Evangelien

Aus Prophetia
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Papyrus P52, 2. Jhdt., wird als früheste bekannte Aufzeichnung aus dem Johannesevangelium akzeptiert
Die Bibelevangelien sind alle nur Auszüge des Urevangeliums und beinhalten nicht einmal alles, was Matthäus und Johannes niedergeschrieben haben. Hin und wieder gibt es einen kleiner Zusatz eines späteren Sammlers und Abschreibers. Daher steht auch bei den hebräischen und griechischen Bibeln stets die Bemerkung "Evangelium nach Matthäus", "nach Johannes" usw. Daran soll sich aber niemand stoßen. Im Großen Evangelium Johannes wird alles in der strengsten Ordnung wiedergegeben, damit von den Verstandesgrüblern keine schiefen Bemerkungen gemacht werden sollen. Früher gab es eine Menge Aufzeichnungen, teils von Augenzeugen, teils vom Hörensagen, und es war für die redlichen Abschreiber schwer, der vollen Wahrheit völlig treu zu bleiben.[1]

Die Originale des Urevangeliums (das Matthäus geschrieben hat) sind nicht erhalten geblieben, um eine Abgötterei damit zu verhindern, ähnlich wie sie mit sogar falschen Reliquien betrieben wird, weil solches durch die wahre und reine Lehre des Herrn streng untersagt ist unter der Warnung vor dem Sauerteig der Pharisäer. Jedoch der Geist, der in den Originalen lag, ist in den Nachschriften völlig beibehalten worden und am Buchstaben liegt ohnehin nichts. Sie mögen sich äußerlich noch so unähnlich sehen, da sie aber im Inneren dennoch von ein und demselben Geist erfüllt sind, braucht es mehr nicht.[2]

Wesen

Im Grunde sind nur die beiden Evangelien des Johannes und des Matthäus (Anm.: nicht das biblische, sondern das verlorene Urevangelium) völlig authentisch und bis auf Kleinigkeiten am meisten rein. Sie wurden unter der persönlichen Anleitung des Herrn geschrieben, auch wenn sie einander äußerlich sehr unähnlich sehen. Die beiden Evangelien des Markus und des Lukas haben zwar auch ihren entschiedenen und heiligen Wert, weichen aber in manchen kleinen Begebenheiten von dem des Matthäus ab.[3]

Man soll sich an den Evangelisten Johannes halten, denn dieses Evangelium sowie seine Offenbarung des Johannes sind von seiner Hand geschrieben. Nach Johannes ist Markus noch am meisten zu berücksichtigen; was er in aller Kürze gibt, hat er zumeist aus den Schriften und Lehren von Paulus geschöpft.[4]

Das Schreiben ging in jener Zeit, als die Evangelien niedergeschrieben wurden, nur sehr mühsam und langsam. Für eine Seite, für die ein Schreiber im 19. Jahrhundert 20 bis 30 Minuten benötigte, brauchte ein l'Rabbas in Sidon, ein Lukas in Jerusalem und ein Theophilus zu Athen, Korinth oder Syrakus, wo er sich oft zeitweilig aufhielt, bei allem Fleiß mindestens acht Tage. Er musste seine Buchstaben mit stählernem Griffel in dazu eigens verfertigte harte Steinplatten eingraben, oder sie mit einem feinen Malerpinsel auf Pergament förmlich hinmalen. Für den geübten Maler oder Schreiber mit einem Pinsel ging es mit dem Aufzeichnen der Buchstaben etwas geschwinder, aber auch nicht um bedeutend mehr als mit dem alten Griffel. Daher fassten sich die Schreiber kurz. Sie berührten nur die Hauptworte und ließen die Nebensachen zur Erklärung der Hauptbegriffe weg.[5]

Die biblischen Evangelien sind in der Art der damaligen Zeit geschrieben, wobei man alle möglichen Umstände, die sich irgend von selbst verstehen und annehmen ließen, als unnötige Sätze ausließ und nur die Hauptsätze aufzeichnete. Alle Nebenumstände hat der Leser sozusagen zwischen den Zeilen zu lesen. Man zeichnete nur die Hauptsache auf und gab durch das einem Satz vorstehende Bindewort "und" zu verstehen, ob die wie vereinzelt dastehenden Sätze zueinander in Beziehung stehen oder nicht. Darum hat man solche Bindewörter auch selten in Buchstaben, sondern in gewissen bekannten Zeichen den aufeinander Bezug habenden Hauptsätzen vorgesetzt. Nicht nur die damalige Regel, sondern auch der Mangel an Schreibmaterial waren Gründe für solche Schreibart. Wer dies nicht berücksichtigt, der kann die Evangelien in ihrem äußeren historischen Sinn kaum verstehen und noch weniger in ihrem inneren geistigen Sinn.[6] Für Beispiele siehe Johannes Evangelium

Beurteilung

Auch wenn tausende falsche Evangelien geschrieben werden, wird immer nur das einzig wahre sein und verbleiben, nämlich jenes das sich im Menschen, so er nach dem Wort Gottes leben und handeln wird, lebendig offenbaren wird. Dieses lebendige Evangelium wird auch bis ans Ende aller Zeiten der einzige Prüfstein sein und bleiben, ob ein geschriebenes Evangelium echt oder falsch ist. Die falschen Evangelien lassen sich von den echten unterscheiden, indem sie sich gegenseitig stets verfolgen und hassen. Die echten lieben sich wie Zwillingsbrüder und suchen und finden einander auch bald und leicht.[7]

Die helle und reine Wahrheit bedarf zu ihrer Bestätigung keines sonstigen Zeichens. Wer nach ihr leben und handeln wird, der wird in sich lebendig erkennen, dass die Lehre Jesu Gotteswort und nicht Menschenwort ist.[8] Außerdem waren (bzw. sind) jene, welche die Lehre vom Reich Gottes im Menschen an andere vermittelten, nicht pur Lehrer, sondern auch selbst Täter Seines Willens, der in der Lehre Jesu klar enthalten ist. Sie wirkten in Seinem Namen auch Zeichen, sogar noch größere als Er Selbst.[9]

Reinheit

Der Herr erleuchtet ganz ehrliche Menschen, die nach der Wahrheit suchen. Die Evangelisten haben alles unter der Leitung des Geistes des Herrn geschrieben, dennoch war ihr Wille ganz frei und so auch ihr Urteil und ihre Annahme danach, woraus sich die scheinbaren Widersprüche in ihren Schriften ergeben. So selbst ihr Wille durch die erfolgte Wiedergeburt ein gerichteter gewesen war, da war aber demnach ihre Mitteilung, was noch mehr ist, vollkommen dem Willen Gottes gemäß. Was dann aber später die schon sehr selbstsüchtige Welt aus solchen ehrlichen Überlieferungen gemacht hat, dafür kann der Herr nicht, da jeder Mensch seinen vollkommen freien Willen hat. Er hat es aber nie an Sichtungen fehlen lassen, was an den Versammlungen, denen durch Seinen Geist die Aufgabe gestellt war, die eingeschlichene Lüge von der Wahrheit zu scheiden und sie zu verwerfen vor der ganzen Gemeinde, schon zu Seiner Zeit ersichtlich ist. Solche Sichtungen finden auch gegenwärtig statt (Anm.: durch die Neuoffenbarungen). Seit dem 19. Jahrhundert oder der Aufklärung baut der Herr großartige Dämme gegen jede Flut der Lüge und stellt den wahren Felsen Petri auf, den die Pforten der Hölle nicht überwinden werden. Es wird zwar noch viel Streit und Kampf auf dieser Erde unter den Menschen vorkommen, wobei die Lüge aber so lange unterliegen wird, bis für eine ganze Fuhre Heu, aus lauter Unkraut bestehend, kein Mensch mehr auch nur einen Heller bieten wird. Und jedermann wird an den Strahlen des wahren Lichtes aus den Himmeln (der Wahrheit) seine höchste Freude haben.[10]

Fehler und Widersprüche

Gott hat es zugelassen, dass Sein reines, zu den Aposteln und anderen Menschen gebrachte Wort von diesen und vielen Evangelisten nicht selten auf die widersprüchlichste Art überliefert wurde. So wie der Herr auf der Erde nicht nur lauter edle Fruchtpflanzen wachsen lässt, sondern überall auch Unkraut, dient jedes einzelne dieser Unkräuter dennoch bei gerechter Anwendung zu etwas Nützlichem und Heilsamen. Aus Weizen, Gerste und Korn kann man kein Fieber usw. heilen. Alles hat seinen Nutzen und Zweck. Die Menschen lernen so, über etwas nachzudenken und bemühen sich, die reine Wahrheit zu suchen und zu finden, wodurch die Lethargie vermieden wird. Klügere Menschen werden erst durch die dummen in den rechten Eifer versetzt, der Dummheit und Finsternis, je mehr sie sich ausbreitet, desto eifriger und energischer entgegenzutreten, und haben durch ihren Eifer eine große Freude daran, wenn sie eine Menge blinder Narren auf den Weg des Lichts gebracht haben. Die (biblischen) Evangelien enthalten dennoch den reinen Geist, den jeder von Gott nur ein wenig Erleuchtete herausfinden kann, auch wenn sie sich im materiellen oder Buchstabensinn widersprechenden. Den Einfältigen, die gleich den Kindern einen Tand gleich einer wertvollen Münze annehmen, schadet es nicht, denn im Haus des Vaters gibt es viele Wohnungen und Schulen, wo auf der Welt geistig verarmte Seelen zum rechten Licht gelangen können und auch werden.[11]

Widersprüche, wie Mt 28.9 und Joh 20.17 (Maria Magdalena umfasst nach Matthäus die Füße des auferstandenen Jesus, nach Johannes gebietet ihr der Herr aber, Ihn nicht zu berühren), sind sehr leicht aufzuklären (beides stimmt, siehe Jakob Lorber, Himmelsgaben 1.401217.6-7), wenn man sich aus weltlicher Hinsicht nicht blind, taub und stumm und gleich einem fruchtlosen Feigenbaum macht.[12]

Was die Kindheitsgeschichte Jesu betrifft, hat man nach Lukas einen beschnittenen Juden-Christus und nach Matthäus einen unbeschnittenen Heiden-Christus. Erst mit dem zwölften Lebensjahr Jesu fangen die beiden Evangelisten wieder an einstimmig zu werden bis auf einige minder bedeutende Nebenumstände. Nun stellt sich natürlich die Frage, welcher der beiden Evangelisten für sich bei der Wahrheit geblieben ist. Die Antwort ist: An und für sich keiner! Denn jeder gab nur von dem Kunde, von dem er reden gehört hatte. In Jerusalem (wo Lukas war) getraute sich niemand aus Furcht vor der Strafe von der übermäßigen Grausamkeit des Herodes zu reden; zu Sidon und Tyrus im damaligen Cölesyrien (wo sich der Pseudo-Matthäus befand) dagegen hasste man Herodes mehr als den Tod und verschwieg seine Grausamkeit nicht, wie auch die Veranlassung nicht, die ihn zu dieser geführt hatte. Es gibt noch weitere bedeutende Widersprüche und Unebenheiten bei diesen beiden Evangelien, die sich aber leichter ausgleichen und berichtigen lassen.[13]

Obschon die Evangelisten alles unter der Leitung des Geistes des Herrn geschrieben haben, so war aber ihr Wille dennoch ganz frei und so auch ihr Urteil und ihre Annahme danach, daher die scheinbaren Widersprüche in ihren Schriften. So selbst ihr Wille durch die erfolgte Wiedergeburt ein gerichteter gewesen war, da war aber demnach ihre Mitteilung, was noch mehr ist, vollkommen dem Willen Gottes gemäß. Wer kritisch zu Werke gehen will, der soll zuerst die Ordnung der aufeinanderfolgenden Evangelisten fassen und sie mit den vier Hauptzuständen des Menschen vergleichen, das heißt, von seinem äußersten Glauben bis zur innersten Wiedergeburt; oder da der Mensch am Abend beginnt, durch die Nacht versucht wird, bis dann die Morgendämmerung anbricht und also stets zunimmt bis zum Aufgang des ewigen Lebenstages durch Johannes. Wer das versteht, wird sich ewig an keinen Widersprüchen mehr stoßen.[14] Man soll das Wort Gottes nicht nur lesen und getriebene Täter des Wortes sein, sondern freiwilliger Täter des Wortes (Anm.: aus eigener Verwirklichung), wodurch man sofort an keine Widersprüche mehr stoßen wird.[15]

Manche Ereignisse waren einander auch sehr ähnlich, weswegen eines stellvertretend für ein anderes aufgezeichnet wurde.[16]

Wer die Gabe des Herrn mit dem Verstand bemessen will, der gleicht dem Samen, der unter Dornen und Disteln fiel. (siehe Mt 13.22) Denn im Verstand ist die Wohnung von allerlei Sorgen, weswegen so jemand schwerlich je die Früchte aus dem Samen ernten wird. Zum Beispiel: Beim Matthäus kommen zwei Weiber zum Grab; ein Erdbeben geschieht; ein Engel erscheint, wälzt den Stein vom Grab, setzt sich darauf und gibt den zwei Weibern Bescheid vom Herrn. Beim Markus kommen drei Weiber, kümmern sich des Steines wegen; dieser wird durch eine unsichtbare Macht hinweggetan, und sie gehen dann ins Grab, finden da einen Jüngling mit einem weißen Hemd zur Rechten sitzen, welcher sie tröstet und ihnen über den Herrn Auskunft gibt. Beim Lukas kommen mehrere ungenannte Weiber, mit Spezereien sogar, und finden den Stein schon abgewälzt, gehen sogleich ins Grab hinein, finden da noch niemanden; nach einer Weile, da sie sich schon gekümmert hatten, treten zu ihnen zwei Männer in glänzenden Kleidern und geben ihnen Auskunft über den Herrn. Beim Johannes kommt nur ein Weib, die Magdalena nämlich, findet das Grab offen, aber niemanden darinnen. Darum läuft sie zu Petrus. Der Petrus und die andern Jünger kommen eiligst zum Grab, finden außer den zusammengelegten Leintüchern nichts und gehen sodann wieder nach Hause. Nachher erst guckt die weinende Magdalena ins Grab und erblickt zum Kopfe und zu den Füßen zwei Engel in weißen Kleidern, die bloß nur fragen: Weib, was weinest du? – Und nach der Beantwortung dieser Frage ist der Herr schon hinter ihr. Wer da äußerlich, rein weltgeschichtlich nach seinem Verstand urteilt, der findet entweder den Tod des Verstandes oder den Tod des Glaubens. Ersteres, so er ein göttliches Geheimnis ahnt und solches der Weisheit und Allmacht Gottes anheim stellt. Zweiteres, wenn er aus den Widersprüchen schließt, dass keiner der Geschichtszeichner recht hat, da sie nicht miteinander übereinstimmen, und er daher auch nichts glaubt. Aber weder der Verstand, noch der Glaube soll getötet werden. Und dies kann nur durch Liebe, Demut, Sanftmut und Geduld geschehen. Wenn diese vier eins werden im Menschen, da wird auch das lebendige Licht in größter Menge werden im Herzen, worin sich alle Widersprüche lösen werden. Wer dies nicht beachtet, sondern mit dem Verstand Schatzgräber sein will, der soll nichts als Unrat finden. Denn die Gaben des Herrn sind nur fürs Herz, nicht aber etwa vorerst für den Verstand bemessen. Wer sein Herz durch den Verstand treiben will, der tötet es nur, denn schwächer ist keine Liebe als die des Verstandes. Man fordere nicht vom Herrn, wie von einem schlechten Sachverwalter, eine unzeitige Rechenschaft. Wahre Kinder lieben den Vater und hadern nicht mit ihm.[17]

Geschichte

Verlust der Urevangelien

Ursprünglich gab es Aufzeichnungen vieler Evangelisten, welche das niedergeschrieben haben, was sie von den Aposteln und Jüngern selbst vernommen haben und was ihnen von Augen- und Ohrenzeugen wiedererzählt wurde. In diesen Uraufzeichnungen in griechischer oder jüdischer Sprache wirkte der Heilige Geist und alles war richtig. Da diese Aufzeichnungen aber bald gute Handelsartikel wurden, entstanden tausende falsche Evangelien von Personen, die von der eigentlichen Lehre Jesu gar nichts wussten, trotzdem aber sogar unter Eid behaupteten, ihre Evangelien hätten sie aus dem Mund der wundertätigen Apostel selbst vernommen und seien von dem Apostel selbst aufgefordert worden diese zu schreiben.[18]

Eine weitere Ursache falscher Evangelien waren die teils absurden Zusätze und Übertreibungen, die über Jesus verbreitet worden waren, sogar schon während Seiner Lehrjahre, z.B. Er könne Sich zu einer riesenhaften Größe ausdehnen und zu einem fingergroßen Zwerg zusammenschrumpfen, wäre bald sehr alt und dann wieder ganz jung, man hätte Ihn auch auch schon als Frau gesehen und er könne beliebig die Gestalt des einen oder anderen Tieres annehmen.[19] Wegen dem von den Pharisäern geförderten Aberglauben hatte es der Herr überaus schwer, die eigentlichen Stockjuden zur Erkenntnis der Wahrheit zu bringen. Es musste ein Wunder geschehen, durch das sie von ihrem Schlaf wachgerüttelt wurden und dann bei sich ein wenig nachzudenken anfingen, was Er mit diesem oder jenem gesagt hatte. Jesus hatte den Aposteln schon zu Seiner Zeit mehrmals gesagt, dass sie bei Weiterverbreitung Seiner Lehre viel weniger von Seinen Wundern als vielmehr von der inneren Wahrheitstiefe Seiner Lehre reden und predigen sollen. Aber nur Johannes blieb dieser Mahnung treu, alle anderen fingen lieber gleich bei den Wundertaten an und redeten dann erst vom Reich Gottes und der inneren Wahrheit. Die Sucht, Wunder zu erzählen, stieg dann so sehr an, dass eine große Anzahl von teils geschriebenen und noch mehr von den traditionellen Evangelien derart anwuchs, dass daraus kein Mensch mehr klug werden konnte.[20] Viele falsche Evangelien wurden bei der ersten großen morgenländischen Kirchenversammlung als apokryphisch verbannt.[21]

Der vorher rechtschaffene Arius war ein berüchtigter falscher Prophet und Evangelist.[22] Als man den Arianismus mit Gewalt zu bekämpfen begann, wurde versucht, möglichst alle alten Urkunden zu verbrennen, wenn sie weder mit der Vulgata, noch mit der griechischen Bibel übereinstimmten.[23]

Entstehung der biblischen Evangelien

Lukas, Markus und Matthäus (l'Rabbas) hatten sich zu ihrer Zeit die Mühe gemacht, aus dem vielen schon vielfach Verunstalteten der Lehre des Herrn das Reinste und Beste herauszusuchen. Die materiellen Fakten hatten sie teilweise selbst gedichtet, zum größten Teil aber mussten sie aus dem etwas nehmen, was sie aus Berichten von angeblichen Augen- und Ohrenzeugen erfuhren. Dies verglichen sie mit den ihnen bekannten Stellen aus den alten Propheten. Fanden sie diese übereinstimmend mit dem was sie geschrieben hatten, war für sie das Kriterium für die Wahrheit vollkommen fertig und gültig.[24]

Lukas wie auch der Pseudo-Evangelist Matthäus (l'Rabbas) hatten ihre Evangelien nach nicht gar zu vielen Jahren nach dem Herrn aufzuzeichnen angefangen. Dennoch haben sie sich in manchem derart verstiegen, dass am Ende unter ihnen selbst in so manchen ganz wichtigen Dingen der größte Widerspruch ans Tageslicht kommen musste. Vom Prüfen war in jener Zeit ohnedies keine Rede; denn ein jeder Evangelist hatte seine gewissen Leser und Zuhörer und hatte sich um einen andern Evangelisten wenig gekümmert. Die Evangelisten selbst hielten sich auch nur an das, was sie niedergeschrieben hatten und freuten sich mitunter darüber, wenn ein anderer Evangelist das in seinem Evangelium nicht hatte.[25]

Wäre es bei diesen Fassungen geblieben, stünde es mit diesen Evangelien dennoch heute um vieles besser. Da aber viel zu wenig des Wunderbaren, des Grausamen und des Schrecklichen für die Menschheit darin stand, hat man es später für notwendig gefunden, besonders zum Teil unter den Judenchristen, Griechen und Römern schon hundert Jahre vor der großen Kirchenversammlung zu Nicäa, viele Beisätze zu machen – besonders jene, die stark nach Wundern riechen und die ein stark strafgerichtliches Gesicht haben, um den Herrn, der den Menschen nichts so teuer ans Herz gelegt hat als die Liebe und die Wahrheit, zum Gegenteil eines Beglückers der Menschen zu machen.[26]

Die (biblischen) Evangelien wurden erst zwei- bis dreihundert Jahre nach dem Herrn durch heidnische und jüdische Machinationen, das was sie jetzt noch sind. Die blinde Menschheit, die nichts prüft und noch nie etwas geprüft hat, glaubt teilweise bis heute immer noch an ein solches (Anm.: dem Buchstaben nach) zum größten Teil heilloses Machwerk in Seinem Namen.[27]

Reinigung

Unter den vier nun bestehenden Evangelien und so manchen Briefen der Apostel kann der Herr für die Länge der Zeit nicht mehr bestehen, weil Ihn jeder darin vorkommende Widerspruch vor den Gelehrten der Welt Selbst zum Widerspruch macht, so wie bei den gegenwärtigen Christensekten, von denen auch jede Sekte ihren eigenen Christus hat, der sich die Freiheit nimmt, jeden andern Christus einer andern Sekte kreuz und quer zu verdammen. Daher muss für die moderne Zeit sowohl der alte und noch mehr der neue sich in allem dem Herrn widersprechende Unsinn aus den Evangelien völlig ausgemerzt werden – und der (in sich widersprüchliche bibelevangelische) Herr Selbst mit ihm, damit das einzige und bleibend wahre Evangelium Johannes in sein volles Licht trete.[28] Die Widersprüche in den vier vorhandenen Evangelien verlieren sich von selbst im "Johannes".[29]

Ihm Rahmen Seiner Wiederkunft bestellt der Herr daher Weltkluge und weltweise Philosophen als die letzten Arbeiter in Seinen Weinberg. Sie nehmen sich vollernstlich die Mühe, Ihn, wie Er unter den sogenannten christlichen Sekten besteht, ganz auszumerzen und zu vertilgen samt den Evangelien.[30]

Einwände

Die Evangelien sind nicht ausführlich genug

Viele tausend Bücher hätten über die Kundgaben des Herrn geschrieben werden können, aber solche Bücher würde die Welt nicht begreifen und würden ihr daher nichts nützen. Joh 21.25 Über ausführlichere Aufzeichnungen hätte sich die Welt über alle Maßen über die Jünger Jesu geärgert und dieselben über alles verschrien. Wer aber nach der erhaltenen Lehre lebt und glaubt an den Sohn, der wird ohnehin im Geiste wiedergeboren, und der Geist wird ihn in alle Tiefen der ewigen Wahrheit leiten. Daher ließ der Herr nicht mehr schreiben. Zu klar darf es der Welt nie gemacht werden, damit sie nicht in ein noch größeres Gericht fällt, als in dem sie sich schon im alten notwendigen Gericht befindet. Der Herr stellt seine Lehre außerdem so, dass durchs bloße Lesen oder Hören niemand auf den Grund der lebendigen Wahrheit gelangen soll, sondern allein nur durchs Handeln nach Seiner Lehre. Die Handlung erst wird jedem zu einer Leuchte werden. Joh 7.17 [31] Inzwischen sind über weitere Offenbarungen aber noch eine Menge Details zum Leben des Herrn und Seiner Kundgaben gegeben worden, z.B. sehr oft gebrauchte Sprüche des Herrn, die nicht in den Bibelevangelien überliefert wurden, finden sich bei Jakob Lorber, Himmelsgaben 2.461216

Lückenhafte Niederschriften bewirken Zweifel

Indem die Welt nur lückenhafte Urdokumente vom Hiersein und Wirken Jesu hat, kommt sie notwendig in alle Zweifel über Ihn, Sein Sein und Wirken und betrachtet die Bruchstücke als priesterlichen Eigennutz. (nach Johannes)[32]

Antwort: Das ist genau das, was der Herr für die Welt, die ein Haus des Satans ist, haben will, denn ob man einer Sau Maiskörner oder die edelsten Perlen vorwirft, so wird sie den Perlen dennoch gerade das tun, was sie den Maiskörnern tut. Es ist daher besser, die Sache wird der Welt in aller Verhülltheit gegeben, und sie kann sich dann bloß mit der Hülle (Anm.: dem Buchstabensinn) balgen, innerhalb deren aber dennoch der Lebenskern unversehrt bleibt. Wo es nötig ist, erweckt der Herr von neuem Menschen und gibt ihnen alles kund, was zu Seiner Zeit geschehen ist und was die Welt um ihrer unverbesserlichen Bosheit willen zu erwarten hat (Anm.: z.B. durch Jakob Lorber).[33]

Siehe auch

Quellenverweise

  1. Jakob Lorber, Das Große Evangelium Johannes 1.134.8-11
  2. Jakob Lorber, Das Große Evangelium Johannes 1.134.14-16
  3. Jakob Lorber, Das Große Evangelium Johannes 1.91.8; Jakob Lorber, Das Große Evangelium Johannes 1.134.12; Jakob Lorber, Das Große Evangelium Johannes 2.174.16
  4. Jakob Lorber, Himmelsgaben 3.640319.22
  5. Jakob Lorber, Himmelsgaben 3.640321a.10-11
  6. Jakob Lorber, Das Große Evangelium Johannes 1.6.13; Jakob Lorber, Das Große Evangelium Johannes 1.7.4-5
  7. Jakob Lorber, Das Große Evangelium Johannes 8.79.18-21
  8. Jakob Lorber, Das Große Evangelium Johannes 6.178.18; Jakob Lorber, Das Große Evangelium Johannes 9.83.1
  9. Jakob Lorber, Das Große Evangelium Johannes 9.83.2
  10. Jakob Lorber, Himmelsgaben 3.420328.20; Jakob Lorber, Himmelsgaben 3.640322b.6-9
  11. Jakob Lorber, Himmelsgaben 3.640320.25-29; Jakob Lorber, Das Große Evangelium Johannes 1.113.8-9
  12. Jakob Lorber, Himmelsgaben 1.401217.1-7
  13. Jakob Lorber, Himmelsgaben 3.640424.16-22
  14. Jakob Lorber, Himmelsgaben 3.420328.20-21
  15. Jakob Lorber, Himmelsgaben 3.420328.23
  16. Jakob Lorber, Das Große Evangelium Johannes 1.113.4
  17. Jakob Lorber, Himmelsgaben 2.421030.10-21
  18. Jakob Lorber, Himmelsgaben 2.430223.3-4
  19. Jakob Lorber, Das Große Evangelium Johannes 1.25.3-5; Jakob Lorber, Das Große Evangelium Johannes 2.174.14-16
  20. Jakob Lorber, Himmelsgaben 3.640424.6-13
  21. Jakob Lorber, Das Große Evangelium Johannes 2.174.16
  22. Jakob Lorber, Himmelsgaben 2.430223.5
  23. Jakob Lorber, Himmelsgaben 2.430223.12
  24. Jakob Lorber, Himmelsgaben 3.640424.4
  25. Jakob Lorber, Himmelsgaben 3.640424.14-18
  26. Jakob Lorber, Himmelsgaben 3.640424.5
  27. Jakob Lorber, Himmelsgaben 3.640424.2-3
  28. Jakob Lorber, Himmelsgaben 3.640424.23-24
  29. Jakob Lorber, Himmelsgaben 3.640425.23
  30. Jakob Lorber, Himmelsgaben 3.640424.2
  31. Jakob Lorber, Das Große Evangelium Johannes 1.113.10-13; Jakob Lorber, Das Große Evangelium Johannes 1.216.10
  32. Jakob Lorber, Das Große Evangelium Johannes 1.216.11
  33. Jakob Lorber, Das Große Evangelium Johannes 1.216.12-14