Gottesfurcht

Aus Prophetia
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Gott fürchten bedeutet, das was Gottes ist, lieben, indem man es tut, und das, was gegen Ihn ist, nicht tun zu wollen. Dies geht aus folgenden Stellen hervor: 5.Mos 5.29, 5.Mos 6.2, 5.Mos 6.13-14, 5.Mos 6.24, 5.Mos 8.6, 5.Mos 10.12, 5.Mos 10.20, 5.Mos 13.5, 5.Mos 17.19, 5.Mos 28.58, 5.Mos 31.12, Psalm 22.24, Psalm 33.8-10, Psalm 34.8-10, Psalm 55.20, Psalm 86.11, Psalm 111.10, Psalm 112.1, Psalm 115.10-11, Psalm 128.1, Psalm 147.11, Jer 32.39-40, Jer 33.9, Jer 44.9-10, Mal 1.6, Mal 2.5, Jes 8.13, Jes 11.2-3, Jes 25.3, Jes 29.13, Jes 50.10, Luk 1.50, Off 14.7. Bei den Bösen ist die Furcht vor Gott nicht Liebe, sondern Furcht vor der Hölle.[1]

Wesen

Wo keine Gottesfurcht ist, da ist auch keine Gottesliebe. Ohne Gottesfurcht kann niemand den göttlichen Vater lieben. Daher sind Gottesfurcht und Gottesliebe gleich. Dennoch ist die Liebe (herrscht bei den Himmelsgeistern) höher als die Furcht (herrscht bei den Höllengeistern[2]), denn nur in der Liebe ist Leben, aber nicht in der Furcht, in der der Tod liegt.[3] Gott ist die Liebe um sehr viel lieber als die Furcht. Wer Ihn wahrhaft liebt, der hat keine Sünde vor Ihm, denn die Liebe löscht jede Sünde und lässt keine werden. Wer Ihn aber fürchtet, der fällt leicht in eine Sünde, denn Furcht schützt ebenso wenig vor Sünden wie ein dorniges Gestrüpp einen Flüchtling vor den Kugeln seiner ihm nachjagenden Feinde. Die Liebe aber ist gleich einer festen Burg auf einem Felsen, den kein Feind je besiegen kann.[4]

Jeder, welcher liebt, fürchtet sich, dem, den er liebt, Übles zu tun. Eine reine Liebe ist ohne diese Furcht nicht denkbar. Wer den Herrn liebt, fürchtet sich, Böses zu tun, weil das Böse Ihm zuwider ist, denn es ist gegen Seine göttlichen Gesetze im Wort, welches aus Ihm, folglich Er Selbst ist. Es ist auch gegen Sein göttliches Wesen, nach welchem Er alle selig machen will, denn Er ist der Seligmacher, kann aber den Menschen nicht selig machen, wenn er nicht nach Seinen Gesetzen und Geboten lebt.[5]

Himmlische Gottesfurcht

Die Furcht ist der Same der Liebe; wie ohne Samen keine Frucht zum Vorschein kommen wird, so wenig wird auch ohne die gerechte Gottesfurcht je eine wahre Liebe zum Vorschein kommen. Wie aber der Same in der Erde verfault und den lebendigen Keim der Liebe hervorbringt und dann wächst und lebendige Früchte bringt, so wird auch die Liebe aus der Furcht hervorbrechen.[6]

Gott fürchten bedeutet Gott als die ewige, höchste und reinste Liebe über alles lieben und, weil Gott die höchste Wahrheit ist, in der göttlichen Wahrheit verharren und nicht der Lüge der Welt des materiellen Eigennutzes wegen huldigen. Wer in allem wahrhaft ist, der hat die wahre Gottesfurcht im Herzen; und wer diese hat, der betet Gott auch allzeit und vollgültig an.[7]

Man soll und muss Gott fürchten, aber nicht der Erhaltung wegen, sondern man soll fürchten, Gott nicht zu lieben; denn wer einen Augenblick in der Liebe zu Gott versäumt, der war tot, solange er außer der Liebe zu Gott war, denn Leben und Lieben ist ein und dasselbe. (nach Henoch)[8]

Die Furcht ist die größte Lehrerin der Kinder und der getreueste Wächter der Kleinen; in der Furcht der Schwachen waltet die höchste Liebe Gottes. Hätte die väterliche Güte Gottes der Schwäche des Kindes nicht den liebweisegerechten Anteil von Furcht hinzugesellt, was würde aus dem schwachen, aber doch sich fälschlich stark wähnenden Kind werden? Wer könnte es leiten und erziehen? Der Gottgeweihte oder das Kind Gottes weiß und fühlt zwar, dass ihm durch Gottes Fürsorge und Liebesgnade nichts zuleide geschehen kann und darf, fürchtet aber dennoch außerordentliche Begebnisse, weil er Gott über alles liebt. Wo Liebe ist, da ist auch Furcht; wo keine Furcht ist, da ist auch keine Liebe.[9]

Wer vollkommen sein will, in dem müssen stets drei Teile Furcht und sieben Teile Liebe sein. Des Menschen erste Pflicht gegen Gott ist ein freiwilliger Gehorsam, der eine Frucht der gerechten Gottesfurcht ist. Erst in diesem Gehorsam werden dann die Menschen von neuem ausgeboren werden zu Kindern Gottes.[10] Die rechte Gottesfurcht und des eigenen Herzens tiefste Demut ist jedes aus dem Wasser und Feuer Getauften unerlässlichste Pflicht, ohne die an kein ewiges Leben zu gedenken ist. Man soll aber Gott nicht zu sehr fürchten. Wer Ihn mit Furcht und Zittern sucht, der wird bei Seinem Kommen gleich den Übeltätern rufen: "Berge, fallt über uns!" Und der Herr wird sich aus großer Erbarmung so lange nicht nahen können, bis sich diese Furcht in die vertrauensvolle Liebe zu Gott umgestaltet haben wird. Daher sollen Liebe und Furcht gleichen Schritt halten. Wo mehr (zu viel) Furcht, da ist weniger Liebe. Wo aber weniger Furcht, da ist mehr Liebe, Vertrauen, Kraft und Mut und somit auch mehr des wahren Lebens.[11]

Höllische Gottesfurcht

Alle Höllengeister leben und bestehen in der größten Furcht vor Gott. Ihn auch nur von ferne zu erschauen oder Seinen Namen zu vernehmen, ist für sie das Schrecklichste.[12]

Gottesfurcht ist immer noch besser als böse Taten tun, obwohl aus einer solchen Gottesfurcht für niemanden ein ewiges Leben erwächst, weil ein furchtsames Gemüt ein gerichtetes und kein freies ist. In der Furcht vor Gott ist keines Menschen Geist einer Beseligung fähig. Daher hat jemand, der das Schlechte nur aus Furcht vor Gott unterlassen hat, eine harte Probe zu bestehen, indem ihm die Furcht genommen wird und es dann fragwürdig ist, ob er sich auch dann in Freiheit bewährt, so wie etliche Sträflinge zehnmal ärger sind als früher, nachdem sie sich im Gefängnis aus Furcht vor Strafe in der gesetzlichen Ordnung erhalten haben.[13]

Wer Gott liebt, der wird es nie nötig haben, Ihn zu fürchten (im höllischen Sinn).[14]

Falsche Vorstellungen

Gottesfurcht, weil Gott einen ewig vernichten könnte

Auch wenn Gott als das grundallmächtigste Wesen jemanden vernichten kann, so ist die Furcht davor töricht, denn was läge daran, wenn man wieder zu dem Nichts würde, da man vor dem Sein ein ewiges Nichts war? Das Nichts ist nichts, braucht nichts und hat ewig für nichts zu sorgen. (nach Floran)[15]

Gottesfurcht, weil Gott einen ewig peinigen könnte

Wenn es Gott, dem sicher allerweisesten Wesen, ein Vergnügen macht, einen Menschen ewig zu peinigen, dann ist es mit Seiner Weisheit nicht weit her, denn eine solche Sehnsucht würde man kaum bei einem Tiger von einem Tyrannen antreffen. Die Geschichte weist kein Beispiel auf, dass je irgendein Tyrann ein Weiser gewesen sei. Demnach wäre Gott höchst unweise, was aber niemand von Gott behaupten kann, der nur je einen Blick in die höchst weise Einrichtung eines jeglichen Geschöpfes getan hat. Gott ist höchst weise und sicher auch höchst gut. Mit solchen vollkommensten Eigenschaften ausgerüstet, kann Er unmöglich je irgend in der ganzen Unendlichkeit ein Geschöpf für die ewige Qual geschaffen haben. Durch allerlei bittere und schmerzhafte Erfahrungen ein Wesen reinigen, hier oder jenseits, das ist ganz etwas anderes, denn der Mensch ist ein Gotteswerk, das sich nach der weisesten Ordnung Gottes selbst in der sittlichen Sphäre zu vollenden hat, um das zu werden, wozu es vom Schöpfer bestimmt ist. Aber solche nur kurz dauernden Besserungsmomente lässt der Schöpfer nur zu und erschafft sie nicht eigens, um den Menschen nur zur nüchternen Erkenntnis der Ordnung zurückzuführen und ihm dadurch die Selbstausbildung zu erleichtern. Man kann Gott nicht ärger beschimpfen, als Ihn als einen ewigen Tyrannen, der diktatorische Strafen verhängt, oder zu Seinem Vergnügen einen Menschen für einen Fehltritt plagt, vorzustellen. (nach Floran)[16]

Siehe auch

Quellenverweise

  1. Emanuel Swedenborg, Enthüllte Offenbarung 527
  2. Jakob Lorber, Schrifttexterklärungen 27.21
  3. Jakob Lorber, Die Haushaltung Gottes 1.158.26-29
  4. Jakob Lorber, Himmelsgaben 2.480217.4-6
  5. Emanuel Swedenborg, Enthüllte Offenbarung 527
  6. Jakob Lorber, Die Haushaltung Gottes 1.158.40-41
  7. Jakob Lorber, Das Große Evangelium Johannes 9.86.5-6
  8. Jakob Lorber, Die Haushaltung Gottes 1.43.19; Jakob Lorber, Die Haushaltung Gottes 1.43.25
  9. Jakob Lorber, Die Haushaltung Gottes 1.158.22-26
  10. Jakob Lorber, Die Haushaltung Gottes 1.158.38-39
  11. Jakob Lorber, Himmelsgaben 2.420314b.18-20
  12. Jakob Lorber, Schrifttexterklärungen 27.21
  13. Jakob Lorber, Schrifttexterklärungen 27.18-20
  14. Jakob Lorber, Die Haushaltung Gottes 2.264.26
  15. Jakob Lorber, Das Große Evangelium Johannes 3.157.11
  16. Jakob Lorber, Das Große Evangelium Johannes 3.157.11-15