Fata Morgana

Aus Prophetia
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Eine Fata Morgana produziert zwei Geisterschiffe

Wesen

Es gibt dreierlei Arten einer Fata Morgana, die sich in ihren Entstehungsgründen himmelweit unterscheiden, obwohl sie in ihrer Erscheinlichkeit fast gänzlich eine und dieselbe Form darbieten.[1]

Gewöhnliche Fata Morgana

Die gewöhnliche Fata Morgana ist jene, welche in der Luft die unter ihr befindlichen Gegenstände verkehrt darstellt, wobei manchmal das Abbild ganz rein, manchmal etwas trüb und verunstaltet, manchmal vergrößert, manchmal verkleinert erscheint. Dies geschieht auf ganz natürliche Weise, jedoch stets bei einem sehr niederen Barometerstand, wenn eine gänzliche Ruhe in der Luft eingetreten ist. Denn die Luft bildet vermöge ihrer spezifischen Schwere eine scharf abgeschnittene Spiegelfläche, auf welcher der Äther ruht, so wie die Luft über einem ruhigen Wasserspiegel. Hat die Luft eine solche Lage angenommen, dann spiegeln sich die unterhalb befindlichen Gegenstände ab. Ist die Luft ganz ruhig, so wird das Bild auch ganz rein sein, hat sie aber irgend kleine Wellungen auf ihrer Oberfläche, so wird das Bild unrein und undeutlich, wie ein Bild in einem etwas bewegten See. Macht die Luft gegen die Erde eine Ausbauchung, so wird das Bild verkleinert; wird dagegen der Luftspiegel erhoben, so macht er gegen die Erde eine Höhle und repräsentiert auf diese Art einen Hohlspiegel, wodurch dann die unten befindlichen Gegenstände je nach dem Grad der Höhlung entweder mehr oder weniger vergrößert erscheinen. Derselbe Gegenstand kann sogar vervielfältigt gesehen werden, was aber nur bei Verkleinerungen geschieht.[2]

In geistiger Hinsicht rührt diese Ruhe der Luft von einer gewissen ruhigen Erwartung der Geister her, die spüren, dass bei einer langsamen Erhöhung der Erdoberfläche große Dinge im Innern der Erde vorgehen (siehe Luftdruck), und daher ruhig sind und harren, bis sie auf einen von Gott durch einen Engel gegebenen Wink mit großer stürmender Gewalt losbrechen sollen zur Wiederherstellung der gestörten Ordnung in den inneren Gemächern der Erde. Dass die Gegenstände allzeit verkehrt erscheinen, besagt, dass die Geister die Dinge der Natur in Entsprechungen sehen und ihrer gewahr werden. Ein aufrechtstehendes Bild ist der Sinn des Buchstabens, ein verkehrtes Bild aber der innere, geistige Sinn.[3]

Klassische Fata Morgana

Die klassische Fata Morgana ist der gewöhnlichen Fata Morgana oder einfachen Luftspiegelung (siehe oben) gleich, nur erscheinen die sonst sehr entfernt liegenden Gegenstände, wie Berge, Städte, Flüsse und Seen gewöhnlich aufrechtstehend und nur selten verkehrt. Sie entsteht durch mehrere Luftspiegelungen in unterschiedlicher Höhe in einem entsprechenden Winkel, vergleichbar wie bei einem Fernrohr. So können dann oft tagereiseweit entfernte Gegenstände so nahe erscheinen, als wären sie nur Stunden entfernt.[4]

Außerordentliche Fata Morgana

Bei der außerordentlichen Fata Morgana werden Gegenstände produziert, die sich auf der ganzen Erdoberfläche nicht vorfinden. Sie kommen am häufigsten in südlichen Gegenden vor, bald nach dem Sonnenuntergang, dann und wann auch vor dem Sonnenaufgang, wenn die Luft geistig und physisch die höchste Ruhe erreicht hat über großen, sandigen Ebenen. Die Naturforscher wissen darüber nichts, oder leugnen und "erklären" solche außerordentlichen Erscheinungen als Traumgebilde müder Wanderer. Bei diesen Erscheinungen geschieht es, dass der Spiegel der Luft, die dritte Luftregion, so nieder über die Oberfläche der Erde zu stehen kommt, dass er dem Wanderer kaum über den halben Leib reicht. Statt mit der atmosphärischen Luft, muss er sich bloß mit der Einatmung des Äthers begnügen, was ihn zu einem sehr schnellen Atemholen zwingt und nach kurzer Zeit betäubt auf den Boden niederzusinken nötigt. Dort sieht ein solcher Wanderer nie geahnte Dinge. Dies sind nichts anderes als sehr getreue Spiegelungen der Gegenden und Ortschaften anderer Planeten und Erdkörper. Er sieht also durch das beste aller Fernrohre. Dieser große Luftspiegel ist ein optisches Werkzeug, welches vermöge seiner außerordentlich hellen Glanzfläche die Parallelstrahlen aus extremer Entfernung aufnimmt. Wenn noch dazu das Auge des Wanderers in dem Äther eine rechte Ausdehnung bekommt, dann erblickt er getreue Abbilder außerirdischer Gegenden, zum Beispiel märchenhaft aussehende Städte, großartige Paläste, Berge, Wälder, Flüsse und Seen, manchmal sogar lebende Wesen und dergleichen mehreres, das sich vorfindet auf einem entfernten Weltkörper, je nachdem der eine oder andere über oder unter eine solche Spiegelung zu stehen kommt.[5]

Der geistige Grund dieser Fata Morgana ist derselbe wie bei den anderen beiden Arten.[6]

Quellenverweise

  1. Jakob Lorber, Himmelsgaben 1.401018.6
  2. Jakob Lorber, Himmelsgaben 1.401018.7-9
  3. Jakob Lorber, Himmelsgaben 1.401018.11-12
  4. Jakob Lorber, Himmelsgaben 1.401018.13-15
  5. Jakob Lorber, Himmelsgaben 1.401018.18-29; Jakob Lorber, Die Erde 24.11
  6. Jakob Lorber, Himmelsgaben 1.401018.30