Lippengebet

Aus Prophetia
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Lippengebete sind Gebete, die mit den Lippen, mittels Worten von der fleischlichen Zunge gebildet werden.[1]

Gutes Lippengebet

Indem man Unwissende aus Liebe zu Gott und den Nächsten belehrt und sie zum wahren Glauben, zur rechten Gotteserkenntnis und zu allerlei nützlicher Tugend beredet, betet man mit den Lippen ein Gott höchst wohlgefälliges Gebet.[2]

siehe Predigen

Schlechtes Lippengebet

Alles Lippengebet, wo die Herzen ferne sind von der wahren Liebe zu Gott und den nächsten armen Brüdern, ist ein Gräuel vor Gott und dem Herrn. Den Lippenbetern gilt das, was der Geist Gottes durch einen Propheten sprach: "Dies Volk ehret Mich mit den Lippen; aber sein Herz ist ferne von Mir!" Jes 29.13 Mt 6.7 Wem nützt das unsinnige Geplärr in den Tempeln, wenn man der tausend armen und hungrigen Brüdern außerhalb der Tempel nicht gedenkt? Zuerst soll man die Notleidenden versorgen, die Traurigen trösten, die Gefangenen erlösen, den im Geiste Armen das Evangelium predigen, wann wird man endlos viel besser tun, als wenn man Tag und Nacht mit einem kalten und harten Herzen gegen seine armen Brüder in den Tempeln plärrt. Gott sieht nur allein auf ein Menschenherz, das Ihn erkennt und liebt als den allein wahren, guten, heiligen Vater. Wie soll Ihm ein verkehrtes Herz gefallen oder eine eitle Zeremonie mit viel Lippengeplärr, wohinter nichts als Selbstsucht, Ehrsucht, Herrschgier, Hurerei, Lüge und Betrug lauern? Die ganze Unendlichkeit ist voll der Ehre Gottes, Gott hat es nicht nötig, die Ehre von plärrenden Menschen zu nehmen.[3]

Wer zu Gott betet oder Andachten verrichtet, aber nicht nach dem Wort des Herrn lebt, der ist ein Lügner. Ohne Tat ist jedes Lippengebet eine barste Lüge, ein Gräuel, wodurch Gott als die ewige Wahrheit nicht verehrt, sondern nur verunehrt wird. Ein solches Gebet ist nur eine äußere Formel, deren innerer Wert gänzlich verlorengeht, weil das innere göttliche Licht nicht dazu verwendet wird, das Inwendige dieser äußeren Form zu beleuchten und zu beleben. Das Herz derer, die Lippengebete verrichten, hängt nicht an Gott, sondern an dem nur, um was sie beten und bitten. Wo das Herz durch die wahre und reine, uneigennützige Liebe Gott in der Tat nicht anbetet, da ist jedes Gebet ein leerer und wertloser Schall und wird von Gott weder angesehen noch angehört, auch wenn es Millionen solcher Gebete wären. Er gibt jenen, die Lippengebete verrichten, nicht, um was sie beten und bitten, damit sie sich nicht noch weiter von Seinem Herzen entfernen.[4]

Das äußerliche Anbeten durch allerlei unendliche Ausrufungen entwürdigt den Anbeter wie den Angebeteten, weil es ein totes Zeug ist, ein Eigentum der Heiden.[5] Wer nicht im Herzen beten kann, der bete besser gar nicht, um sich nicht vor Gott unanständig aufzuführen. Die Glieder und die Lippen hat Gott dem Menschen nicht gegeben, um damit eitel und leer zu beten.[6] Damit die Menschen ihre Mund, ihre Zunge und ihre Lippen sparen und den Herrn mehr mit ihrer Liebe anbeten, hat Er Sich aus Seiner Unendlichkeit einen Leib als das Jesuskind gestellt.[7]

Ursprung

Gott hat die Menschen nie gelehrt, Ihn mit den Lippen zu verehren und die Herzen kalt zu halten. Aber weil Samuel und andere Propheten vor dem Volk laut gebetet haben und David Gott seine Psalmen und Salomon sein Hohelied sang, so kam das Volk zum leeren Lippengebet und zu den kalten Opfern.[8]

Anbetung mit den Lippen und Opfer aller Art haben die argen und herrschsüchtigen Priester und Könige erfunden. Sie lassen sich überhoch ehren und verlangen übergroße Opfer von den Menschen, denen sie stets weismachen, große Sünder zu sein, und darum den Göttern große Opfer bringen sollen, ansonsten diese sie mit schweren Plagen heimsuchen würden. Dies tun die argen Priester nicht der Götter wegen, sondern nur um ihrer selbst willen, damit sie reich und mächtig werden, um die armen, blinden Menschen desto mehr knechten zu können.[9]

Wirkung

Indem die Anerkennung und Anbetung Gottes, der doch das inwendigste im Leben im Menschen selbst ist, ganz nach außen gerichtet wird, dann riskiert man es, dadurch Gott zu verlieren und zu einem Heiden und Gottesleugner zu werden.[10] Glaubt und betet man seinem Auswendigen, sinnlich Materiellen nach, dann lockt man seinen Geist - das Licht und Leben des Menschen - in sein Auswendiges und Materielles, das aber ist das Gerichtete und somit Totes.[11] Wer z.B. das Vater Unser nicht im Geist und in der Wahrheit betet und nicht überdenkt, was dazu erfordert wird, um die wahre Frucht dieses Gebetes zu ernten, dann erwächst aus diesem Gebet das Gegenteil des großen Segens für einen selbst wie für jeden andern.[12] Die Seufzer der Lippen erhört der Herr nie.[13]

Wenn die Menschen anfangen, auf äußerliche Gebärden einen größeren Wert zu legen, als sie der inneren Lebenswahrheit nach sollten, und das allein wahre Innere in Ermangelung des Äußern für nicht genügend und am Ende sogar für wertlos halten, dann verleiten gewisse, wie eingeweihte und von Gott erwählte und berufene Priester das Volk dahin, dass es dem gewöhnlichen Menschen genüge, nur das von ihnen vorgeschriebene Äußere zu beachten und es höchst zu verehren. Gott habe nicht das geringste Wohlgefallen, sondern nur gerechtes Missfallen an einem eigenmächtigen inneren Beten, Bitten und Danken, das von Gott als eine Frechheit und Gotteslästerung angesehen werde. So entfernen sich die Menschen zunehmend von Gott. Die wahre und reine Liebe wird in eine gespenstische Furcht verkehrt und der lebendige Wahrheitsglaube in einen finsteren heidnischen Aberglauben, bei dem sich dann eine träge und zu jedem Betrug fähige Priesterkaste irdisch mästet, während die gewöhnlichen Menschen dabei in aller geistigen Not schmachten und sich von den Priestern auch noch die grellsten Androhungen von ewigen Höllenstrafen gefallen lassen müssen, solange bis Gott endlich wieder durch den Mund eines neu erweckten Propheten zu den Menschen ruft: "Siehe, dieses Volk ehrt Mich mit den Lippen und eitler und toter Weltzeremonie, aber sein Herz ist ferne von Mir!" Jes 29.13[14]

Siehe auch

Quellenverweise

  1. Jakob Lorber, Das Große Evangelium Johannes 3.209.4
  2. Jakob Lorber, Das Große Evangelium Johannes 2.11.3; Jakob Lorber, Das Große Evangelium Johannes 2.111.7
  3. Jakob Lorber, Das Große Evangelium Johannes 3.112.8-12; Jakob Lorber, Das Große Evangelium Johannes 3.209.3
  4. Jakob Lorber, Die geistige Sonne 2.86.18; Jakob Lorber, Das Große Evangelium Johannes 3.36.5; Jakob Lorber, Das Große Evangelium Johannes 3.123.5; Jakob Lorber, Das Große Evangelium Johannes 6.57.21-22; Jakob Lorber, Die Kindheitsgeschichte Jesu 91.9-10; Jakob Lorber, Himmelsgaben 2.470614.4
  5. Jakob Lorber, Die Kindheitsgeschichte Jesu 185.8-14
  6. Jakob Lorber, Das Große Evangelium Johannes 2.111.5
  7. Jakob Lorber, Die Kindheitsgeschichte Jesu 185.13-14
  8. Jakob Lorber, Das Große Evangelium Johannes 2.111.4
  9. Jakob Lorber, Das Große Evangelium Johannes 7.59.6
  10. Jakob Lorber, Die Haushaltung Gottes 3.46.14; Jakob Lorber, Die Haushaltung Gottes 3.47.2-7
  11. Jakob Lorber, Die Haushaltung Gottes 3.47.11
  12. Jakob Lorber, Himmelsgaben 1.410313.17
  13. Jakob Lorber, Das Große Evangelium Johannes 3.209.4
  14. Jakob Lorber, Das Große Evangelium Johannes 9.209.1-4