Gedanke

Aus Prophetia
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"Der Denker", Skulptur in Paris
Ein Gedanke ist eine rein geistige Schöpfung und entsteht allein im Geist des Menschen.[1] Er fließt aus der Neigung hervor und ist gleichsam in ihr.[2]

Wesen

Jeder Gedanke des Verstandes ist im Raum ohne Raum und in der Zeit ohne Zeit.[3] Die Gedanken sind gerade soweit endlich und eingeengt, wie ihnen etwas von Zeit, Raum und Materie anhaftet, und in dem Maß nicht, wie sie sich davon befreien, weil das Gemüt eben soweit über die materiellen und weltlichen Dingen hinausgehoben wird.[4]

Finstere und unordentliche Gedanken haften viel mächtiger im Herzen und verfinstern es. Sie finden deshalb schwer den Ausweg, weil sie das Herz finster machen. Die lichten Gedanken kommen bald und leicht wieder heraus, weil sie selbst Licht sind und alle Winkel erleuchten und leicht wieder herausfinden, besonders so es ihnen darin neben den finsteren etwa nicht bestens gefällt. Das menschliche Herz ist für die schwarzen Weltgedanken ein Himmel. Aber für die himmlischen Lichtgedanken ist es eine Hölle – besonders wenn noch die Winkel des Herzens mit allerlei weltlichen Torheiten vollgepfropft sind.[5]

Es ist ein Irrtum zu glauben, Gedanken und Gefühle seien etwas in sich Befindliches und würden sich nicht ausbreiten oder mitteilen, siehe dazu Sphäre.[6] Die geistige Welt dringt nämlich in die natürliche ein und nimmt die Gedanken der Menschen wahr, nicht aber umgekehrt.[7]

Alles, was immer man sich gedacht und geträumt hat, jetzt denkt und träumt und noch in alle Zukunft denken und träumen wird, geht ewig nicht verloren. So, wie es in einem vorging – geradeso wird man es einst getreu wesenhaft wiederfinden und es sogleich als das Seinige erkennen und sich daran erfreuen oder betrüben. Im Geist des Menschen liegt die ganze Unendlichkeit wesenhaft begraben, und dazu noch jedes einzelne Unendlichfältig. Daher kann man sich z.B. eine zahllose Menge Erden, Sonnen, Bäume, Tiere, Menschen usw. nebeneinander denken, d.h. man kann in sich ein und dieselbe Erscheinung ins Unendliche vervielfachen. Wäre es nicht so, dann wäre der Mensch mit seinem Denken bald zu Ende.[8]

Manifestation von Gedanken

Eine Kreation beginnt mit einer Menge flüchtiger Gedanken, die das Gemüt durchstürmen. Der Denker beginnt die Gedanken zunehmend festzuhalten und formt aus den besseren eine schon lichtere Idee, die dann zur Grundidee wird, die weitere passende Gedanken anzieht und sich mit ihnen vereint. Neben der Grundidee bilden sich noch mehrere mit ihr harmonierende Seitenideen und es entsteht ein ausgeprägter und klarer Begriff. Der Denker durchdringt diesen Begriff nun mit dem Lebensfeuer seiner Liebe. Die Liebe erweckt den Willen und die Tatkraft des Denkers, worauf sich der innere Begriff zur materiellen Verwirklichung erhebt. So steht dann der frühere, pur geistige Begriff nicht mehr allein nur als ein geistiges Bild in seiner vollen Klarheit im Sensorium der Seele, sondern auch als ein gleichsam gerichtetes festes Ebenmaß des innern, geistigen Bildes in der materiellen Natur und ist bereit zur Benutzung durch seinen Schöpfer.[9]

Gedankenkontrolle

Gedanken sind die Samen zur Tat und daher ist eine weise Überwachung der Gedanken durch den geläuterten Verstand und die reine Vernunft von höchster Wichtigkeit. In der guten und weisen Ordnung der Gedanken liegt der ganze Lebenswert eines Menschen. Wenn ein Mensch nicht schon frühzeitig lernt, seine Gedanken zu ordnen und zu prüfen und daraus alles Unreine, Böse und Falsche zu scheiden, dann würde er schlechter als das böseste Tier.[10]

Solange ein Mensch nicht völlig Herr seiner Gedanken wird, so lange wird er auch nicht Herr seiner Leidenschaften und der daraus hervorgehenden Tätlichkeiten. Wer aber nicht Meister in und über sich ist, der ist noch fern vom Reich Gottes und ist und bleibt ein Knecht der Sünde, die aus seinen unordentlichen Gedanken und daraus hervorgehenden Begierden geboren wird und den ganzen Menschen verunreinigt.[11]

Um sein Herz rein zu machen, damit es den himmlischen Geistern (Gedanken) gefalle, darinnen bleibend und siegend zu wohnen, muss man wie eine weise Gastwirtin all das dumme, faule, schlechte und unnütze Gesinde aus seinem Hause verbannen, sogar gewaltsam hinauswerfen; dann alle Gemächer seines Herzhauses gut fegen und reinigen, damit den neu ankommenden Himmelsgästen die Gaststuben gefallen und sie darinnen eine wohlgefällige Wohnung finden mögen und bleiben. Man soll jede Gelegenheit meiden, sich dem zu nahen, was das Herz verfinstert.[12]

Siehe auch

Quellenverweise

  1. Jakob Lorber, Das Große Evangelium Johannes 2.62.2
  2. Emanuel Swedenborg, Die Erdkörper im Weltall und ihre Bewohner 95
  3. Emanuel Swedenborg, Die wahre christliche Religion 64
  4. Emanuel Swedenborg, Himmel und Hölle 169
  5. Jakob Lorber, Himmelsgaben 2.470328a.2-3
  6. Emanuel Swedenborg, Himmel und Hölle 203
  7. Emanuel Swedenborg, Die wahre christliche Religion 137h
  8. Jakob Lorber, Himmelsgaben 1.400724.4-6
  9. Jakob Lorber, Das Große Evangelium Johannes 5.228.6-10
  10. Jakob Lorber, Das Große Evangelium Johannes 7.36.2-3
  11. Jakob Lorber, Das Große Evangelium Johannes 7.37.6
  12. Jakob Lorber, Himmelsgaben 2.470328a.4-5