Gemüt

Aus Prophetia
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Dieser Artikel behandelt Gemüt im Sinne des "Herzens", des Gefühlslebens. Für das Gemüt nach der Definition von Emanuel Swedenborg siehe Geistiger Mensch.

Die natürlichen Herzen entsprechen vielfach dem menschlichen Gemüt
Ist das Herz (oder Gemüt) das, was es sein soll, dann ist es ein Gefäß der Liebe zu Gott, ein Gefäß voll Sanftmut und Demut.[1] Das Leben ist nur im Herzen und geht von dort in alle Teile des Menschen aus.[2]

Wesen

Die Seele des Menschen verfügt über ein inneres Gemüt, das aus einem ganz eigenen Willen, der Liebe und einer diesen beiden Gemütselementen entsprechenden Vorstellungskraft besteht[3] und sich im Gefühl ausspricht.[4]

Wie der Mensch glaubt, will und handelt, also wird er auch seines Glaubens leben, aus dem heraus sein Wille genährt ward und ins Handeln überging. Den Gerechten wird aus ihrem Herzen ihr Himmel in aller Herrlichkeit erblühen; den Ungerechten aus ihrem Herzen das erwachsen, was sie darinnen haben, das sind Hochmut, Selbstsucht, Herrschsucht usw. - die Hölle. Ein böser Same wird ewig keine gute Frucht zum Vorschein bringen. Ein hartes Herz wird keine weiche Frucht geben, und ein wortbrüchiges wird sich nimmer sammeln, und der Zorn wird das (Höllen-)Feuer sein, das nimmer erlöschen wird. Daher soll man in allem Gerechter nach dem Gesetz der Liebe werden.[5] Ein weises und wohlverständiges Herz suche vor allem das Reich Gottes und dessen Gerechtigkeit in sich selbst, so wird ihm alles andere zu einer freien Zugabe werden.[6]

Jeder Mensch ist so erschaffen und eingerichtet, dass er Gutes und Böses, Wahres und Falsches nicht in einem Herzen nebeneinander ertragen könnte, entweder das eine oder das andere, aber ewig nie beides zugleich. Er kann wohl beides mit seinem Verstand erkennen; aber im Herzen kann nur das eine oder das andere als Lebensgrund weilen.[7]

Im Herzen ruht die Liebe, als ein Geist, genommen aus dem Geist des Herzen Gottes. Dieser Geist hat so wie Gottes höchsteigener alles, was die Unendlichkeit vom Größten bis zum Kleinsten enthält, zahllosfältig in sich.[8] Ein reines Herz ist ein Tempel des heiligen Geistes.[9] Der rechte und lebendige Sinn des Herzens ist die Liebe. Das Herz des Menschen ist mit Gott zunächst verwandt. Es allein hat die Bestimmung, Gott zu suchen und auch zu finden und dann aus dem gefunden Gott ein neues, unverwüstliches Leben zu nehmen.[10]

Wer ein starkes Herz hat, der sei auch stark in der Liebe, damit durch die Liebe auch alle seine anderen Kräfte zum Leben gestärkt werden.[11]

Herzensverständnis

siehe Herzensverstand

Prüfung

Durch die Prüfung der Neigungen seines Herzens kann jeder leicht erfahren, wessen Geistes sein Herz ist:

  • Ziehen die Neigungen das Herz und dessen Liebe zur Welt hinaus, fühlt man in sich eine Sehnsucht, in der Welt etwas Großes und Angesehenes zu werden, hat das hochmütig werden wollende Herz ein Missbehagen an der armen Menschheit, und fühlt es den Trieb in sich, dass es herrschen möchte über die andern, ohne zum Herrschen von Gott erwählt und gesalbt zu sein, so liegt im Herzen schon der Same der Hölle, der, so er nicht bekämpft und erstickt wird, dem Menschen nach dem Tode des Leibes nichts als die Hölle bereitet.
  • Ist das Herz voll Demut, fühlt es sich glücklich, der Geringste unter den Menschen zu sein, allen zu dienen, seiner selbst der Liebe zu den Brüdern und Schwestern wegen gar nicht zu achten, dem Vorgesetzten willig zu gehorchen in allen guten, den Brüdern so wie so nützenden Dingen, und liebt man also Gott über alles, dann erwächst im Herzen der himmlische Same zu einem wahren, ewig lebendigen Himmel. So kann man nach dem Leibestod unmöglich irgendwo anderes hinkommen als ins Himmelreich Gottes, das man in aller Fülle schon lange im Herzen trug.[12]

Reinigung

Ein ruhiges, leidenschaftsfreies Gemüt kann nur durch eine gänzliche Selbstverleugnung, Demut, Geduld und reinste Liebe erreicht werden.[13]

siehe Gedankenkontrolle

Warum Gott das Herz nicht einfach umgestaltet

Das Äußere des Herzens kann Gott durch Seine Rede und das dadurch erweckte Fünklein der echten Liebe wie durch ein äußeres Mittel reinigen, jedoch das Innere des Herzens kann nur durch einen selbst gereinigt werden, und zwar durch den Strom der rechten Liebe.[14]

Der Herr kann dem Menschen alles tun, und er bleibt Mensch; aber das Herz ist sein eigen, das er vollkommen selbst bearbeiten muss, damit er sich das ewige Leben selbst bereiten kann. Der Mensch würde zur Maschine und nie zur freien Selbständigkeit gelangen, wenn der Herr dessen Herz bearbeiten würde. Wenn aber der Mensch die Lehre bekommt, was er zu tun hat, um sein Herz für Gott zu bilden, so muss er diese auch frei befolgen und sein Herz nach ihr bilden. Dann zieht Gott im Geiste in dasselbe ein und der ganze Mensch ist dann im Geist wiedergeboren und kann fortan ewig nicht mehr verlorengehen, da er mit dem Herrn eins geworden ist.[15]

Verweltlichung

So oft sich das Herz zur Welt hinausschwingt, gleich es einem in einen Brunnen gelassenen Eimer, der allerlei Arges in sich aufnimmt: Misstrauen, Ärger, Furchtsamkeit, Lauigkeit in allem Guten und wahrhaft geistig Schönen, Gefallsucht, Untreue, Zorn, Neid, Hoffahrt und Rachlust. Diese großen Übel sind anfangs klein; sind sie aber einmal als böser Samen im Herzen aufgenommen, dann wachsen sie sehr schnell an und ersticken als ärgstes Unkraut bald jedes edle Körnchen, das Gott zuvor ins Herz gesät hat.[16]

Gott und das menschliche Gemüt

Der Herr braucht nicht den Kopf (Verstand) des Menschen, sondern allein das Herz, da im selben kein Gedächtnis ist, wohl aber eine Erinnerung der Liebe in und zum Herrn und in dieser Erinnerung die Anschauung dessen, was Er will und sagt.[17]

Wer in seinem Herzen gerecht zu fasten versteht, dem wäre Gott ein sichtbarer Vater und Er könnte ihm mit dem leisesten Hauch mehr geben, als sonst mit tausend Worten.[18] Gott gießt über das Herz Sein heilendes Liebelicht aus, damit es heil werde zum ewigen Leben und zu Ihm zurückkehrt.[19]

Mit einem unreinen Herz kann man sich Gott nicht nahen und nicht Sein Angesicht und die Fülle der Wunder Seiner Werke im Geiste und in aller Wahrheit schauen. Ein reines Herz ist friedsam, geduldig und sanft gegen jedermann; jedoch ein zorniges Herz kann nie rein sein, weil der Zorn stets dem Boden des Hochmuts entstammt. Mit friedlichen Herzen könnten wir uns getrost Jesus als Kinder nahen. (nach Nathanael)[20]

Wo ein Herz nur einigermaßen gut ist, da ist auch noch jegliche Hilfe möglich. Der Herr redet auch mit jemandem, dessen Herz nicht das beste, aber auch nicht schlecht zu nennen ist.[21]

Quellenverweise

  1. Jakob Lorber, Das Große Evangelium Johannes 1.27.14
  2. Jakob Lorber, Die Kindheitsgeschichte Jesu 103.9
  3. Jakob Lorber, Robert Blum 1.35.2-4
  4. Jakob Lorber, Die Haushaltung Gottes 2.166.6
  5. Jakob Lorber, Das Große Evangelium Johannes 1.197.13-15; Jakob Lorber, Das Große Evangelium Johannes 2.8.4-7
  6. Jakob Lorber, Himmelsgaben 2.470328b.12
  7. Jakob Lorber, Das Große Evangelium Johannes 1.167.17-18
  8. Jakob Lorber, Robert Blum 2.279.5; Jakob Lorber, Das Große Evangelium Johannes 3.182.1
  9. Jakob Lorber, Die Erde 65.5
  10. Jakob Lorber, Das Große Evangelium Johannes 3.110.18-19
  11. Jakob Lorber, Die Haushaltung Gottes 2.25.48
  12. Jakob Lorber, Das Große Evangelium Johannes 2.8.8-9
  13. Jakob Lorber, Das Große Evangelium Johannes 2.148.9
  14. Jakob Lorber, Bischof Martin 22.16-17
  15. Jakob Lorber, Das Große Evangelium Johannes 2.75.6-9
  16. Jakob Lorber, Himmelsgaben 2.420607b.3-4
  17. Jakob Lorber, Himmelsgaben 1.401030.3
  18. Jakob Lorber, Himmelsgaben 1.410409.4
  19. Jakob Lorber, Die Haushaltung Gottes 2.76.23-24
  20. Jakob Lorber, Das Große Evangelium Johannes 1.45.4-5
  21. Jakob Lorber, Das Große Evangelium Johannes 1.27.5