Lust

Aus Prophetia
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Dieser Artikel behandelt Lust im Sinne von fleischlichen Lüsten. Für Lust im Sinne von geistiger Freude siehe Seligkeit.

Wollust (15. Jhdt) Hieronymus Bosch

Wesen

Alle körperlichen oder fleischlichen Lustempfindungen und deren Begierden entstammen der Selbst- und Weltliebe. Diese beiden Liebesarten dringen mit ihren Lustempfindungen auf dem äußeren Weg oder von unten her, aus dem Fleisch und aus der Welt ein und regen das Äußere an. Das Äußerliche, das dem Bereich des Körpers oder Fleisches zugeordnet ist und sich vom Himmel abwendet und auf die Welt richtet, wird in dem Maß geöffnet, wie der Mensch die beiden weltlichen Liebesarten aufnimmt und von ihnen angeregt wird.[1]

Die Körperfreuden, die sogenannten fleischlichen Lüste, sind nicht himmlischer Natur.[2] Wer sich ganz der körperlichen oder fleischlichen Lust bzw. - was auf dasselbe hinausläuft - der Selbst- und Weltliebe ergibt, empfindet nur Lust an Ehre, Gewinn und den körperlichen und sinnlichen Vergnügungen. Die inneren Freuden, die des Himmels, werden derart erstickt und ausgelöscht, dass er nicht imstande ist, auch nur eine der Freuden des Himmels zu erfassen oder daran zu glauben, blickt doch sein Inneres vom Himmel weg auf die Welt. Ein solcher Mensch kann nicht verstehen, wenn man ihm sagt, Freude gäbe es auch noch nach dem Wegfallen der mit Ehre und Gewinn verbundenen Lust, und noch mehr würde er sich darüber wundern, dass die an deren Stelle tretenden himmlischen Freuden zahllos und unvergleichlich größer sind als die körperlichen und fleischlichen Freuden, besonders der mit Ehre und Gewinn zusammenhängenden.[3]

Die Leidenschaft des fleischlichen Genusses muss dem Menschen innewohnen, ansonsten die Erde nur zu bald menschenleer werden müsste. Dass etliche Mensch in dieser Leidenschaft nur leider zu oft ausarten, ist sicher wahr, und dies ist stets wider die Ordnung Gottes und somit eine Sünde. Aber es ist die oftmalige Ausartung dieser Leidenschaft wider die göttliche Ordnung dennoch um vieles besser als die vollständige Ausrottung derselben. (nach Engeln)[4]

Ursachen

Fleischliche Wollust wird u.a. durch un- und übermäßiges Essen, fette Speisen, fette Milch, Würste, Käse und blähende Speisen verursacht.[5]

Folgen

Die ausschweifende Lust wandelt sich nach kurzem Beischlaf in Unlust.[6]

Ein der Selbst- und Weltliebe ergebener Mensch empfindet, solange er im Körper lebt, das von ihnen Angenehme und die einzelnen Vergnügungen, die ihnen entstammen. Nach dem Tod jedoch verwandelt sich das, was der Selbst- und Weltliebe angehört in das, was man höllisches Feuer nennt, in Schmerz und Schrecken, zuweilen auch in etwas Ekelhaftes und Schmutziges, das den unreinen Lüsten entspricht und dann merkwürdigerweise angenehm erscheint. (Anm.: wer in der Hölle ist, wähnt sich glücklich, obwohl sein Leben schmerzhaft und schmutzig ist).[7]

Die geistig bösen Folgen der Fleischliebe sind unberechenbar, weil dadurch eben im Fleisch dem Feind des Lebens freiester Spielraum gegeben wird. Daher soll sich jeder dem Fleisch der Frauen so viel als möglich enthalten, wenn er das Leben ernten will und die Frau soll niemanden reizen, wenn sie nicht verdammt, sondern selig werden will.[8]

Wer schwach ist hinsichtlich der Fleischliebe - ob Mann oder Frau - der wird so lange in dieser Schwäche versucht werden, bis er den letzten Tropfen solch unreiner Liebe aus sich verbannt hat. Und solange solches nicht erfolgt ist, kann er nicht eingehen in sein Innerstes, wo das Reich Gottes auf ihn wartet.[9]

Lüsterne bereiten sich schon in dieser Welt ein böses und bitteres Los und ein noch schlechteres und bittereres im Jenseits, denn sie haben durch ihren Wandel beinahe allen Seelenätherlebensstoff vergeudet.[10]

Wer seinem Fleisch wohltut und es über das gerechte Maß nährt und dann durch alle Wollust zu ergötzen sucht, der nährt seine eigene Sünde und räumt durch die Wollust des Fleisches dem ewigen Tod alle Gewalt über sich ein.[11]

Bekämpfung

Die Bekämpfung der Lüsternheit ist ausgesprochen schwierig und sogar schwerer als die Bekämpfung des Hochmuts. Selbst wenn ein Lüstling alle Geschlechtskrankheiten ausgestanden hat und vor Schwäche kaum mehr gehen und stehen kann und den Tod vor Augen hat, so macht er sich aber dennoch wenig oder nichts daraus, wenn er nur noch einer üppigen Dirne den Hintern befühlen kann. Den ganzen Tag lang denkt er an Fleisch und so ist seine Rede Fleisch, sein Sinn Fleisch, seine Liebe Fleisch, seine Freundschaft Fleisch, und alles in allem Fleisch. Wie groß der dem Fleisch anklebende Hochmut ist, gibt sich nur zu bald kund, wenn jemand solch einen dümmsten Fleischesel stört und ihm gar etwa eine freundliche Ermahnung zukommen lässt. Ihresgleichen, d.h. ihres Geschlechtes, dulden sie schwer, oft auch gar nicht um sich. In der Brunst möchten sie am liebsten aller anderen Menschen ledig sein, um desto ungenierter mit ihrer geliebten Fleischinhaberin nach ihrer Bockslust geilen zu können. Nur wenn sie manchmal auf kurze Zeit der Unzucht müde und überdrüssig geworden sind, dann nehmen sie auch Besuche an. Aber sobald ihr Sinn wieder neue Nahrung bekommen hat, dann sind die Freunde dem Unzüchtigen schon wieder ein Dorn im Auge.[12]

Um nicht in die Versuchungen des Fleisches oder des Satans zu fallen, soll alles sehr sorgfältig gemieden werden, was nur irgend das Fleisch reizt:

  • Man soll den Wein meiden, in dem der Geist der Unzucht wohnt.
  • Man soll Orte meiden, wo einen freundliche reizende Dirnen begrüßen.
  • Man soll allzeit beten und fasten, besonders was Wein und Bier betrifft.
  • Man soll keine unreinen Worte führen.[13]

Falsche Vorstellungen

Lüsterne als Gesetzestreue

Man kann nicht sündigen, wenn man tut, wozu einen die Gesetze der Natur instinktmäßig antreiben. Es ist sogar weise, die Naturgesetze zu seinen Gunsten zu benützen und danach zu leben. Da Gott diese Gesetze in die Natur gelegt hat, und man danach gelebt hat, wie kann einen Gott richten? (nach Johann)[14]

Richtig ist: Wenn die lüsterne Betätigung ein Naturgesetz ist, wie ist dann zu verstehen, dass ein solcher Gesetzestreuer in allerlei körperlich und geistig unheilbares Elend versinkt, wie man aus Erfahrung weiß? Seine ganze Natur wird verstümmelt, sein Geist nach und nach getötet und die eigene Seele verfinstert und zu einem Selbstpeiniger umgestaltet. Demnach wäre dies auch ein Naturgesetz und zugleich das Gericht Gottes, der dieses zweite, scheußliche Gesetz als eine Folge des ersten gesetzt hat, wenn dieses zu gewissenhaft eifrig befolgt wird. Gott hat wohl alle Gesetze in die Natur gelegt, aber dem freien Menschen gab Er Verstand und Vernunft, dass er die ersten Gesetze seines Fleisches nur sehr mäßig, und das nur im Zustand einer Ehe ordentlich erfüllen soll. Für jeden Übertritt über die moralische Grenze hinaus hat Er aber auch schreckliche Strafen verfügt. (nach Robert Blum)[15]

Siehe auch

Quellenverweise

  1. Emanuel Swedenborg, Himmel und Hölle 396
  2. Emanuel Swedenborg, Himmel und Hölle 395
  3. Emanuel Swedenborg, Himmel und Hölle 398
  4. Jakob Lorber, Das Große Evangelium Johannes 2.60.2
  5. Jakob Lorber, Das Große Evangelium Johannes 4.80.19; Jakob Lorber, Himmelsgaben 2.480228.3-4
  6. Emanuel Swedenborg, Himmel und Hölle 379
  7. Emanuel Swedenborg, Himmel und Hölle 401
  8. Jakob Lorber, Die Haushaltung Gottes 3.129.11-12
  9. Jakob Lorber, Himmelsgaben 2.430613b.4
  10. Jakob Lorber, Das Große Evangelium Johannes 8.41.6
  11. Jakob Lorber, Die Haushaltung Gottes 2.89.3
  12. Jakob Lorber, Robert Blum 1.97.2-3
  13. Jakob Lorber, Himmelsgaben 3.480711.7
  14. Jakob Lorber, Robert Blum 1.97.14
  15. Jakob Lorber, Robert Blum 1.97.15-20