Herrscher

Aus Prophetia
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König David, russische Ikone (18. Jhdt.)
Wo immer ein großes Geschäft betrieben wird, müssen Geschäftsleiter angestellt sein, die alles ordnen und leiten. Ohne solche Direktoren würde was immer für eine Arbeit entweder gar nicht oder nur höchst schlecht vonstatten gehen. Keine menschliche Gesellschaft kann ohne Leiter bestehen. Dasselbe gilt für Planeten, Tiere und die unbelebt erscheinende Natur.[1]

Wesen

Es gibt zwei Arten von Herrschaft: Die eine entspringt der Nächstenliebe, die andere der Selbstliebe. In ihrem Wesen sind sie einander völlig entgegengesetzt und unterscheiden sich wie der Himmel von der Hölle.[2]

Unwürdige, schlecht und unkluge Leiter einer Gesellschaft sind das, was ein schlechter Hirte seiner Herde ist: Sobald er den Wolf sieht, ergreift er zuerst die Flucht und überlässt die Schafe dem Wolf. Oder er wird selbst zu einem Wolf und zum Würger seiner Lämmer.[3]

Herrschaft aus Nächstenliebe

Wer aus Nächstenliebe herrscht, will allen Menschen wohl und liebt und freut nichts mehr als die Nutzwirkung, d.h. anderen zu dienen, wohlwollen und nützlich sein, handle es sich nun um die Kirche, das Vaterland, eine Gesellschaft oder einzelne Bürger. Ein solcher Mensch freut sich auch, wenn er über andere erhoben wird, jedoch nicht des Ranges, sondern des Nutzen wegen, den er dann im größeren Ausmaß und höherem Grad leisten kann. Solcherart ist die Herrschaft in den Himmeln, die Herrschaft des Herrn aus der göttlichen Liebe zum ganzen Menschengeschlecht. Sie ist vergleichbar der Beziehung eines guten Vaters zu seinen Kindern, der sie lehrt, wie sie leben sollen, ihnen Gutes tut und vom Seinen gibt, soviel er kann, und dem es niemals in den Sinn kommt, sich diese als Untertanen oder Dienstleute zu unterwerfen. [4]

Herrschaft aus Selbstliebe

Wer aus Selbstliebe herrscht, denkt nur an sein eigenes Wohl. Bei den Nutzwirkungen, die er vollbringt, geht es ihm nur um die eigene Ehre und Herrlichkeit, den einzigen Nutzen, den er kennt. Anderen ist er nur gefällig, damit man wiederum ihm gefällig sei, ihn ehre und er herrschen kann. Um Ämter bewirbt er sich nicht um des Guten willen, das er darin Vaterland, Kirche usw. erweisen soll, sondern um die mit der hervorragenden Stellung verbundene Ehre zu genießen.[5]

Die Herrschaft aus Selbstliebe fing an, als der Mensch sich vom Herrn entfernte. Aus Notwendigkeit, damit sie sicher seien, vereinigten sich nun die Völkerschaften mit den Herrschern und Häusern und stellten allerei Regierungsformen auf. In dem Maß, wie die Selbstliebe zunahm, nahm dann auch allerlei Böses zu, nämlich Feindschaft, Neid, Hass, Rache, Grausamkeit und List gegen alle, die sich widersetzten.[6]

Jede noch so geringe Vorsteherei (Anm.: eines Menschen aus sich selbst) erweckt im Gemüt des Vorstehers die satanische Herrschgier und wird dann bald zum Verderber der reinen Liebe und der lebensvollen Wahrheit aus ihr.[7]

Wer Anführer sein soll

Zu Anführern sollen jene gewählt werden, deren Herzen voller wahrer Demut sind; auf keinen Fall jemanden, der danach strebt und mehr und größer sein will als alle seine Brüder, anstatt der Geringste unter ihnen. Ebenso nicht jemand, der sich als allergeringst stellt, um erwählt zu werden.[8]

Wie geführt werden soll

Herrscher und Beamte sollen sich bemühen, Männer nach dem Herzen Gottes zu sein, im Geist und in der Wahrheit.[9]

Ein Volk, das Gott und seine Bestimmung erkennt, ist auch ein Volk voll Gehorsam und guten Willen. Tausende eines solchen Volkes können problemlos leichter regiert werden als zehn finstere Dummköpfe, die von Gott keine andere Vorstellung haben als jene eines "vielleicht" existierenden Tyrannen oder eines Wesens, das gleich einem Vampir seinem Gläubigen zuvor den letzten Blutstropfen aussaugt, bis es ihn, auf einer lichten Wolke ewig kniend und anbetend, endlich mit dem ewigen Leben beseligt.[10]

Weltherrschaft

Man soll nicht danach streben, je ein Herrscher auf Erden zu werden; denn wer über die Menschen herrschen soll, erhält von oben den Ruf dazu; es wird ihm in sein Herz gelegt werden, wie er seine Völker zu beherrschen hat. Stolze und hochmütige Menschen sollen von einem stolzesten und hochmütigsten König beherrscht werden, und gute und demütige werden auch solche Herrscher bekommen und unter ihrem Zepter glücklich und gut leben. Es hängt ganz von den Menschen ab, wie ihre Herrscher sein werden.[11]

Völker verhalten sich zu ihren Regenten wie Kinder zu ihren Eltern. Strenge und dabei weise Eltern werden auch gute, gehorsame und dienstfertige Kinder haben, die ihre Eltern lieben und ehren werden. Zu nachgiebige Eltern werden von ihren Kinder am Ende aus dem Haus vertreiben. Ein lauer Regent ist eine Pest für sein Volk; denn da vermodert des Volkes Geist, und aus den Menschen werden lauter Fressochsen und Lastesel. Ein lauer und nachlässiger Regent wird bald zu der stets traurigen Überzeugung gelangen, dass er sich durch zu große Nachgiebigkeit die Völker nicht hätte über den Kopf wachsen lassen sollen. Hingegen ein scharfer und sogar tyrannischer Regent macht das Volk lebendig, und es ist voll Tätigkeit, um nur in keine Strafe zu verfallen; und treibt es ein Tyrann zu toll, so wird das Volk sich endlich in Massen erheben und sich von seinem Peiniger befreien. In der Mitte zwischen dem zu nachgiebigen und dem tyrannischen Regent ruht die Weisheit, das Glück und dessen dauerhafte Festigkeit.[12] Es kann unter den Regenten wohl auch selbstsüchtige Tyrannen geben, die das Volk völlig aussaugen; aber auf einen Tyrannen kommt gewöhnlich wieder ein guter Regent, und das Volk erholt sich bald wieder. (nach Markus)[13]

Wie sehr auch die Herrschaft der Selbstliebe in den Gesellschaften oder in Reichen und Staaten waltet, so gibt es dennoch auch dort eine Herrschaft der Nächstenliebe, und zwar bei denen, die weise sind aus dem Glauben und der Liebe zu Gott, denn sie lieben den Nächsten.[14]

Jeder Herrscher, wenn noch so gerecht, kann auf der Welt unmöglich das Hohe seines Standes in den Staub der Demut herabziehen. Er muss sich wie ein Gott ehren und förmlich anbeten lassen, ansonsten er kein rechter Herrscher wäre.[15]

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Anmerkung: Hier ist wichtig zu beachten, dass ein Herrscher sich nur wie ein Gott ehren lassen muss, nicht etwa als ein Gott. Letzteres tun nur satanische Menschen. Mit sich wie ein Gott ehren lassen ist gemeint, dass er die Ehrungen, die mit seinem Stand verbunden sind, im Namen Gottes hinnehmen soll, ohne sich selbst darauf etwas einzubilden, weiß er doch, dass Gott allein nur alle Ehre gebührt.

Der wahre Glanz eines Regenten besteht nicht in Gold und Zeremonien, sondern vor allem in dessen Weisheit und Herzensgüte, einem gut verteilten und zweckmäßigen Wohlstand der Untertanen, in einer festen und guten Disziplin des Wehrstandes und in allerlei weisen Staatseinrichtungen, vor denen die ganze Welt einen tiefen Respekt bekommen muss. Ein stolzer Regent, der in goldenen Staatswagen umherfährt, während sein Volk verzweifelt und verschmachtet, verdient es, Volksvampir statt Regent genannt zu werden; an ihm wird sich die Armut in ihrem Todeskampf entsetzlich rächen, was schon öfters geschehen ist. (nach Paulus)[16]

Wenn die Regierung ihre Aufmerksamkeit hauptsächlich auf das geistige Wohl der ihr von Gott zur Leitung anvertrauten Völker richtet, und sich auch in naturmäßiger Hinsicht niemand über irgendeine drückende Not zu beklagen hat, besonders, wenn er einmal geistig in der Ordnung ist, dann kann sie ein Volk im Namen des Herrn weise und glücklich machen. In einem kleinen Land ist das ganz leicht möglich, in großen Reichen jedoch hat solch eine Volksleitung wohl mit großen Schwierigkeiten zu kämpfen. Glückliche kleine Staaten werden gewöhnlich zu einem Spiegel, in dem sich die großen beschauen, ob sie keinen Schmutz im Gesicht haben, und ob ihre Haare in Ordnung sind. (nach Mathael)[17]

Ursprung

Gott hat keine Weltherrscher als Seine Helfer nötig, um die Menschheit zu leiten. Daher findet sich auch bei jedem Volk ursprünglich eine rein theokratische Verfassung; d.h. die Menschen hatten keinen anderen Herrn über sich als Gott allein. Erst als sie mit dieser freien und liberalen Regierung Gottes unzufrieden wurden, da es ihnen zu gut ging, fingen sie an, sich gegenseitig übermäßig zu lieben (siehe: ungerechte Nächstenliebe) und den Beliebtesten zum Führer zu verlangen. Aus dem wurde in der Folge ein Herr, ein Gebieter, ein Patriarch, dann ein Fürst und schließlich ein König und ein Kaiser.[18]

Liebt ein Volk einen aus seiner Mitte wegen seiner Talente übermäßig, dann macht es ihn zum Herrscher über sich und wird dann von ihm oder seinen Nachkommen für diese Untugend gestraft. Herrscher sind zwar von Gott aus eingesetzt, weil es die Menschen selbst so wollen, aber nicht als Segen, sondern zum Gericht. 1Sam 8.7 [19]

Kaiser, Könige und Fürsten sind von Gott aus nie erwählt worden, sondern nur bestätigt zum Gericht für diejenigen Menschen, die zufolge ihres freien Willens solche Herrscher aus ihrer Mitte erwählt hatten und ihnen alle Gewalt über sich eingeräumt haben.[20]

Gott und die Weltherrscher

Gott allein ist Regent. Alle Menschen sind Brüder und Schwestern. Gott duldet die Regenten als ein Übel der Völker, die selbst übel und böse sind. Sie sind nicht Seine Liebe, sondern Sein gerechter Zorn. (nach Paulus)[21]

Die Macht der Weltherrscher ist aus Gott

Es besteht keine Macht als nur in Gott und durch Gott. Alles ist Gott untertan entweder (selten) bewusst oder (meistens) unbewusst. Herrscher stehen zu hoch, als dass sie aus sich sein könnten, was sie dem Volk sind. Gott gibt dem Menschen Macht, zu herrschen, und den Völkern den Willen, dass sie ihm gehorchen. Weltliche Oberhäupter, an die das Los von Millionen gebunden ist, wie Kaiser, Könige, Herzöge usw., hängen in ihrem Handeln nicht von ihnen selbst, sondern allzeit von Gott ab, der am besten sieht, wie alle Herzen des Volkes beschaffen sind, und daher weiß, wie der Sinn des rechtmäßigen Regenten beschaffen sein muss, damit er als ein dem Volk angemessener Leiter dasteht. Solche sind von Gott aus irdisch bemächtigt und haben keine andere Macht, als die ihm von Gott verliehene, entweder süß oder bitter, nach dem Bedürfnis der Menschen, die entweder gut oder böse sind.[22]

Es müssen wohl Herrscher und auch Feldherren sein, aber diese müssen von Gott dazu erwählt und berufen sein und für die Folge Abstämmlinge von altgesalbten Königen sein. Diese sind dann berufen. Wehe aber jedem andern, der seine arme Hütte verlässt und sich durch allerlei Mittel den Herrscherstab erringt. Für ihn wäre es besser, nie geboren worden zu sein.[23]

Die Qualität der Herrscher richtet Gott nach dem Lebensverhältnis des Volkes

Kein Herrscher ist etwas ohne den gerechten Willen Gottes, wobei der gute und sanfte ein Trost und der harte und habsüchtige eine gerechte Geißel in Gottes Hand ist. Es herrschen gute und harte Fürsten je nach dem Lebensverhältnis des Volkes. Wenn unter einem Volk alle Laster noch gang und gäbe sind, wie sollte ihm Gott uneigennützige Regenten geben, durch die alles noch schlimmer würde und die Menschen in aller Unzucht untergingen?[24] Wenn ein Volk unter friedvollen und gesegneten Jahren zu faul, geil und naturmäßig-sinnlich wird und sich einen Fleischhimmel schaffen möchte, kann das die gute, nur fürs geistige Wohl jedes Menschen besorgte Gottheit nicht dulden, weil dies zum Tod des Geistes führte. Wird ein Volk irdisch zu wohlhabend, so wird es stets sinnlicher, und braucht keinen Gott mehr, vergisst der wahren Gott ganz und macht dafür sich selbst, oder was sonst seinen Sinnen am meisten zusagt, zu einem Gott. Und so entsteht das Götzentum.[25]

Es hat sich schon oft gezeigt, dass gerade unter harten und tyrannisch schlechten Regenten das Volk im Allgemeinen besser, fügsamer und lenkbarer war als unter guten und sanften Regenten. Daher lässt Gott für arg gewordene Völker zumeist schlechte Regenten aufstellen, damit sie ihre Zuchtrute haben und sich bessern, wonach Gott ihnen dann stets wieder bessere Regenten gibt.[26] Will Gott ein Volk frei machen, so wird Er es tun, wenn sich das Volk zu Ihm gewendet hat. Aber einem stolzen und nur herrschsüchtigen Volk wird Gott die Freiheit noch lange nicht geben. Denn es ist besser, ein Knecht auf der Welt zu sein, als ein ewiger Sklave im Geiste.[27]

Rechenschaft und Verantwortung der Weltherrscher vor Gott

Ein weltliches Oberhaupt ist stets eine Zuchtrute in der Hand Gottes. Er zieht daher auch nie die Regenten zur Rechenschaft ob ihrer Handlungen. Er wird mit ihnen aber rechten, ob sie sich selbst die Macht angemaßt haben, oder ob sie Ihm darum die Ehre gaben.[28] Großes Wehe aber allen, welche die ihnen von Gott verliehene Macht und Seine große Geduld und Langmut missbrauchen zum Untergang ihrer Brüder. So sie Gott schlagen wird, dann werden sie für ewig geschlagen sein.[29]

Es ist nicht abzustreiten, dass es schlechte Regenten gibt, und Völker von ihnen verdorben werden. Es gibt allerdings auch Völker, die durch sich selbst schlecht werden. Gott züchtigt schlechte Regenten wegen ihrer schlechten Leitung der ihnen anvertrauten Völker, wofür die Weltgeschichte viele Beweise bietet.[30]

Rechenschaft Gottes vor dem Volk

Gott kann die absolut frei werden sollenden Geister mit Seiner Allmacht nicht richten, ansonsten es mit der Freiheit für ewig aus wäre; sie würden nur gerichtete Puppen und nie von der Gottheit ganz frei und unabhängig sich selbst bestimmende Geister, die in ihrer Vollendung selbst Götter werden sollen. Was die göttliche Weisheit betrifft, so verfügt diese eben solche Zustände über entartete Menschen, durch die sie wieder auf den Weg zum rechten Ziel gebracht werden können. Das ist zwar auch ein Gericht und eine gewisse Nötigung, aber nur den Außenmenschen berührend, damit der innere (geistige) desto eher und leichter erwache und seine wahre Bestimmung wieder ergreifen möge und könne.[31]

Verhalten gegenüber der Weltmacht

Da das Reich Gottes nicht von dieser Welt ist, soll man dem Kaiser geben, was sein ist, und Gott das, was Sein ist Mt 22.21 - nämlich das Herz in gehorsamer, reiner Demut.[32] Was der Mensch seinem Geist (Gott) schuldet, das geht das Staatsoberhaupt nichts an. Wenn dieses darin über seine Grenze Forderungen an die Menschen stellt, so wird es darin auch sein unvermeidliches Gericht finden. In diesem Fall soll man die geforderte Gebühr entrichten um des Kaisers willen, um ihn nicht zu ärgern. Aber im Herzen soll man sich nicht daran kehren, sondern Gott im Geist und in der Wahrheit geben, was Sein ist. So wird dann Gott ein sicheres Mittel treffen, den Kaiser so zu richten, wie er es ob seiner missbrauchten Gewalt an der Menschheit verdient hat.[33]

Die Menschen auf der Erde sind in ihrem irdisch-politischen Verband und in ihren staatlichen Verhältnissen frei und können sich diese einrichten, wie sie wollen. So sie eine Obrigkeit haben, dann sollen sie dieser gehorchen und eins sein mit ihr, dann werden Ruhe und Frieden haben. Sie sollen dem Regenten im Notfall bereitwillig mit ihrer Habe, ihrem Mut und Blut zur Hand stehen, so werden sie ein glückliches Volk sein und reich sein in allen Dingen auf Erden. (nach Petrus)[34] Man soll der weltlichen Obrigkeit in weltlichen Dingen gehorchen, ob die Obrigkeit nun gut oder böse (mild oder streng) ist; denn die Macht, die sie hat, ist ihr von oben gegeben. Dies hat schon der Apostel Paulus selbst unter der Regierung eines Tyrannen aller Tyrannen, dem Kaiser Nero, deutlich ausgesprochen. Röm 13.1 Gegen diese Macht hilft nur das Gebet und ein rechter Lebenswandel nach dem Wort Gottes, aber keine politischen Gewaltakte.[35] Dieser Text aus dem Römerbrief ist zwar an und für sich richtig, aber ein Beisatz ist weggelassen worden: Solange der Besitz des Geistes der Wahrheit aus dem Herrn den Obrigkeiten innewaltet. Wenn man erkennt, dass dies nicht mehr der Fall ist, dann ist es Zeit, solchen von der Höhe aus nicht mehr inspirierten Obrigkeiten den Rücken zu kehren. Wäre dies nicht der Fall, hätte der Herr (durch Paulus) auch allen Ernstes gesagt: Seid allen Teufeln untertänig und gehorsam! So einen krassen Unsinn, der mit der reinen Vernunft nicht im Einklang steht, braucht man nicht vom Herrn erwarten, sagt Er doch (ebenfalls durch Paulus), dass man alles prüfen und nur das Gute und Wahre behalten soll. 1.Thess 5.21 Der Text ist schlecht übersetzt, wenn es heißt "sei der Obrigkeit untertan, ob sie gut oder böse sei". Richtig heißt es statt gut oder böse: mild oder streng.[36] Die Ratschläge, der rechtmäßigen Obrigkeit zu gehorchen, wurden rein der notwendigsten Weltordnung der Menschen wegen geben, damit die vollste Hölle soviel als möglich von der Oberfläche der Erde hintangehalten werde.[37]

Keiner aus den einer kaiserlichen Gewalt Untergebenen soll sich unterfangen, in irgend etwas den Kaiser richten zu wollen, ob er gut oder böse handelt. Denn solches hat Sich Gott ganz allein vorbehalten. Alles aber, was jemand für den Kaiser tun kann aus gutem Herzen, das tue er und bete häufig für den auf eine hohe und harte Probe gestellten Bruder, so wird er im Vollmaß dem Kaiser geben, was er demselben schuldig ist, und in solcher allgemeinen Nächstenliebe auch sicher Gott, was Gottes ist. Was darunter oder was darüber – ist Sünde. Wer aus speichelleckerischen, eigennützigen Absichten unter patriotischem Deckmantel den Kaiser förmlich anbetet und mit ihm eine wahre Abgötterei treibt, der sündigt, indem er dem Kaiser gibt, was allein nur Gott dem Herrn gebührt. Wer aber dem Kaiser die geziemende Ehrfurcht versagt, ihm untreu dient und andere Pflichten, die der Kaiser von ihm fordert, durch allerlei Schleichwege vorenthält, der sündigt ebenfalls und gleicht einem Menschen, der gegen seinen Leib fortwährend mit ganz ernsten selbstmörderischen Ideen umgeht.[38] Ein Volk, das seinen Regenten verachtet und bei allen bitteren Vorkommnissen, die es aus höchsteigenem Verschulden treffen, die Schuld auf den Regenten schiebt, wird von einem Glück nicht mehr viel zu erzählen haben. Wo immer die Völker mit ihren Regenten zu hadern angefangen haben, bekamen bald dessen Feinde Gelegenheit zum Lachen. Gehorchen die Menschen der weltlichen Obrigkeit nicht, dann sind sie selbst schuld daran, wenn über sie böse Zeiten kommen. Der Herr lässt zwar solche Zeit nie als ein Gericht Seines Willens über die Menschen kommen, aber so die Menschen sich selbst solche Zeiten bereiten, dann tritt Er nicht hindernd entgegen, sondern lässt die Menschen dieselben Früchte ernten, die sie ausgesät haben.(nach Petrus)[39]

Jeder soll dem rechtmäßigen Kaiser oder König gehorchen, denn der Ungehorsame ist nicht dem Herrscher, sondern Gott Selbst ungehorsam und wird Seiner Rute nicht entgehen. Aufwieglern droht daher nicht nur der zeitliche, sondern auch der ewige Tod. Wer in der Liebe zu Gott und der daraus fließenden Gnade lebt, wird nicht unter den scharfen Hieben der Geißel Gottes bluten, sondern wie eine Eiche unter dem Sturmwind stark (im Glauben und im Geiste) werden. Die reinen Wiedergeborenen werden sogar eine große Wonne in den großen Ausflüssen der Liebe Gottes finden.[40] Wer aber den Weg des Geistes gehen will, den wird Gott so lange unter jeder Regierung zu schützen wissen, solange er sich nicht irgendeine Herrschaft öffentlich anmaßen wird. Tut er das ohne den ausdrücklichen Befehl Gottes, so muss er sich auch gefallen lassen, von der Welt gezüchtigt zu werden.[41]

Gott als Herr

siehe Gott als Herr, Theokratie und Der nur eine wahre Meister

Jenseits

Nach dem Leibestod wird der Mensch, der auf Erden z.B. ein Kaiser war, gleich einem seiner geringsten Untertanen. Er kann aber im Reich Gottes wieder etwas werden durch die Demut und große Liebe vor allem zu Gott dem Herrn und dann zu allen Brüdern und Schwestern. Wer aber auf dem beharrt, was er auf Erden war, bringt über sich den wirklichen Tod und die Wirkung des Todes. (nach Paulus)[42]

Bei jedem Geist besteht die Liebe zum Herrschen auch nach seinem Leben in der Welt fort. Allen, die aus Nächstenliebe geherrscht haben, wird auch im Himmel eine Herrschaft anvertraut, doch in Wirklichkeit regieren dann nicht sie, sondern die von ihnen geliebten Nutzwirkungen, und durch diese herrscht in Wirklichkeit der Herr. Wer jedoch in der Welt aus Selbstliebe geherrscht hat, wird im anderen Leben zum verachteten Sklaven der Hölle.[43]

Bösartige Herrscher, deren Herzen härter als Diamanten sind, die sich als eigentliche Gottheit anbeten ließen und die Menschen versklavten, verfallen der untersten Hölle. Selbst durch eine zweite Fleischwerdung (Reinkarnation) sind bei dergleichen Menschen keine außerordentlichen Erfolge zu erwarten.[44]

Wer in der Welt notwendig den höchsten Gipfel der menschlichen Würde und Größe eingenommen hat, vermag nicht so leicht in die Tiefe der Demut hinabzusteigen wie jemand, der nur eine sehr geringe Stellung einnahm. Daher müssen selbst gute Herrscher Hunderte von Jahren warten, bis sie für das Reich Gottes tauglich werden, denn dieses kann nur von denen in Besitz genommen werden, die sich bis in die letzte und kleinste Lebensfiber herab gedemütigt haben. Obwohl z.B. David ein König ganz nach dem Herzen Gottes war, musste er in der Geisterwelt mehrere Jahrhunderte warten, bis zu Ihm die volle Erlösung kam.[45]

Siehe auch

Quellenverweise

  1. Jakob Lorber, Die Erde 39.1; Jakob Lorber, Robert Blum 1.18.6-7; Jakob Lorber, Robert Blum 1.19; Jakob Lorber, Robert Blum 1.20; Jakob Lorber, Robert Blum 1.22.2
  2. Emanuel Swedenborg, Himmel und Hölle 564; Emanuel Swedenborg, Die Erdkörper im Weltall und ihre Bewohner 174
  3. Jakob Lorber, Das Große Evangelium Johannes 2.150.5
  4. Emanuel Swedenborg, Himmel und Hölle 564; Emanuel Swedenborg, Die Erdkörper im Weltall und ihre Bewohner 174
  5. Emanuel Swedenborg, Himmel und Hölle 564
  6. Emanuel Swedenborg, Die Erdkörper im Weltall und ihre Bewohner 174
  7. Jakob Lorber, Das Große Evangelium Johannes 10.134.6
  8. Jakob Lorber, Die Haushaltung Gottes 2.12.20-21
  9. Jakob Lorber, Himmelsgaben 2.470530b.10
  10. Jakob Lorber, Himmelsgaben 1.410228.6; Jakob Lorber, Die zwölf Stunden 1.9-10
  11. Jakob Lorber, Das Große Evangelium Johannes 7.177.17
  12. Jakob Lorber, Das Große Evangelium Johannes 1.221.20; Jakob Lorber, Das Große Evangelium Johannes 2.55.4-8
  13. Jakob Lorber, Das Große Evangelium Johannes 3.116.12
  14. Emanuel Swedenborg, Die Erdkörper im Weltall und ihre Bewohner 174
  15. Jakob Lorber, Robert Blum 2.211.6
  16. Jakob Lorber, Robert Blum 2.214.7-11
  17. Jakob Lorber, Das Große Evangelium Johannes 3.121.8-10
  18. Jakob Lorber, Die geistige Sonne 2.103.8-11; Jakob Lorber, Robert Blum 2.195.9-10
  19. Jakob Lorber, Die geistige Sonne 2.103.5-7; Jakob Lorber, Robert Blum 2.195.9-10
  20. Jakob Lorber, Die geistige Sonne 2.103.11; Jakob Lorber, Robert Blum 2.195.9-10
  21. Jakob Lorber, Robert Blum 2.215.5-6
  22. Jakob Lorber, Himmelsgaben 3.400815.3; Jakob Lorber, Himmelsgaben 2.470523.11-12; Jakob Lorber, Himmelsgaben 3.480521.4-5; Jakob Lorber, Robert Blum 2.213.1
  23. Jakob Lorber, Das Große Evangelium Johannes 2.9.10
  24. Jakob Lorber, Himmelsgaben 3.400815.2-3; Jakob Lorber, Himmelsgaben 3.480521.5
  25. Jakob Lorber, Robert Blum 1.25.1-3
  26. Jakob Lorber, Robert Blum 1.24.12
  27. Jakob Lorber, Himmelsgaben 2.431007.5-6
  28. Jakob Lorber, Himmelsgaben 2.470523.11-12; Jakob Lorber, Himmelsgaben 3.480521.5
  29. Jakob Lorber, Himmelsgaben 3.481118b.10
  30. Jakob Lorber, Robert Blum 1.24.4; Jakob Lorber, Robert Blum 1.24.10-11
  31. Jakob Lorber, Robert Blum 1.25.4-5
  32. Jakob Lorber, Himmelsgaben 3.400815.4
  33. Jakob Lorber, Himmelsgaben 2.470523.13-14; Jakob Lorber, Robert Blum 1.17.3
  34. Jakob Lorber, Robert Blum 2.289.7
  35. Jakob Lorber, Das Große Evangelium Johannes 7.177.17; Jakob Lorber, Robert Blum 1.1.9; Jakob Lorber, Robert Blum 1.17.3; Jakob Lorber, Himmelsgaben 2.431007.3
  36. Jakob Lorber, Himmelsgaben 3.640317b.1-4; Jakob Lorber, Robert Blum 1.17.3
  37. Jakob Lorber, Robert Blum 1.18.6; Jakob Lorber, Robert Blum 1.22.9-11
  38. Jakob Lorber, Himmelsgaben 2.470523.15-17
  39. Jakob Lorber, Robert Blum 2.289.7-8
  40. Jakob Lorber, Himmelsgaben 3.400815.2-3; Jakob Lorber, Himmelsgaben 3.480521.5
  41. Jakob Lorber, Himmelsgaben 2.431007.6
  42. Jakob Lorber, Robert Blum 2.213.3
  43. Emanuel Swedenborg, Himmel und Hölle 564
  44. Jakob Lorber, Die Erde 82.19-21
  45. Jakob Lorber, Robert Blum 2.211.6-8