Rede

Aus Prophetia
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Rhetorik, um 1620
Die äußere Rede ist Sache des artikulierten Tones, der an die äußere Membran des Ohres prallt und von da mit Hilfe kleinerer Organe, Membranen und Fibern, die im Inneren des Ohres liegen, ins Gehirn transportiert wird.[1]

Wesen

Die natürliche Rede des Menschen ist zweifach, weil er ein zweifaches Denken hat, ein äußeres und ein inneres. Er kann aus dem inneren und äußeren Denken zugleich reden, ebenso aber auch aus dem äußeren Denken allein, ohne, sogar wider das innere Denken. Daher stammt alle Verstellung, Schmeichelei und Heuchelei. In der geistigen Welt hingegen ist die Rede des Menschen nicht zweifach, sondern einfach. Dort spricht er, wie er denkt. Tut er dies nicht, wird seine Rede zum Gekreisch und beleidigt die Ohren. Er kann schweigen und es auf diese Weise unterlassen, die Gedanken seines Gemütes preiszugeben. Ein Heuchler, der in die Gesellschaft von Weisen gerät, entfernt sich daher entweder, oder er zieht sich in einen Winkel des Zimmers zurück, macht sich unsichtbar und sitzt stumm da.[2]

Niemals ist das Reden irgendeines Menschen jenem eines anderen völlig gleich.[3]

Reden zur rechten Zeit ist recht und gut, für den der etwas zu reden hat und zu reden versteht; aber zur rechten Zeit zu schweigen ist noch besser. Für den Dummen ist das volle Schweigen am besten.[4]

Das mündliche Wort ist besonders tauglich für die Lüge.[5]

Redelust

Das Quaken der Frösche lockt die Schlangen an; genauso ist es mit der Redelust.
Die wahre Liebe ist stumm und die Weisheit führt nur dann das Wort, wenn sie zum Nutzen anderer zu reden aufgefordert wird. Wer Liebe hat, der schweige mit dem Mund und rede allein im Herz; wer Weisheit hat, soll sich von jemandem begehren lassen, und dann wenige Worte zum Nutzen des Begehrenden aus dem Herzen reden und nicht aus dem Verstand. Es ist viel besser, zu schweigen, nicht hinzuhören und nicht hinzusehen, als ständig zu schwatzen und alles hören und sehen wollen.[6] Keiner dränge dem anderen ein Wort auf, sondern wer etwas erfahren möchte, der wende sich an einen mit verständigem Herzen; verständig ist ein Herz, das stets in sich die Stimme der ewigen Liebe vernimmt und das Wort des Lebens aus Gott versteht. Wenn ein solches Wort gesprochen wird, dann ist es an der Zeit, Ohr und Auge vom Herzen aus zu öffnen.[7]

Der rechte Mensch nach der rechten Ordnung soll nicht reden, außer die Wahrheit nur; kennt er diese nicht, so soll er schweigen, suchen und forschen. Hat er die Wahrheit gefunden, dann soll er auch reden. Wer redet und die Wahrheit noch nicht erkannt hat, lügt, wenn er auch zufällig die Wahrheit spricht. (nach Mathael)[8]

Man soll selbst nie zu viel über eine Sache reden, sondern darüber auch andere reden lassen und sie anhören. Kein Mensch auf der ganzen Erde ist so weise, dass er dann und wann nicht auch sogar von einem Minderweisen etwas lernen könnte, geschweige denn erst von den noch um vieles Weiseren. (nach Mathael)[9]

siehe auch Klatsch und Reden und Schweigen

Varianten

Gutes Reden

Eine gute Rede ist flüssig und klingt in noch so ernsten Dingen so sanft, wie die Wolle eines Lammes. In einem sanften Redeton liegt stets die größte Kraft. Wer schreit und heftig spricht, der beleidigt oft, wo er eigentlich heilen wollte. Damit ist aber weniger eine äußerliche, als vielmehr eine innere Sanftmut gemeint. Wo es absolut nötig ist, kann man die himmlische Schlimmheit weise gebrauchen. Wenn ein Kommandant z.B. mit Soldaten redet, dann ist es für ihn angebracht, zu blitzen und zu donnern, weil die Soldaten sonst kaum gehorchen würden.[10]

Schönes Reden

Jede feine Rede ist ein duftender Opferrauch fürs eigene Herz; wenn aber das Herz derart umnebelt ist, dann ist man selbst schuld daran, wenn selbst die hellsten Strahlen nur matt schimmernd zum Herzen gelangen und kaum dessen Äußeres ein wenig beschimmern, das Innere aber völlig unerleuchtet lassen. Daher soll man die Feinrederei lassen, dann wird das Herz auch bald das Licht in gerechter Menge haben.[11]

Die Künsteleien eines Vortrages und der Gelehrsamkeit lässt die Dinge selbst im Dunkeln, indem an ihrer Stelle Worte stehen, die nur materielle Formen von Dingen sind. Der Redende hält in ihnen den Sinn fest und wünscht die Aufmerksamkeit mehr auf die Worte als auf deren Sinn zu lenken, so dass das Ohr mehr angeregt wird als das Gemüt.[12]

Natürlich-sinnliches Reden

Sinnliche Menschen können mit Lebhaftigkeit und Gewandtheit für und wider reden, weil ihr Gedanke der Rede so nahe liegt, dass er fast in ihr, und gleichsam in den Lippen ist, und weil sie in das Reden aus dem bloßen Gedächtnis alle Einsicht setzen. Einige von ihnen können geschickt das Falsche beweisen, und dann nach dem Beweis glauben, dass es wahr sei. Aus Täuschungen der Sinne machen sie jedoch ihre Schlüsse und Beweise, wodurch dann der Pöbel eingenommen und überredet wird.[13]

Überreden

In der geistigen Welt gibt es eine Überredungskunst, welche das Verständnis des Wahren wegnimmt, und die Seele in eine Betäubung und dadurch in Schmerz versetzt. Diese Überredungskunst ist in der natürlichen Welt unbekannt.[14]

Konversation

Konversation, wie sie in der Welt üblich ist, ist ein Zapfenstreich für den Geist - aber für eine unendliche Nacht, auf die schwerlich mehr ein Tagesweckruf folgen wird.[15]

Über sich reden

Es ist nicht gut, (eitel) von sich zu reden.[16]

Gott und das Reden

Jegliches auf Gott gerichtete Wort ist wie ein geschaffenes Werk, das nie mehr zerstört werden mag.[17]

Der Herr hat hohe, poetische Ausdrücke nicht gar zu gern. Je einfacher, desto lieber ist es Ihm, weil in einer hohen Sprache auch eine Art Eitelkeit zugrunde liegt. (nach Helena)[18]

Dem Herrn ist die Sprache eines liebenden Herzens viel lieber als eine noch so gewählte des Mundes. Es gibt auf der Erde mehrere, die zu ihm sagen: "Herr, Herr!" Er aber wird ihnen erwidern: "Was rufet ihr, Fremdlinge?! Ich kenne euch nicht und habe euch noch nie erkannt! Denn ihr seid noch allzeit Kinder des Fürsten der Lüge, des Hochmuts, der Bosheit, der Nacht und aller Finsternis gewesen! Darum weichet von Mir, ihr allzeitigen Täter des Übels!" Darauf wird dann unter ihnen viel Heulen und Zähneknirschen sein. Sie werden ihren Gott suchen in endlosen, nie erreichbaren Fernen und Tiefen und werden Ihn nicht finden, weil sie es für sich zu gemein fanden, den Herrn in ihren nächsten Nähe zu suchen, nämlich im Herzen.[19]

Falsche Vorstellungen

Redner seien auch geistig Geweckte

In der Zunge wohnt der Geist nicht, sondern allein im Herzen. Wer eine geweckte Zunge hat, der hat darum nicht auch einen geweckten Geist im Herzen, denn die Zunge ist ein Teil des Kopfes (Verstandes) und ist dessen Fuß und Arm. Wenn der Geist erweckt ist, dann hat die Zunge lieber Ruhe als eine zwecklose Bewegung, denn dann erst schaut der Verstand nach Innen und sieht den endlosen Unterschied zwischen der Zunge des Geistes und der des Fleisches. (nach Henoch)[20]

Siehe auch

Quellenverweise

  1. Emanuel Swedenborg, Die Erdkörper im Weltall und ihre Bewohner 87
  2. Emanuel Swedenborg, Die wahre christliche Religion 111; Emanuel Swedenborg, Enthüllte Offenbarung 294
  3. Emanuel Swedenborg, Die wahre christliche Religion 32b
  4. Jakob Lorber, Das Große Evangelium Johannes 1.105.10; Jakob Lorber, Das Große Evangelium Johannes 2.171.4
  5. Jakob Lorber, Die Haushaltung Gottes 3.48.12
  6. Jakob Lorber, Die Haushaltung Gottes 1.98.3-4; Jakob Lorber, Das Große Evangelium Johannes 2.188.8
  7. Jakob Lorber, Die Haushaltung Gottes 1.98.7
  8. Jakob Lorber, Das Große Evangelium Johannes 3.47.3
  9. Jakob Lorber, Das Große Evangelium Johannes 3.107.9
  10. Jakob Lorber, Das Große Evangelium Johannes 2.166.2-6
  11. Jakob Lorber, Die Haushaltung Gottes 2.134.18-19
  12. Emanuel Swedenborg, Die Erdkörper im Weltall und ihre Bewohner 23
  13. Emanuel Swedenborg, Enthüllte Offenbarung 424
  14. Emanuel Swedenborg, Enthüllte Offenbarung 428
  15. Jakob Lorber, Himmelsgaben 2.430927.3
  16. Jakob Lorber, Die Haushaltung Gottes 2.10.25
  17. Jakob Lorber, Die Haushaltung Gottes 3.111.14
  18. Jakob Lorber, Robert Blum 2.249.12
  19. Jakob Lorber, Das Große Evangelium Johannes 3.110.7-9
  20. Jakob Lorber, Die Haushaltung Gottes 2.57.13-14