Geschöpf

Aus Prophetia
(Weitergeleitet von Geschaffenes)
Wechseln zu: Navigation, Suche
"Wofür wurde ich geschaffen?" (William Holbrook Beard)
Die Geschöpfe, Wesen oder Dinge sind Ruhepunkte der großen Gedanken Gottes, d.h. sie sind Seine durch die Liebe festgehaltenen Gedanken.[1] Sie sind zwar alle aus Gott als dem Ursein oder Urlicht, aber nicht gleich dem Urlicht oder das Urlicht Selbst, sondern alle nur ein Teillicht aus dem Urlicht.[2] Jedes lebende Wesen ist eine "Welt" oder eine "Erde" im kleinen Verhältnis.[3]

Wesen

Alle Geschöpfe, die als bleibend entweder auf eine Zeit oder auch auf immerdar sich in einer bestimmten ersichtlichen Form befinden – als etwa eine ganze Welt und alles, was sie fasst und trägt, und woraus sie besteht –, sind von Gott ausgegangene Ideen, die sich schon in einem bewirkten Sein befinden. (nach Philopold)[4]

Alle Geschöpfe sind keine Notwendigkeit, sondern nur den Geschöpfen sichtbare Zeichen von Gottes allerhöchsten, vollkommen freien Macht und der daraus hervorgehenden Seligkeit aller Seligkeiten.[5]

Gott musste die Ihm ähnlichen freien Wesen mit den streitenden Gegensätzen versehen, die Er in Sich Selbst von aller Ewigkeit her in den natürlich besten und reinst abgewogenen Verhältnissen besaß und besitzen musste, ansonsten Er sicher nie wirkend dagewesen wäre. Die Wesen wurden völlig nach Seinem Maß gestaltet. Darum ist ihnen auch die Fähigkeit notwendig eigen, sich selbst zu konsolidieren aus dem Kampf der in ihnen aus Gott niedergelegten kämpfenden Gegensätze. Jedem Wesen wurde Ruhe und Bewegung, Trägheit und Tätigkeitssinn, Finsternis und Licht, Liebe und Zorn, Heftigkeit und Sanftmut und tausenderlei weiteres zu eigenen gegeben, nur war zwischen dem Maß darin ein Unterschied. In Gott waren all die Gegensätze schon von Ewigkeit her in der höchst besten Ordnung. Bei den geschaffenen Wesen aber mussten sie erst durch den freien Kampf in die rechte Ordnung wie von sich selbst heraus gelangen. So entstanden verschiedene Siege. In einem Teil war die harte Ruhe zum überwiegenden Sieger, und die Bewegung dadurch zu sehr untergeordnet, daher sie sich dann stets die größte und feurigste Mühe gibt, den Stein zu erweichen und ihn ihr ähnlicher und entsprechender zu machen; andererseits siegte wieder die Bewegung in allen ihren Teilen zu sehr und wird darum von der in ihr schwächeren Ruhe stets bekämpft, um mit ihr in ein entsprechendes Verhältnis zu treten. Bei vielen Wesen haben die Gegensätze aber ein rechtes Maß nach der Ordnung Gottes erreicht, und ihr Sein ist dadurch ein vollkommenes. [6]

Jedes Wesen bildet entweder eine positive oder negative Polarität. Da jede Polarität nicht für sich allein entstehen und bestehen kann und ein Bedürfnis nach der entgegengesetzten Polarität hat, so besteht auch das ganze naturmäßige Leben in einem negativen Pol, welcher gegeben ist zur Aufnahme des Positiven. Der negative Pol wird fortwährend durch die Atmung angeregt, wodurch stets ein verhältnismäßiges Bedürfnis zur Aufnahme des Positiven bewerkstelligt wird.[7]

In allem Geschaffenen ist ein Zweifältiges und ein Dreifältiges.[8]

Alle Wesen und Dinge im Weltall stehen außerhalb Gottes, weil sie endlich sind, Gott aber die Unendlichkeit ist.[9]

Ursprung

Gott allein hat das Weltall vom Ersten bis zum Letzten aus der Liebe durch die Weisheit erschaffen; alles Gewordene ist aus Gott geworden, daher ist die göttliche Liebe zugleich mit der göttlichen Weisheit in allem Erschaffenen gegenwärtig.[10]

Gott hat den Mensch und jede andere Kreatur sogleich vollkommen in die materielle Welt gesetzt, verliehen mit der Fortpflanzungsfähigkeit. (Anm.: So war also zuerst die Henne da, und danach erst das Ei.)[11]

Unterschied Geschöpf Gottes und Kind Gottes

Alle Geschöpfe hängen an der Macht Gottes, aber die Kinder Gottes hängen an Seiner Liebe. Die Macht Gottes gebietet, und es geschieht; aber Seine Liebe wünscht nur und gebietet in aller Sanftmut den freien Kindern.[12] Die Macht Gottes ist das Leben in den Geschöpfen Gottes; sie geht zwar aus Seiner Liebe hervor, ist aber doch nicht die Liebe selbst, da in ihr keine Freiheit ist, sondern nur die Wirkung der Liebe, welche an und für sich ohne Leben ist. Daher ist auch alles, was aus der Macht hervorgeht, an und für sich tote Materie, deren Leben nur scheinbar ist; in der Wirklichkeit ist es der Tod.[13]

Den Geschöpfen bleibt der Schöpfer unsichtbar und unerforschlich, denn sie sind gerichtet in des Schöpfers Macht und können nie vor Ihn hintreten, Ihn schauen und Seine Stimme vernehmen. Ganz anders ist das bei den Kindern, die der Schöpfer und nunmehr Vater frei gestellt hat durch Wort und Lehre. Sie können Ihn sehen und sprechen, wann sie wollen - vorausgesetzt, ihre Herzen sind in der Ordnung Seiner Lehre. Sind ihre Herzen jedoch sinnlich gestimmt und haben materielle Dinge und nichtige Weltsorgen in ihnen Platz genommen und in Wort und Lehre Gottes untätig gemacht, da können sie den Vater nicht mehr sehen und hören, weil da so ein werden sollendes Kind der Gnade und Liebe Gottes wieder das gerichtete Kleid der Geschöpflichkeit angezogen hat, wozu es die volle Freiheit hat.[14]

Gegenüber allen Seinen Geschöpfen ist Gott ein Richter, aber die Kinder sollen den Vater nicht Richter nennen, denn alle werden gerichtet werden, die den Vater als Richter rufen werden. Wer Gott jedoch als liebenden Vater anruft, der wird in Ihm nie einen tötenden Richter erblicken.[15]

Schöpfung und Vernichtung

Indem der lebendige Wille Gottes den Gedanken Gottes oder den unmanifestierten Geschöpfen hinderlich in den Weg tritt, treten sie erst ins erscheinliche Dasein. Sowie sich aber dann die Liebe Gottes mit dem Willen Gottes paart, dann heißt es: 'Setze nicht Schranken dem großen Flug Deiner freiesten Gedanken, sondern lasse sie wieder frei schweben in dem großen Kreis Deines ewigen Lebens im vollkommenen Bewusstsein ihrer lebendigen Kraft aus Dir!' Daher lässt Gott Seine Gedanken wieder frei, wodurch dann die Dinge vergehen, aber nicht aus dem Dasein treten, sondern nur ins Grundsein, ins wahre Sein zurückkehren. Gott lässt dann aus vielen kleinen Gedanken wieder einen großen werden, einen lebendigen und freien, der dann Ihm Selbst gleichen muss, weil er wieder wird, wie er ursprünglich war aus Ihm. Dieser Vorgang bewirkt die äußere Vergänglichkeit und nichts geht dabei verloren, nicht einmal der leiseste Gedanke.[16]

Durch den unwandelbaren Willen Gottes wird jedem geschaffenen Wesen die ewige Dauer fortwährend verschafft und erhalten. Kein Ding, das irgend von Gott einmal ins wie immer geartete Dasein gerufen worden ist, kann unmöglich je vergehen und zunichte gemacht werden. Es kann wohl die Form verändern und aus einer minder edlen in eine stets edlere übergehe, oder auch umgekehrt. (Anm.: Das nennt man Tod oder Vernichtung, Vergänglichkeit.) Vernichtet aber kann nichts mehr werden.[17]

Vergänglich ist all das Geschaffene, hervorgegangen aus den Gerichten Gottes, die nur geschehen sind durch die Liebe, aber nicht aus der Liebe. Diese Geschöpfe sind vergänglich wie die Gerichte, aus denen sie hervorgegangen.[18]

Schöpfer und Geschöpf

Der Unterschied zwischen Schöpfer und Geschöpf ist in einer gewissen Hinsicht kein gar so großer, denn das Geschöpf selbst ist in und für sich der Wille des Schöpfers. Erkennt dieser vom Schöpfer ausgegangene und unter der Form des Schöpfers Selbst frei gestellte Wille sich in seinem frei gestellten Alleinsein als das, was er im Grunde des Grundes ist, und handelt danach, so ist er seinem Schöpfer gleich und ist in seinem kleinen Maß vollkommen das, was der Schöpfer in Seinem unendlichen Maß ist. Wenn der vom Schöpfer frei gestellte Teilwille sich nicht als das, was er ist, erkennt, dann hört er zwar dennoch nicht auf, das zu sein, was er ist, aber er kann so lange die höchste Bestimmung nicht erreichen, bis er sich nicht als das erkannt hat, was er im Grunde des Grundes ist.[19]

Siehe auch

Quellenverweise

  1. Jakob Lorber, Die Haushaltung Gottes 2.124.28; Jakob Lorber, Die Haushaltung Gottes 2.132.14
  2. Jakob Lorber, Das Große Evangelium Johannes 1.1.11; Jakob Lorber, Das Große Evangelium Johannes 1.2.3
  3. Jakob Lorber, Himmelsgaben 1.401024a.21
  4. Jakob Lorber, Das Große Evangelium Johannes 3.181.2
  5. Jakob Lorber, Die Haushaltung Gottes 1.88.16
  6. Jakob Lorber, Das Große Evangelium Johannes 2.229.4-9
  7. Jakob Lorber, Himmelsgaben 1.401024a.15-16
  8. Emanuel Swedenborg, Die wahre christliche Religion 147
  9. Emanuel Swedenborg, Die wahre christliche Religion 43b
  10. Emanuel Swedenborg, Die wahre christliche Religion 37
  11. Jakob Lorber, Himmelsgaben 3.640320.34
  12. Jakob Lorber, Die Haushaltung Gottes 1.3.5
  13. Jakob Lorber, Die Haushaltung Gottes 1.4.3
  14. Jakob Lorber, Bischof Martin 184.9-10
  15. Jakob Lorber, Die Haushaltung Gottes 1.166.24; Jakob Lorber, Die Haushaltung Gottes 2.44.6-8; Jakob Lorber, Die Haushaltung Gottes 2.51.24
  16. Jakob Lorber, Die Haushaltung Gottes 2.124.28-33; Jakob Lorber, Die Haushaltung Gottes 2.132.14-17
  17. Jakob Lorber, Das Große Evangelium Johannes 2.232.6-7
  18. Jakob Lorber, Himmelsgaben 1.401129.15
  19. Jakob Lorber, Das Große Evangelium Johannes 2.40.15