Piras Zachäus

Aus Prophetia
Wechseln zu: Navigation, Suche

Piras Zachäus war ein Lehrer in Nazareth, der auf seine Weisheit viel hielt und Jesus aus Ruhmsucht in seine Schule bringen wollte.[1]

Geschichte

Piras Zachäus hatte vom Jesuskind schon manches vernommen und Es heimlich ausgeforscht. Er hielt Jesus für sehr talentiert und beabsichtigte, Ihn in seine Schule zu bringen, um diese durch die raschen Fortschritte von Jesus auszuzeichnen. Also sprach er Joseph darauf an, der ihn aufforderte, zuerst vor mehreren Zeugen einen kleinen Versuch zu machen. Piras Zachäus solle Jesus alle Buchstaben nennen und sie Ihm deutlich erklären, dann solle er Ihn abfragen, damit er aus dem, was Sich Jesus von seiner Erklärung gemerkt haben wird, sicher beurteilen wird können, wie Sein Talent beschaffen ist.[2]

Also sagte der Lehrer dem Knaben die Buchstaben von Alpha bis Omega deutlich vor und erklärte auch die Zeichen so gut er konnte. Jesus aber schaute den Lehrer groß an und sagte zu ihm: "O du Heuchler von einem Lehrer! – Wie willst du das Beta die Schüler lehren, der du das Alpha noch nie nach seiner Bedeutung erkannt hast?! Erkläre Mir der wahren Weisheit gemäß das Alpha, und Ich will dir dann glauben, was du sagen wirst über das Beta! Damit du aber nun erfahrest, dass Ich nicht nötig habe, von dir die Buchstaben und ihren Bau und ihre Bedeutung zu erlernen, so will Ich dir's erklären und zeigen der Buchstaben wahre Bedeutung!" Hier fing der kleine Jesus dem verdutzten Lehrer das ganze Alphabet zu erklären an und fragte fleißig daneben, ob er es begriffen habe. Jede Antwort des Lehrers aber fiel so dumm und unvollständig aus, dass alle Anwesenden darüber in lautes Lachen ausbrachen.[3]

Da der Lehrer solche erstaunliche Weisheit in dem Kind entdeckte, und wie er da zuschanden geworden war, gestand er vor den Anwesenden, ganz verwirrt geworden zu sein und über sich selbst Schande, Spott und Schaden gebracht zu haben, indem er dieses Kind in seine Schule bringen wollte. Joseph solle den Knaben von ihm wegbringen, denn er könne Seinen Anblick und das Durchbohrende Seiner Rede nicht mehr ertragen, denn Er müsse bei Seiner Weisheit Feuer und Wasser zu bändigen verstehen und wäre sicher kein Erdgeborener, sondern ein Gott oder ein Engel. Alle Anwesenden fingen darauf an, den Lehrer zu trösten, denn sie bedauerten ihn seiner großen Not wegen.[4]

Als Jesus solchen Jammer von Piras Zachäus vernommen hatte, da lächelte Er und sprach: "Nun sollen deine Torheiten die Früchte tragen, und es sollen sehend werden, die eines blinden Herzens waren! Und so höre denn, du Tor, der du den Dumas wie einen Dorn in deinem Auge trägst! Siehe, Ich bin von oben herab, auf dass Ich die Menschen nach der Welt in ihnen verfluche; aber darnach nach dem rufe, was oben ist, nach dem Auftrage Dessen, der in Mir ist über Mich und euch, der Mich gesandt hat darum aus Sich in Mir, auf dass ihr erlöset würdet!" Nach dieser Rede Jesus wurden alle Kranken in der ganzen Gegend gesund, und auch alle wurden erlöst, deren Weltliches des kleinen Jesus Fluch dann und wann getroffen hatte, bis auf den verdorrten Knaben Joras, denn dieser musste seines Vaters wegen die drei vorbestimmten Jahre unter dem Fluch des Jesuskindes zubringen.[5]

Piras Zachäus ging mit Joseph hinaus ins Freie und bat ihn um Aufklärung über das Kind. Joseph erwiderte, er würde in vielen Tagen nicht fertig werden, wollte er von der Natur seines Knaben reden, außerdem gestatte ihm das Kind auch nicht, dies nach Belieben zu tun. Da fasste der Lehrer Mut und Liebe zum Kind und fragte Jesus Selbst. Dieser sagte: "Weißt du, gelehrter Mann, wo oben und wo unten ist? Denn siehe, die Erde ist rund wie eine Kugel, und ringsum wohnen Menschen und Geschöpfe! Die welchen wohnen da unten, und die welchen oben? Und die Erde dreht sich täglich um ihre Mitte, und du wirst täglich bei viertausend Meilen herumgetragen, – sage, wann bist du oben und wann unten?" Hier wusste der Lehrer nicht, was er da sagen solle. Da lachte Jesus über das dumme Gesicht des Piras Zachäus und sagte zu ihm: "O du Gelehrter! Was willst du denn lehren dann, so du nicht weißt, dass nur das Licht da den Ausschlag gibt!? Wo Licht – da ist oben; wo aber Nacht – da ist unten! Bei dir ist aber auch noch Nacht, daher bist du unten. Ich aber bin allzeit zu oberst des Lichtes gewesen; daher wirst du Meine Lichtnatur in deiner Nacht wohl ebenso wenig fassen können, als wie wenig uns unsere Gegenfüßler, die jetzt Nacht haben, jetzt sehen können!" Darauf lief das Kind davon und Joseph ließ den Lehrer im Garten, da dieser allein nachzudenken wünschte.[6]

Eine volle Stunde dachte Piras Zachäus über die Worte des Kindes nach. Er vermutete wohl den Messias, der aber doch ein Feind der Römer und nicht deren Freund sein müsste. So fand er zu keinem Schluss, was dieser Knabe sein solle. Schließlich dachte er darüber nach, den Knaben den Hohepriestern anzuzeigen, da ihm dies wohl große Vorteile brächte. Hier kam Jesus mit Jakob in den Garten und sagte zu dem Lehrer: "Piras Zachäus! – Lasse du dir die Lust vergehen, Mich vor der Zeit den Hohenpriestern zu offenbaren; denn da solle dich beim dritten Schritte schon der Tod ereilen! Meine Macht hast du erprobt; daher lasse dir das zu einer guten Mahnrede sein! Was aber du über einen Messias für die Heiden geredet hast mit dir selbst, das solle einen Grund haben! Denn also solle es auch werden: ein Licht den Heiden und ein Gericht den Juden und allen Kindern Israels!"[7]

Hier wurde der Lehrer ärgerlich und sprach: "Wenn so, da gehe von uns und ziehe zu den Heiden!" Jesus aber sprach: "Ich bin ein Herr und tue, was Ich will; und du bist nicht einer, der da was zu schaffen hätte! Daher schweige du und ziehe von hier, sonst wirst du Mich noch nötigen, dich zu schlagen!" Da floh Piras Zachäus schnell davon in die Stadt und Joseph war dadurch den lästigen Gast los.[8]

Siehe auch

Quellenverweise

  1. Jakob Lorber, Die Kindheitsgeschichte Jesu 287.1-6
  2. Jakob Lorber, Die Kindheitsgeschichte Jesu 287.1-17
  3. Jakob Lorber, Die Kindheitsgeschichte Jesu 287.18-24
  4. Jakob Lorber, Die Kindheitsgeschichte Jesu 287.25-32
  5. Jakob Lorber, Die Kindheitsgeschichte Jesu 288.1-9
  6. Jakob Lorber, Die Kindheitsgeschichte Jesu 288.10-28
  7. Jakob Lorber, Die Kindheitsgeschichte Jesu 289.1-24
  8. Jakob Lorber, Die Kindheitsgeschichte Jesu 289.25-29