Gelehrte

Aus Prophetia
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Dieser Artikel behandelt Gelehrte im allgemeinen Sinn.
  • Für Gelehrte im Sinne von Weltweisen siehe Rationalist.
  • Für wirklich Weise siehe Weise.

Ein Gelehrter an seinem Schreibtisch. (Rembrandt)
Die sogenannten Gelehrten, Gebildeten und Theologen, die man in der Welt für besonders einsichtsvoll hält, sind keineswegs ident mit den Einsichtsvollen des Himmels, außer ihre Einsicht sei tatsächlich himmlischer Art.[1] Die meisten Gebildeten führen alles auf die Natur zurück und verschließen dadurch die mehr im Inneren befindlichen Bereiche ihres Gemüts, dass sie nichts Wahres mehr aus dem Licht des Wahren - dem Himmelslicht - sehen können.[2]

Was der Weltverstand sagt und erklärt, hat schon mit der Erklärung ein allzeit ewiges nichtiges Ende, und es liegt nichts an ihr.[3] Der Grund dafür ist: Die Menschen sind voller Lüge und es kann da auch nicht einer (aus sich) dem anderen etwas Wahres sagen. Dass sich die Gelehrten stets irren, zeigt schon die Erfahrung, da alle ihre Irrlehren durch andere verdrängt und gebrochen werden, die oft noch schlechter sind als die verdrängten.[4]

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Anmerkung: Trotzdem sich die Vorfahren bis in jüngste Zeit irrten, ziehen Forscher daraus nicht den Schluss, dass ihr Kenntnisstand nicht nur vorübergehend sei, sondern neigen stets dazu zu glauben, sie seien angekommen und die Fehler lägen hinter ihnen. Trotzdem heute in wissenschaftlichen Journalen jedes Manuskript von mehreren Experten aus dem Fachgebiet geprüft wird, erwiesen sich selbst Studien auf höchstem wissenschaftlichen Niveau, die am meisten in anderen wissenschaftlichen Arbeiten zitiert wurden und nach denen Tausende von Ärzten weltweit ihre Behandlung von Millionen Patienten ausgerichtet hatten, durch eine zweite Studie zu 41 Prozent entweder als falsch oder weit übertrieben. Von öffentlichen Studien an Universitäten (darunter Harvard) erwiesen sich sogar 80 Prozent als wertlos. Sobald sie wiederholt wurden, kam es zu völlig anderen Resultaten. Ein weiteres Kuriosum sind Vorhersagen von Experten. Diese trafen seltener ein als das statistische Mittel, d.h. Laien sind in ihren Vorhersagen treffsicherer als Experten, wahrscheinlich weil sie eher auf die bessere Intuition vertrauen, als auf den Gehirnverstand. Am schlechtesten schnitten ausgerechnet die Experten mit bestem Renommee ab. (Quelle: GEO 3/2012, "Fehler? Falsch!", ab Seite 138) Im Grunde irrt sich der Mensch ständig und wo immer es möglich ist.

Wesen

Verstandesmenschen gleichen unmündigen Kindern, die mit ihrer kurzen Hand (dem Weltverstand) nach dem Mond und anderen sehr fernen Dingen haschen. Sie ziehen dann ihr Gefühl in ihren engen Verstand und lassen es darin hochmütig herumtappen gleich einem Blinden, der sich auf einem mit Hieroglyphen übermeißelten Steinblock niedergesetzt hat und auf diesem herumgreift, ohne die leiseste Ahnung von dieser Schrift und entsprechenden Sprache aus den Strahlen des reinen Gefühls.[5] Es gibt ganz einfache Menschen, die in ihrer Einfalt mehr sehen und nicht selten mehr wissen als eine ganz gelehrte Fakultät.[6]

Sehr viele Erscheinungen der Natur sind in ihrer Entstehung von solcher Art, dass alle Gelehrten der ganzen Erde, wenn sie sich tausend Jahre lang nur mit diesen Erscheinungen beschäftigen würden, am Ende gerade so viel wüssten wie beim Beginn ihrer tollen Forschungen. Sie gleichen einem Menschen, der seine Brille nicht findet, obwohl sie ihm auf der Nase sitzt. Wenn man ihn darauf aufmerksam macht, dann wird er sehr zornig über die "ganz unter aller Kritik schlechte" Meinung über den Aufenthalt seiner Brille. Dabei könnte ein solcher Verrückter aber noch ein Professor sein den bestimmten großen Welt- und Naturgelehrten, die mit genauer Not die Bahn einer Zentralsonne bis auf eine Minimum berechneten usw. und dann laut schreien, das ganze Universum stünde nun enthüllt vor ihren Augen.[7]

Ein Vielwisser wird nicht selten stolz und hochmütig, schaut dann hochtrabend auf seine Brüder von seiner vermeintlich unerreichbaren Höhe herab wie ein Geier auf die Sperlinge und anderes kleines Gevögel, als seien diese bloß da, damit er sie fange und ihr zartes Fleisch verzehre. Daher ist viel Wissen für keinen Menschen von irgendeinem besonderen Nutzen, weil es den Menschen selten oder gar nie bedeutend bessert, wohl aber oft schlimmer macht.[8]

Ein demütiger Gelehrter kann viel Gutes stiften, gesegnet sind all seine Arbeiten, die er mit Gott zum Nutzen der armen Menschheit vollführt. So jemand wird wahrhaft geschätzt, geliebt und gesucht sein. Aber wer infolge seiner Gelehrsamkeit und seinem mit recht tüchtigen Wissenschaften ausgerüsteten Verstand hochmütig wird und es Ungelehrten nicht einmal mehr zusteht, auch etwas zu verstehen, dann zieht der Hochmut aus dem Herrn Doktor statt des Segens nur einen Fluch für die arme Menschheit. Der Hochmut als Eigendünkel der meisten Gelehrten versengt und verbrennt all das Edle und Gute, das aus ihnen hätte hervorgehen können, da er sie, je älter und größer er wird, für die arme und und bedürftige Menschheit ganz unzugänglich macht.[9]

Alle sich hochweise dünkenden Gelehrten dieser Zeit wissen nicht, was sie tun, sie kennen sich selbst nicht, daher noch weniger jemand anderen und schon am allerwenigsten die rein göttliche Natur und Wesenheit des Herrn Jesus Christus. Im Angesicht des Herrn erscheinen sie in der Gestalt von Eseln, Ochsen, gehetzten Hasen (die auf der Welt wegen ihrer manchmal zu sonderbaren Weisheit vor Gericht verlangt wurden, vor lauter Mut Fersengeld gaben und dann aus irgendeinem sicheren Schlupfwinkel laut bellten) und in der Gestalt von räudigen Schafen.[10]

Von Tausend berühmten Gelehrten der Erde sind vielleicht Sechshundert für die Natur und die übrigen für Gott. (Anm.: 18. Jahrhundert. Heute dürfte es eher 9:1 stehen.) Und auch diese sind nicht aus irgendeiner Einsicht für Gott, sondern nur weil sie gehört hatten, dass die Natur von Gott stamme und häufig darüber geredet hatten. Häufiges Reden aus dem Gedächtnis und aus der Erinnerung, selbst wenn es nicht zugleich aus dem Denken und der Einsicht hervorgeht, führt schließlich zu einer Art von Glauben.[11]

Die sinnlichen (empirisch denkenden) Menschen vermögen sehr gut zu vernünfteln, oft sogar gewandter und schärfer als andere Menschen, aber es geschieht aufgrund von Sinnestäuschungen, die sie durch ihr Wissen begründet haben. Daher halten sie sich selbst für weiser als andere Menschen. Was ihren Erörterungen die Wärme des Gefühls verleiht, ist das Feuer der Selbstliebe und der Weltliebe. Von ihnen sagt der Herr: "Mit sehenden Augen sehen sie nicht und mit hörenden Ohren hören sie nicht und sie verstehen es nicht" Mt 13.13-15 und an anderer Stelle "Ich preise Dich, Vater, ... dass Du dies vor den Weisen und Klugen verborgen und den Unmündigen geoffenbart hast." Mt 11.25 [12]

Gelehrte und Gebildete, die sich tief im Falschen befestigt haben, und noch mehr die, welche gegen die Wahrheiten des Wortes sind, sind noch sinnlicher als die übrigen.[13]

Manche Gelehrte sind härter als Stahl. Solche trauen am Ende ihren eigenen Sinnen nicht mehr und um so weniger erst den fremden, die ihnen als null und nichtig erscheinen, weil sie nicht auch aus der gelehrten Eisen-Rüstkammer sind, wo die ihrigen durch Feuer und Wasser zum Stahl gehärtet wurden.[14]

Unterschied zu Weisen

Gelehrtheit ist noch lange keine Weisheit. Weisheit ist eine Erweckung des Geistes. Ein nur Gelehrter ist wie jemand, der bei stockfinsterer Nacht in ein großes Museum geführt wird und dort herumtastet, wobei er nur eine sehr matte Vorstellung von nur sehr wenigen Gegenständen erlangt und ihm auch nur sehr wenig erklärt werden kann. Der Geist im Menschen aber fragt nach Licht, wodurch man dann mit der größten Leichtigkeit alles mit einem Blick übersehen kann. So jemand, ein Weiser, hat kein herumtappen mehr nötig, um die Gegenstände zu erkennen.[15]

Schicksal

Die Zeit kommt und ist schon völlig da, dass die großen Naturgelehrten sich noch werden bequemen müssen, statt die Universitäten mit hochtrabender Stirn zu durchrennen, sich ganz demütig zu einer schlichten Wiege eines Kindes zu begeben, um dort die Masse ihres Unsinns zu erkennen. Ein Kind, das seine Eltern mit tränenden Augen um ein Stück Brot bittet, verrät in dieser lallenden Bitte mehr Weisheit als alle Weltweisen seit Plato, Aristoteles und Pythagoras.[16]

Gott und die Gelehrten

Alle menschliche Weisheit ist vor Gott die finsterste und abgeschmackteste Torheit. Daher ist jeder, der nur nach seinem (Welt-)Verstand erkennt und handelt, ein Tor, da er nicht zu Gott kam und es von Ihm gelernt hat, und er wird bald seine Torheit einsehen.[17] Wer mit seinem Weltverstand einen Weisheitskampf mit Gott anfängt, der ist noch viel dümmer als einer der mit einer Angel die Sterne vom Himmel zu fischen versucht.[18]

Die menschliche Weisheit, die Gott sucht, ist Ihm eine gräulich anekelnde Torheit, die den Suchenden unvermeidlich tötet. Denn mit dieser Weisheit rührt er Gott an, den aber kein geschaffenes Wesen mit was immer für einem Sinn anrühren und das Leben behalten kann. Gott ist ein ewiges, reinstes, aber auch unendlich heftiges Feuer, das nie erlischt - wo es der Vater nicht mildern möchte, da würde es bald alles auf ewig zerstören.[19]

Viele verstehen und erkennen Gott - ein Verstandesheld vermag das aber nicht, weil er sich nicht auf die allein mögliche und lebendige Art von seiner Blindheit und Taubheit heilen lassen will. ER SELBST will dafür die besten Mittel wissen und sträubt sich daher in seinem Gefühl und mag sich nicht heilen lassen. Aber er kann tun, verlangen und treiben lassen was er will, es wird ihm zeitlich und ewig nicht gelingen, sich auf einem anderen Weg dem Licht des Geistes zu nahen als allein nur auf dem der Liebe.[20] Mit seinem Verstand wird er Gott ewig nie begreifen - denn für diesen ist Gott unendlich (d.h. unbegreiflich).[21]

Doktoren (Gelehrte) werden vom Herrn aufgerufen, Seine Gnade zu fassen.[22]

Jenseits

Wer sich nur zum Zweck des Ruhmes seiner Gelehrsamkeit auf die Wissenschaften geworfen, seine Vernunft aber nicht dadurch ausgebildet und Freude am Gedächtniswissen nur deshalb gehegt hatte, weil es ihn in seinem Dünkel bestärkte, der führt jenseits ein elendes Leben; er liebt jenseits sandige Plätze, die er Feld und Garten vorzieht, weil das Sandige solchen Studien entspricht. Wer gut bewandert in den Lehrbestimmungen der eigenen und anderer Kirchen war, aber nichts davon aufs Leben angewandt hatte, wählt jenseits felsige Gegenden, wo er sich zwischen Steinhaufen aufhält. Bebaute Gegenden flieht er und hat einen Abscheu davor. Dies sind die geistigen Entsprechungen seiner Freuden.[23]

Menschen, die alles der Natur oder auch der eigenen Klugheit zugeschrieben und sich durch allerlei Ränke zu Ehren aufgeschwungen und Reichtum erlangt hatten, verlegen sich im anderen Leben auf magische Künste, die ein Missbrauch der göttlichen Ordnung sind, und empfinden darin ihre höchste Lebensfreude.[24] Menschen, die die Schöpfung nur auf die Natur zurückgeführt haben und daher, wenn auch nicht mit dem Mund, so doch im Herzen das Göttliche und damit auch die Belange der Kirche und des Himmels geleugnet hatten, gesellen sich zu den ihnen ähnlichen in die Hölle der Zähneknirscher und bezeichnen jeden als Gott, der sich durch besondere Schlauheit hervortut und erweisen ihm auch göttliche Ehren, wobei sie sich so albern benehmen, als seien sie unvernünftige Tiere in Menschengestalt. Diejenigen, die sich darin bestärkt hatten, alles der Natur zuzuschreiben und das Göttliche zu leugnen, leben in den tieferen Regionen dieser Hölle. Da diese Geister gar kein Licht aus dem Himmel in sich aufnehmen können, gehören die meisten von ihnen zu den Fleischlich-Sinnlichen, das heißt zu denen, die nur glauben, was sie mit eigenen Augen sehen und mit Händen greifen können. Für sie bedeuten daher alle Sinnestäuschungen Wahrheiten, und ihr ganzer Streit beruht auf diesen.[25]

In Gott und für Gott gibt es nichts Unendliches und Ewiges, da Er Selbst unendlich und ewig ist. Daher hat Er für diejenigen, die Ihn lieben, für alle Ewigkeiten im Hintergrund Unendliches verborgen. Wer zu Ihm in die Schule geht, wird in alle Ewigkeit nicht auslernen; je mehr einer erkennen wird, desto mehr wird ihm noch immer zu erkennen bleiben. Daher wird es im Reich Gottes auch keine "Gelehrte" geben. Und niemand wird das "Rigorosum" zur Doktors-Würde machen. Denn da wird es stets heißen: Wir bleiben ewig Schüler, und all unser Erkennen und Wissen ist nichts als ein eitles Stückwerk gegen die Allwissenheit unseres Vaters![26]

Siehe auch

Quellenverweise

  1. Emanuel Swedenborg, Himmel und Hölle 346
  2. Emanuel Swedenborg, Himmel und Hölle 464; Emanuel Swedenborg, Vom Jüngsten Gericht 16
  3. Jakob Lorber, Himmelsgaben 1.401011.33
  4. Jakob Lorber, Die Haushaltung Gottes 1.35.2
  5. Jakob Lorber, Himmelsgaben 1.401016.2
  6. Jakob Lorber, Die Erde 33.15
  7. Jakob Lorber, Himmelsgaben 1.401018.2-4
  8. Jakob Lorber, Das Große Evangelium Johannes 1.162.7
  9. Jakob Lorber, Himmelsgaben 3.490406.45-47
  10. Jakob Lorber, Bischof Martin 36.7
  11. Emanuel Swedenborg, Die wahre christliche Religion 77e
  12. Emanuel Swedenborg, Himmel und Hölle 353
  13. Emanuel Swedenborg, Enthüllte Offenbarung 424
  14. Jakob Lorber, Himmelsgaben 1.410114.2
  15. Jakob Lorber, Die Erde 39.5-9
  16. Jakob Lorber, Himmelsgaben 1.401018.4
  17. Jakob Lorber, Himmelsgaben 1.401011.34
  18. Jakob Lorber, Himmelsgaben 1.410627b.2
  19. Jakob Lorber, Die Haushaltung Gottes 1.167.12-13
  20. Jakob Lorber, Die Haushaltung Gottes 2.261.14-16
  21. Jakob Lorber, Die Haushaltung Gottes 2.261.19
  22. Jakob Lorber, Himmelsgaben 2.470530b.10
  23. Emanuel Swedenborg, Himmel und Hölle 488; Emanuel Swedenborg, Die Erdkörper im Weltall und ihre Bewohner 38
  24. Emanuel Swedenborg, Himmel und Hölle 488
  25. Emanuel Swedenborg, Himmel und Hölle 508; Emanuel Swedenborg, Himmel und Hölle 575
  26. Jakob Lorber, Himmelsgaben 1.401122b.23-26