Herzensverstand

Aus Prophetia
Wechseln zu: Navigation, Suche

Das Herzensverständnis, der Herzensverstand oder das innere Gemüt ist ein inneres Erkenntnisvermögen, das jeder Mensch neben dem Kopf- oder äußere Seelenverstand hat. Es befindet sich nicht im Kopf der Seele, sondern in ihrem Herzen und besteht aus einem ganz eigenen Willen, aus der Liebe und aus einer diesen beiden Gemütselementen entsprechenden Vorstellungskraft.[1]

Wesen

Das Herzensdenken ist die ganz natürliche Folge eines stets mehr geweckt werdenden Geistes im Herzen, der die Liebe zu Gott und durch Ihn zu allen Menschen ist. Dann fühlt man förmliche Worte im Herzen und es kommt einem gar nicht mehr vor, dass es möglich wäre, im Kopf einen Gedanken zu fassen. Bei Menschen, bei denen solche Liebe noch nicht erwacht ist, bilden sich die Gedanken zwar auch im Herzen, werden aber im selben, weil es zu materiell ist, nicht wahrgenommen, sondern erst im Gehirn, wo sich die Gedanken des Herzens, als schon mehr materiell wegen des Antriebes zur Handlung, bildlich gestalten und sich mit den Bildern, die sich von der Außenwelt durch die äußersten Sinne im Gehirn eingeprägt haben, vermischen und so vor den Augen der Seele selbst materiell und schlecht werden und dann auch als notwendiger Grund der schlechten Handlungen der Menschen angesehen werden müssen.[2]

Das Herz des Menschen ist zwar klein, aber desto größer ist der Horizont seiner Gefühle, wenn sich jemand in der Kraft des Glaubens aus der reinen Liebe zu Gott befindet. Kein Ding ist so verborgen, dass es nicht von den Strahlen des reinen Gefühls erreicht werden kann - und als das, was es an und für sich wirklich ist, und worin es besteht, erfasst wird.[3]

Das Verständnis des Herzens ist der "Magen" des Geistes.[4] Es ist gleich dem Herrn, denn Er nimmt es aus Seinem Geist und lege es wie ein guter Sämann in das Erdreich des durch die rechte Liebe, Demut und Sanftmut bestens gedüngten Herzens.[5]

Wer nur im Herzen lebt, denkt und fühlt, der versteht alle Lebensangelegenheiten des Herzens leicht und klar. Wer nur in seinem Gehirn lebt, denkt und fühlt, dem sind die Lebensangelegenheiten soviel wie ein lächerliches Nichts. (nach Philopold)[6]

Entwicklung

Um im Herzen denken zu können, muss man eine eigene Übung haben, die in der stets erneuerten Erweckung der Liebe zu Gott besteht. Durch diese Erweckung wird das Herz gestärkt und erweitert, wodurch dann die Bande des Geistes lockerer werden, wodurch sich sein Licht zunehmend entwickeln kann. Wenn dieses Geisteslicht die eigentliche Lebenskammer im Herzen zu erhellen beginnt, werden auch die zahllosen Urtypen in rein geistigen Formen an den ebenfalls zahllosen Wänden des Lebenskämmerleins zunehmend deutlicher und der Seele beschaulich gemacht. Diese Beschauung der Seele in ihrem Herzen ist dann ein neues Denken. Die Seele gelangt zu neuen Begriffen, zu großen und klaren Vorstellungen; ihr Sehkreis erweitert sich mit jedem Pulsschlag; die Steine des Anstoßes verschwinden nach dem Maß, wie der Kopfverstand verstummt. Fragen nach Beweisen braucht es dann nicht mehr, denn das Licht des Geistes erleuchtet die inneren Formen so, dass sie nach keiner Seite hin einen Schatten werfen, womit alles, was einem Zweifel nur ähnlich wäre, für ewig verbannt wird.[7]

Indem man seinen Verstand unter den Gehorsam des reinen Gefühles im lebendigen Glauben aus der Liebe zu Gott vollends gefangennimmt, wird man alle Dinge schauen, wie sie sind. Dann erst wird man klar und deutlich einzusehen anfangen, wo die ewige Sonne der Wahrheit und Wirklichkeit leuchtet.[8] Das Herz erweitert sich durch die Verdemütigung des Verstandes und nimmt denselben in sich auf, wodurch dann der Verstand von Liebe erwärmt wird, sich im Herzen ausdehnt und erleuchtet wird. Daraus folgt dann das schöne Herzensverständnis der Liebe und des wahren, lebendigen Glaubens.[9]

Der Kopf jedes Menschen, und was im Kopfe ist, gehört in das Gebiet des gordischen Knotens, den mit Bedachtsamkeit niemand lösen kann. Nur mit schneidender Gewalt kann der Mensch mit dem Geist der Liebe im eigenen Herzen den gordischen Knoten zerhauen und sodann im Herzen zu denken, zu schauen und zu erkennen beginnen. Auf solch neuer Bahn erst wird der Mensch zur Wahrheit seines, wie jedes anderen Seins und Lebens gelangen.[10]

Um das Herzdenken zu erlangen, soll man nicht im Kopf, sondern nur im Herzen Gedanken fassen anfangen, um zur Wahrheitsfülle zu gelangen. Der Anfang besteht darin, dass man nicht so sehr wahrhafte Gedanken als vielmehr ganz eigentliche Worte im Herzen fühlt, wobei es einem vorkommt, dass diese sich erst nachher im Herzen aussprechen, wenn sie zuvor im Gehirn gedacht werden. Wer sich darin übt, der wird bald dahin gelangen, im Herzen der tiefsten und freiesten Gedanken fähig zu sein.[11]

Hindernisse

Wenn der Mensch zu sehr und zu lange nur für die Ausbildung des Kopfverstandes und durch diesen rein nur für irdische Zwecke gesorgt hat, erscheint es ihm völlig unmöglich, auch im Herzen denken zu können, besonders wenn man Dinge wie Hegel, Strauß und Ronge im Kopf herumträgt. Ferner muss man auch vollen Grund haben, sich der evangelischen Sittenreinheit zu erfreuen. Man darf kein Schwelger und hauptsächlich kein fleischlicher Unzüchtler sein. Unzucht und Hurerei tötet entweder beinahe ganz den Geist, oder verhindert zumindest die freie Entwicklung seines Lichtes.[12]

Siehe auch

Quellenverweise

  1. Jakob Lorber, Robert Blum 1.35.2-3
  2. Jakob Lorber, Das Große Evangelium Johannes 2.62.3-5
  3. Jakob Lorber, Himmelsgaben 1.401016.1; Jakob Lorber, Himmelsgaben 3.401016.1
  4. Jakob Lorber, Himmelsgaben 1.410320.2
  5. Jakob Lorber, Robert Blum 1.39.7; Jakob Lorber, Robert Blum 1.39.9
  6. Jakob Lorber, Das Große Evangelium Johannes 3.243.10
  7. Jakob Lorber, Robert Blum 1.35.6
  8. Jakob Lorber, Himmelsgaben 3.401016.5
  9. Jakob Lorber, Himmelsgaben 1.400820.4
  10. Jakob Lorber, Das Große Evangelium Johannes 1.69.8-9
  11. Jakob Lorber, Das Große Evangelium Johannes 3.184.6-11
  12. Jakob Lorber, Robert Blum 1.35.9-10