Macht Gottes

Aus Prophetia
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Die Macht Gottes oder Allmacht ist keine Macht der Vernichtung und des Verderbens, sondern eine Macht des beständigen Hervorbringens und Erhaltens des Hervorgebrachten, daher eine Macht der ewigen Ordnung.[1] Die Allmacht entwickelt und verwirklicht sich innerhalb der Sphäre der unendlichen Ausdehnung des Guten. Diese Sphäre erfüllt vom Innersten heraus das ganze Weltall bis in die letzten Einzelheiten und regiert von da aus die Dinge, die sich außerhalb befinden, soweit sie sich ihren Ordnungen entsprechend verbinden. Verbinden sie sich nicht, so erhält diese Sphäre sie dennoch und wirkt mit aller Anstrengung darauf hin, sie in eine Ordnung zurückzuführen, die mit der allumfassenden Ordnung übereinstimmt. Gelingt dies nicht, so werden sie ausgestoßen, von Gott aber nichtsdestoweniger vom Innersten heraus erhalten.[2]

Der Mensch hat Macht gegen das Böse und Falsche aus der göttlichen Allmacht in dem Maß, als er nach der göttlichen Ordnung lebt. Dies gründet sich darauf, dass niemand dem Bösen und daraus entspringenden Falschen widerstehen kann als Gott allein.[3]

Wesen

Gott ist der Allmächtige, weil er alles aus Sich Selbst zu tun vermag, während alle anderen nur aus Ihm etwas vermögen. Können und Wollen sind bei Ihm ein und dasselbe; was immer Gott nur denkt, das muss auch sogleich geschehen, so Er es will. Da Er nichts als das Gute will, so vermag Er auch nur das Gute zu tun. Die göttliche Allmacht kann sich auf keinen Fall selbst untreu werden, um mit irgendeinem Bösen in Berührung zu treten; sie kann dieses auch nicht von sich aus fortschaffen.[4] Die Allmacht Gottes handelt immer und überall in Übereinstimmung mit den Gesetzen der Ordnung Gottes, welche Gott bei der Schöpfung sowohl ins Ganze wie in alles einzelne der Welt eingeführt hat.[5]

Es gibt keine Macht über oder unter Gott, die Gott gebieten könnte. Was Er vollbringt, das vollbringt Er allein, ohne Auftrag jedes anderen und niemand kann der Kraft Seines Willens Widerstand leisten.[6] Gott ist der Herr in allen Dingen. Was nicht Seiner Liebe dienen will, das muss desto genauer und pünktlicher sklavisch ewig Seinem Zorn dienen.[7] Ohne die Zulassung Gottes kann nichts geschehen. Wenn Gott etwas zulässt, dann hat Er stets den besten Grund dazu.[8] So unordentlich und zweckwidrig dem Menschen auch immer so manches Gebilde irgend vorkommen möchte, ruht oder bewegt sich dennoch nicht ein Stäubchen von seiner Stelle außer nach der Vollkraft der ewigen Liebe und Weisheit Gottes.[9] Gott bewirkt alles durch Seine Allmacht.[10]

Gott ist kein Ding unmöglich;[11] nur Ihm allein sind alle Dinge untertan. Wer daher mit Gott ist, der ist auch mit Seiner Kraft - denn Gott Selbst ist die ewige unendliche Kraft - und kann demnach in und mit Gott alles vermögen.[12]

Obwohl der heilige Vater allmächtig ist, will Er Seine Kinder tätig sein lassen, als benötige Er ihrer Tat und Hilfe. Dies geschieht aus Seiner großen Liebe heraus, wobei Er dann ihre Tat so leitet, dass Er dadurch stets Sein Ziel erreicht.[13]

Wirkung

Gott hat aus Seiner Allmacht das Weltall erschaffen und zugleich ins Ganze wie in alles Einzelne desselben eine Ordnung gelegt. Er erhält das Weltall aus Seiner Allmacht und wacht fortgesetzt über die Ordnung mit ihren Gesetzen. Ferner hat Gott aus Seiner Allmacht die Kirche gegründet und ihr durch Sein Wort Seine Ordnungsgesetze geoffenbart.[14]

Die Macht Gottes für sich macht nicht frei oder lebendig

Die Macht Gottes ist das Leben in den Geschöpfen Gottes; sie geht zwar aus Seiner Liebe hervor, ist aber doch nicht die Liebe selbst, da in ihr keine Freiheit ist, sondern nur die Wirkung der Liebe, welche an und für sich ohne Leben ist. Daher ist auch alles, was aus der Macht hervorgeht, an und für sich tote Materie, deren Leben nur scheinbar ist; in der Wirklichkeit ist es der Tod. Dem freien Geist ist das allmächtige "Werde" schon ein Gericht und sein Tod.[15] Außerhalb des Verbandes der göttlichen Liebe und Weisheit wirkt allein nur die Allmacht der Gottheit, in der nur die Kraft der Liebe und Weisheit Gottes, als ein Wesen mit der Allmacht, und als das Urleben alles Lebens bestehen und die Allmacht leiten kann. Jedes andere von diesem Urleben abgelöste Leben muss in der Allmacht zugrunde gehen und ewig erstarren, weil es für sich der endlosen Kraftschwere unmöglich nur den geringsten Widerstand leisten kann.[16] Die Allmacht kann wohl alles richten und töten und vernichten durchs Gericht. Aber helfen, aufrichten, das Leben erhalten, das Verlorene wiedergeben, den gefangenen Geist frei machen, das kann nur die Liebe, vereint mit Sanftmut und Geduld. Wo diese mangelt, da ist nichts als Tod und Verderben.[17]

Die Gottheit gebraucht ihre Allmacht nur zur Gestaltung der gerichteten Dinge aller Körperwelt, nie aber zur freien Gestaltung und Bildung freier Geister aus Ihr, denn Gottes Allmacht zeugt nichts als Gericht über Gericht.[18] Gott könnte z.B. auf der Stelle die besten und schönsten Menschen erschaffen, dennoch wären sie in sich selbst vollkommen tot, denn alles, was sie täten und redeten, das täte und redete nur Er. Um solche Menschen zu erhalten und in ein wirkliches, freies von Seiner Allmacht unabhängiges Leben zu versetzen, müsste Gott Seinen in diesen scheinlebendigen Menschen wirkenden Geist durch ein Trennmittel von Sich ablösen und ihn dann an diesen Menschen binden und durch eine äußere, materielle Umfassung gefangen nehmen. So würde Er Sich einen solchen Menschen Ihm gegenüber zu einem förmlichen Objekt (Sonderwesen) machen. Er müsste ihm Gesetze geben und Gelegenheiten zukommen lassen, durch die er in die Notwendigkeit gesetzt würde, aus seiner freien, von Gott gänzlich abgelösten Erkenntnis- und Willenskraft entweder nach dem gegebenen Gesetz oder auch wider dasselbe zu handeln. Solange der Mensch die Gesetze nicht hält, müsste Gott ihn härter und länger gefangenhalten - bis er notgedrungen das Gesetz tätig annimmt; dann erst wäre es ratsam, solch einem Menschen die äußeren Bande wieder abzunehmen und ihn in die vollste Freiheit übergehen zu lassen, wo er dann aus sich selbst heraus ein vollkommenes, nicht mehr gerichtetes Leben hätte. Daher muss Gott die freie Handlungsweise der in der materiellen Freiheitsgewinnungsprobe auf der Erde stehenden Menschen im vollsten Maße beachten - ob sie gut oder auch ungesetzlich böse ist. Würde Er sie mit Seiner Allmacht ergreifen, wären sie augenblicklich tot, indem sie dann aus sich heraus nichts mehr zu tun imstande sind.[19]

Gott ist wohl allmächtig, aber Seine Allmacht macht niemanden frei, da eben sie es ist, aus der wir durch unseren freien Willen und die Liebe zu Gott frei gemacht werden müssen, da wir sonst nichts als Maschinen dieser Allmacht wären.[20] Die freie Liebe des Herzens zu Gott kann selbst der Allmächtige niemandem geben, da dies dann nichts als ein fremder Trieb wäre, welcher den Menschen nötigen würde, Gott wider seinen Willen zu lieben und anzubeten, was aber eben keine freie Liebe wäre.[21] Es gehört etwas mehr als die bloße Allmacht dazu, damit die Menschen so frei und vollkommen würden, wie Gott es ist, aber wenn das auch schwerer ist, so ist dennoch Gott alles möglich.[22]

Falsche Vorstellungen

Die Allmacht Gottes sei willkürlich

Es herrscht die Meinung vor, Gottes Allmacht gleiche der absoluten Gewalt eines Königs in der Welt, der nach freier Willkür tun und lassen kann was Er will: freisprechen oder verurteilen, den Schuldigen als unschuldig und den Ungetreuen als getreu erklären, den Unwürdigen und Verdienstlosen über den Würdigen und Wohlverdienten erheben, seinen Untergebenen unter jeglichem Vorwand ihre Güter entreißen, sogar den Tod über sie verhängen usw. Er könne einen Ungerechten aus bloßer Gnade rechtfertigen und mit allen Geschenken der Seligkeit und Vorrechten des Lebens schmücken.

Richtig ist: Könnte Gott gegen den Gesetze Seiner Gerechtigkeit und Liebe handeln, würde das bedeuten, dass Er ohne Urteilskraft und Weisheit handelt. Wer nicht weiß, dass die göttliche Allmacht in Übereinstimmung mit der Ordnung verfährt und wirkt, kann aus seiner Phantasie vieles ausbrüten, was der gesunden Vernunft zuwiderläuft und sich selbst widerspricht. Aus der ungereimten Meinung, Glaubensanschauung und Lehre von einer willkürlichen göttlichen Allmacht sind viele Irrtümer, Trugschlüsse und Hirngespinste in die Kirche eingedrungen. Deshalb gibt es überall in der Welt, wo überhaupt eine Religion besteht, so viel Fanatismus und daraus entspringende Ketzereien. Gott aber ist das Gute Selbst, will nur das Gute und vermag daher nur das Gute zu tun. Er kann Sich Selbst nicht untreu werden. Erstreckte sich die göttliche Allmacht ebenso auf das Tun des Bösen wie auf das Tun des Guten, welcher Unterschied wäre dann zwischen Gott und dem Teufel? Kein anderer als zwischen zwei Monarchen, von denen der eine König und Herrscher zugleich ist, während der andere zwar Herrscher, aber mit derart beschränkter Macht ist, dass er eigentlich nicht König genannt zu werden verdient. Jeder kann einsehen, dass das Gute und das Böse einander ausschließende Gegensätze sind, und dass Gott, vermöchte Er nach Seiner Allmacht das eine wie das andere zu wollen und zu tun, gar nichts vermöchte, also gar keine Macht, geschweige denn Allmacht hätte. Es wäre, wie wenn sich an einem Fahrzeug die beiden Räderpaare in entgegengesetzter Richtung bewegten. Infolge der Gegenwirkung würde es bald zum Stillstand kommen.[23]

Die göttliche Allmacht bleibt im Rahmen der Ordnung; Gottes Regierung, die Vorsehung, vollzieht sich unausgesetzt nach der Ordnung, sie entspricht in Ewigkeit ihren Gesetzmäßigkeiten und läuft ihnen nie zuwider. Gott kann daran nicht ein Strichlein ändern, eben weil die Ordnung mit allen ihren Gesetzen Er Selbst ist.[24] Wäre die Allmacht Gottes, gemäß dem heutigen Glauben, wirklich absolut, dass Gott sowohl das Gute wie das Böse tun könnte, wäre es Ihm dann nicht ein Leichtes, die gesamte Hölle in den Himmel zu erheben, die Teufel in Engel zu verwandeln, jeden Gottlosen auf Erden im Augenblick von all seinen Sünden zu reinigen und ihn zu erneuern, zu heiligen, wiederzugebären und aus einem Sohn des Zorns zu einem Sohn der Gnade zu machen? Tatsächlich aber stünde solches Handeln nicht nur im Gegensatz zu Seinen Ordnungsgesetzen im Weltall, sondern zugleich auch zu den Ordnungsgesetzen, die in jeden Menschen gelegt sind und verlangen, dass die Verbindung von beiden Seiten vollzogen werde. Besäße Gott wirklich jene absolute Allmacht, welche die Heiden ihren Göttern und Göttinnen zuschreiben, Er würde wohl durch die Erlösung Seines Sohnes ausnahmslos das gesamte menschliche Geschlecht errettet und die gesamte Hölle ausgerottet haben.[25]

Siehe auch

Quellenverweise

  1. Jakob Lorber, Die Haushaltung Gottes 1.158.6; Emanuel Swedenborg, Die wahre christliche Religion 49
  2. Emanuel Swedenborg, Die wahre christliche Religion 56
  3. Emanuel Swedenborg, Die wahre christliche Religion 49; Emanuel Swedenborg, Die wahre christliche Religion 68
  4. Emanuel Swedenborg, Die wahre christliche Religion 56; Jakob Lorber, Robert Blum 1.95.3
  5. Emanuel Swedenborg, Die wahre christliche Religion 89
  6. Jakob Lorber, Bischof Martin 120.9
  7. Jakob Lorber, Himmelsgaben 1.401014b.37
  8. Jakob Lorber, Die Haushaltung Gottes 2.158.26
  9. Jakob Lorber, Himmelsgaben 1.400829a.1
  10. Emanuel Swedenborg, Die wahre christliche Religion 63
  11. Jakob Lorber, Die Haushaltung Gottes 2.131.5; Jakob Lorber, Die Haushaltung Gottes 2.131.8; Jakob Lorber, Das Große Evangelium Johannes 2.61.4
  12. Jakob Lorber, Die Haushaltung Gottes 2.234.19-20; Jakob Lorber, Das Große Evangelium Johannes 3.84.12-17
  13. Jakob Lorber, Die Haushaltung Gottes 3.1.20-21
  14. Emanuel Swedenborg, Die wahre christliche Religion 74d
  15. Jakob Lorber, Die Haushaltung Gottes 1.4.3; Jakob Lorber, Die Haushaltung Gottes 3.42.10-12
  16. Jakob Lorber, Robert Blum 1.29.6
  17. Jakob Lorber, Bischof Martin 36.11
  18. Jakob Lorber, Robert Blum 1.28.11
  19. Jakob Lorber, Robert Blum 1.95.3-5
  20. Jakob Lorber, Bischof Martin 68.8-9; Jakob Lorber, Robert Blum 1.28.7-10
  21. Jakob Lorber, Die Haushaltung Gottes 1.142.4-5
  22. Jakob Lorber, Bischof Martin 98.4
  23. Emanuel Swedenborg, Die wahre christliche Religion 56; Emanuel Swedenborg, Die wahre christliche Religion 57; Emanuel Swedenborg, Die wahre christliche Religion 58; Emanuel Swedenborg, Die wahre christliche Religion 74d; Emanuel Swedenborg, Die wahre christliche Religion 90; Jakob Lorber, Robert Blum 1.78.9
  24. Emanuel Swedenborg, Die wahre christliche Religion 73
  25. Emanuel Swedenborg, Die wahre christliche Religion 58