Glaube

Aus Prophetia
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"Glaube", 15. Jhdt.
Der Glaube ist das Auge oder Licht des Geistes[1] und ist im Menschen des Geistes rechte Hand.[2] Wahrhaftiger Glaube besteht vor allem darin, sich im Gemüt einem wahrhaftigen und erfahrenen Menschen anzuvertrauen und das von ihm Gesagte als eine volle Wahrheit annehmen, ohne an einem seiner Worte zu zweifeln, auch wenn man dessen Tiefen nicht auf den ersten Moment klar einsieht. Weil das, was man glaubt, sicher die volle Wahrheit ist, so kann man es auch ins Werk übertragen und das ist dann der werktätige, wundervolle Glaube, dem kein Ding unmöglich ist, was sich in der Sphäre seiner in sich selbst ausgesprochenen Wahrheit befindet.[3]

In der gläubigen Liebe, in der inneren reinen Wahrheit jenseits aller Zweifel erst wird der Glaube lebendig und tatkräftig. Wer sich durch solche Wahrheit seines Geistes Arme ausreichend stärkt, der wird tun wie Jesus, der kann auch Tote dem Leib nach erwecken und sogar noch Größeres tun als Jesus. Joh 14.12 Er könnte zu einem Berg sagen: "Hebe dich und falle ins Meer!" Mt 17.20 - und der Berg würde sich heben und ins Meer fallen. Und er wird ganz klar einsehen, wie solches viel leichter möglich ist, als mit den leiblichen Händen einen Stein vom Boden zu heben und ihn ein paar Schritte weit zu werfen. Dies steht geschrieben und ist buchstäblich wahr.[4] Ist der Glaube hingegen ein falscher (=beruht auf einer Lüge), dann kann man noch so ungezweifelt fest glauben, und der Glaube wird keine Wirkung haben, weil er keinen festen Grund hat, auf dem sich ein Haus bauen ließe.[5]

Wesen

Glaube besteht darin, dass man gut von Gott und vom Wesentlichen der Kirche denkt.[6] Der Glaube ist eine Neigung zum Wahren, die aus der himmlischen, vom Herrn stammenden Liebe hervorgeht.[7] Im geistigen Sinn ist der Glaube das Licht;[8] der wahren, lebendige Glaube, ist ein wahres Licht, das der großen Gnadensonne entströmt.[9] Unter dem Glauben wird die göttliche Wahrheit verstanden, denn der Glaube bezieht sich auf das Wahre, und das Wahre ist Sache des Glaubens; nichts anderes wird unter dem Glauben im Himmel und unter dem Glauben Gottes im Wort verstanden, weswegen auch in der hebräischen Sprache für Glaube und Wahrheit Ein Wort ist, welches Amuna heißt.[10]

Die Wahrheiten, die dazu bestimmt sind, den Glauben zu bilden, fließen zwar durch das Gehör ein und werden auf diese Weise dem Gemüt unterhalb der Seele eingepflanzt, doch wird der Mensch durch diese Wahrheiten nur zur Aufnahme des Einflusses aus Gott durch die Seele vorbereitet, und seine Aufnahme ist ganz so wie seine Vorbereitung. So wird, was als bloß natürlicher Glaube begonnen hat, in einen geistigen Glauben umgestaltet.[11]

Nächstenliebe, der Glaube und das Werk hängen zusammen. Wenn eines fehlt, so sind die übrigen beiden nichts.[12]

Nur die Liebe hab' Ich euch geboten,
nie den Glauben, durch die Himmelsboten.
Diesen hab' Ich nur gelehrt, geraten,
um zu wecken euch zu edlen Taten.
Wer da liebt aus wahrem Herzensgrunde,
dem geb' Ich des Glaubens Licht zur Stunde.
Da zu Mir sein Herz er hat gewendet,
wird in Meiner Gnade er vollendet![13]

Der wahre Glaube nimmt alle Leibes-, Seelen- und Geisteskräfte in den vollsten Tätigkeitsanspruch, er ist nicht ein stumpfgläubig blindes Folgen.[14] Der Glaube ist das Aufnahmeorgan einer Lehre, die zu einer gewissen Tätigkeit anleitet.[15] Der Glaube ist das Ursprüngliche, die dogmatischen Sätze (die Lehre) etwas Abgeleitetes und beziehen als solche ihr Wesen vom Ursprünglichen. Der Glaube verleibt sich alles ein und zieht wie Seilen an sich, was er nur irgend kann.[16]

Wahr oder falsch

Der (wirkliche) Glaube ist eine Neigung zum Wahren, welche aus dem Wollen des Wahren, weil es wahr ist, entspringt.[17] Durch das Wahre aus dem Guten des Herrn erhält man den Glauben.[18] Alles, was zum Glauben gehört, besteht aus Wahrem.[19] Es läuft auf dasselbe hinaus, ob man sagt Wahres oder Glaube, ist doch der Inhalt des (wirklichen) Glaubens etwas Wahres. [20] Dasselbe gilt für Glaube und entschiedenes Denken, denn was der Mensch glaubt, das denkt er auch.[21]

Ist der Glaube auf Falsches gegründet, so treibt er Unzucht mit einer jeden Wahrheit im göttlichen Wort, gibt ihr eine verkehrte Deutung und verfälscht sie. Den Menschen macht er in geistigen Dingen wahnsinnig. Ist der Glaube hingegen wahr, so wird er alles im göttlichen Wort begünstigen, und der Gott des Wortes, der Herr, gießt ihm Sein Licht ein, haucht ihn an mit Seiner göttlichen Zustimmung und macht den Menschen weise.[22]

Stark oder schwach

Allein in der gänzlichen und vollsten Hingebung an Gott ist der alles bewirken könnende lebendige Glaube zuhause.[23] Wie stark oder schwach der Glaube ist, lässt sich daran erkennen wie sehr man am irdischen Leben hängt; je stärker man daran hängt, desto schwächer der Glaube, denn der lebendig Gläubige sehnt sich mit Paulus nach der Auflösung.[24]

Durch Wunder wird der Glaube nicht stark gemacht, wie fälschlich angenommen wird, sondern im Gegenteil; nichts schwächt den wahren Glauben so sehr wie ein Wunder, da es den Menschen aus dem Zustand der Freiheit gewaltsam herausreißt und ihn in den Zustand der unausweichlichen Nötigung versetzt, was ein Tod für den Geist ist. Nichts stärkt den Glauben mehr als das Kreuz; denn nur durch Kreuz und Leiden dieser Welt wird der Glaube genährt und gestärkt.[25]

Lebendig oder tot

Der Glaube lebt vom Guten und Wahren. Alles Lebendige des Glaubens geht zugrunde, wenn keine Neigung zum Guten und kein Sinn für das Wahre da ist.[26]

Der Glaube ist eine Wissenschaft des Herzens. Solange sie nicht ins Werk gesetzt wird, ist sie so gut wie tot. Nur das nach ihr vollbrachte Werk gibt ihr erst das Leben.[27] Der Herr hat öfters gesagt: "Seid nicht eitle Hörer, sondern Täter Meines Wortes!" Der Glaube allein nützt nichts, sondern das Werk. Ein Glaube ist lebendig durch die Werke der Liebe; ansonsten ist der Glaube tot.[28]

Glaube und Liebe

Glaube betrifft alles, was zur Lehre gehört und besteht im gerechten und aufrichtigen Denken. Glaube und tätige Liebe verbinden sich wie die Lehre und ihr Leben, bzw. wie Gedanke und Wille. Der Glaube wird zur tätigen Liebe, wenn der Mensch das, was er in redlicher und aufrichtiger Weise denkt, auch tatsächlich will und tut; dann sind Glaube und tätige Liebe beide nicht mehr zwei, sondern eins. Wenn der Mensch liebt, was er glaubt, so will er es auch und führt es soweit als möglich aus.[29] Es ist kein (lebendiger) Glaube mehr da, wenn die tätige Liebe fehlt.[30] Die tätige Liebe wirkt durch den Glauben das Gute, und nicht die tätige Liebe für sich, noch der Glaube für sich.[31]

Leben geht aus Wärme (Liebe) hervor, denn mit deren Entfernung schwindet es auch. Das gilt auch für den Glauben ohne Liebe.[32] Das Leben des Glaubens ist die Liebe.[33] Die Liebe bringt alles mit sich, der Glaube aber nur sich selbst. Es können viele glauben ohne Liebe, aber unmöglich könnte die Liebe je den Glauben ausschließen.[34] Der Glaube allein bewirkt das ewige Leben nicht.[35] Ein von der Liebe getrennter Glaube ist überhaupt kein Glaube, sondern nur ein Wissen, das keinerlei geistiges Leben in sich birgt und bei einigen nur eine Selbsttäuschung, die sich fälschlich als Glaube gebärdet.[36] Durch die Liebe wird der Glaube lebendig. Sonst aber wird der Kopf angestopft mit allerlei, gleich dem Magen eines Ochsen, und das Herz wird leer bleiben wie ein Windbeutel.[37] Der lebendige Glaube voll hingebenden Vertrauens ist ein wahres Thermometer der Liebe und zeigt genau die Grade an, wie hoch über dem Gefrierpunkt die Liebe steht.[38]

Der Glaube ist der Leib der Liebe, er ist die reine Seele oder die Intelligenz des Seins. Daher wird und muss (letztendlich) jeder "seines Glaubens leben". Die Liebe ist der ewige Geist in diesem Leib.[39]

Die Liebe in den Werken ist das, was den Glauben zusammenhält und befestigt, sie ist sein Grund und Boden, sein Wesen und sein Leben. Der aus der Liebe kommende Glaube ist ein Mensch, der Glaube ohne Liebe aber ist ein Gespenst, ein bloßes phantastisches Gedankending, gleich einer Wasserblase, die in der Luft fliegt.[40]

Glaube und Werke

Glaube ohne Werke ist wie ein luftiges Bild, das wieder verschwindet, nachdem es erschienen ist.[41] Selbst der allerfesteste Glaube ist ohne Werke gleich einem törichten Menschen, der sich im kalten Zimmer bloß mit einem warmen Gedanken zudecken will, um sich zu erwärmen. Würde diese Gedankendecke helfen, dann würden in strengen Wintern nicht Arme in ihren Zimmern erfrieren, weil sie nur diese Gedankendecke hatten. Der Glaube ist nur das Aufnahmeorgan einer Lehre, die zu einer gewissen Tätigkeit anleitet. Wer diese Anleitung in seinen Glauben bloß aufnimmt, aber nicht danach tut, dem dient sie zu nichts anderem als zu einem naseweisen Kritisieren; er wird zu einem Kritiker, der selbst nichts kann, aber über alles urteilen will.[42]

Das Reich Gottes ist ein Reich der höchsten Tatkraft, nicht ein Reich des müßigen, naseweisen Faulenzertums. Der Herr wies seine Apostel nicht an, daheim zu bleiben und über Seine Lehre zu brüten, sondern sie sollten hinaus in alle Welt gehen. Dasselbe sagt Er auch zu allen Seligen. Es ist besser, in irgendeiner Ordnung tätig zu sein, als bloß allein des reinsten Glaubens zu sein. Der bloße Glaubensmensch ist dem gleich, der sein Talent vergrub Mt 25.14-30 Lk 19.11-27; wenn hingegen jemand aus der Schrift nur wenig weiß, aber danach tut, der ist dem gleich, der über das Wenige eine treue Haushaltung führte und dann über vieles gesetzt wird.[43]

Glaube und Gesetz

Der Glaube hebt das Gesetz nicht auf, sondern richtet das Gesetz erst auf und macht es lebendig. Aber das Gesetz richtet den Glauben nicht auf, sondern tötet ihn, so es nicht zuvor durch ihn lebendig geworden ist. (nach Paulus)[44]

Glaube und Wissen

siehe Wissen und Glauben

Glaube und Verstand

Zum Glauben gehört ein geweckter Verstand, der sich im Notfall auch von sich selbst heraus zurechtfindet. (nach Raphael)[45] Das Aufnahmegefäß des Glaubens ist der (vergeistigte) Verstand,[46] jedoch nicht im Sinne von dem bloßen Für-wahr-halten eines Wahren oder des Wort Gottes (siehe Scheinglaube weiter unten), sondern vielmehr, das Wahre aus himmlischer Liebe lieben und aus innerer Neigung wollen und tun.[47] Nur ein Glaube, der im Herzen (siehe Herzensverständnis) und nicht im Kopf seinen Sitz hat, ist ein wahrer und lebendiger Glaube; 'wahr', weil er dem untrüglichen Licht des Geistes entstammt, und 'lebendig', weil im Menschen nur der Geist im wahrsten Sinne lebendig ist. In diesem allein seligmachenden Glauben liegt dann auch jene außerordentliche Kraft (Anm.: Berge verrücken), von der in den Evangelien die Rede ist.[48]

Wirkung

Niemand kann ohne einen Glauben leben, weder zeitlich noch ewig. Ist der Glaube dumm, so ist es auch das Leben; ist der Glaube gerichtet, so ist es auch das Leben. Wer im Glauben gebunden ist, der ist es auch im Leben, außer der Geist macht ihn frei.[49] Je nachdem der Glaube bei den Menschen, also ist auch die Wirkung desselben beschaffen. Der (wahre) Glaube ist dasjenige mächtige Band, durch welches der Leib, die Seele und der Geist miteinander verbunden werden.[50]

Der Glaube ist eine Augensalbe für die Blinden. So sie ihn gebrauchen wollen in der Einfalt ihres Herzens, werden sie bald zum Licht ihrer Augen gelangen und die Dinge schauen, wie sie sind. Und sollten sie dieselben auch anders finden, als sie ihnen beschrieben wurden, so ist doch das, was ihnen gesagt wurde, auch für sie wahr, weil sie es glauben, dass es so ist. Jeder wird alles früher oder später im Geiste finden, wie er es geglaubt hat. Denn wie das Licht, so die Farbe der erleuchteten Gegenstände. Der Glaube aber ist das Licht des Geistes; daher der Mensch auch sehen wird, wie sein (Glaubens-)Licht beschaffen ist. Dadurch ändert sich die Wahrheit aber nicht. (Anm.: Oder wird der Glaube an etwas Falsches zur Wahrheit; siehe Scheinbare Lügen.) Jeder Mensch ist die Frucht seines ihm eigenen Glaubens und der Glaube selbst die Frucht der Liebe des Menschen. Oder: Wie einer glaubt, so wird er schauen, und wie er liebt, so wird er leben.[51]

Alle, die an den Name des Herrn halten, sollen Seine stete Liebe und Gnade zu gewärtigen haben.[52]

Entwicklung des Glaubens

Licht, Leben, Weisheit, der Glaube, das Wahre, die Liebe, die Nächstenliebe und das Gute sind nichts Erschaffbares, sondern etwas, das in die Gemüter der Engel und Menschen, die Aufnahmegefäße dafür sind, einfließt.[53]

Es gehört zu den Ordnungsgesetzen für den Menschen, dass er sich die Wahrheiten aus dem göttlichen Wort aneignet, darüber aus seinen natürlichen und soweit als möglich auch aus seinen vernünftigen Fähigkeiten nachdenkt, um sich so einen natürlichen Glauben zu verschaffen. Die Ordnungsgesetze aufseiten Gottes sehen vor, dass Gott Sich dann dem Menschen nahe, um die Wahrheiten mit Seinem göttlichen Licht und so den natürlichen Glauben des Menschen, der an sich nur aus Wissen und Überredung besteht, mit Seinem göttlichen Wesen zu erfüllen. So entsteht der seligmachende Glaube.[54]

Um zum allein seligmachenden, wahren und lebendigen Glauben zu gelangen, muss man entschlossen sein Herzensverständnis entwickeln, wodurch einem das Geisteslicht erschlossen wird.[55] Wenn Gott durch Seine Barmherzigkeit dem Menschen ein Lebenslichtlein im Herzen anzündet, dann fängt der Mensch an, die Nichtigkeit seines Verstandeswissens einzusehen.[56]

Der Glaube ist dem Leben der Seele näher als der vollendetste Verstand. Ist der Glaube ein Zwang, so ist er dadurch sogleich auch eine Fessel der Seele; ist aber die Seele gefesselt, kann von einer freien Entwicklung des Geistes in ihr keine Rede sein. Wird jedoch zuerst der Verstand zur richtigen Einsicht gebracht, dann bleibt die Seele frei und nimmt sich aus dem Verstandeslicht stets nur so viel, wie sie gut vertragen und verdauen kann. So entwickelt sich dann aus einem recht gebildeten Verstand ein wahrer, voller, lebendiger Glaube, durch den der Geist in der Seele eine rechte Nahrung erhält und dadurch stets stärker und mächtiger wird. Das lässt sich leicht wahrnehmen, indem seine Liebe zum Herrn und zum Nächsten stets stärker und mächtiger wird. Ist der Verstand jedoch unterentwickelt und der Mensch hat nur den Glauben, der gewisserart in seiner Einzelstellung nur ein Gehorsam des Herzens und dessen Willen ist, so muss dieser Mensch mit aller Vorsicht behandelt werden, damit er nicht in einen Wahn verfällt und auf die grässlichsten Abwege gerät. Daher soll auch nie ein Blinder den andern führen, sondern ein in seinem Verstand recht Scharfsehender, - ansonsten beide in den Abgrund stürzen. Man soll in allem emsig sein und sich eine rechte Kenntnis in allen Dingen sammeln. Man soll alles prüfen, was einem vorkommt, und das behalten, was gut und wahr ist. So wird man leicht die Wahrheit erfassen und den früher toten Glauben beleben und ihn zu einer wahren Leuchte des Lebens machen.[57]

Herz (Gemüt) und Verstand müssen gleichermaßen entwickelt werden. Da es dem Menschen aber viel leichter ist, sich Wissen zu irgendeiner Sache zu verschaffen, als sein Gemüt zu einem festen und zweifellosen Glauben zu bewegen, darum ist auf die Gründung des lebendigen Glaubens ein viel größeres Augenmerk zu haben, als auf pures Wissen. Im Wissen allein ist das Leben nicht, sondern im reinen und durch die Werke der Liebe lebendigen Glauben.[58]

Hindernisse

Ein geistiger, lebensvoller Glaube kann in einem sinnlichen Gemüt keine Wurzeln fassen und stirbt.[59]

Verlust

siehe Glaubensabfall

Arten

Gottesglaube

siehe Gottesglaube

Glaube an Jesus

siehe Jesus Christus

Abarten

Aberglaube

siehe Aberglaube

Leichtglaube

siehe Leichtglaube

Blindglaube

siehe Blindglaube

Zwangsglaube, Überredungsglaube und Autoritätsglaube

Ein erzwungener Glaube, wie der durch Wunder oder Erscheinungen Gottes als Mensch bewirkte, haftet nicht. Er gereicht auch denen zum Schaden, denen der Glaube durch das Wort in einem ungezwungenen Zustand eingepflanzt werden könnte.[60]

Jede äußerlichen Kirche oder Sekte beruht auf Zwangs- und Überredungsglauben. Jesus aber hat nie jemanden zum Glauben genötigt. Er ließ es jedem frei, weil jeder Zwang ein Gericht des Geistes ist, das ihm so gut den Tod gibt wie der Unglaube. Wem Jesu Werke und seine eigene innere Überzeugung nicht genügten, war durch kein anderes Mittel gezwungen, denn die Lehre Jesu ist nicht für den Glauben, sondern für die Tat gegeben. Wer nach Seinem Wort handelt, der wird erfahren, ob Seine Lehre von Gott oder von Menschen ist, nicht wer Ihm nur glaubt.[61] Ein gezwungen gläubiger Mensch ist zehnmal schlechter als ein offen Ungläubiger und Abtrünniger.[62]

Der pure Autoritätsglaube ist kein inneres Licht der Seele und belebt sie nicht freudig zur Tat. Er muss daher stets mit reichlichen Erklärungen ergänzt werden.[63]

Ist der Verstand unterentwickelt, und der Mensch hat nur einen auf Gehorsam des Herzens und Willens gründenden Glauben, dann muss er mit aller Vorsicht behandelt werden, damit er nicht in einem Wahn erstarrt und auf Abwege gerät. Nie sollte ein Blinder einen anderen Blinden führen, sondern ein im rechten Verstand Scharfsehender.[64]

Durch Sichtbarkeit Gottes genötigter Glaube

Man kann nicht umhin, an den Sichtbaren zu glauben und den Tastbaren zu lieben, da man durch Seine allmächtige Gegenwart getrieben ist und unwiderstehlich zu Ihm hingezogen wird. (nach Henoch)[65] Der durch die sichtbare Gegenwart Gottes genötigte Glaube und die genötigte Liebe sind nicht im Geringsten ein Eigentum und gereichen somit nicht zum Leben, sondern sind ein Gericht. Um von diesem Gericht frei zu werden, bedarf es der wahren, großen Demut des Herzens. Diese besteht darin, sich dieser Gnade für höchst unwürdig zu halten. Dann werden der genötigte Glaube und die genötigte Liebe erst nützlich. (nach Henoch)[66]

Erst wenn jemand frei zu Gott kommt, nachdem er Ihn im seinem Herzen gesucht hat und so gefestet und stark geworden ist, kann er zur ewigen Anschauung Gottes Unendlichkeit und des ewigen Gottes unendlicher Liebe und Gnade gelangen. Gottes sehr oftmalige Sichtbarkeit wird ihm nicht schädlich.[67]

Scheinglaube, bloßer Verstandesglaube

siehe Scheinglaube

Gelehrtenglaube

Von Tausend berühmten Gelehrten der Erde sind vielleicht Sechshundert für die Natur und die übrigen für Gott. Und auch diese sind nicht aus irgendeiner Einsicht für Gott, sondern nur weil sie gehört hatten, dass die Natur von Gott stamme und häufig darüber geredet hatten. Häufiges Reden aus dem Gedächtnis und aus der Erinnerung, selbst wenn es nicht zugleich aus dem Denken und der Einsicht hervorgeht, führt schließlich zu einer Art von Glauben.[68]

Mysterienglaube

siehe Mysterienglaube

Glaube an Unbegreifliches

Ein sogenannter Glaube an Unbegreifliches ist gar kein Glaube. (Anm.: höchstens Blindglaube) Wer aus der Weisheit denkt, kann nichts glauben, was er nicht einigermaßen begreift.[69]

Kein Glaube

Kein Glaube ist immer noch viel besser als ein finsterer Aberglaube. Kein Glaube gleicht einem neugeborenen Kind, oder einem leeren Acker. Ein Kind kann durch eine gute Erziehung zu einem weisen Menschen werden; in einen brachliegenden Acker kann jede Art einer edlen Frucht gesät werden. Ist jedoch ein Kind einmal erwachsen und in allerlei Dummheiten unterwiesen, dann geht es mit der Weisheitsbildung entweder gar nicht mehr oder nur höchst mühevoll. Und wie schwer ein Acker von allem Unkraut zu reinigen ist, das weiß jeder Landwirt. Dennoch hat kein Glaube auch einige schlimme Auswüchse, die am Ende, wenn sie einmal verhärtet worden sind, ebenso schwer zu heilen sind, wie ein unkrautvoller Acker zu reinigen ist. Der unkrautvolle Acker zeigt wenigstens an, dass sein Boden gut ist, weil darauf sonst kein Unkraut wachsen würde; dies zeigt ein völlig brachliegender Acker nicht. Hat einmal der mathematisch determinierte Weltverstand bei einem Menschen so recht fest Platz ergriffen, geht es selbst mit einem noch so erhabenen, überweisen Glauben an etwas rein Geistiges sehr schwer. Ein solcher Verstandesmensch will am Ende alles mathematisch erwiesen haben. Von Dingen, die er nicht sehen und messen kann, will er gar keine Notiz nehmen. Die Annahme des rein Geistigen ist bei solch einem Menschen auch keine leichte Sache.[70]

Jenseits

Alle, die gegen das Böse in der Welt gekämpft und an den Herrn geglaubt haben, werden nach dem Ausgang aus der Welt vom Herrn belehrt und von den Irrtümern ihrer Religion durch das Wahre abgeführt und umgebildet. Dies ist so, weil die das Böse als Sünde fliehen, im Guten des Leben sind, und das Gute des Lebens nach dem Wahren verlangt, es anerkennt und annimmt, was beim Bösen des Lebens durchaus nicht der Fall ist.[71]

Die das Göttlich-Wahre und das Wort aus einer inneren Neigung oder aus einer Neigung zur Wahrheit selbst geliebt haben, wohnen im anderen Leben auf Bergen im Licht des Himmels. Sie wissen gar nicht, was Finsternis ist und leben in einem frühlingshaften Klima. Ihren Blicken stellen sich gleichsam Äcker, Felder und Weinberge dar. In ihren Häusern blitzt alles wie von Edelsteinen, die Fenster sind von reinem Kristall. Diese visuellen Freuden sind aufgrund der Entsprechung mit dem Himmlisch-Göttlichen zugleich auch innere Freuden, denn die von ihnen geliebten Wahrheiten aus dem Wort entsprechen den Ernten, Weinbergen, Edelsteinen und Kristallen.[72]

Jene, die aus dem Wort geschöpfte Lehren der Kirche sofort ins Leben umgesetzt hatten, befinden sich im innersten Himmel und besonders in den Freuden der Weisheit. Sie erblicken in den einzelnen Dingen Göttliches, d.h. sie sehen zwar die Gegenstände, doch das diesen entsprechende Göttliche fließt sogleich in ihre Gemüter ein und erfüllt sie mit einer Seligkeit, die alle ihre Empfindungen anregt. So kommt es, dass vor ihren Augen alles gleichsam lacht, spielt und lebt.[73]

Wer in der Welt den Glauben nach der Lehre der Kirche bekannte, aber nicht ein Leben nach dem Glauben führte, also ohne Glaubensleben ist, der hat im Jenseits keinen Glauben.[74]

Die alles auf des Göttliche zurückführten und die Natur (materielle Welt) nur als etwas Totes betrachteten, die befindet sich im himmlischen Licht und ihnen wird alles, was ihren Augen erscheinen, von diesem Licht her transparent und sie erblicken unzählige Wechselspiele des Lichts, worin sie ihre innere Freude finden. Die Durchsichtigkeit entspricht dem vom Herrn erleuchteten Verstand.[75]

Gott und die Gläubigen

Gott ist der Glaube, und wäre er noch so blind, dennoch lieber als ein sogenannter Weltgelehrter. Denn im Glauben ist der irdische Mensch frei und hat seine Seele nicht in irgend etwas gerichtet; aber in der Wissenschaft liegt schon ein Gericht. Solange das Kind glaubt, das zweimal fünf zehn sind, ist es frei vom Zwang; nicht so der Mathematiker, bei dem laut Beweis zweimal fünf zehn sein muss.[76]

Falsche Vorstellungen

Der bloße Glaube sei die Hauptlehre der Christenheit

Es gibt eine Lehre über den Glauben als Akt, welcher der rechtfertigende, lebendige und selig machende Glaube im eigentlichen Sinn und die Hauptlehre der Christenheit sei. Jener Glaube sei in dem Augenblick vorhanden, da der Mensch, von Schmerz über seine Verdammnis durchdrungen, an Christus und die durch Ihn weggenommene Verdammnis des Gesetzes denkt, und dies Verdienst desselben vertrauensvoll ergreift, und mit ihm in Gedanken sich Gott dem Vater naht und betet.

Richtig ist: Diese Lehre ist völlig widersinnig. Einerseits wird bedeutet, der Mensch trage zum Glauben als Akt nicht mehr bei, als wäre er ein Klotz oder Stein. Er könne in Beziehung auf diesen Akt nichts anfangen, wollen, verstehen, denken, wirken, mitwirken, noch sich dazu vorbereiten und anschicken. Andererseits heißt es, der Akt würde dann eintreten, wenn der Mensch an das Recht des Gesetzes, an seine, von Christus aufgehobene Verdammnis und an das Vertrauen denkt, mit dem er dies Verdienst desselben ergreift, und dann im Gedanken an dasselbe sich Gott dem Vater naht und betet, was doch alles vom Menschen wie von ihm selbst geschieht. Es wird behauptet, dies geschähe nicht tätig, sondern leidend (erleidend), als ob jemand leidend denken, ein Vertrauen haben und beten könne. Wenn man dem Menschen das Tätige oder Rückwirkende nimmt, dann nimmt man auch das Aufnehmende, also alles, und mit ihm auch den Akt selbst weg. So ist der bloße Glaube als Akt dann nichts anderes als eine leere Einbildung, ein Gedankending. In Wirklichkeit wirkt und mitwirkt der Mensch in Sachen des Glaubens wie aus sich.[77]

Erlösung durch den Glauben allein

siehe Erlösung

Glaube sei das Glauben an die Lehrsätze der Kirche

Man meint, dass der Glaube da sei, so lange die Lehrsätze der Kirche geglaubt werden, dass er also bei denen sei, die sie glauben.[78]

Richtig ist: Der Glaube ist nicht allein das bloße Glauben, sondern das, was man glaubt, Wollen und Tun, ist Glaube. Ohne tätige Liebe ist kein (lebendiger) Glaube mehr. Wenn die Lehrsätze der Kirche bloß geglaubt werden, so sind sie nicht im Leben des Menschen, sondern bloß in seinem Gedächtnis, und daher im Denken des äußeren Menschen. Sie dringen nicht früher in sein Leben ein, als bis sie in seinen Willen, und von diesem in seine Handlungen kommen. Dann erst sind sie im Geist des Menschen (im inneren Menschen). Der Mensch kann viel wissen, denken und verstehen; allein was nicht mit seinem Willen oder mit seiner Liebe übereinstimmt, das wirft er von sich weg, sobald er, sich selbst überlassen, aus seinem Willen oder aus seiner Liebe denkt, und darum verwirft er es auch nach dem Leben des Körpers, wenn er im Geiste lebt, denn nur das bleibt im Geist des Menschen, was in seinen Willen oder in seine Liebe eingegangen ist. Das Übrige betrachtet er nach dem Tod als etwas Fremdes, das er, weil es kein Gegenstand seiner Liebe ist, aus dem Haus wirft, und sogar verabscheut. Wenn hingegen der Mensch die kirchlichen Lehren, die aus dem Wort sind, nicht nur glaubt, sondern sie auch will und tut, dann entsteht der Glaube.[79]

Man müsse den Verstand gefangen nehmen unter dem Gehorsam des Glaubens

siehe Man müsse den Verstand gefangen nehmen unter dem Gehorsam des Glaubens

Siehe auch

Quellenverweise

  1. Jakob Lorber, Himmelsgaben 1.400816b.7; Jakob Lorber, Himmelsgaben 1.401108.28; Emanuel Swedenborg, Die wahre christliche Religion 22b
  2. Jakob Lorber, Das Große Evangelium Johannes 1.71.8
  3. Jakob Lorber, Das Große Evangelium Johannes 5.174.9; Jakob Lorber, Das Große Evangelium Johannes 5.213.3; Jakob Lorber, Bischof Martin 162.3
  4. Jakob Lorber, Das Große Evangelium Johannes 1.71.6-9; Jakob Lorber, Himmelsgaben 2.420518a.10
  5. Jakob Lorber, Das Große Evangelium Johannes 5.177.3
  6. Emanuel Swedenborg, Enthüllte Offenbarung 224
  7. Emanuel Swedenborg, Himmel und Hölle 480
  8. Emanuel Swedenborg, Himmel und Hölle 118
  9. Jakob Lorber, Himmelsgaben 1.401013.7
  10. Emanuel Swedenborg, Enthüllte Offenbarung 111
  11. Emanuel Swedenborg, Die wahre christliche Religion 8a
  12. Emanuel Swedenborg, Enthüllte Offenbarung 352
  13. Jakob Lorber, Himmelsgaben 1.400808.5
  14. Jakob Lorber, Robert Blum 1.33.1
  15. Jakob Lorber, Die Erde 73.11
  16. Emanuel Swedenborg, Die wahre christliche Religion 177b-c
  17. Emanuel Swedenborg, Vom Jüngsten Gericht 36
  18. Emanuel Swedenborg, Enthüllte Offenbarung 161
  19. Emanuel Swedenborg, Enthüllte Offenbarung 386
  20. Emanuel Swedenborg, Himmel und Hölle 232; Emanuel Swedenborg, Die wahre christliche Religion 142
  21. Emanuel Swedenborg, Himmel und Hölle 473
  22. Emanuel Swedenborg, Die wahre christliche Religion 177c
  23. Jakob Lorber, Himmelsgaben 3.480903.21
  24. Jakob Lorber, Himmelsgaben 3.480903.8
  25. Jakob Lorber, Himmelsgaben 3.480903.24
  26. Emanuel Swedenborg, Enthüllte Offenbarung 401
  27. Jakob Lorber, Robert Blum 2.280.5
  28. Jakob Lorber, Die Erde 73.6; Jakob Lorber, Das Große Evangelium Johannes 1.10.17
  29. Emanuel Swedenborg, Himmel und Hölle 364; Emanuel Swedenborg, Himmel und Hölle 473
  30. Emanuel Swedenborg, Vom Jüngsten Gericht 35; Emanuel Swedenborg, Vom Jüngsten Gericht 36
  31. Emanuel Swedenborg, Enthüllte Offenbarung 5
  32. Emanuel Swedenborg, Himmel und Hölle 136
  33. Jakob Lorber, Robert Blum 1.81.26; Emanuel Swedenborg, Enthüllte Offenbarung 405
  34. Jakob Lorber, Himmelsgaben 1.401201.33
  35. Jakob Lorber, Die geistige Sonne 1.21.16
  36. Emanuel Swedenborg, Himmel und Hölle 474; Emanuel Swedenborg, Himmel und Hölle 526
  37. Jakob Lorber, Himmelsgaben 1.400602.4
  38. Jakob Lorber, Himmelsgaben 1.410429B.6
  39. Jakob Lorber, Himmelsgaben 2.470402.2
  40. Emanuel Swedenborg, Enthüllte Offenbarung 451
  41. Emanuel Swedenborg, Enthüllte Offenbarung 141
  42. Jakob Lorber, Die Erde 73.6-11; Jakob Lorber, Das Große Evangelium Johannes 1.10.17
  43. Jakob Lorber, Die Erde 73.17-19
  44. Jakob Lorber, Robert Blum 1.81.25
  45. Jakob Lorber, Das Große Evangelium Johannes 3.74.3
  46. Emanuel Swedenborg, Himmel und Hölle 173; Emanuel Swedenborg, Himmel und Hölle 368
  47. Emanuel Swedenborg, Himmel und Hölle 482
  48. Jakob Lorber, Robert Blum 1.35.7-9
  49. Jakob Lorber, Himmelsgaben 2.470402.5
  50. Jakob Lorber, Himmelsgaben 1.410626a.1
  51. Jakob Lorber, Himmelsgaben 1.401108.27-29
  52. Jakob Lorber, Himmelsgaben 3.611231.2
  53. Emanuel Swedenborg, Die wahre christliche Religion 40
  54. Emanuel Swedenborg, Die wahre christliche Religion 73b
  55. Jakob Lorber, Robert Blum 1.35.6-9
  56. Jakob Lorber, Das Große Evangelium Johannes 1.157.15; Jakob Lorber, Das Große Evangelium Johannes 6.231.13
  57. Jakob Lorber, Das Große Evangelium Johannes 1.155.8-13
  58. Jakob Lorber, Das Große Evangelium Johannes 9.132.10-12
  59. Jakob Lorber, Robert Blum 1.35.1
  60. Emanuel Swedenborg, Die Erdkörper im Weltall und ihre Bewohner 160
  61. Jakob Lorber, Schrifttexterklärungen 33.14-15; Jakob Lorber, Das Große Evangelium Johannes 2.24.6
  62. Jakob Lorber, Das Große Evangelium Johannes 6.150.21
  63. Jakob Lorber, Das Große Evangelium Johannes 8.27.12-13
  64. Jakob Lorber, Das Große Evangelium Johannes 1.155.11-12
  65. Jakob Lorber, Die Haushaltung Gottes 2.241.4
  66. Jakob Lorber, Die Haushaltung Gottes 2.241.13-18
  67. Jakob Lorber, Die Haushaltung Gottes 1.142.15-17; Jakob Lorber, Die Haushaltung Gottes 1.185.42-44
  68. Emanuel Swedenborg, Die wahre christliche Religion 77e
  69. Emanuel Swedenborg, Vom Jüngsten Gericht 24
  70. Jakob Lorber, Das Große Evangelium Johannes 3.196.3-9
  71. Emanuel Swedenborg, Enthüllte Offenbarung 379
  72. Emanuel Swedenborg, Himmel und Hölle 489
  73. Emanuel Swedenborg, Himmel und Hölle 489
  74. Emanuel Swedenborg, Die Erdkörper im Weltall und ihre Bewohner 39
  75. Emanuel Swedenborg, Himmel und Hölle 489
  76. Jakob Lorber, Robert Blum 2.256.4-5
  77. Emanuel Swedenborg, Enthüllte Offenbarung 484
  78. Emanuel Swedenborg, Vom Jüngsten Gericht 36
  79. Emanuel Swedenborg, Vom Jüngsten Gericht 36