Geisterfall

Aus Prophetia
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Der Fall der rebellischen Engel (16. Jhdt.)

Der Geisterfall oder Fall der Engel ist ein Entsprechungsbild der Erschaffung oder sukzessiven Bildung eines Weltkörpers. Alles ist nur geistig zu nehmen und vor allem dahin zu erklären, was die sittliche Bildung des Menschen betrifft. Wer im Geiste völlig geweckt ist, die Entsprechungen zwischen der Sinnen- und Geisterwelt innehat, der kann daraus ersehen, wie aus der Geisterwelt die Sinnenwelt hervorgegangen und die Schöpfung entstanden ist.[1]

Der Spruch "Da schied Gott das Licht von der Finsternis!" Gen 1.4 bezieht sich auf den Fall der erstgeschaffenen Geister oder der freien und belebten Ideen Gottes im endlosen Raum. Die Folge war die materielle Schöpfung. Beim Fall der Engel war, anders als beim entsprechenden Sündenfall, kein positives Gesetz im Spiel, weil damals erst mit der großen Entwicklung der frei zu machenden Wesen der Anfang gemacht ward und daher außer Gott noch keine solche Intelligenz dastand, der man irgendein positives Gesetz hätte geben können. Darum geschah unter dem sogenannten Fall der Geister auch eine notwendige und genötigte Scheidung.[2]

Geschichte

Schöpfung und Ausbildung

Im endlos tiefen Zeit- und Ewigkeiten-Raum wurden von Gott nach der Zahl 3 und 7 in der endlosesten Zahlenfülle Gott ähnliche, reine Geister ins freie Dasein hervorgerufen. Als die Gedanken und daraus entstandenen großen Ideen Gottes sich einmal soweit gefunden und zu einem mit endloser Intelligenz begabten Wesen nach der Urform Gottes verbunden und sich ihrer freien Selbständigkeit bewusst zu werden anfingen, da wurde ihnen die Gelegenheit zur freien Tätigkeit gegeben, um sie so vollends frei zu machen. Ihnen wurde gezeigt, wie und auf welche Weise sie freitätig werden und sein können. Dies konnte nicht anders geschehen als mit einem "Du sollst" Gebot, obgleich nicht also positiv wie bei Adam. Mit dem Gebot wurde auch der Trieb oder Reiz zur Übertretung desselben dem neugeschaffenen Wesen mit eingegeben, weil das Gebot allein sonst umsonst gegeben worden wäre. Zugleich musste auch die von selbst hervorgehende schlimme Folge der Übertretung, als sozusagen eine Strafe, dem Wesen eingegeben sein. Auch mussten dem Wesen die Folgen gezeigt werden, dass sie wirklich sind, und wie und warum sie einer dem gegebenen Gebot zuwiderlaufenden Handlung allzeit folgen werden und müssen. Ebenso musste dem Wesen gezeigt werden, dass sich mit der Übertretung wohl anfangs irgendein kurz währender Vorteil erreichen lässt, der aber später einen lange währenden Nachteil zur Folge hat, dem zu begegnen es dann viel Mühe und schmerzliche Anstrengungen kosten wird. Erst mit all dem versehen, kann das neugeschaffene Wesen einen wahren Gebrauch von seiner freien Intelligenz und der daraus hervorgehenden Tatfähigkeit zu machen beginnen. Die Selbständigkeit wird so entweder auf einem kürzeren oder längeren Weg erreicht, wodurch der vollen Vernichtung eines einmal geschaffenen intelligenten Wesens vorgebeugt ist. Ob das Selbständigsein ein seliges oder unseliges ist, das ist dem Schöpfer gegenüber ein und dasselbe, denn es ist jedem Wesen das Tor offen gelassen, auf den vorgezeichneten Wegen zur Seligkeit einzugehen. Ob selig oder nicht, das Wesen behält seine Selbständigkeit ewig, im Grunde des Grundes muss es als Geschöpf dennoch der Totalordnung des Schöpfers entsprechen.[3]

Gott hat den geschaffenen Wesen nicht eher die eigene Selbstbildung überlassen, als bevor sie die Fähigkeit besaßen, die göttliche Ordnung in sich vollends zu erkennen und in aller Tiefe zu erfassen. Es ging viel Unterricht voran, lange Zeiträume vergingen zwischen dem ersten Werden der erstgeschaffenen Ordnung in den ersten Wesen und der Periode, in der dann solche Geister ihrer selbsttätigen Bildung anheimgestellt wurden.[4]

Der Fall

Am Ende der endlos langen Bildungsperiode der Urgeister gab es eine übergroße Menge, welche zwar die rechten Bildungswege Gottes wohl begriffen, aber am Ende von einem sich freien Verhalten auf diesen Wegen dennoch nichts wissen wollten, sondern des schneller folgenden, jedoch nur kurz dauernden Vorteils wegen von dem gebotenen Ordnungsweg Gottes abwichen und den Weg ihres Verderbens betraten. Eine Unzahl hat sich durch den Missbrauch ihrer Freiheit von Gott getrennt; aber auch eine Unzahl, der weit größere Teil, ist durch das gegebene Gebot nicht gefallen und hat sich mit Gott auf ewig vereinigt. Die materielle Schöpfung musste als Gericht oder als die angedrohte Strafe auf die Nichthaltung des gegebenen Gebotes folgen; sie ist, geistig genommen, nichts als der längere Weg zur seligsten, vollfreien Existenz der geschaffenen Geister. Sie ist der Macht, Kraft und Weisheit den gehorsamen Geistern, den Engeln, in allem untergeordnet.[5]

Der Hauptgeist des Lichtes, dem zahllose andere Lichtgeister innewohnten, jeder davon mit zahllos vielen Intelligenzen versehen, sprach bei sich: "In mir liegen alle Eigenschaften wie in Gott, und Gott hat alle Seine Kraft in mich gelegt. Nun bin ich stark und mächtig über alles. Er hat alles, was Er hatte, aus Sich heraus hergegeben, und ich habe alles genommen. Nun hat Gott nichts mehr, ich aber habe alles; und wir wollen nun sehen, ob der auf die Übertretung des gegebenen Gebotes folgen sollende Vorteil wirklich nur von einer kurzen Dauer sein wird. Außer uns trägt der endlose Raum, der nun von uns erfüllt ist, keine höhere Macht und Intelligenz mehr, als da ist die unsrige; wer sollte uns dann den Vorteil streitig zu machen imstande sein?" So nahm er sich selbst mitsamt all seinen verwandten Untergeistern gefangen in seiner Trägheit, in der er sich zunehmend verdichtete, wodurch die Materie entstand. Wie lange es ihm gefallen wird, in solcher Gefangenschaft zu bleiben, weiß außer Gott niemand in der ganzen Unendlichkeit, auch nicht die Engel.[6]

Am Anfang war der Größte Gott der Nächste. Dieser aber erhob sich und wollte Gott gleich sein, und wollte Gott übertreffen, und entfernte sich darum von Gott. Darum baute Gott dann Himmel und Erde und gab die Ordnung, dass nur das Geringe Ihm am nächsten sein solle. In Jesus wählte Sich Gott alle Niedrigkeit der Welt. Daher sind bei Ihm nur jene die Größten, die gleich Ihm in der Welt wie in sich selbst die Geringsten und Niedrigsten sind.[7]

Umkehr

Selbst für Gott war es keine geringe Frage, ob die Getrennten für ewig zugrunde gehen, oder auf nur Gott allein mögliche Weise zurückgeführt werden sollten. Würde Er sie zugrunde gehen lassen, dann wäre in Ihm der Tod zuhause; führte Er sie aber zurück, dann wäre die unantastbare Heiligkeit Seiner urewigen Ordnung gefährdet. Die Lösung bestand, besteht und wird auch auf ewig darin bestehen, dass sich die Liebe, als das alleinige Leben in Gott, sozusagen trennen, die getrennte Unzahl der Geister ergreifen, sie binden mit ihrer Macht und aus ihnen zahllose Welten aller endlosen Arten nach der Beschaffenheit der Geister, die darin eingefangen wurden, gestalten musste.[8] Als die Welten von den Urzentralsonnen abwärts ausgebildet waren, da wurde jedes Welten-Atom genau auf den tausendsten Teil einer Sekunde berechnet, wann es gelöst werden soll. Als die große Rechnung einmal bestimmt war, da erst begannen die organischen Schöpfungen auf den Weltkörpern durch alle Stufen in der allerhöchsten, weisesten, wohlberechneten Ordnung. Und hernach kam endlich erst der Mensch, als ein vollkommenstes Aufnahme-Organ aller ihm vorangegangenen endlosen Stufen und als ein vollkommener Wiedervereinigungspunkt des einst aus Gott gegangenen Lebens.[9] Damit es bei dieser Neugestaltung der alten Wesen an der Seite Gottes gegen Ihn Selbst keine Widerordnung gebe, musste Gott Sich gewisserart durch die Menschwerdung Selbst neu gestalten, einen neuen Himmel erbauen und endlich machen, dass da alles neu werde, gleich Ihm.[10]

Endlos viele Geister aber haben die Willensfreiheit missbraucht und sind dadurch ins angedrohte Gericht gesunken. Aus solchen Geistern, aus denen all die Weltkörper bestehen, kommen nach einem in alle Natur unwandelbar gelegten Gesetz die Naturmenschen der Erde und aller anderen Welten hervor, und zwar durch Zeugung und Geburt. Sie müssen erst durch Erziehung und Unterricht zu Menschen und nach der Ablegung des Leibes zur reinen und vollends freien Geistern herangebildet werden.[11]

Die durch den Fall Satans mitgefallenen Sondergeister können nach der bestehenden Ordnung wieder die vollkommen selbständige Freiheit erreichen, allerdings auf einem längeren Weg, als es die der ersten Periode gewesen wäre. Aus dem verlorenen Sohn des Lichtes werden nun die Sondergeister durch die Macht Gottes wieder erweckt und ins Fleisch als Kinder der Welt gesetzt, und es ist ihnen, gleich wie den Kindern von oben, die Gelegenheit gegeben, sich zur höchsten Vollendung der Kinder Gottes emporzuheben. Alle Materie ist darum Sondergeist, der als Seele in jedem einzelnen Menschen in ihrem Geist zum ewigen Leben wiedergeboren werden kann. Wenn aus der Materie einer Welt alle Sondergeister herausgehoben worden sind, dann ist das Ende einer solchen Welt da. Eine Erde kann unvorstellbar viele Jahre bis zur vollen Entbindung aller ihrer in ihrer Hülsenmaterie eingeschlossenen Geister benötigen. Dennoch ist solche eine Dauer Gott gegenüber am Enden nicht mehr als nur ein kurzer Augenblick. Es gibt im endlosen Schöpfungsraum schon einige Welten, die ihren Dienst geleistet haben. Sie bestehen als Weltkörper dennoch fort als Träger der neuen freien Wesen, nur sind sie viel reiner und gediegener und auch in ihrem Gefüge unwandelbar.[12]

Siehe auch

Quellenverweise

  1. Jakob Lorber, Das Große Evangelium Johannes 2.215.4-7; Jakob Lorber, Das Große Evangelium Johannes 7.18.1
  2. Jakob Lorber, Das Große Evangelium Johannes 2.224.1-3; Jakob Lorber, Das Große Evangelium Johannes 2.227.1
  3. Jakob Lorber, Himmelsgaben 2.421013.4; Jakob Lorber, Das Große Evangelium Johannes 2.227.1-2; Jakob Lorber, Das Große Evangelium Johannes 2.227.6-11
  4. Jakob Lorber, Das Große Evangelium Johannes 2.230.6; Jakob Lorber, Das Große Evangelium Johannes 2.231.1-3
  5. Jakob Lorber, Himmelsgaben 2.421013.4; Jakob Lorber, Das Große Evangelium Johannes 2.227.12-14; Jakob Lorber, Das Große Evangelium Johannes 2.231.4
  6. Jakob Lorber, Das Große Evangelium Johannes 2.231.4-7; Jakob Lorber, Bischof Martin 185.7-8
  7. Jakob Lorber, Die Kindheitsgeschichte Jesu 114.15-18
  8. Jakob Lorber, Himmelsgaben 2.421013.4-7
  9. Jakob Lorber, Himmelsgaben 2.421013.8
  10. Jakob Lorber, Himmelsgaben 2.421013.9
  11. Jakob Lorber, Das Große Evangelium Johannes 1.165.8
  12. Jakob Lorber, Das Große Evangelium Johannes 2.231.8-10; Jakob Lorber, Das Große Evangelium Johannes 2.232.3-5