Hochmut

Aus Prophetia
(Weitergeleitet von Hoffart)
Wechseln zu: Navigation, Suche
Hochmut, Jacob Matham
Der Hochmut ist ein Geist aus dem Geiste der durch sich selbst bedungenen Verworfenheit, der Geist des Satans.[1] Er ist ein stets lockereres Gestalten und sich ins Endlose hin auseinander Zerstreuen und am Ende nahe gänzliches Verlieren des Lebens, der geistige Tod. Die Demut ist das Gegenteil davon.[2] Aus dem Hochmut kam, kommt und wird allzeit alles Übel in die Welt kommen.[3]

Wesen

Hochmut ist die Mutter aller anderen Sünden, ein Grundübel aller Übel. Aus dem Hochmut geht alle andere Sünde hervor, wie Selbstsucht, Herrschlust, Neid, Geiz, Wucher, Betrug, Diebstahl, Raub, Zorn, Mord, Trägheit zur rechten Arbeit, Hang zum Wohlleben und Großtun, Unzucht, Gottvergessenheit bis hin zur Gottlosigkeit, Ungehorsam gegen alle Gesetze, ob göttlich oder politisch. Um all diese Hauptsünden wie auf einen Schlag loszuwerden, muss man den Hochmut loswerden, weil dieser der alleinige Grund all dieser Sünden ist. Sünden, die ohne Hochmut begangen werden, sind keine Sünden, weil sie den Grund zur Sünde nicht in sich bergen. Wie dies möglich ist, illustriert das Gleichnis von dem Pharisäer und Zöllner im Tempel Luk 18.10. Wo kein Hochmut ist, da ist die Liebe, die in sich alle Demut birgt. Liebe und Demut tilgen alle Fehler und Sünden, und wären es noch so viele. Jedoch auch nur ein Atom Hochmut belebt alle anderen Sünden. Alle Gerechtigkeit und Unbescholtenheit nützen einem nichts, wenn man sich darauf etwas einbildet und sich besser als jene hält, die man als arge Sünder erkennt, weil man damit schon vom Hochmut befangen und damit schlechter als ein schwerer Sünder ist.[4] Wer nicht ablässt vom kleinsten Stäubchen Hochmut, dem wird in der Folge das Reich des Herrn nicht geoffenbart werden im Geist, und er wird nicht eher hineinkommen, als bis er das letzte Stäubchen Hochmut aus sich geschafft haben wird.[5]

Im Hochmut liegt die Verachtung alles dessen zugrunde, was denselben umgibt, daher kann ein Hochmütiger niemanden lieben. Der Hochmütige will nichts Höheres über sich erblicken; kann er sich auch nicht auf den höchsten Wahngipfel erheben und muss sich noch einem Höheren gehorchend unterziehen, so tut er solches nur aus Eigennutz. Wenn er jemanden mit einer scheinbaren Liebe umfasst, so gilt das soviel, als wenn er sagen möchte: "Weil ich dich nicht mit Gewalt beherrschen kann, so will ich dich mit der List fangen und zu meinem Sklaven machen!"[6]

Der Hochmut, wie geartet und woher auch immer, ist für Seele und Geist eine allergiftigste Stickluft aus der Hölle, durch die in kurzer Zeit alles Leben zugrunde gehen muss.[7] Nichts ist schwerer aus einer Seele zu bringen, ohne ihr zu schaden, oder sie ganz zu vernichten, als der sogenannte theosophische Hochmut. Ein Regent meint wohl unter den Menschen der Höchste und Unantastbarste zu sein, aber z.B. die alten, eingefleischten Hierarchen aus den finstersten Zeiten (Anm.: konkret gemeint sind röm.-kath. Priester aus dem Mittelalter) halten sich für Wesen, denen die Gottheit Selbst gehorchen muss.[8]

Der Hochmut ist grundböse. Ihm müssen Grenzen gezogen werden, damit er nicht ausartet und wie ein Krebsschaden stets weiter um sich greifen kann.[9]

Ursachen

Hochmut oder Stolz entspringen der Selbstliebe, der höllischen Liebe.[10] Auch die Eitelkeit ist ein Same zum Hochmut.[11]

Bekämpfung

Man soll sorgfältigst in seinem Inneren fleißig nachforschen, ob man nicht irgendwo etwas antrifft, was mit dem Hochmut irgendeine Ähnlichkeit haben könnte. Trifft man so etwas an, dann verabscheue man es augenblicklich und strebe alsbald mit allen Kräften danach, seinen auch noch so gering scheinenden Hochmut loszuwerden, damit er nicht wächst und einen zugrunde richtet.[12]

An folgende Eigenschaften klebt sich der Hochmut an und wuchert dort:

  • Geringere Sinnlichkeit: Manche Menschen beiderlei Geschlechts haben von Geburt an ein züchtigeres Fleisch und enthalten sich daher auch um vieles leichter von all den sinnlichen Gelüsten des Fleisches. Diese Menschen triumphieren dann aber gewöhnlich nicht über sich selbst, sondern hauptsächlich über ihre Nebenmenschen, deren Natur nicht aus so keuschen Substantialspezifiken zusammengesetzt ist. Sie verachten dann gewöhnlich diejenigen, die es wirklich einen großen und beim besten Willen oft vergeblichen Kampf kostet, um sich der fleischlichen Werke zu enthalten. Wenn sie sich über die in diesem Punkt Schwachen lustig machen, sie schmähen oder verfluchen und ihnen die Hölle an den Hals schleudern, da sie sich für besser und unfehlbarer halten, dann verfallen solche fleischlich ohne besonderes Verdienst Reineren dem Hochmut und sind bei weitem größere Sünder in sich selbst als ihre schwachen Nebenmenschen.
  • Talent: Wer von sich selbst in was immer eine gute Meinung hat, der verlangt, dass auch andere dies von ihm meinen sollen. Wenn nun andere die überwiegende Vortrefflichkeit jener Fähigkeit anerkennen und loben, dann wird der Vortreffliche noch lobgieriger und wendet bald alles an, um seinen Vortrefflichkeit noch mehr zu heben. Er wird ein Virtuose, man streut ihm Blumen, er fühlt sich als eine Art Gott und wird schließlich selbst von Bewunderung über sich ganz hingerissen. So wuchert dann der Hochmut fort und verzehrt schließlich alles Edle, was sonst der Geist vermöge seiner besseren und ausgezeichneteren Talente hätte zum Nutzen vieler schwächer begabten Menschen zustande bringen können.
  • Gelehrsamkeit: Wer viel gelernt und seinen Verstand mit recht tüchtigen Wissenschaften ausgerüstet hat und sich dann über Ungelehrte überhebt, wenn diese zu behaupten wagen, auch etwas zu verstehen, dann ist das Hochmut, der aus dem Herrn Doktor statt des Segens nur einen Fluch für die arme Menschheit zieht. Der Hochmut als Eigendünkel der meisten Gelehrten versengt und verbrennt all das Edle und Gute, das aus ihnen hätte hervorgehen können, da er sie, je älter und größer er wird, für die arme und und bedürftige Menschheit ganz unzugänglich macht.
  • Amtsinhaberschaft: Viele Beamten legen auf ihre Amtswürde ein so großes Gewicht, dass sie die anderen, ihnen untergeordneten Menschen nicht selten für nahe weniger als nichts betrachten. Diese nicht mit dem Amt, das etwas Nützliches ist, verbundene, sondern eigenmächtig geschaffene Amtserhabenheit des Beamten ist nichts als Hochmut, der dem Amt nie einen Segen, sondern allezeit nur den Fluch bereitet.
  • Priesterschaft: Der Priester, der ein Vorbild aller Demut sein sollte, bildet sich Himmel und Erde ein, hascht nach Gold und Silber, um sein vermeintes himmlisches Ansehen auf einen Glanz zu stellen, vor dem sich sogar die Sonne schämen solle.
  • Lehrerschaft: Ein Lehrer oder Professor der Jugend macht nicht selten förmliche Studien, wie er den Jungen so recht handgreiflich zeigen könnte, was da Außerordentliches hinter ihm stecke. Es liegt ihm meistens weniger daran, seine Schüler von der Nützlichkeit seiner Stellung zu überzeugen, als dass sie vor ihm und seiner professorlichen Amtsautorität zittern. Zwar muss bei manchen Kindern ein ziemlicher Ernst angewandt werden, um sie vom Nutzen und von der Notwendigkeit dessen, was sie lernen müssen, zu überzeugen und sie dadurch mit Liebe zu den zu erlernenden Gegenständen zu erfüllen. Aber ein Lehrer, der seine Schüler mit der rechten uneigennützigen Liebe zu behandeln versteht, wird mit ihnen bei weitem mehr ausrichten wird als ein Ehren- und Ansehenschnapper.[13]
  • Standesansehen: Der Hochmut der Menschen lässt sich nirgends in einem so hohen Grade merken, wo es sich um die Vergebung des vermeintlichen Standesansehens handelt. Es gibt Millionen Menschen, die recht sanft, liebreich, mildtätig und gerecht sind, aber bei der Ehre ihres Standes darf sie ja niemand angreifen. Vergeben sie aus einer Art Großmut dem Betaster ihrer Ehre sozusagen ganz und gar, bleibt dennoch etwas zurück. Selbst wenn ein ehedem bester Hausfreund tausendmal um Vergebung bittet, ist er nicht mehr imstande, jenen Fleck vollkommen auszulöschen, den er entweder durch Unbesonnenheit oder zu intimer Vertrautheit dem Haus zugefügt hatte. Schuld daran sind bloß drei Atome Hochmut, und diese drei Atome genügen, dass der Herr bei solchen sonst sehr schätzbaren Menschen so lange nicht einziehen kann, als bis nicht das letzte Atom Hochmut aus ihren Herzen weichen wird.[14]
  • Elternstolz: Es gibt recht gute Menschen, die das Glück haben, mit recht guten und schönen Kindern begabt zu sein. Auf diese Kinder, besonders so sie schon erwachsen sind, bilden sie sich aber dann sehr viel ein, vor allem, wenn diese Eltern auch noch recht wohlhabend sind. Eine solche Überschätzung der Kinder ist nicht gemäß der Ordnung Gottes und daher Gott nicht im Geringsten wohlgefällig. Eine solche Liebe ist Ihm sehr zuwider, weswegen Er sie auch nie segnen wird.[15]

Man soll nicht zu viel über manche Dummheit der Schwachen lachen, denn darin liegt der eigene Hochmut versteckt und erbittert das Herz des Ausgelachten oft mehr als eine ernste Rüge. Man soll auch kein Freund von Bonmots und anderen beißenden Reden und Bemerkungen sein, wodurch bestimmte Menschen heruntergemacht werden, denn auch darin liegt wieder Hochmut. Die vollste Liebe und stete Achtung des Menschen muss überall wie eine Sonne hervorleuchten.[16]

Man soll nicht sagen: Dies Haus, dieser Grund und dieses Vermögen gehört mir. In meinem Hause bin ich der Herr, und auf meinem Grunde habe ich zu schaffen. – In solchen Äußerungen steckt eine große Portion Hochmut. Die so denken, reden und handeln, bei denen wird der Herr nimmer Einzug halten, weil sie nicht Ihn als den Herrn, dem allein alles wahrhaftigst und vollkommenst zu eigen ist, sondern nur sich als den Herrn ihrer ihnen von Ihm nur auf eine sehr kurze Zeit geliehenen Sache ansehen. Darin liegt ein großer Hochmut, der der alleinige Erzeuger aller Kriege im Kleinen wie im Großen ist.[17]

Gott und der Hochmut

Hochmut ist die eigentlich einzige Sünde vor Gott.[18] Auch die geringste Art des Hochmutes ist vor Gott bei weitem ärger, als jede andere Sünde für sich.[19] Selbst der gerechteste Hochmut, indem man sich z.B. aus großer Liebe zu Gott damit brüstet, Heldentaten vollbringen zu wollen, ist vor Gott ein Gräuel. (nach den zehn Feuerboten)[20]

Einen stolzen Geist kann man durch nichts eher zur Demut bringen, als wenn man ihm von allen seinen Plänen auch nicht einen gelingen lässt. Daher lässt der Herr z.B. über einen Sieg stolz gewordene Feldherrn hernach eine Niederlage um die andere überkommen. Darauf sitzt dann der große Mann bald irgendwo ganz ruhig und verzehrt gemächlich seinen Ruhegehalt, vergißt am Ende alle seine Heldentaten und wird oft ein recht lieber und artiger Mensch.[21]

Jenseits

Wer viel auf sein irdisches Haus hält und einfache und arme Menschen verachtet, dessen Los ist die Hölle, denn diese ist aus Hochmut und Herzenshärte erbaut. Wenn solche Menschen nicht allein schuld daran sind, dass sie so hart und hochmütig waren, sondern von ihren Eltern so erzogen und gebildet wurden, wird ihnen von Gott eine Gnadenfrist zur Besserung gewährt, wobei sie selbst auf sehr lange Zeit die Niedrigkeit erfahren und jene auf Erden von ihnen Verachteten aufs allertiefste beschämt vollkommen erkennen lernen werden. Bevor nicht das letzte Atom des Hochmutes ihre Herzen verlassen wird, sollen sie das Antlitz Gottes nicht zur Anschauung bekommen.[22]

Siehe auch

Quellenverweise

  1. Jakob Lorber, Robert Blum 1.93.2-3; Jakob Lorber, Das Große Evangelium Johannes 2.113.7
  2. Jakob Lorber, Das Große Evangelium Johannes 4.95.1
  3. Jakob Lorber, Das Große Evangelium Johannes 1.108.14
  4. Jakob Lorber, Himmelsgaben 3.490406.28-33; Jakob Lorber, Himmelsgaben 3.490406.42; Jakob Lorber, Himmelsgaben 3.490406.83-84; Jakob Lorber, Himmelsgaben 3.490406.99; Jakob Lorber, Das Große Evangelium Johannes 1.45.5
  5. Jakob Lorber, Das Große Evangelium Johannes 3.165.11
  6. Jakob Lorber, Himmelsgaben 1.410320.10
  7. Jakob Lorber, Himmelsgaben 3.490406.35
  8. Jakob Lorber, Robert Blum 2.217.3-4
  9. Jakob Lorber, Robert Blum 2.256.8
  10. Jakob Lorber, Robert Blum 1.93.2; Emanuel Swedenborg, Enthüllte Offenbarung 408
  11. Jakob Lorber, Das Große Evangelium Johannes 2.113.7
  12. Jakob Lorber, Himmelsgaben 3.490406.34
  13. Jakob Lorber, Himmelsgaben 3.490406.40-51
  14. Jakob Lorber, Himmelsgaben 3.490406.85-91
  15. Jakob Lorber, Himmelsgaben 3.490406.95-96
  16. Jakob Lorber, Himmelsgaben 3.490406.99-101
  17. Jakob Lorber, Himmelsgaben 3.490406.102
  18. Jakob Lorber, Himmelsgaben 3.490406.29
  19. Jakob Lorber, Himmelsgaben 3.490406.41
  20. Jakob Lorber, Die Haushaltung Gottes 3.161.10-14
  21. Jakob Lorber, Robert Blum 2.225.7
  22. Jakob Lorber, Himmelsgaben 3.490406.75-81