Evangelium

Aus Prophetia
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Dieser Artikel behandelt das Evangelium im Sinne von der Lehre Jesus, der Frohen Botschaft. Für die vier biblischen Evangelien siehe Evangelien.

Jesus predigt am Seeufer, James Tissot, 19. Jhdt
Das Evangelium oder die Lehre Jesus besteht in der Gründung des Reich Gottes auf Erden zur Beseligung aller Menschen und ist stets gleich der allmächtige und für alle Ewigkeit dauernde Ausdruck des Willens des Herrn. Man soll Jesus nachfolgen, um in das Reich Seiner Vollendung eingehen zu können. Wer gemäß der Lehre Jesu lebt, erlangt das ewige Leben.[1]

Höher als alle Propheten und alle Weisheit der Engel ist die Lehre des Herrn und Sein lebendiges Wort, das aus Seinem Mund durch die Liebe in einem selbst kommt. Die Liebe ist das Höchste, danach kommt erst die Weisheit und wer die wahre Liebe zu Gott hat, dem wird auch die Weisheit in der Fülle gegeben.[2]

Inhaltsverzeichnis

Wesen

Die Lehre Jesu ist eine Lehre aus dem Fundament der Natur. Es gibt nichts Positiveres. In ihr ist nichts Willkürliches, das sich ein Mensch ausgedacht hat, damit er sich als Gesetzgeber von Millionen von Menschen, die seine Gesetze zu beachten haben, am besten befände. Nirgends findet sich ein Eigennutz und noch weniger irgendeine Herrschsucht. Die Lehre Jesu enthält Gesetze, die vorerst das Leben des Menschen urgrundsätzlich bedingen und somit auch bestens geeignet sind, dasselbe unter den besten, reinsten und wohltuendsten Verhältnissen für ewig zu erhalten. Für jeden einzelnen ist gesorgt, wie für eine zahllose Allgemeinheit. Durch eine allgemeine Beachtung müsste die Erde selbst zu einem Himmel werden. Die Lehre Jesu ist in sich die reinste göttliche Wahrheit und an und für sich pur Leben. Sie predigt die allgemeine Bruderschaft und stellt in einem jeden Menschen ein Gotteskind dar. (nach einem Griechen)[3]

Wort und Lehre des Herrn ist gleich wie alle Seine Werke. Er gibt uns Seine Lehre in Samenkapseln. Diese müssen erst ins Erdreich unseres Geistes, die Liebe, säen. Dann wird der Same aufgehen zu einem Baum der wahren Erkenntnis Gottes und unserer selbst, und man kann von diesem Baum dann zur rechten Zeit vollreife Früchte zum ewigen Leben sammeln. Liebe aber ist das Erste; ohne diese gedeiht keine Frucht des Geistes. Daher hob der Herr auch das harte Mosaische Gesetz der Strafen auf, damit das gute Erdreich im Herzen reicher werde. Denn wer nach dem Gesetz straft, hat wenig oder oft auch gar keine Liebe; bei ihm wird der göttliche Wortsame ganz schlecht gedeihen. Und der Gestrafte befindet sich ohnehin im Gericht, in dem keine Liebe ist, da das Gericht der Tod der Liebe ist. Zudem zieht das Gericht über die Schwachen (Sündern) am Ende einen selbst ins Verderben. Hingegen Nachsicht und Geduld mit den schwachen Brüdern begünstigt die Liebe in einem selbst ebenso wie in den Schwachen. (nach Nathanael)[4]

Vom Himmel herab kommt nicht nur die milde Frühlingssonne als ein alle Natur neubelebender Strahl, sondern auch Winter, Sturm, Hagel, Blitz und Donner. Ebenso verhält es sich mit der Lehre Jesu. Den Sonnenstrahl lobt jeder, aber Winter, Hagel, Sturm, Blitz und Donner mag niemand loben, obwohl der Winter sogar heilsamer ist als der Frühling und Hagel, Sturm usw. genauso notwendig sind, wie der milde Strahl. Daher musste es kommen, dass um des Namen Jesu willen ein Bruder den anderen zum Tod überantwortete, der Vater den Sohn, und die Kinder sich wider die Eltern empörten und ihnen zum Tod verhalfen. (Mt 10.21) Die Apostel wurden von jedermann der eigentlichen Welt um des Namen Jesu willen gehasst, (Mt 10.22) denn der Satan gibt seine Beute nicht leichten Kaufs aus seiner Tatze.[5]

Die Lehre des Herrn ist in sich der wahre Friede einer Seele, die nach ihr lebt und handelt. Für die Teufel der Hölle, die in Menschengestalt auf dieser Erde unter den Menschen schalten und walten durch Lüge und Trug, ist sie ein zweischneidiges und flammendes Schwert, ein Krieg und eine größte Verheerung. Daher erleidet das wahre Reich Gottes auf Erden eine große Gewalt, äußerlich sichtbar z.B. an den Kriegen im gelobten Land der alten Juden, das dadurch zu einer Wüste gemacht wird. Die schweren Kämpfe entstehen deswegen, weil die sich im Falschen und Bösen befindenden Menschen, deren Zahl übergroß ist, der Lehre aus den Himmeln wegen nicht zuvor von der Erde vertilgt wurden, da eben diese Lehre der Kranken, Tauben und Blinden und nicht der Gesunden wegen gegeben wird.[6]

Die volle, nackte Wahrheit konnte Jesus im Allgemeinen den Menschen nicht geben, sondern nur verhüllt in Gleichnissen und Bildern, damit der Mensch sie erst aus solchen Bildern suchend entwirren konnte (Anm.: dadurch wird geistiges Wachstum ermöglicht). Nur mit wenigen Vertrauten redete Er ohne Vorbehalt und auch jene hielt Er an, die volle, nackte Wahrheit ein wenig zu verhüllen, damit den Menschen die Gelegenheit zum freien Nachdenken und zur freien Tätigkeit ja nicht genommen wurde. Und selbst jenen Vertrauten sagte der Herr noch: "Ich hätte euch noch gar vieles zu sagen, aber ihr könntet es jetzt nicht ertragen; wann aber der Geist der Wahrheit kommen wird über euch und eure Kinder, so wird er euch in alle Wahrheit leiten. Joh 16.12-13 Und so werdet ihr dann für diese Erde in aller Wahrheit sein und werdet in ihr erst den Schlüssel in eure Hände bekommen zu den endlos vielen Wahrheiten der Himmel, durch deren stets neuere und tiefere Enthüllung ihr in Ewigkeit auch stets mehr und mehr zu tun bekommen werdet!"[7]

Worte des Herrn

So wie der göttliche Vater Jesus gelehrt hat vor aller Welt, so lehrt Jesus die Menschen, damit der Vater, der in Ihm lebt, auch in ihnen Wohnung nimmt und in ihnen, so wie in Ihm, zeugen möchte die urewige reine Wahrheit aus dem ewigen Urfundament, das da heißt und ist die Liebe in Gott, das eigentliche Wesen Gottes Selbst.[8] Jesu Worte sind wahrhaft Gottes Worte, die heute und alle Zeiten der Zeiten dieselbe Macht, Kraft und Wirkung haben wie vor Ewigkeiten der Ewigkeiten.[9] Die Worte Jesu sind ewige Wahrheit, die allein jeden Menschen frei machen kann, der sie in sich aufnimmt, sie zu seiner Lebensrichtschnur macht und dadurch erkennt, dass sie eine ewige Wahrheit aus Gott ist, die da ist und war und allzeit sein wird das Sein und das ewige Leben jedes Menschen, der solche lebendig in sich hat.[10]

Alles, was der Herr zu den Seinen redet, gilt nur dem Geist und nie der Materie, der man kein weiteres Gesetz geben kann und darf, als nur das härteste Muss bis zur Zeit ihrer einstigen Auflösung.[11]

Beinahe alle alten Propheten hatten vorhergesagt, dass der Herr nur in Gleichnissen mit den Menschen reden werde. Man kann Ihn darüber um ein Licht bitten, aber soll sich vorsehen, Ihn nicht einen Narren zu schimpfen, weil man selbst zu dumm ist, die Dinge Gottes zu begreifen. Wenn der Herr den Menschen, die sich noch sämtlich in der starren Ordnung der Naturmäßigkeit befinden, rein Geistiges verkündet, so kann Er dies nur auf dem Weg der Entsprechungsbilder geschehen lassen. Um diese recht zu verstehen, muss man danach trachten, den eigenen Geist durch die Beachtung der Gottesgebote zu wecken. Erst dann wird einem klar, was der Herr unter einem Gleichnisbild alles gesagt und geoffenbart hat. Darin unterscheidet sich Sein göttliches Wort ewig von dem menschlichen. (nach Nathanael)[12]

Lehrinhalt

Kurzzusammenfassung

Die Lehre, die der Herr Seinen Aposteln gegeben hat, lautet ganz kurz: Wer an Mich glaubt, nach Meiner Lehre lebt und handelt, zu dem werde Ich Selbst kommen und Mich ihm gerade also getreuest offenbaren, wie nun euch.[13]

Der Grundkern der Lehre Jesu ist leicht zu beachten und besteht nicht aus tausenden Gesetzen: Liebe Gott über alles und deinen Nächsten wie dich selbst.[14]

siehe Gottesliebe und Nächstenliebe

Gottesliebe und Nächstenliebe

Im Allgemeinen gesprochen besteht die Lehre Jesu darin, dass man Gott über alles und seinen Nächsten wie sich selbst lieben soll in der Tat. Keiner soll sich für besser als die anderen halten; alle sollen Brüder sein. Der sich am geringsten vorkommt und aller anderen Knecht und Diener sein will, der ist unter allen dennoch der Meiste und der Höchste. Man soll Buße tun, sein Herz vor Falschheit, Zorn, Rache und Verfolgungslust bewahren, dabei keusch und reinen Sinnes sein, segnen, die einen verfluchen, bitten für jene, die einen verwünschen, den Übeltätern Gutes tun, nichts Böses tun denen, die einen hassen und verfolgen, wodurch man Gott wohlgefällig sein und Ruhe haben und glühende Kohlen über die Häupter seiner Feinde, die man nicht verfolgen soll, sammeln wird. Solche Werke wird Gott ansehen und hundertfältig vergelten.[15]

Die Lehre des Herrn lehrt Liebe und verbietet das Gericht.[16]

Nachfolge Jesu

In Jesus wählte Sich Gott alle Niedrigkeit der Welt und lehrte die Menschen durch lebendige Worte und klarste Taten, dass sie gleich Ihm - so sie Seine Kinder sein wollen - die Welt mit all ihrer Größe und Pracht fliehen sollen und nicht die breite Straße des allzeit vergänglichen irdischen Glanzes, sondern den schmalen Pfad der Demut, der zum ewigen Leben führt, wandeln sollen.[17]

Rettung der Seele

Die Lehre von Jesus besteht darin, um alle Kosten des Leibes und alles dessen Glückes die Seele zu retten und ihr ein wahres, ewiges Leben zu bereiten.[18]

Wirkung

Ewiges Leben

Wer den Worten von Jesus glaubt, der wird das ewige Leben haben; wer aber nicht glaubt, der wird übergehen in den ewigen Tod. Die Worte Jesu sind nicht wie die eines Menschen dieser Welt; sie sind Leben und geben Leben dem, der sie aufnimmt in sein Herz und hernach handelt nach dem Laut der Worte und nach ihrem alles belebenden Geist.[19]

Reich Gottes

Durch die Lehre des Herrn wird der Mensch aufnahmefähig für alles Liebegute - die reine, himmlische Gottliebe als das ewige Geistleben der Gottliebe aus dem Herrn.[20]

Wer bis ans Ende treu und unerschüttert verharrt im Glauben und in der Liebe, wie es der Herr lehrt, gelehrt hat und weiterhin lehren wird, der wir selig werden in Seinem ewigen Reich in den Himmeln.[21]

Geistige Wiedergeburt

Durch die möglichst genaue Beachtung der Lehre Jesu wird der im Menschen anfänglich sehr gefesselte Geist zunehmend freier, wächst und durchdringt endlich den ganzen Menschen und zieht alles in sein Leben, das ein Leben Gottes und daher ewig und von höchster Seligkeit ist. Jeder Mensch, der in in seinem Geist wiedergeboren wird, der wird keinen Tod mehr sehen, fühlen oder schmecken, und die Loslösung von seinem Fleisch wird ihm die höchste Wonne sein. Die geistige Wiedergeburt kann der Mensch nur durch die genaue und aufrichtige Haltung der Lehre Jesu erreichen.[22]

Einheit mit Jesus und Gott Vater

Wer das Wort Jesu hört, es annimmt und danach lebt, der hat Ihn Selbst in sich aufgenommen; wer aber Jesus aufnimmt, der nimmt auch Den auf, der Ihn in die Welt gesandt hat, aber dennoch vollkommen eins ist mit Ihm. In wem, wie in Jesus, Liebe und Weisheit in einem Herzen wohnen, der ist wie Er und Der, der Jesus in diese Welt gesandt hat zur Heilung und Beseligung aller, die an den Sohn des Menschen glauben werden.[23]

Gotteskindschaft

Die in der Lehre des Herrn sind, denen gibt Er Seinen Geist, der sie zu wahren Kindern Gottes macht. Er wird sie in alle Wahrheit und Weisheit leiten und nichts in der Unendlichkeit soll ihnen fremd bleiben, weder naturmäßig, noch geistig.[24] Wer Sein Wort vollends in sich aufnimmt und unabweichbar danach handelt und lebt, der nimmt dadurch Jesus Selbst mit aller Seiner Liebe, Weisheit, Macht und Kraft auf und ist dadurch zu einem wahren Kind Gottes geworden, dem der Vater im Himmel nicht Eines vorenthalten wird, was Er hat.[25]

Sieg über materielle Welt

Indem man allzeit bedenkt, wer Jesus ist und was man mit Seiner Offenbarung überkommt, dann wird einen die materielle Welt nicht mehr anfechten, und man wird leicht über sie Sieger werden.[26]

Die Lehre des Herrn ist allezeit eine heilsame Lehre. Wer sie befolgt, der wird niemals Not leiden und nie zu klagen haben.[27]

Wunderkraft Jesu

Wer nach der Lehre Jesu tätig lebt - und nicht nur ein eitler Hörer und Bewunderer Seiner Worte, Lehren und Taten ist - der wird die Wunderkraft Jesu erlangen.[28]

Gericht

Jesus Selbst richtet niemanden, aber Sein Wort (Seine Lehre) richtet die Menschen, zu denen es gesagt worden ist, so wie die Wahrheit die Lüge richtet und tötet.[29] Die Lehre selbst muss die Wahrheit rechtfertigen. Wer in der Folge (nachdem er die Lehre Jesu gehört hat) nicht leben wird aus dem Wort, der wird sterben im Gericht desselben Worts, das zu ihm gesprochen ward und er ihm nicht geglaubt und getraut hatte. Denn so wie Jesus vom Vater aus die Gewalt hat, jedem, der (zur Aufnahme) fähig ist durch seinen Willen, das ewige Leben zu geben oder zu nehmen, eben dasselbe vermag auch Sein Wort.[30]

Verhältnis zum Alten Testament

Ein wahrer, zum Himmelreich Schriftgelehrter muss die alte Schrift (Moses usw.) ebenso wie das neue Wort Jesu kennen und danach tun. Dabei ist selbstverständlich zu beachten, was der wahren Nächstenliebe wegen vom alten Gesetz gemäß der Lehre Jesu auszulassen ist.[31]

Prüfung

Indem man an Jesus glaubt und nach Seiner Lehre handelt, wird man vollends gewahr, ob Er die Wahrheit gesagt hat oder nicht. Durch die Tat wird die Lehre des Herrn geprüft, aber mit allem Eifer, weit entfernt vor jeglicher Lauheit. Erst dadurch wird man erfahren, ob diese Lehre von einem Menschen oder ob sie von Gott ist. Joh 7.17 [32]

Jesus setzte die Beweise für Sein Wort nicht in die Wundertaten, die Er verrichtete, sondern in das Licht des Wortes selbst und sagte: "Wer völlig nach Meinem Worte leben wird, der wird es erst in sich zur lebendigen Überzeugung bringen, dass Meine Worte keine leeren Menschen-, sondern Gottesworte sind!" Wer diesen Beweis nicht in seinem Herzen überkommen wird, dem werden alle anderen Beweise wenig oder nichts nützen. Den die Worte des Herrn sind selbst Licht, Wahrheit und Leben.[33]

Annahme und Ablehnung

Wer nach der Lehre des Herrn lebt, der wird das Leben erhalten in aller Glückseligkeit. Handelt man aber dagegen, dann wird man es verlieren und in den Tod eingehen, welcher der unglückseligste Zustand allen Lebens ist, ein Feuer, das nie erlischt, und ein Wurm, der nie stirbt.[34]

Es liegt nicht so viel an der allgemeinen Annahme der Lehre Jesu auf der Erde, sondern es geht vielmehr um die durch Seinen Darniederkunft und durch Sein Wort und Seine Lehre endlich einmal errichtete Brücke zwischen dieser materiellen und jener geistigen Welt.

  • Wer diesseits die Lehre des Herrn vollernstlich annehmen wird, der wird diese Brücke schon im Leib überschreiten.
  • Wer die Lehre des Herrn lau, unvollständig oder auch gar nicht annehmen wird, der wird in großer Nacht in jener Welt ankommen, und es wird ihm sehr schwer werden, diese Brücke zu finden.
  • Wer diesseits nichts von der Lehre des Herrn erfahren konnte, dem werden jenseits Führer gegeben werden, die ihn zu dieser Brücke leiten werden. Folgt er den Führern, dann kommt er über die Brücke zum ewigen Leben; bleibt er jedoch hartnäckig bei seiner Lehre, dann wird er nach seinem Lebenswandel nach seiner Lehre bloß geschöpflich gerichtet werden und die Kindschaft Gottes nicht erlangen.[35]

Befolgung

Das Joch des Herrn ist sanft und Seine Bürde leicht. Mt 11.30 Welche Mühe gibt sich mancher Mensch, um in irgend etwas auf der Erde ein Künstler zu werden. Die Menschen unterziehen sich jahrelanger, täglicher, stundenlanger Übung und großer Selbstverleugnung eines irdischen Vorteils wegen. Warum denn nicht ebenso leicht und noch viel leichter der endlos viel höher stehenden Künstlerschaft im allerhöchsten Fach des ewigen Lebens wegen? Dafür braucht es nur eine sehr geringe Gedächtnisanstrengung. Aber alles kommt da auf den Glauben dessen, was das Wort lehrt, und dann auf den rechten Liebewillen aus und nach dem Wort an. Durch eine leichte Übung kann es jeder darin bald zu der hervorragendsten Fertigkeit bringen. Die Regeln der Lebensschule sind überaus leicht begreiflich und ebenso leicht ausführbar. Allerdings werden sie so wenig beachtet, weil sie die Eigenliebe scheinbar ausschließen, obwohl es doch im eigensten Interesse ist, wenn man die Werke der Liebe übt und seinen Bruder leiblich unterstützt und sich so gewisserart an jedem Bruder einen edelsten Fruchtbaum im Garten seines eigenen Lebens pflegt, der einem für alle Ewigkeiten die reichsten Früchte tragen wird. Daher soll man alle nichtigen, kleinen Perlen hergeben, um die eine große, unschätzbare finden und kaufen zu können. Mt 13.45-46 [36]

Ausbildung

Wer aus der Lehre Jesu für sein Leben einen wahren Nutzen ziehen will, der muss sie zuerst verstehen und dann erst der Wahrheit gemäß danach handeln. So vollkommen der Vater im Himmel ist in allem, ebenso vollkommen muss man sein, ansonsten man nicht dessen Kind werden kann. Es ist wichtig, zuerst den Verstand zu bilden, weil man sonst ein blinder Verehrer (Gläubiger) wird, was zwar nicht sündhaft ist, aber auch nichts nütze.[37]

Tatkräftige Befolgung

Die Lehre des Herrn kommt als eine Gnade frei von oben herab, aber dies allein genügt nicht, denn sie bleibt nicht, wenn sie nicht tätigst ergriffen wird. Nicht das Hören allein, sondern das vollständige Tun nach der Lehre Jesus macht des Heils teilhaftig; ansonsten ist man wie einer, der hungrig unter einem obstreichen Baum steht, aber die reifen Feigen nicht aufsammelt und isst, so der Wind den Baum schüttelt. Solange das Wort des Herrn nur im Gehirn haften bleibt, hat es keinen höheren Wert als das leere Geplärr eines Esels. Nur wenn das Wort ins Herz dringt, da wird es lebendig, bemächtigt sich bald des Willens, der der Schwerpunkt der Liebe ist, und treibt daraus den ganzen Menschen zur Tat an. So wird dann im alten Menschen ein neuer Mensch, und das Wort des Herrn wird dann ein wahrhaftigstes neues Fleisch und Blut.[38]

Entsagung der Welt

Wer das Evangelium nicht erfüllt, nachdem er es vernommen und einigermaßen durchdacht hat, der ist noch lange nicht zum Reich Gottes geschickt, da er die Welt immer doch noch mehr fürchtet denn Gott. Er möchte Gott lieben neben der Welt, was aber nicht möglich ist, da die Welt durchgehends nicht in der Liebe Gottes, sondern bis auf das letzte Stäubchen nur vermöge der Erbarmung Gottes beständig in Seinen unerbittlichen Gerichten steht und besteht. Gott ist nur in der Liebe und Gnade erbittlich, aber ewig unzugänglich in Seinen Gerichten.[39]

Bekenntnis und Furchtlosigkeit

Jene, die sich fürchten, den Herrn frei zu bekennen, da sie die Menschen mehr fürchten als den Herrn, das sind die Letzten, wenn sie auch die Ersten sind, an die das Evangelium ergeht. Jene aber, die, obschon sie keine Zeugen sind, in späterer Zeit und an entlegenen Orten erst das Wort überkommen, selbes aber sogleich annehmen und mit ihrem Leben bereit sind, es sobald zu verteidigen, so es von irgendwoher angefochten würde – diese sind der Zeit nach zwar die Letzten und also auch dem Ort nach, aber der Tat nach sind sie die Ersten. (vgl. Lk 13.30) Sie haben keine Furcht vor den Juden (vgl. Joh 7.13) oder vor der Welt. Denn das Wort sagt es ihnen in ihrem Herzen, dass der Herr mächtiger ist als alles Welt- und Judentum und als die Finsternis aller Priesterschaft. Nur der Pharisäer fürchtet sich vor dem Judentum und will sich nicht verfeinden mit ihm, solange dasselbe noch reich und mächtig an Gold und grausam tyrannisch ist – und solange es noch große Ehrenämter und sehr viel Gold tragende Stellen zu vergeben hat. Wenn aber das Judentum zerfällt, was wird wohl da der wetterwendische Pharisäer tun? Er wird zwar den Mantel nach dem Wind drehen, aber der Erste wird er darum nimmer, sondern der vollkommen Letzte, denn Ehre, ein weltlich guter Namen usw. sind vor dem Herrn ein Gräuel. Wer jedoch auf den Herrn alles hält und aus Liebe zu Ihm die Welt gar nicht fürchtet, der wird dann auch bei weitem der einer der Ersten sein.[40]

Vollständige Erfüllung

Wer nach der Lehre des Evangelium das eine wohl tut, dagegen wieder das andere völlig unterlässt, der ist im Pflanzenreich des ewigen Lebens nichts als eine eitle Weide, die zwar mit edlen Fruchtbäumen viel Ähnlichkeit hat, aber ihre Frucht ist bloß ein nichtiger Same und das Holz taugt nicht viel, selbst als Uferbefestigung bewährt sie sich nur mehr schlecht als recht. Wer demnach recht tugendhaft sein will, der darf nichts unbeachtet lassen, was das Evangelium zu beachten vorschreibt. So wird er dann gleich einer edlen Rebe sein, die, von ihrem kräftigen Weinstock getrieben, die herrlichsten und wohlschmeckendsten Trauben voll des geistigsten Saftes bringen wird, aus denen für Gott, den Herrn und Vater des Weinberges, für alle Ewigkeiten der köstlichste Wein ausgekeltert wird; die Liebe für die Liebe, das Herz für das Herz, das Leben für das Leben, der Geist für den Geist.[41]

Wer das Wort, das der Herr gelehrt hat, nicht völlig erfüllt, der ist wie eine Frucht, die mangels des starken Sonnenlichtes nicht zur gewünschten Vollreife gelangen konnte.[42]

Verkündigung

Predigender Petrus (15. Jhdt)
Die Lehre des Herrn - "Liebe Gott über alles und deinen Nächsten wie dich selbst!" - ist, für den ausübenden Teil, jedem Verstand schon auf einmaliges Sagen hinreichend verständlich. Wenn jemand diese kurze, leicht fassbare, aber dennoch alles in sich enthaltende Lehre befolgt, dann wird er dadurch aus seinem Herzen vom Herrn Selbst in alle erdenkliche Weisheit geleitet und darauf wieder zum Lehrer der Mitmenschen werden. So kann einer den andern so weit ziehen, bis ihn der Herr Selbst ergreift und großzieht zu einem wahren Gotteskind. Das ist dann die rechte Verbreitung der heiligen Lehre in der Ordnung der Himmel; alles, was darunter oder darüber, ist vom Übel und bewirkt wenig oder gar keinen Segen bei den Pflanzen der Himmel Gottes. (nach Engeln)[43]

Die Prediger (im Namen Gottes) werden vom Herrn dazu eigens auserwählt; Er weist sie persönlich an, Ihm zu folgen und alle Weisheit des Reich Gottes zu erkennen. Die nicht fürs Reden und Lehren auserwählt werden, sind von Ihm nur fürs Handeln nach Seinem Wort und Seiner Lehre bestimmt. Auch wer ein guter Redner ist, ist deswegen nicht automatisch vom Herrn dazu erwählt. Zum Reden und Lehren wird mehr erfordert als zum Handeln und dennoch ist das Handeln die Hauptsache, Rede und Lehre nur der Wegweiser dazu. Wer viel Gutes und Edles tut, der kann, wenn es nötig ist, auch gut reden, denn ein offenes und edles Herz bleibt nie ohne Licht aus den Himmeln, aber so jemandem wird es auch stets klar sein, wo, wann und wie viel er zu reden hat. (n. Raphael)[44]

Jesus gab einem Oberpriester, der sich vielen Ungläubigen gegenüber sah, folgenden Rat: Wenn die Last zu groß ist, soll man sich Gehilfen nehmen. Wenn die Anzahl der Gläubigen einmal gleich groß ist wie jene der Ungläubigen, dann ist die Arbeit leicht. Wo keine Gläubigen zuhause sind, verhält sich die Sache ganz anders. Man soll dort dennoch einen Versuch machen, damit sich dereinst niemand entschuldigen wird können, er habe nie ein Wort vernommen. Findet sich ein Gläubiger, dann bleibe man bei ihm und offenbare ihm das Reich der Gnade Gottes. Nimmt aber keiner das Wort an, dann soll man sich den Staub von den Füßen über eine solche Ortschaft schütteln und weiterziehen. Solche Ortschaft ist dann fürder keiner Gnade wert, außer derjenigen, die den Tieren des Feldes und der Wälder erteilt wird.[45]

Jesus nachfolgen

Man soll sich so verhalten, wie sich Jesus verhalten hat, d.h. zuerst durch gute Taten und dann erst mit schlichten, einfachen und wahren Worten lehren.[46] Der Herr ist von ganzem Herzen sanftmütig und demütig und richtet niemanden, sondern hilft den seelisch und körperlich Kranken. Mit scharfen Ermahnungen ist Er nur jenen begegnet, die Ihm mit mutwilliger Bosheit entgegenkamen, Ihn verfolgten und kein versöhnendes Wort annahmen.[47]

Ohne Gewalt und umsonst

Die Lehre des Herrn gibt die höchste Freiheit und kann daher nicht mit Gewalt und Zwang verkündet werden. Sie wurde umsonst gegeben und soll denen, die sie haben möchten, auch wieder umsonst gegeben werden Mt 10.08. Jesus hat es jedem frei gelassen, Ihm aus freiem Willen zu folgen. Wer aus der Nachfolge Christi ein Muss macht, der ist nicht ein Jünger des Herrn. Der Herr könnte - wenn Er wollte - die Menschen durch Seine Allmacht in einem Augenblick zur Annahme Seiner Lehre und Befolgung Seines Willens zwingen.[48]

Wort und Lehre des Herrn dürfen nicht mit Gewalt oder Zwang oder welcher Macht auch immer aufgedrängt werden; wer das dennoch macht, der richtet unter den Menschen großen Schaden an, erhält für seinen Eifer keinen Segen von Gott und wird in die größte Finsternis hinausgestoßen werden.[49] Wo die Liebe, vereint mit aller Sanftmut und Geduld, nichts vermag, da vermag auch kein Schwert und keine sonstige Macht etwas.[50]

Wohltätigkeit als Weg zum Herzen

Oft wirkt eine pur leibliche Wohltat bei einem Elenden mehr auf sein Herz und seinen Geist als hundert der besten Tugendlehren, daher ist es bei der Ausbreitung des Evangeliums auch ordnungsgemäß, durch leibliche Wohltaten den Weg ins Herz der Elenden zu bahnen und dann erst den gesunden Gemütern das Evangelium zu predigen.[51]

Nicht überfordern

Man muss auf die Herzen der Zuhörer achten, ob sie aufnahmefähig sind und darf ihnen auch nicht zu viel kund geben, so wie man auch einem Säugling nicht gleich Erwachsenenkost geben kann.[52]

Nicht den Schweinen predigen

Worte, Lehren und Taten des Herrn sind der allerlebendigst größte Schatz Seiner Liebe und Erbarmung. Daher hat Er Seinen Knechten aufgetragen, Sein Wort nicht den Schweinen zu predigen. Mt 7.6 Gemeint sind Zauberer, falsche Propheten, betrügerische Wundertäter, ebenso all jene, welche die Lehre des Herrn zu einem Handelsartikel machen und sich für jegliches Wort des Evangeliums zahlen lassen und so auch die Worte des Lebens in ihren Unrat mengen, um daraus eine neue wundertätige und sehr viel Geld eintragende Substanz zu bereiten. Alles, was von oben kommt, ist auch nur für diejenigen, die auch von oben her sind. Für Hunde und Schweine gehört nur der Unflat der Welt.[53]

Man soll den Herrn vor allen Menschen bekennen, da Er uns vor dem Vater bekennt, jedoch den Weltmensch soll man Ihn nicht aufdrängen und ihnen nicht Seine Perlen vorwerfen, da die Weltfinsterlinge ärger als die Schweine sind und für sie die Lehre des Herrn nicht taugt. Die Lehre des Herrn wird für Seine wahren Kinder und nicht für die Weltmenschen gegeben, die nicht daran glauben und das, was sie irgend hören, des weltlichen Gewinnes wegen noch verfälschen. Das Wort des Herrn ist nur ein rechter Lebensdünger für den Weizen und Seine Lehre ein Dünger für die edlen Reben des Weinberges (gutherzige und aufrichtige Menschen); für das Unkraut der Erde hat Er keinen Lebensdünger, dieses ist nur zum verbrannt werden und mit seiner Asche den Erdboden zu düngen da. Den Teufeln das Evangelium predigen, ist wie Öl ins Feuer gießen. Wo unter den Menschen Lüsternheit und Hurerei herrscht, hat das Predigen des Evangeliums sein Ende erreicht. Wer zum Leben da ist auf der Erde, der soll durch das Wort Gottes zum Leben erweckt werden, wer aber durch seinen eigenen Willen und Starrsinn für den Tod da ist, der soll auch in den Tod übergehen. Die wahren Kinder des Herrn werden die Lehre des Herrn stets rein erhalten und sich nie in die Macht des Weltbetruges fügen, sondern sie werden diamantfest an der ewigen Lebenswahrheit festhalten. Die Weltmenschen müssen erst mit ihrem Saustall aufräumen, bevor ihnen Wort und Namen des Herrn verkündet wird. Man soll aber nicht etwa auf Kleid oder äußerliche Würde sehen, sondern allein auf das Benehmen eines Menschen seinem Herzen und Gemüt nach. Ist das edel, sanft und geduldig, dann soll ihm das Evangelium verkündet werden und es wird die schönsten Himmelsfrüchte zu tragen beginnen.[54]

Die rechte Zeit abwarten

Wenn ein Mensch alles hat, was er benötigt, dann fühlt er sich ganz behaglich; er sorgt sich um nichts, arbeitet nichts, lässt sich bloß gut und bequem geschehen und fragt wenig danach, ob es einen Gott gibt, ein Leben nach dem Tod des Leibes, ob der Mensch mehr ist als ein Tier oder das Tier mehr als ein Mensch. So ein Mensch lebt dann so gemächlich wie ein Mastochse im Stall und denkt auch nicht um vieles mehr und ist sonach auch nichts als ein Genusstier in menschlicher Gestalt. Wenn man zu ihm das Evangelium vom Gottesreich predigt, dann tut er einem so, wie der Ochse im Stall einer Stechfliege tut, die ihn in seiner Fressbehaglichkeit stört: Der Ochse schwingt seinen Schweif und der Gast muss fliehen, um nicht erschlagen oder schwer beschädigt zu werden. Der Herr lässt daher über solche Menschen ein irdisches Unglück über das andere kommen, wodurch sie in allerlei Sorgen und Angst geraten und zu denken, zu suchen und zu fragen anfangen, wie solches möglich sei, wo sie doch nie jemandem ein Unrecht zugefügt und allzeit als ordentliche, anständige Menschen gelebt hätten. So sehnen sie sich dann nach Freunden, durch die sie wieder zur Ruhe gebracht werden könnten, worauf sie dann auch die Predigt des Evangeliums anhören.[55]

Keine Geheimniskrämerei

Jesus verkaufte in Seiner Lehre keine Katze im Sack; Er redete offen und klar und tat mit nichts geheim, außer, wenn es die Klugheit forderte zum Wohl jedes Menschen. Genauso soll man auch offen gegen jeden sein, bei dem man einen guten Willen sieht. Diese Offenheit braucht aber nicht so weit zu gehen, dass man den Schweinen die edlen und kostbaren Perlen zum Fraß vorwirft. (siehe oben)[56]

Alte Satzungen nicht einbringen

Die Lehre des Herrn soll nicht mit alten Satzungen (Sabbatgebote, Zeremonien, Sühnopfer, kultische Kleider, Gedächtnistage usw.) und Reinheitsgeboten (reines und unreines Essen usw.) verbrämt werden, ansonsten alles ins Heidentum ausartet.[57]

Bei Verfolgung und Anfeindung

Jesus hat Seinen zur Mission berufenen Aposteln und Jüngern folgende Anweisung gegeben, wenn sie um Seines Namen willen von den von Hohepriestern und deren Angestellten verfolgt werden: Sie sollen diese um irdischen Gewinn Angestellten mindestens dreimal ernstlich ermahnen, und wenn das nichts nützt, ernstlich bedrohen. Setzten sie ihre Verfolgung dennoch fort, dann soll man die Drohung wahr machen, d.h. man soll ihnen gegenüber den Ernst anwenden (siehe Jesus Verhalten gegenüber Seinen Verfolgern als Beispiel). Dasselbe gilt für jene, die durch Lügen und schmeichlerisches Schönreden zu verlocken versuchen.[58]

So wie einst die Brut zu Jerusalem erst an Jesus glauben wollte, nachdem sie Ihn getötet hatte und Er wieder auferstanden war, so töten auch die halsstarrigen Menschen die Überbringer des Evangeliums dem Leibe nach. Aber eben solch ein Tod macht sie dann erst gläubig, weil sie daraus ersehen, dass all jene, die aus dem Wort des Herrn ein geistiges Leben leben, (geistig) nicht zu töten sind. Denn die Getöteten werden zu ihren Schülern unterschiedlich wiederkommen und werden sie die Wege des Herrn lehren.[59]

Auslegungen und Interpretationen

Die Gotteslehre ist so gegeben, dass jeder Geist aus ihr, wie eine Pflanze aus dem Erdboden, seine ihm zusagende Nahrung erhalten, dadurch wachsen und zur Vollendung gelangen kann. Wie auf dem Erdboden zwei verschiedene Pflanzen recht gut nebeneinander fortkommen und ihre Reife erlangen können, ebenso können auch aus derselben Gotteslehre mehrere, konfessionell noch so verschieden gestellte Geister ganz ungehindert ihre geistige Vollendung erlangen, wenn sie ihrer Konfession nur treu und gewissenhaft folgen. Keine Lehre auf der ganzen Welt lässt eine solche Menge von Kultusarten zu, wie die Gotteslehre Jesu. Dies ist ein großer Beweis für die Göttlichkeit dieser Lehre und ebenso für die ihres erhabensten Verkünders und Stifters. Wäre diese Lehre ein Menschenwerk, wie ein aus Wachs oder Holz nachgebildeter Baum, so könnte niemand aus ihr irgendeinen Zweig weiterverpflanzen. Die Gotteslehre aus dem Gottesmund Christi ist wie ein ewig wahrer, mit aller Lebenskraft in allen seinen Zweigen versehener von Gott Selbst geschaffener und gepflanzter Baum, weswegen auch seinen Pfropfreiser überall grünen und bei gerechter und richtiger Pflege auch unfehlbar gute Früchte zum Vorschein und zum ewigen Lebensgenuss bringen. (nach Bruno)[60]

Verunreinigung, Missbrauch und Verfälschung

Alles, was von oben noch so rein kommt, ob Geistiges oder Materielles - sowie es den Erdboden berührt, da wird es auch schon unrein. Sobald ein noch so reiner Regentropfen die Erde berührt, ist es aus mit seiner Reinheit. Auch der blendend weiße Schnee ist nach wenigen Wochen schon sehr schmutzig. Selbst der Lichtstrahl der Mittagssonne wird nur zu leicht durch die Dünste der Erde getrübt, sodass man die Sonne gar nicht mehr sehen kann. So geht es auch stets mit allen Geistesgaben aus den Himmeln. Mögen sie in ihrem Entstehen noch so rein sein, so werden sie mit der Zeit durch die schmutzigen weltlichen Interessen dennoch getrübt wie Regen, Schnee und Sonne. Selbst mit der reinsten Lehre Jesus ist es so; kein Häkchen blieb unbekrittelt und unbenagt. Den Tempel, den Jesus zu Lebzeiten aufbaute, der wurde zerstört, so wie die Römer den Tempel in Jerusalem zerstörten. Jesus aber baute Seinen Tempel wieder auf. Dies geschah, damit der Mensch das Licht am Tag und die Wärme im Sommer achten lernt, weil diese lernt er erst zu schätzen, wenn die Nacht und die Winterkälte kommt. Ebenso geht es mit dem geistigen Licht und der geistigen Wärme. Wer im Freien wandelt, der achtet der Freiheit kaum; wer aber gefesselt im Kerker schmachtet, der weiß erst, welch ein großes Gut die Freiheit ist. Darum werden auch Trübungen alles Reinen zugelassen, damit der Mensch erst in größter Trübsal den Wert des reinen Lichtes kennenlernt. Dieser Umstand ist allerdings etwas, den man für sich behalten soll, denn darin besteht die Lehre Jesu nicht. Für alles notwendige Äußere wird vom Herrn aus gesorgt, und es genügt für jeden Menschen, so er für die Reinigung des eigenen Herzens sorgt; ist das in der Ordnung, dann wird auch alles Äußere wie von selbst in die beste Ordnung kommen.[61]

Wer das Wort des Herrn missbraucht oder raubt, um sich dadurch zu bereichern, der hat nur das, was er gestohlen und geraubt hat, aber nicht, was ihm gegeben worden wäre. Was er hat, ist darum tot und nützt ihm nicht zum Leben, sondern nur zum Tod, indem er (wie einst Judas) voll der schmählichsten Unlauterkeit seine Hände in die Schüssel des Herrn taucht. Wer die Perle nicht vom Herrn lebendig hat, sondern anderswoher, der ist ein Dieb, ein Räuber und ein Schwein; diesen wäre ein Mühlstein am Hals in der Meerestiefe besser, als solch eine Perle. Sie werden ihrem Richter nicht entgehen, den sie doch in sich tragen.[62]

Die Weltmenschen machen aus der Lehre Jesu zwar eine Abgötterei; dennoch gibt es viele, die Seine Lehre rein erhalten und besitzen. Sie verfügen auch über die Macht, die ihnen durch den lebendigen Glauben an Sein Wort verliehen wird für zeitlich und jenseits für ewig.[63]

Verfolgung

Da die Lehre Jesu die allgemeine Brüderschaft predigt und in einem jeden Menschen ein Gotteskind darstellt, wird Jesus samt Seiner Lehre über alle Maßen von jenen verfolgt, denen die Sklaverei ihrer Nebenmenschen das höchste Bedürfnis zu ihrem Wohlleben ist. (nach einem Griechen)[64] Trotz dieser fortwährenden Verfolgung vonseiten der Welt, wird die Wahrheit aus den Himmeln, die durch Jesus in diese Welt kommt, aber dennoch bleiben.[65]

Viele gibt es, welche die ewige Wahrheit aus Gott nicht hören und annehmen wollen und sie verfolgen, als wäre sie ein Feind. Andere fliehen sie aus Furcht vor den Mächtigen der Erde, als wäre sie eine tödliche Pest. Solche werden das ewige Leben in sich nicht überkommen, sondern ihr Anteil wird der ewige Tod sein.[66] Den Widersachern der Ordnung Jesu ist außerdem ein schmerzhafter Leibestod bestimmt und sie werden tausendfach fühlen, Wer Der war, Dem sie widerstrebten und Ihn und Seine wahren Bekenner mit allem Fluch belasteten und belegten.[67]

Geschichte

Die Lehre Jesu war schon zu Seinen Lebzeiten bis nach Europa, Persien und sogar bis nach Indien und Ägypten vorgedrungen. Die Verbreitung hing damals stark von der Anbindung ab, z.B. abgelegene Ortschaften in Palästina lernten Jesus und Seine Lehre trotz relativer Nähe erst später kennen.[68]

Mit den Völkern der Erde steht es wie mit den einzelnen Kindern eines Vaters: die früher geborenen werden anders gehalten als die später geborenen. Es wäre eine Dummheit, wenn ein Vater die Wiegenkinder gleich behandeln würde wie erwachsene Söhne und Töchter. Darin liegt auch der Grund, weswegen Völker erst später zur Lehre Jesu gelangen. Erst mit der rechten Reife gelangen auch sie an die Lehre des Herrn.[69]

Die allersanfteste Lehre Jesu fachte sogar die blutigsten Kriege an, was nicht vermieden werden konnte, denn das Leben ging hervor aus einem gewaltigen Kampf in Gott, ist und bleibt darum ein fortwährender Kampf und kann nur durch den geeigneten Kampf erhalten werden.[70]

Altertum

Bei den großen und mächtigen Heiden kostete es manchen harten Kampf, bis bei ihnen die Lehre Jesu Eingang fand. Darauf wurden die Cäsaren und Könige die eifrigsten Apostel des Herrn, rissen selbst die Götzentempel nieder und erbauten an deren Stelle Gotteshäuser, in denen sich die Brüder alle einfinden, dem einen, allein wahren Gott die Ehre geben und ihre Kinder in der Lehre unterweisen konnten.[71]

So wie sogar schon Christus Selbst einen Verräter bei Sich hatte, gab es in spätere Zeiten eine Menge geldsüchtige Krämer Seiner Lehre. Sie betrachteten diese als eine geduldige Kuh, die ohne viel Futter eine ungeheure Menge Milch gibt. So machten sie aus der Gotteslehre eine Verkaufsware, handelten damit in allen Ländern und machten die besten Geschäfte. Als die Kaufleute sahen, dass die Ware in ihrer reinen, geistigen Form nicht mehr gar zu gierig gekauft ward, richteten sie dieselbe so ein, wie sie glaubten, dass sie den prunk- und zeremoniesüchtigen Asiaten am meisten zusagen dürfte. Darauf ging der Handel dann wieder gut. Aus dieser Zeit datiert hauptsächlich die freche und willkürliche Beschneidung der reinen Lehre Christi, die Erfindung des Fegefeuers, der Ablässe, der Bruderschaften, ebenso die Kreuzzüge. (nach Bruno)[72]

Aus den Widersprüchen unter den Evangelien gingen viele Irrtümer hervor und nicht selten ein völliger Abfall von der Lehre des Herrn, wie sie in den Evangelien geschrieben steht. Daran schuldet jedoch nicht ein Versäumnis des Herrn, vielmehr hat Er in jedem Jahrhundert, dort wo Seine Lehre nur einigermaßen bekennt wurde, Männer erwählt und erweckt, damit diese den Sachverhalt und die nötige Erklärung der Evangelien den Menschen genügend dartäten. Sie haben das wohl allzeit getan und haben auch historisch an den Urkunden das ergänzt, was teils durch die Fahrlässigkeit der Menschen, teils durch den starren Sinn und nicht selten bösen Willen der verschiedenen sektiererischen Aufseher und Priester des Evangeliums verloren gegangen ist; aber nur sehr wenige nahmen das an. Die sich mit der Zeit systematisch ausgebildet habenden Kirchen verwarfen es und erklärten es als "Ketzerei" und "Teufelsspuk", weil es nicht für ihren gewinn- und herrschsüchtigen Kram taugte. Die Gelehrten und Künstler erklärten dagegen solche Erscheinungen für "Hirngespinste" und "träumerische Faseleien" eines armen Tropfs, der auch etwas sein möchte, ohne sich dazu die erforderlichen Eigenschaften durch Mühe, Fleiß und gründliches Studium erworben zu haben. Und in dem Ort, wo der erwählte und erweckte Prophet lebte, da galt er sicher am wenigsten und konnte daher auch wenig ausrichten. Obwohl der Herr also stets das Fehlende ergänzt hat, nahmen es allzeit nur sehr wenige an, und diese selten lebendig genug. Jeder hatte am Ende irgendeine Ausrede und so brannte dann wieder ein ganzes Jahrhundert hindurch in irgend einem verborgenen Winkel der Erde vergeblich ein Licht aus den Himmeln.[73]

Daher kommt es, dass bis heute an den alten Urkunden immer noch dieselben Lücken zu entdecken sind, wie sie schon von eitlen Verstandesforschern und Grüblern vor tausend Jahren entdeckt wurden, woraus dann auch allzeit die vielen Zweifler und schließlich Verwerfer der Lehre des Herrn, des Herrn Selbst und deren vollsten Göttlichkeit wie die Pilze aus der Erde hervorgegangen sind.[74]

Christliches Gedankengut schon vor oder zugleich mit Christus

In vielen Ländern und Reichen hatten die besseren Menschen innere Gesichte von dem, was zu Jesu Tagen war und geschah. Nur den noch ganz tierischen Menschen blieb die Lehre des Herrn vorläufig verborgen.[75] Die Lehre des Herrn ist ewig und unvergänglich.[76] Sie ist im Grunde des Grundes die älteste Lehre seit Anbeginn des Menschen auf dieser Erde, nur dass sie durch die Trägheit der Menschen verloren gegangen und von Christus wieder neu gegeben wurde.[77]

Entartung der Lehre des Herrn zu einem Götzentum

Die ersten Apostel hatten das Gebot des Herrn, Sein Wort nicht den Schweinen zu predigen, sorgfältigst beachtet; aber bei der stets größeren Ausbreitung des Wortes war es unmöglich zu verhindern, dass nicht auch auf der offenen Erde Schweine und Diebe in den großen Weinberg des Herrn hätten gelangen sollen, indem sie lebendige Geschöpfe mit freiem Willen sind und daher einen unziemlichen Raub begehen konnten.[78]

Die Weltmenschen haben mit der Zeit aus der Lehre Jesus weitgehend dasselbe gemacht, was die Ägypter, Griechen und Römer aus der Urlehre gemacht haben, die Adam und seine ersten Nachkommen erhielten. Dennoch werden neben solcher Abgötterei viele sein, welche die Lehre des Herrn und Seine Macht rein erhalten und besitzen werden.[79]

Die Lehre des Herrn ist gegenwärtig in ein tausendfach größeres Götzentum ausgeartet, als je auf der ganzen Erde eine reine Gotteslehre ausgeartet ist, indem man verstorbenen und von den Priestern heilig und selig gesprochenen Menschen und sogar ihren vermoderten Gebeinen Tempel und Altäre erbaut und ihnen dort göttliche Verehrung erweist.[80]

Trotz aller Versuche der falschen Propheten und Lehrer, die Lehre des Herrn zu bekämpfen oder sich zunutze zu machen und zu verfälschen,[81] wird sie dennoch fortbestehen unter den Menschen auf der Erde bis ans Ende der Zeiten. Sie wird stets nur als ein freies Gut unter den Menschen prunklos im stillen glänzen und trösten, nie aber als eine Herrscherin über ganze Völker auf einem Thron mit Krone, Stab und Zepter gebieten. Wo anstatt der Liebe Gottes die Habsucht, der Geiz, Neid, Betrug und Verfolgung aller Art im Namen der Lehre des Herrn unter den Menschen zu Hause sind, so sind das die Früchte der falschen Lehren der auf Thronen herrschenden falschen Propheten (Anm.: Patriarchen, Päpste).[82]

Neuoffenbarung

siehe Neuoffenbarung

Einwände

Die Lehre Jesu ist für die Erde zu gut

Die Lehre Jesu kann unmöglich auf der Erde Wurzel fassen, weil sich auf ihr eine Unzahl Jünger der Hölle befinden, die sie bis zum letzten Buchstaben verfolgen. Zuerst müsste der allergrößte Teil der Menschheit vertilgt werden, eine neue Menschheit auf die Erde gesetzt, und diese von der Wiege an in der Wahrheit des Herrn erzogen werden, worauf sich dann Früchte erwarten lassen, die für den Himmel taugen. Auch eine kleine Gemeinde, die in der rein himmlischen Weisheit und Wahrheit des Herrn bestehen und groß werden soll, wird sich wie unter reißenden Wölfen befinden. Auch wenn diese ihr geistig nichts anhaben können, werden sie die Gemeinde doch irdisch unausgesetzt beunruhigen und ängstigen, wodurch diese sich nie in ihrer Reinheit zu erheben imstande sein wird. Auch haben sich solche Gemeinden schon in der Vergangenheit nicht bewährt, da die Menschen heute Engel und morgen Teufel sein können, und auch den Besten nicht zu trauen ist. Die Erdmenschen sind Feuer und Schwefel vom Himmel wert, aber ewig nie der Weisheit und Taten des Herrn.

Antwort: Das ist irdisch genommen richtig. Dies aber alles konnte und durfte Jesus nicht abhalten, der Welt die Wahrheit aus den Himmeln zu verkünden. Denn soll die Welt gerichtet werden, so muss ihr das zuvor gegeben werden, was sie in sich selbst richten wird und richten muss: Die Wahrheit aus den Himmeln, die durch Jesus in die Welt kommt und in dieser Welt, wenn auch allzeit verfolgt, bleiben wird. Zwischen Gott und den Erdmenschen bestehen außerordentliche Verhältnisse, von denen niemand weiß als der Vater allein und der, dem es der Vater offenbart.[83]

Die Lehre Jesu wäre Menschenlehre und nicht Gotteslehre

Menschliche Lehren, wie die Philosophie oder die Mathematik, sind wie Maschinen, die nur unter einer bestimmten Form und Einrichtung stets gleiche Wirkung hervorbringen. In der Mathematik ist auf der ganzen Welt ohne alle Sektiererei zwei mal zwei gleich vier. Ein Aristoteles lässt nur die rein aristotelische Sekte zu, ebenso ein Wolff, ein Leibnitz, ein Fichte, ein Kant und ein Hegel. Sie alle pflanzen nur tote Bäume und Sträucher. Die Gotteslehre Christi aber ist wie ein lebendiger Baum; jeder verpflanze Zweig fasst Wurzeln, grünt fort, wächst bald groß zu einem Lebensbaum und trägt Früchte. Das ist der gewichtige Unterschied zwischen einem Gotteswerk und dem toten Werk eines Menschen und zugleich der größte Beweis für die unleugbare Göttlichkeit einer Lehre, die unter allen Zonen und unter den verschiedenartigsten Kultusformen bei gerechter, guter und gewissenhafter Pflege stets dieselben Lebensfrüchte trägt. (nach Bruno)[84]

Zulassung von Verfälschung und Beschneidung des Evangeliums

Da der Mensch, um ein Mensch zu sein, einen vollkommen freien Willen haben muss, demzufolge er tun kann, was er nur immer will, so muss es ihm auch freistehen, die noch so rein göttliche Lehre anzunehmen oder nicht anzunehmen, oder als echt oder nicht echt anzuerkennen. Da dem Menschen solches zusteht, konnte sich mit der Zeit leicht aus der reinen Lehre Christi z.B. ein allerfinsterstes Papsttum herausbilden. (nach Bruno)[85]

Mit der Zeit wird selbst das reinste und erhabenste Göttliche teuflisch

Schon zur Zeit Jesu war leicht vorhersehbar, dass die noch so reine, göttliche Lehre nicht mit den sanften Worten des Friedens, sondern mit Gewalt den armen Heiden verkündet werden wird. Die Friedenslehre aus den Himmeln würde schon bald den größten Unfrieden über den ganzen Erdboden ausstreuen und die Völker untereinander in Streit und Krieg stürzen. Mit der Zeit wird also selbst das reinste und erhabenste Göttliche teuflisch. Das sah man damals an der göttlichen Lehre des Moses, wie diese zur Zeit Jesu dem Jerusalemer Tempel nach erschien. (nach Judas)[86]

Richtig ist: Gegentätigkeiten sind unvermeidlich, wenn das höchste und klarste Licht aus dem Himmel in die dickste Finsternis der Erde dringt. Wann sind sich Licht und Finsternis nicht feindlich begegnet? Bei solch einer Gabe aus den Himmeln sind Kriege und allerlei Kämpfe unvermeidlich, solange die Welt der Materie infolge der göttlichen Ordnung das verbleiben wird, was sie allzeit war, noch ist, sein und bleiben wird. Dennoch rechtfertigt dieser Umstand nicht, dass man mit dem Schwert in der Hand das Evangelium Gottes zu predigen anfängt. Wenn man so verfährt, dann erweckt man das Schert der Welt desto eher gegen sich; fängt man aber mit der Waffe des Friedens an - der Liebe -, dann wird man auch vielfach den Frieden finden. Indem die Dummheit und Leere des Heidentums mit handgreiflichen Argumenten aufgezeigt wird, kann man die Intensität der mächtigen und verderblichen Gegenkämpfe etwas vermindern. Die Weissagung, dass mit der Zeit selbst das reinste und erhabenste Göttliche teuflisch werde, ist reiner Unsinn. (nach Thomas)[87]

siehe auch Die Reinheit einer Gotteslehre geht bald verloren

Auch aus der rein göttlichen Lehre Jesus wird ein Heidentum

Da die Menschen einen freien Willen haben und unwissend und nahe ohne Intelligenz geboren werden, wodurch ihre späteren Erkenntnisse allein von dem ursprünglichen äußeren Unterricht abhängen, wird die Verfinsterung abermals überhand nehmen. Die herrsch- und wohllebensgierigen Menschen werden aus der rein göttlichen Lehre Jesus ein zehnfaches Heidentum machen, das dem indischen nicht nachstehen wird. Es wird wimmeln von Lug und Trug, Hoffart, Eigennutz, Selbstsucht, Weltfurcht, Gleisnerei, Augendienerei, Scheinheiligkeit, Verfolgung, Gericht, Rache und Grausamkeiten aller Art. Der Herr lehrte ja Selbst, wie alles zugelassen werden muss wegen der Selbstbestimmung und wahren Lebensausbildung jedes Menschen für sich, ohne die niemand ein wahren Gotteskind werden und auch nie eingehen kann in die ewige Herrlichkeit des Vaters. (nach Mathael)[88]

Richtig ist: Der Herr hat schon längst für alles vorgesorgt. Die Verfinsterungen, welche über die Lehre Jesu kommen, gleichen den finsteren Wolken, welche die Sonne oft derart bedecken, dass man diese überhaupt nicht mehr sieht und mitunter sogar am Mittag ein Licht anzünden muss, um etwas sehen zu können. Aber die Wolken bringen einen fruchtbaren Regen, und am nächsten sonnenhellen Tag lachen und strotzen die duftenden Fluren vom Segen des Himmels. Des Herrn höchste Liebe und Weisheit lässt öfter am hellsten Mittag der menschlichen Erkenntnis und Weisheit trübe und finstere Wolken über das heilige Antlitz der Sonne des menschlichen Geistes kommen, um die Menschen desto lichtdurstiger zu machen. Am Verlust des Lichtes erkennen sie erst, wie groß und unschätzbar der Wert des wahren Lebenslichtes ist. Wenn die Menschen ängstlich danach fragen, sie seufzen und weinen, dann fallen die Tränen, gleich Regen aus den geistigen Wolken, auf die Furchen des beklommenen Herzens und beleben von neuem die da und dort verkümmert gewordenen Wurzeln des heiligen Wortes in der Seele. Die Menschen leben dann mit den Wurzeln neu auf, und mit der neu gestärkten Sehe erschauen sie dann bald und leicht wieder die Lebenssonne in ihrem neu erleuchteten Herzen und freuen sich über alle Maßen des neuen Lichtes, das sie in allerlei Zank und Hader eine Zeitlang entbehren mussten. (nach Murel)[89]

Die Verheißungen erfüllen sich nicht

Auch wenn die Lehre sehr erhaben, schön und ergreifend ist, gehen die Verheißungen nicht in Erfüllung. Man kann den göttlichen Vater nicht hören, sehen, oder sprechen, wie verheißen wurde. Auch wenn man alles beachtet, werden die Verheißungen nicht erfüllt. Man tut und glaubt alles was gelehrt wird, aber keine Bitte wird erhört, kein finsterer Zweifel erhellt. Wo ist der so herrliche Gott, von dem alles Glück und anderes Wunderbares verheißen wurde? Woran liegt es, dass die Verheißungen sich nicht bewahrheiten? (nach Raphael)[90]

Antwort: Der Herr wird das Seinige allzeit und ewig tun, was Er verheißen hat. Allerdings muss man die allzeit gültigen Bedingungen genau kennen. Bei einem Menschen kann oft von einer Kleinigkeit abhängen, weswegen eine gegebene Verheißung nicht in Erfüllung geht. Jeder Mensch muss sich selbst, ganz unabhängig von der Allmacht des göttlichen Willens, frei aus sich nach der anerkannten göttlichen Ordnung ausbilden und ausformen, um auf diese Art ein freies Gotteskind zu werden. Die Mittel dazu sind die Gottesliebe und Nächstenliebe, denen die Demut, Sanftmut und Geduld zur Seite stehen, weil die wahre Liebe ohne diese drei Nebenstücke gar nicht bestehen kann und keine wahre und reine Liebe ist. Der Mensch prüfe sich, ob er sich in der reinen Liebe nach der göttlichen Ordnung befindet: Drängt es ihn zum freudigen, maßlosen und selbstlosen Geben, wenn er einen armen Menschen sieht, oder wenn dieser zu ihm um Beistand kommt? Verspürt er solches in sich vollkommen ernstlich und lebendig, ist er als wahres Gotteskind reif und fertig. Die gemachten Verheißungen beginnen real zu werden und sich wunderbar in Rede und Tat zu zeigen. Andernfalls hat man sein Herz noch nicht den armen Mitmenschen völlig geöffnet. Die Liebe zu Gott und die freiwillige Befolgung Seines erkannten Willens sind das eigentliche Element der Himmel im Menschenherzen. Es ist die Kammer und die Wohnstube des göttlichen Geistes in jedem Menschenherzen. Die Nächstenliebe ist das Tor in diese heilige Wohnstube. Dieses Tor muss ganz geöffnet sein, damit Gottes Lebensfülle in solche Stube einziehen kann. Die Demut, Sanftmut und Geduld sind die drei weit geöffneten Fenster, durch die vom mächtigsten Licht aus den Himmeln die heilige Wohnstube Gottes im Menschenherzen hellst erleuchtete und mit aller Lebensfülle aus den Himmeln durchwärmt wird. Alles liegt demnach an der freien und freudigst offensten Nächstenliebe. Die höchstmögliche Selbstverleugnung ist die Offenbarung der Verheißungen selbst. (nach Raphael)[91]

An der ausbleibenden Verheißung ist nicht die Lehre schuld, sondern der Unverstand. Wenn man die Lehre in den Verstand aufnimmt, und auch versuchsweise streng danach handelt und die Erfüllung der Verheißung erwartet, dann tat man das Gute der Lehre nur der vorteilbringenden Verheißung wegen, nicht aber um des Guten willen. Man war nur aus dem Verstand tätig, nie aber aus dem Herzen. Dieses blieb hart und kalt wie vor dem Empfang der rein göttlichen Lehre. Daher gelangte man weder durch die Tat noch durch den toten und blinden Glauben zu einer Erfüllung der gegebenen Verheißung. Die Erfüllung ist eine Folge des lebendigen Glaubens und Fühlens im Herzen und indem man aus dem lebendigsten Liebesdrang heraus tätig wird. Ansonsten ist man wie einer, der im Traum ein Feld bestellt hat und dann im wachen Zustand ernten will, aber weder Acker noch gesäte Frucht findet. Wissen, Glauben und Handeln des Verstandes ist eine eitle Träumerei und es ist kein Lebensnutzen darin. Alles muss sich der Mensch zu Herzen nehmen, in dem das Leben weilt. Was er ins Herz legt, wird aufgehen und die verheißenen Früchte tragen. Wer selbstsüchtig ist auch durch den Glauben und durch sein Denken, der wird nie zu einer Erfüllung der Verheißung gelangen, denn sie ist die Frucht der Tätigkeit des Herzens. Wer nur seinen Verstand zu Rate zieht und danach tätig ist, der hat sich selbst zuzuschreiben, dass er sein Erdenleben lang die Erfüllung der gemachten Verheißungen nicht erlangt und auch jenseits sehr schwer. (nach Raphael)[92]

Siehe auch

Quellenverweise

  1. Jakob Lorber, Das Große Evangelium Johannes 1.68.16; Jakob Lorber, Das Große Evangelium Johannes 1.83.2; Jakob Lorber, Das Große Evangelium Johannes 10.145.12; Jakob Lorber, Das Große Evangelium Johannes 6.220.7; Jakob Lorber, Bischof Martin 21.12
  2. Jakob Lorber, Himmelsgaben 1.400503.12-13
  3. Jakob Lorber, Das Große Evangelium Johannes 2.172.1-5
  4. Jakob Lorber, Das Große Evangelium Johannes 1.43.4-8
  5. Jakob Lorber, Das Große Evangelium Johannes 1.138.5-12
  6. Jakob Lorber, Das Große Evangelium Johannes 9.144.13-14
  7. Jakob Lorber, Das Große Evangelium Johannes 3.168.12-13
  8. Jakob Lorber, Das Große Evangelium Johannes 1.71.11-12
  9. Jakob Lorber, Das Große Evangelium Johannes 1.140.13
  10. Jakob Lorber, Das Große Evangelium Johannes 2.116.3
  11. Jakob Lorber, Das Große Evangelium Johannes 1.191.24
  12. Jakob Lorber, Das Große Evangelium Johannes 1.42.2-6
  13. Jakob Lorber, Himmelsgaben 3.640317a.13-14
  14. Jakob Lorber, Das Große Evangelium Johannes 3.53.4-8
  15. Jakob Lorber, Das Große Evangelium Johannes 1.106.4; Jakob Lorber, Das Große Evangelium Johannes 1.187.21; Jakob Lorber, Das Große Evangelium Johannes 1.222.6-7; Jakob Lorber, Das Große Evangelium Johannes 2.159.8
  16. Jakob Lorber, Himmelsgaben 3.471121.5
  17. Jakob Lorber, Himmelsgaben 3.490406.77
  18. Jakob Lorber, Das Große Evangelium Johannes 2.104.13
  19. Jakob Lorber, Das Große Evangelium Johannes 2.104.18
  20. Jakob Lorber, Himmelsgaben 2.461221.4
  21. Jakob Lorber, Das Große Evangelium Johannes 1.48.10; Jakob Lorber, Das Große Evangelium Johannes 1.138.12
  22. Jakob Lorber, Das Große Evangelium Johannes 3.53.9-13
  23. Jakob Lorber, Das Große Evangelium Johannes 2.32.4
  24. Jakob Lorber, Die drei Tage im Tempel 30.3
  25. Jakob Lorber, Das Große Evangelium Johannes 1.83.3
  26. Jakob Lorber, Das Große Evangelium Johannes 1.83.5
  27. Jakob Lorber, Himmelsgaben 3.450915.8
  28. Jakob Lorber, Das Große Evangelium Johannes 1.71.10
  29. Jakob Lorber, Das Große Evangelium Johannes 6.220.7
  30. Jakob Lorber, Das Große Evangelium Johannes 1.83.1-2
  31. Jakob Lorber, Das Große Evangelium Johannes 1.199.11-13
  32. Jakob Lorber, Das Große Evangelium Johannes 1.71-13; Jakob Lorber, Das Große Evangelium Johannes 1.140.9; Jakob Lorber, Himmelsgaben 3.640317a.15-16
  33. Jakob Lorber, Das Große Evangelium Johannes 2.32.1-3
  34. Jakob Lorber, Das Große Evangelium Johannes 2.164.8
  35. Jakob Lorber, Das Große Evangelium Johannes 1.81.10-12
  36. Jakob Lorber, Himmelsgaben 2.470517.8-12
  37. Jakob Lorber, Das Große Evangelium Johannes 1.155.14-18
  38. Jakob Lorber, Das Große Evangelium Johannes 1.38.13-14; Jakob Lorber, Das Große Evangelium Johannes 1.140.8-12; Jakob Lorber, Himmelsgaben 2.470517.6
  39. Jakob Lorber, Himmelsgaben 1.410105.1
  40. Jakob Lorber, Himmelsgaben 2.420526.1-8
  41. Jakob Lorber, Himmelsgaben 2.470517.3-7
  42. Jakob Lorber, Himmelsgaben 2.470425.3
  43. Jakob Lorber, Das Große Evangelium Johannes 2.61.1-2
  44. Jakob Lorber, Das Große Evangelium Johannes 4.30.10-12; Jakob Lorber, Das Große Evangelium Johannes 4.31.5
  45. Jakob Lorber, Das Große Evangelium Johannes 1.48.3-5
  46. Jakob Lorber, Das Große Evangelium Johannes 1.202.5
  47. Jakob Lorber, Das Große Evangelium Johannes 6.161.4-6
  48. Jakob Lorber, Das Große Evangelium Johannes 8.20.3-5
  49. Jakob Lorber, Das Große Evangelium Johannes 4.39.2-4; Jakob Lorber, Robert Blum 1.83.11
  50. Jakob Lorber, Bischof Martin 36.10
  51. Jakob Lorber, Das Große Evangelium Johannes 2.3.12
  52. Jakob Lorber, Das Große Evangelium Johannes 2.3.13-15
  53. Jakob Lorber, Himmelsgaben 3.430407.3-7; Jakob Lorber, Das Große Evangelium Johannes 2.153.7
  54. Jakob Lorber, Das Große Evangelium Johannes 4.86.11-12; Jakob Lorber, Das Große Evangelium Johannes 5.231.1; Jakob Lorber, Das Große Evangelium Johannes 6.151.2-4; Jakob Lorber, Das Große Evangelium Johannes 9.148.12-14;
  55. Jakob Lorber, Das Große Evangelium Johannes 1.219.3-10
  56. Jakob Lorber, Das Große Evangelium Johannes 2.150.7-10
  57. Jakob Lorber, Das Große Evangelium Johannes 5.131.7-9
  58. Jakob Lorber, Das Große Evangelium Johannes 6.161.7-9
  59. Jakob Lorber, Das Große Evangelium Johannes 1.48.7
  60. Jakob Lorber, Robert Blum 1.114.13-15
  61. Jakob Lorber, Das Große Evangelium Johannes 3.113.6-19
  62. Jakob Lorber, Himmelsgaben 3.430407.3-11
  63. Jakob Lorber, Das Große Evangelium Johannes 2.107.3
  64. Jakob Lorber, Das Große Evangelium Johannes 2.172.4-5
  65. Jakob Lorber, Das Große Evangelium Johannes 1.168.13; Jakob Lorber, Das Große Evangelium Johannes 2.172.8
  66. Jakob Lorber, Das Große Evangelium Johannes 2.116.3-4
  67. Jakob Lorber, Das Große Evangelium Johannes 1.149.3-4
  68. Jakob Lorber, Das Große Evangelium Johannes 8.167.13-14
  69. Jakob Lorber, Das Große Evangelium Johannes 2.138.3-6
  70. Jakob Lorber, Das Große Evangelium Johannes 2.172.9
  71. Jakob Lorber, Das Große Evangelium Johannes 2.172.6-7
  72. Jakob Lorber, Robert Blum 1.116.3-4
  73. Jakob Lorber, Das Große Evangelium Johannes 1.91.9-17
  74. Jakob Lorber, Das Große Evangelium Johannes 1.91.18
  75. Jakob Lorber, Das Große Evangelium Johannes 10.12.17
  76. Jakob Lorber, Das Große Evangelium Johannes 10.44.9
  77. Jakob Lorber, Das Große Evangelium Johannes 5.215.7
  78. Jakob Lorber, Himmelsgaben 3.430407.3-10
  79. Jakob Lorber, Das Große Evangelium Johannes 2.107.3
  80. Jakob Lorber, Das Große Evangelium Johannes 9.39.8
  81. Jakob Lorber, Das Große Evangelium Johannes 8.199.12
  82. Jakob Lorber, Das Große Evangelium Johannes 8.14.8-9
  83. Jakob Lorber, Das Große Evangelium Johannes 1.168.6-14
  84. Jakob Lorber, Robert Blum 1.114.16-17
  85. Jakob Lorber, Robert Blum 1.116.1-2
  86. Jakob Lorber, Das Große Evangelium Johannes 3.108.20-25
  87. Jakob Lorber, Das Große Evangelium Johannes 3.109.2-7
  88. Jakob Lorber, Das Große Evangelium Johannes 3.228.6-8
  89. Jakob Lorber, Das Große Evangelium Johannes 3.230.1-5
  90. Jakob Lorber, Das Große Evangelium Johannes 3.240.2; Jakob Lorber, Das Große Evangelium Johannes 3.243.2
  91. Jakob Lorber, Das Große Evangelium Johannes 3.240.6-7; Jakob Lorber, Das Große Evangelium Johannes 3.241
  92. Jakob Lorber, Das Große Evangelium Johannes 3.243.3-9