Johannes Evangelium

Aus Prophetia
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Papyrus P52, 2. Jhdt., wird als früheste bekannte Aufzeichnung aus dem Johannesevangelium akzeptiert
Das biblische Evangelium des Johannes wird von Jesus Christus (nach der Offenbarung von Jakob Lorber) als völlig authentisch bezeichnet. Es wurde von Johannes selbst geschrieben, beinhaltet jedoch nicht alles, was er geschrieben hat, und es finden sich kleine Zusätze von späteren Abschreibern darin. Dennoch ist es zusammen mit dem Evangelium nach Matthäus bis auf Kleinigkeiten am meisten rein. Der ursprüngliche Geist ist völlig erhalten geblieben.[1] Die Evangelien von Johannes und Matthäus sind beide unter der persönlichen Leitung des Herrn geschrieben worden, obwohl sie äußerlich sehr unähnlich aussehen.[2]

Entstehung

Jesus wollte, dass sich Johannes (auf Häuten) notierte, was sich zutrug, jedoch nicht alles, sondern nur das, was Er ihm sagte. Johannes war der erste Zeichner der Lehren und Taten Jesu.[3] Nicht alles wurde festgehalten, weil sich die Welt, da sie im Finstern wandelt, die Werke des Lichts nicht vorstellen kann, sondern diesen mit Unglauben und am Ende mit Spott begegnet. Die Welt hatte nicht das nötige Verständnis, alles zu fassen, weswegen es vergebliche Mühe gewesen wäre, alles aufzuschreiben. Jesus wies Johannes daher an, nur das aufzuzeichnen, was Er offen vor der Welt tat; was Er aber auch noch so Großes im Geheimen tat, solle er nur in sein Herz aufzeichnen, und nicht auf eine Tierhaut. Die Zeit würde erst kommen, in der alle geheimen Dinge der Welt offenbart werden.[4] Solange der Apostel mit Jesus reiste, zeichnete er sich nur das Denkwürdigste auf. Auf der Insel Patmos konnte er an der Seite von Maria sein Evangelium in eine rechte Ordnung bringen. Darin gab er für die Nachwelt soviel kund, wie sie zu ihrer Beseligung nötig hat. Ansonsten aber hat Jesus noch viel getan und gelehrt, was nicht in diesem Buch geschrieben ist. Joh 21.25 Johannes schloss sein Evangelium etwa zu jener Zeit, als Jerusalem von den Römern zerstört wurde.[5] Das Johannes Evangelium ist viel später niedergeschrieben worden als das Matthäus Evangelium und das Markus Evangelium.[6]

Schreibart

Das Evangelium ist in der Art der damaligen Zeit geschrieben, wobei man alle möglichen Umstände, die sich irgend von selbst verstehen und annehmen ließen, als unnötige Sätze ausließ und nur die Hauptsätze aufzeichnete. Alle Nebenumstände hat der Leser sozusagen zwischen den Zeilen zu lesen. Man zeichnete nur die Hauptsache auf und gab durch das einem Satz vorstehende Bindewort "und" zu verstehen, ob die wie vereinzelt dastehenden Sätze zueinander in Beziehung stehen oder nicht. Darum hat man solche Bindewörter auch selten in Buchstaben, sondern in gewissen bekannten Zeichen den aufeinander Bezug habenden Hauptsätzen vorgesetzt. Nicht nur die damalige Regel, sondern auch der Mangel an Schreibmaterial waren Gründe für solche Schreibart. Wer dies nicht berücksichtigt, der kann die Evangelien in ihrem äußeren historischen Sinn kaum verstehen und noch weniger in ihrem inneren geistigen Sinn. Ein zweiter Grund besteht darin, dass das lebendig Heilige im Wort nicht verunreinigt und entheiligt werden möchte. Jeder der geistig bedeutsamen Verse ist gleich einem festbeschalten Samenkorn, in dem der Keim zu einem endlosen Leben und seiner nie ermessbaren Weisheitsfülle verborgen ruht.[7]

Beispiele:

Am nächsten Tag stand Johannes abermals da und zwei seiner Jünger Joh 1.35

Urtext: "Des andern Tages stand abermals Johannes und zween seiner Jünger."

Hier wird weder der Standpunkt, noch die Handlung der beiden Jünger bezeichnet. In früherer Zeit verstand sich von selbst, dass Johannes am Jordan unter einer Weide stand und auf Täuflinge wartete. Da er mehrere Jünger hatte, die seine Lehre hörten und aufzeichneten, so waren gewöhnlich zwei, manchmal auch mehrere, an seiner Seite und halfen ihm bei seinen vielen Taufhandlungen, tauften wohl auch in seinem Namen und in seiner Art.[8]

und als er Jesus vorübergehen sah, sprach er: Siehe, das ist Gottes Lamm! Joh 1.36

Urtext: "Und als er sah Jesum wandeln, sprach er: Siehe, Das ist Gottes Lamm!"

Das "Und" zeigt hier an, dass dieser Text mit dem vorhergehenden in irgendeiner Beziehung steht und historisch angibt, dass Sich Jesus nach der erlangten Wassertaufe noch einige Zeit in der Nähe des Johannes aufgehalten hat und daher sowohl von seinen zwei Jüngern wie von ihm selbst am Ufer des Jordans wandelnd gesehen ward. Als Johannes Seiner ansichtig wird, fasst er sogleich alle seine Gedanken in eins zusammen und spricht in einer Art hoher Begeisterung wie für sich hin: "Siehe, Das ist Gottes Lamm!" Damals würde er sich folgendermaßen ausgedrückt haben: "Da sehet hin! Am Ufer des Flusses wandelt noch heute der allerhöchste Gottmensch so anspruchslos und so demütig wie ein Lamm." Johannes aber übergeht alle diese näheren Bezeichnungen und sagt bloß, wie es im Vers steht.[9]

Und die zwei Jünger hörten ihn reden und folgten Jesus nach. Joh 1.37

Urtext: "Und zween seiner Jünger höreten ihn reden und folgten Jesu nach."

Dieser Vers stellt die Folge der beiden vorhergehenden dar, weswegen er mit "Und" anfängt und nur ganz einfach das Geschehene anzeigt, nur höchst kurz den Grund berührend. In heutiger Schreibart könnte der Vers unbeschadet seines Verständnisses und Sinnes so lauten: "Als aber die beiden Jünger, die bei ihm (Johannes) waren, ihren Meister also reden hörten, verließen sie ihn sogleich und begaben sich zu Jesu hin, und da Jesus sich nun von diesem Ort zu entfernen begann, so folgten sie Ihm nach." All diese Erweiterungen müssen bei dieser Begebenheit mitgeschehen sein, da sonst das Faktum nicht ausführbar wäre. Aber nach der damaligen Schreibart werden bloß die zwei Begriffe "Hören" und darauf das sogleiche "Nachfolgen" berührt und alle Übergangs- und Bindesätze ausgelassen.[10]

Das Evangelium nach Johannes im geistigen Sinn

siehe Johannes Evangelium (Geistiger Sinn)

Siehe auch

Quellenverweise

  1. Jakob Lorber, Das Große Evangelium Johannes 2.174.16; Jakob Lorber, Das Große Evangelium Johannes 1.134.8-15; Jakob Lorber, Himmelsgaben 3.640319.22
  2. Jakob Lorber, Das Große Evangelium Johannes 1.91.8
  3. Jakob Lorber, Das Große Evangelium Johannes 1.34.1-2
  4. Jakob Lorber, Das Große Evangelium Johannes 1.36.2-3
  5. Jakob Lorber, Himmelsgaben 3.640322b.11
  6. Jakob Lorber, Himmelsgaben 3.420328.4
  7. Jakob Lorber, Das Große Evangelium Johannes 1.6.13; Jakob Lorber, Das Große Evangelium Johannes 1.7.4-5; Jakob Lorber, Das Große Evangelium Johannes 1.7.10; Jakob Lorber, Das Große Evangelium Johannes 1.24.18; Jakob Lorber, Das Große Evangelium Johannes 1.34.2
  8. Jakob Lorber, Das Große Evangelium Johannes 1.7.1-3
  9. Jakob Lorber, Das Große Evangelium Johannes 1.7.6-7
  10. Jakob Lorber, Das Große Evangelium Johannes 1.7.8-10