört und zerstreut. Sie will alles in engen Kreisen um sich herum versammelt haben, was sie einmal angezogen hat. Das Licht aber, welches von der hellen Flamme der Liebe ausgeht, wallt in geraden Strahlen endlos weiter und kehrt nicht zurück, außer die Liebe Gottes hat demselben Schranken gesetzt, an denen es sich stößt und den Rückweg zu seinem Ursprung antritt. Wenn man die Gottheit nach der endlosen Ausdehnung Ihres Lichtausströmens beurteilt und als solcher Lichtreiter das Dasein der großen Gottheit sucht, dann bleibt einem die wahre Bekanntwerdung mit dem eigentlichen Gottwesen ewig fern und man muss schließlich vor der endlosen Gottesgröße erliegen. Dann vermag man sich nicht mehr im Herzen aufzurichten, um das wirkliche Wesen Gottes zu schauen und zu fassen. Es ist wohl recht, dass ein Geist oder Mensch das Gottwesen betrachtet in den Werken; aber er soll sich von ihnen nicht verschlingen lassen. Auch die Menschen haben allerlei große Bauwerke errichtet, z.B. die Chinesische Mauer, die viele Hunderte Meilen lang ist. Wollte man sich solche Erbauer ebenso groß vorstellen, dann macht man sich zum Narren vor jedem nur einigermaßen heller denkenden Menschen. Gott schuf die Menschen nach Seinem Maß. Christus, der in aller Fülle Gott und Mensch zugleich war, war nicht ein Riese, auch wenn Seine Werke von unmessbarer Größe waren. Nur Sein Geist, der aus Ihm strömt, wie das Licht aus der Sonne, wirkt in der ganzen Unendlichkeit mit ungeschwächter Kraft ewig. Man muss Gott nach Seiner Liebe fassen und nicht nach Seinem ausströmenden Licht. Andernfalls ist man gleiche einem dummen Astronomen, der anstatt die Sonne selbst, dieselbe nach der Reichweite ihrer Lichtstrahlen bemessen wollte.[35]

Welt- und Selbstliebe

Ein weltverliebter und selbstverliebter Mensch kann Gott unmöglich erschauen.[36]

Trägheit und Abwegigkeit

Wer Gott nicht in aller Liebe, Sanftmut, Demut, Geduld und vollster Selbstverleugnung sucht, der findet Ihn nicht.[37]

Wer sucht, der wird finden; wer bittet, dem wird gegeben; wer klopft, dem wird aufgetan. Mt 7.8 Lk 11.10 Wenn man dies nicht macht, dann wird einem Gott nie zu einem Objekt. Und wenn man etwas anderes als Gott sucht, dann findet man Gott nicht.[38]

Wirkung

Wer in aller Demut sein Herz zum Herzen Gottes erhebt, dessen Leben erleuchtet der Herr mit der hellen Flamme seiner Liebe zu Gott, und es wird licht werden sein ganzes Wesen, dass er in diesem Licht ewig nicht mehr den Tod sehen soll.[39]

Weltverstandeskritik an der Gotteserkenntnis

Der Rationalist kritisiert, dass es leichter wäre, einen Berg auf einmal zu verschlingen, als den unendlich großen Gott zu erkennen. Wie soll das endlose Alles im völligen Nichts des Menschen Platz haben? Und wenn Sich Gott nur durch einen winzigsten Kraftstrahl aus Sich dem Menschen beschaulich darstellt, wie hätte der Mensch dann den ganzen Gott gesehen? Daher: Wer behauptet, Gott erkannt zu haben, der ist ein hochmütigster und größter Dummkopf.[40]

Richtig ist: Gott hat die Herzen der Menschen so eingerichtet wie das Auge, das zwar auch sehr viel kleiner ist als die sichtbare große Schöpfung, aber dennoch dieselbe in sich aufnehmen und betrachten kann. Daher kommt es nicht auf das Volumen an, sondern nur auf den Willen des lebenden Wesens. (nach den zehn Feuerboten)[41]

Siehe auch

Quellenverweise

  1. Jakob Lorber, Die Haushaltung Gottes 1.134.20
  2. Jakob Lorber, Das Große Evangelium Johannes 6.228.18; Jakob Lorber, Das Große Evangelium Johannes 5.215.2-5; Jakob Lorber, Die Haushaltung Gottes 2.215.10-12
  3. Jakob Lorber, Die Haushaltung Gottes 2.264.17-18; Jakob Lorber, Die Haushaltung Gottes 3.47.4-7; Jakob Lorber, Die Haushaltung Gottes 3.48.14
  4. Emanuel Swedenborg, Enthüllte Offenbarung 469
  5. Jakob Lorber, Robert Blum 2.246.6
  6. Jakob Lorber, Das Große Evangelium Johannes 1.2.6
  7. Jakob Lorber, Das Große Evangelium Johannes 5.211.11
  8. Emanuel Swedenborg, Die wahre christliche Religion 22b
  9. Emanuel Swedenborg, Die wahre christliche Religion 22c
  10. Jakob Lorber, Das Große Evangelium Johannes 9.19.8-11
  11. Jakob Lorber, Das Große Evangelium Johannes 6.133.6
  12. Jakob Lorber, Bischof Martin 112.8
  13. Jakob Lorber, Himmelsgaben 3.470722.10
  14. Jakob Lorber, Robert Blum 1.40.3-4
  15. Jakob Lorber, Das Große Evangelium Johannes 6.233.5
  16. Jakob Lorber, Schrifttexterklärungen 14.6-10
  17. Jakob Lorber, Die Haushaltung Gottes 2.250.7-9
  18. Jakob Lorber, Himmelsgaben 2.470101.9-10
  19. Emanuel Swedenborg, Die wahre christliche Religion 11a
  20. Jakob Lorber, Die Haushaltung Gottes 2.215.13-28
  21. Jakob Lorber, Das Große Evangelium Johannes 3.110.11; Jakob Lorber, Das Große Evangelium Johannes 10.98.4
  22. Jakob Lorber, Die Haushaltung Gottes 1.124.9
  23. Jakob Lorber, Das Große Evangelium Johannes 7.100.3-5
  24. Jakob Lorber, Die Haushaltung Gottes 2.161.13-18; Jakob Lorber, Die Haushaltung Gottes 3.56.11
  25. Jakob Lorber, Himmelsgaben 1.400706.7
  26. Jakob Lorber, Die Haushaltung Gottes 2.139.22
  27. Jakob Lorber, Robert Blum 1.35.2-4
  28. Jakob Lorber, Das Große Evangelium Johannes 3.182.22
  29. Jakob Lorber, Das Große Evangelium Johannes 3.110.13-20
  30. Jakob Lorber, Die Haushaltung Gottes 1.167.12
  31. Jakob Lorber, Die Haushaltung Gottes 1.90.10-11
  32. Jakob Lorber, Die Haushaltung Gottes 2.164.15-19
  33. Jakob Lorber, Das Große Evangelium Johannes 1.69.10-11
  34. Jakob Lorber, Robert Blum 2.276.10-15
  35. Jakob Lorber, Robert Blum 2.277.1-6
  36. Jakob Lorber, Bischof Martin 21.6-11
  37. Jakob Lorber, Das Große Evangelium Johannes 10.97.6
  38. Jakob Lorber, Bischof Martin 21.15-18
  39. Jakob Lorber, Die Haushaltung Gottes 2.257.6
  40. Jakob Lorber, Die Haushaltung Gottes 3.175.3-9
  41. Jakob Lorber, Die Haushaltung Gottes 3.176.10