Mittelreich

Aus Prophetia
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Das Mittelreich, auch Hades, und Geisterreich genannt, ist weder der Himmel noch die Hölle, sondern ein Mittelort oder Zwischenzustand zwischen beiden. Unterhalb befinden sich die Höllen, oberhalb die Himmel. Er befindet sich in der naturmäßig-geistigen Sphäre der Erde und ist vergleichbar einem großen Eintrittszimmer, wo alle Menschen nach dem Tod ohne Unterschied des Standes und Ranges eintreten und sich dort zum ferneren Eintritt in die eigentlichen Gastgemächer sozusagen vorbereiten, um entweder in den Himmel erhoben oder in die Hölle geworfen zu werden. Es ist der erste naturmäßig-geistige Zustand des Menschen, in den er gleich nach dem Tod kommt.[1]

Wesen

In der Geisterwelt befinden sich ungeheuer viele Geister, weil dort für alle der erste Sammelplatz ist. Das große Mittelreich ist die Hauptwerkstatt für alle himmlischen Geister. All die zahlreichen Neuankömmlinge müssen vorbereitet und geprüft und an den ihnen vollkommen entsprechenden Ort gebracht werden, was soviel bedeutet wie, sie müssen in einen solchen Zustand hineingeleitet werden, der mit ihrer Grundliebe eins ist. Daher müssen sie in all ihren Neigungen erforscht und erprobt werden. Wohin sie dann am meisten neigen, dahin muss ihnen auch geistig der Weg geöffnet sein.[2]

Zwischen Himmel und Hölle besteht ein beständiges Gleichgewicht. Jedoch handelt es sich nicht um ein Gleichgewicht wie zwischen zwei gleich starken Kämpfern, sondern um ein geistiges Gleichgewicht des Falschen gegen das Wahre und des Bösen gegen das Gute. Aus der Hölle steigt wie ein Dunst fortwährend der Anreiz auf, Böses zu tun, dagegen lässt der Himmel immerzu den Anreiz aushauchen und herabsteigen, Gutes zu tun. Das Mittelreich befindet sich im Gleichgewicht zwischen Himmel und Hölle. Das ist deswegen so, weil jeder Mensch nach dem Tod dort eintritt und in einem ähnlichen Zustand gehalten wird, wie in der Welt, was nur infolge dieses vollkommensten Gleichgewichts möglich ist. So können die Menschen bzw. Geister von den Engeln auf ihre Beschaffenheit hin untersucht werden, da sie der gleichen Freiheit überlassen sind, die sie in der Welt genossen. Vom Mittelreich her werden auch alle Menschen in der Welt in einem ähnlichen Gleichgewicht gehalten, denn die Menschen in der Welt werden durch Geister aus der Geisterwelt regiert.[3]

Allen Teufeln und auch dem Satan ist für ewig der Eintritt in die Geisterwelt (das Mittelreich) verschlossen. Denn wo das eigentliche Leben einmal seinen Anfang genommen hat, da bleibt der Tod ewig fern.[4]

Es gibt im Mittelreich unzählige Geistergesellschaften, wie es Gattungen und Arten von guten und bösen Gefühlen gibt. Alle Gesellschaften sind nach den natürlichen Neigungen, den guten und bösen, wunderbar angeordnet.[5]

Alle, die in der Geisterwelt sind, haben unmittelbare Verbindung mit den Menschen auf der Erde.[6]

Die Geisterwelt in der Mitte zwischen Himmel und Hölle entspricht dem Magen, weil jeder Mensch nach dem Tod in sie kommt und dort entweder für den Himmel, oder für die Hölle zubereitet wird, so wie der Magen, in welchen alles, was hineinkommt, zubereitet wird, um entweder Blut und Fleisch, oder Exkremente und Urin zu werden.[7]

Das Mittelreich als Welt

Die Geisterwelt sieht wie ein Tal zwischen Bergen und Felsen aus, das da und dort abfällt und wieder ansteigt. Die Tore und Pforten zu den himmlischen Gesellschaften werden nur denen sichtbar, die für den Himmel gerüstet sind, die anderen finden sie nicht. Auch die Tore und Eingänge zu den Höllen sind nur denen sichtbar, die hineingehen sollen und denen sie dann geöffnet werden.[8] Die Geisterwelt ist mehr düster als freundlich. Gegen Morgen und Mittag sieht sie zwar überaus schön und freundlich aus; aber gegen Abend und Mitternacht noch viel elender und trauriger als eine weitgedehnte Wüste. Dieser Anblick verdirbt dann auch die Anmut des Morgens und Mittags. Dies sehen die darin lebenden Geister allerdings nicht so wie ein Mensch, dem die innere Sehe geöffnet wurde, oder wie ein vollkommener Engel. Ein Geist sieht auf einmal nur das, was seinem Innersten entspricht.[9]

Den Geistern in der Geisterwelt werden die Himmel nicht sichtbar, es sei denn, ihr inneres Sehen wird aufgeschlossen. Von Zeit zu Zeit erscheinen ihnen die Engel wie Nebelflecken oder glänzende weiße Wolken. Gegenseitig erblicken sie sich, solange sie noch nicht voneinander abgesondert sind (siehe dazu: Trennung zwischen den Guten und Bösen). Die guten Geister können zwar die bösen sehen, wenden sich aber von ihnen ab, und Geister, die sich abwenden, werden unsichtbar. Die Höllen sind nicht sichtbar, weil sie verschlossen sind. Man erblickt nur die Eingänge, wenn sie für Ankömmlinge aufgetan werden. Von der Geisterwelt stehen alle Höllenpforten offen, von den Himmeln aus keine einzige.[10]

Die Speisen sind wie die Speisen in unserer Welt, haben aber einen geistigen Ursprung und werden vom Herrn aus dem Himmel allen nach Beschaffenheit des Nutzens gegeben, den sie schaffen. Müßiggängern werden, weil sie keinen Nutzen schaffen, keine gegeben.[11]

Engelsschulen

Im Mittelreich befinden sich Ausbildungsstätten für jene guten Geister, die zu Engel werden sollen. Die Unterrichtsorte sind nach der Form des Himmels angeordnet, vom Himmel aus betrachtet wie ein Himmel in kleinerer Gestalt. Vorn befindet sich der Bereich derer, die schon als Kinder gestorben und bis zur ersten Jugendzeit im Himmel erzogen worden waren, wohin sie der Herrn von ihren Erzieherinnen führt, um unterrichtet zu werden. Dahinter erstreckt sich der Bereich, wo jene unterrichtet werden, die als Erwachsene gestorben waren und in der Welt die Neigung zum Wahren aus dem Guten des Lebens entwickelt hatten. Hinter ihnen wiederum liegt der Bereich der Mohammedaner, die in der Welt ein sittliches Leben geführt und ein einziges Göttliches anerkannt, den Herrn Selbst aber für den Propheten gehalten hatten. Sie werden nun in der christlichen Religion unterrichtet. Mehr gegen Norden erstreckt sich der Bereich, wo die vielen Heiden unterrichtet werden, die in der Welt ein mit ihrer Religion übereinstimmendes gutes Leben geführt hatten. Sie alle werden durch den Unterricht leicht zur Anerkennung des Herrn gebracht, weil ihrem Herzen eingeprägt ist, dass Gott nicht unsichtbar, sondern unter menschlicher Gestalt sichtbar ist. Sie sind zahlreicher als die übrigen und die besten unter ihnen stammen aus Afrika.[12]

Der himmlische Unterricht unterscheidet sich von dem irdischen darin, dass die Kenntnisse nicht dem Gedächtnis, sondern dem Leben übergeben werden. Das Gedächtnis der Geister liegt in ihrem Leben, sie nehmen alles auf und eignen sich an, was mit ihrem Leben übereinstimmt, das anderen nehmen sie nicht auf, und noch weniger eignen sie es sich an. Da die Geister Neigungen sind, wird ihnen unausgesetzt die Neigung zum Wahren um der Nutzanwendung im Leben willen eingeflößt. Der Herr sorgt nämlich dafür, dass jeder die mit seiner Anlage übereinstimmenden Nutzwirkungen liebt. Diese Liebe wird noch durch die Hoffnung vermehrt, ein Engel zu werden. Die Neigung zu dem mit der Nutzwirkung übereinstimmenden Wahren wird durch verschiedene Methoden eingeflößt, wovon die meisten in der Welt unbekannt sind. Besonders geschieht es durch Vorbildungen der Nutzwirkungen, die in der geistigen Welt auf tausendfache Weise dargestellt werden und mit derartigen Freuden und Wonnen verbunden sind, dass sie den Geist gänzlich erfassen und ihn von seinen inneren Regionen, dem Gemüt, bis zu den äußeren, mit seinem Leib zusammenhängenden, durchdringen. Auf diese Weise wird der Geist gleichsam zu seiner Nutzwirkung und gelangt daher, sobald er in seine Gesellschaft kommt, in die er durch den Unterricht eingeführt wird, in sein Leben, also in seine Nutzwirkung. Niemand kommt durch Kenntnisse, das heißt durch äußerlich Wahres, in den Himmel, sondern allein durch sein Leben, ein Leben der Nutzwirkungen, eingeübt durch Kenntnisse.[13]

Siehe auch

Quellenverweise

  1. Jakob Lorber, Die geistige Sonne 2.120.2-3; Emanuel Swedenborg, Himmel und Hölle 421; Emanuel Swedenborg, Himmel und Hölle 428; Emanuel Swedenborg, Die wahre christliche Religion 160; Emanuel Swedenborg, Enthüllte Offenbarung 153.II; Emanuel Swedenborg, Enthüllte Offenbarung 552
  2. Jakob Lorber, Die geistige Sonne 2.120.5; Emanuel Swedenborg, Himmel und Hölle 426
  3. Emanuel Swedenborg, Himmel und Hölle 536-537; Emanuel Swedenborg, Himmel und Hölle 540; Emanuel Swedenborg, Himmel und Hölle 590
  4. Jakob Lorber, Das Große Evangelium Johannes 1.152.11
  5. Emanuel Swedenborg, Vom Jüngsten Gericht Fortsetzung 57; Emanuel Swedenborg, Enthüllte Offenbarung 153.II
  6. Emanuel Swedenborg, Enthüllte Offenbarung 552
  7. Emanuel Swedenborg, Enthüllte Offenbarung 204
  8. Emanuel Swedenborg, Himmel und Hölle 429
  9. Jakob Lorber, Das Große Evangelium Johannes 1.152.12-14
  10. Emanuel Swedenborg, Himmel und Hölle 583
  11. Emanuel Swedenborg, Enthüllte Offenbarung 153.VII
  12. Emanuel Swedenborg, Himmel und Hölle 514
  13. Emanuel Swedenborg, Himmel und Hölle 517