Trägheit

Aus Prophetia
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Trägheit (ca. 1620)
Trägheit oder Müßiggang besteht im Aufhören der Lebenskräfte und ist nichts als eine sich selbst wohltuende Liebe, die jede Tätigkeit für andere flieht, weil sie im Grunde des Grundes nur will, dass alle anderen für sie arbeiten sollen. Diese Eigenschaft der menschlichen Seele ist der böse Geist, den die Schrift Satan nennt. Trägheit ist der Ursprung für alle möglichen Laster.[1]

Die Verschlimmerung eines Menschen, wie auch eines ganzen Menschengeschlechtes, liegt nicht so sehr in einem bösen Willen der Menschen, sondern vielmehr in der Trägheit, sich ernstlich auf den erkannten Wegen des Lichtes zu bewegen.[2]

In aller weltlichen Arbeit liegt der Tod, wenn sie zu eifrig betrieben wird. Daher ist es besser, faul zu sein für die Welt, aber umso eifriger für den Geist bei jeder Gelegenheit! Die Weltfleißigen sollen stets den Tod ihrer Seele in ihrem Eifer ums Irdische finden. Der Herr sucht die Weltmüßiggänger auf und nimmt sie in Seinen Dienst für ewig; denen, die nur eine Stunde des Tages gearbeitet haben, wird er den gleichen Lohn geben mit denen, die den ganzen Tag über fleißigst gearbeitet haben. Der Faulenzer für die Welt wird der Freund des Herrn sein, aber jeder Fleißige in den Geschäften der Welt wird Sein Feind sein.[3]

Wesen

Das Bestreben nach der trägen, sorgenlosen Ruhe ist eine Eigenschaft des an und für sich toten Körpers; auch in der Seele ist ursprünglich der Hang zur Untätigkeit überwiegend vorhanden.[4]

Die Trägheit ist ein unvermeidbares Anhängsel des Gerichtes der Materie des Leibes für die stets wacher und tätiger werden sollende Seele; sie ist ihr größter Feind, und in je wärmeren Ländern die Menschen wohnen, desto mehr sind sie von diesem ersten Seelenfeind bedroht. Gäbe es in solchen Ländern nicht allerlei dem Menschen lästige Tiere, und brauchte er sich nicht um die leibliche Nahrung bemühen, würde er sich auch nicht um die Ausbildung der Seelenkräfte sorgen und so bald einem Polypen gleichen, der nichts zu tun hat, als nur die ihm entsprechenden Nährstoffe aus dem Wasser zu saugen.[5]

Beispiele der Trägheit sind die verschiedenen Raubtiere. Sie setzten sich erst dann in eine verderbensbringende Tätigkeit, wenn sie ein brennender Hunger antreibt; haben sie einen Fraß erbeutet und ihren Hunger gestillt, so begeben sie sich wieder in ihre Höhlen und ruhen da oft tagelang, besonders die Schlangen.[6]

Folgen

Nicht Müßigkeit bewirkt Seligkeit, sondern Tätigkeit. Ein Leben des Müßiggangs ist ein höchst trauriges Leben, das einen schon nach kurzer Zeit anwidert und anekelt, weil dadurch alle Freude erlahmt, und man gelähmt wird (Anm.: bis in den Tod), denn die Muße dient nur der Erholung, damit man dann umso freudiger zur Tätigkeit seines Lebens zurückkehren kann.[7] Nach getaner Arbeit ist eine mäßige Ruhe gut den Gliedern des Leibes, aber eine übermäßige schlechter als gar keine.[8]

Lasterhaftigkeit

Durch Trägheit wird der Leib zunehmend tot (Muskelabbau) und noch viel stärker ist dies bei der Seele der Fall, wenn sie in ihrer Tätigkeit nach dem Wort und Willen Gottes nachlässt. Wenn sich die Trägheit in der Seele ausbreitet, dann nistet sich bald das Laster ein.[9] Der Müßiggang ist der Weg und die breite Tür zu allen erdenklichen Lastern.[10]

Verbrecher

Räuber und Mörder sind eine Folge der Trägheit. Ähnlich den Raubtieren sind sie arbeitsscheu und lauern in ihren Räuberhöhlen. Sie werden erst dann aktiv, sobald eine fette Beute in Reichweite kommt, worauf sie dann rücksichtslos rauben und morden.[11]

Herrscherkaste und Materialismus

Wenn der Seele die Ruhe und Untätigkeit so gut gefällt, dann sucht sie Helfer und Diener, die für sie arbeiten. Dadurch wird sie bald wohlhabend und mächtig und fängt zu ihren Gunsten zu herrschen an und gibt Gesetze. So wird sie dann eine "feine Seele", die zur Tätigkeit keine Lust hat, und dies ist der Grund zur Verschlimmerung der Sitten ganzer Völker, die so zunehmend vom Geistigen ins Materielle gedrängt werden.[12]

Schon zu den Zeiten Samuels sind die Menschen träger und arbeitsscheuer geworden. Sie fingen an, sich vor gewissen Arbeiten zu schämen und ließen solche nur von angestellten Knechten und Mägden verrichten. Die reichen Besitzer ließen die anderen für sich arbeiten, woraus sich kleine Herrscher bildeten, die keine noch so kleine knechtliche Arbeit annehmen wollten.[13]

Schwächung

Eine übermäßige Ruhe stärkt nicht, sondern schwächt. Durch Tätigkeit und Übung und nicht durch müßig sein wird man stärker oder Meister einer Kunst.[14]

Tod

Die Frucht der Trägheit ist der Seelentod.[15]

Befreiung

In der Trägheit besteht das Erbübel, an dem alle Menschen leiden; nur ein wahrer Messias - Jesus Christus - der aus den Himmeln des vollsten Lebens und der höchsten Tätigkeit desselben kommt, kann davon auf ewig befreien. Er macht dies durch Lehre und Tat. Der Mensch wird aber nicht durch irgendein magisches Wunder erlöst, sondern nur wenn er die angegebenen Mittel genau und getreu anwendet.[16]

Wer von einem trägen Geist am tätigen Willenseifer gelähmt ist, der ist durch was immer für Zwangsmitteln nicht leicht zu allem Guten anzueifern, bis dieser Geist aus ihm entwichen ist. Derlei Geister können nur durch anhaltendes Beten entfernt werden. Damit sind aber nicht stundenlange Gebete gemeint, sondern dass im festen und lebendigen Glauben und Vertrauen mit dem Gebet an den Namen Gottes angehalten wird, in welchem allein jede Bitte sichere Gewährung finden kann und wird. (siehe Bittgebete)[17]

Siehe auch

Quellenverweise

  1. Jakob Lorber, Das Große Evangelium Johannes 1.220.11; Jakob Lorber, Das Große Evangelium Johannes 1.220.15-16; Jakob Lorber, Das Große Evangelium Johannes 5.204.8
  2. Jakob Lorber, Das Große Evangelium Johannes 5.204.6
  3. Jakob Lorber, Die Kindheitsgeschichte Jesu 297.12-16
  4. Jakob Lorber, Das Große Evangelium Johannes 2.212.4
  5. Jakob Lorber, Das Große Evangelium Johannes 10.20.4-5
  6. Jakob Lorber, Das Große Evangelium Johannes 1.220.17
  7. Emanuel Swedenborg, Himmel und Hölle 403; Jakob Lorber, Bischof Martin 34.20
  8. Jakob Lorber, Das Große Evangelium Johannes 1.220.20
  9. Jakob Lorber, Das Große Evangelium Johannes 1.220.14-15
  10. Jakob Lorber, Das Große Evangelium Johannes 1.220.19
  11. Jakob Lorber, Das Große Evangelium Johannes 1.220.18
  12. Jakob Lorber, Das Große Evangelium Johannes 5.204.7
  13. Jakob Lorber, Das Große Evangelium Johannes 6.76.2
  14. Jakob Lorber, Das Große Evangelium Johannes 1.221.1-5
  15. Jakob Lorber, Das Große Evangelium Johannes 5.204.9
  16. Jakob Lorber, Das Große Evangelium Johannes 5.204.8-10
  17. Jakob Lorber, Himmelsgaben 1.410418.1-5