Predigen

Aus Prophetia
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Dieser Artikel behandelt das Predigen und Prediger im Allgemeinen.
  • Für das Buch Prediger siehe Kohelet.
  • Für das Verkünden des Evangeliums siehe Evangelium.

Predigender Petrus (15. Jhdt)

Wesen

Indem man Unwissende aus Liebe zu Gott und den Nächsten belehrt und sie zum wahren Glauben, zur rechten Gotteserkenntnis und zu allerlei nützlicher Tugend beredet, betet man mit den Lippen ein Gott höchst wohlgefälliges Gebet.[1]

Predigen ist besser als lesen, da es besser eindringt als etwas Gelesenes und hernach auch eher haften bleibt.[2] (Anm.: Dies ist im Allgemeinen der Fall. Es gibt aber auch etliche Menschen, die Gelesenes leichter oder besser aufnehmen als Gehörtes.)

Allgemeines Predigen

Wenn jemand demütigen Herzens ist und um des Namen Gottes Willen redet, und zwar nicht aus was immer für zeitlichem Beweggrund oder eigennützigem Interesse, sondern allein aus Liebe zu Gott und daraus zum Nächsten, dann wird jeder Laut von seinen Lippen aus Gott sein. Hingegen wer im Namen Gottes redet, dabei aber sein Auge über das des Bruders erhebt und dessen Herz habsüchtig ist, der ist gleich einer Giftstaude, die das Licht und die Wärme Gottes in Verderbliches und Tödliches statt Erbauliches und Belebendes verkehrt.[3]

Jeder Mensch, der die Wahrheit des Lebens für sich erkannt hat, kann und soll diese auch seinen Mitmenschen mitteilen, und es wird dadurch leicht und bald lebenshell unter den Menschen werden.[4] Wer Gott zu verherrlichen sucht im Herzen seines Bruders, seiner Schwester und umso mehr seiner Frau, der Kinder und ihretwegen, der wird nie zuschanden werden.[5]

Für den Geist gibt es kein Wort als allein nur das Wort des Vaters, wie es kein Leben gibt denn allein nur das Leben des Vaters. Wer aus Gott lebt, der redet auch aus Gott; und so mag jeder, der aus Gott lebt, auch aus Gott Worte Gottes, Worte des Lebens verkünden. Wer sich aber erhebt und sagt, er habe auf eigenem Grund gesammelt, der ist ein Lügner gleich dem alten Drachen, der die große Erbarmung des Vaters sich zu eigen macht und behauptet, er sei ein Herr des Herrn und könne ihn schlagen. Dem reinen Geist ist es leicht möglich, zu reden und zu handeln in aller Kraft und Macht des Vaters. (nach Abel)[6]

Berufenes Predigen

Ein Mensch soll sich nicht eher hinauswagen, als bis er die Taufe des Geistes, die Kraft aus der Höhe (die Bestellung oder Ermächtigung durch den Herrn), empfangen hat. Denn ohne diese gleicht der wiedergeborene Geist einem schwachen Kind, das zwar in jeder Hinsicht rein wie ein Engel ist, aber Mangel hat an der wirkenden Kraft und an der dazu erforderlichen freien Einsicht.[7]

Jeder kann beliebig reden und handeln zur Ehre Gottes; aber zu predigen in Seinem Namen vermag nur der, dem es von oben gegeben wurde. (nach Henoch)[8]

Wer nicht zuvor völlig Gottes wird, ehe er wirkend (missionierend) kehrt zur Welt, den verführt die Welt und verschlingt bald und leicht sein Herz und seine Seele; wer aber zuvor ganz Gottes geworden ist, dem kann die Welt nichts mehr anhaben; denn er hat um sich einen festen Damm und für sich eine Burg erbaut, die von den Pforten der Hölle nicht überwunden werden kann.[9]

Verhalten und Richtlinien

Liebe, Sanftmut, Geduld

Den Ernst oder Eifer soll man nur gegen sich selbst wenden, gegen die Mitmenschen (im Allgemeinen) nur Liebe, Sanftmut und Geduld.[10]

Keiner dränge dem anderen eine Lehre auf, als wäre er dazu berufen wie der Hund zum Bellen. Wenn aber jemanden der Vater berufen hat, der tue es, aber in der größten Liebe und Demut, denn erst dadurch wird er zeugen, dass seine Lehre wahrhaft aus Gott ist. Wer predigt, sei geringer als alle seine Brüder, damit wird er zeugen, dass er wahrhaft ein Diener der Liebe ist. Wer das Wort des Herrn aus dem Mund eines Bruders vernimmt, der danke dem Herrn für die große Gnade; der Prediger aber bedenke bei sich, dass er der Allerunwürdigste ist, und halte jeden seiner Brüder für besser als sich, so wird er sein Herz vor dem Hochmut bewahren. (nach Henoch)[11]

Gott ist jener angenehmer, der sein Herz zu Ihm erhebt, als einer, der durch seine Feuerreden Ihm Tausende zugewendet hat, bei dem aber kein Feuer der Liebe lodert, sondern allein kalte Weisheit.[12] Wer die Liebe predigt, der redet als Bruder aus dem Herzen der ewigen Liebe und sein Wort ist gleich einer aufgehenden Sonne, deren Licht die Nebel verscheucht aus den dunklen Furchen der Erde. Wer aber aus seiner ihm verliehenen Weisheit predigt, dessen Lehre ist gleich dem Licht der Mittagssonne, das nicht mehr erwärmt, sondern gewaltig und unerträglich brennt und vor dem man sich in den dichtesten Schatten flüchtet (nach Seth und Enos).[13]

Nicht als Richter auftreten

Man soll nicht als erzürnter Richter oder wütender Schreihals auftreten, sondern liebevoll und freundschaftlich als wahrhaft weiser Lehrer und Freund der Unwissenden, weil dann werden sie sich schon lenken lassen;[14] wenn man den Menschen aber ihre Fehler vorhält, sie also richtet, dann bringt man sie nur gegen sich auf, anstatt sie zu bessern.[15]

Keine Donnerwetterpredigten

Man soll keine Predigten halten, in denen man die armselige Zuhörerschaft in die Hölle hinunter verflucht, die man auf eine Weise beschreibt, dass sogar der Satan davor seinen Respekt hat. Solche Lehren in ein kindliches Gemüt hineingeschlagen, müssen die seltsamsten Wirkungen hervorbringen. Da die Sache keinen Grund hat, und somit auch nirgends einen Grund finden kann, verschläft oder überhört der Großteil der Zuhörer eine solche höllische Donnerwetterpredigt, und der Rest merkt sich bloß das Amen.[16]

Zwangsmittel sind tabu

Der Satan bedient sich der äußeren Zwangsmittel, um den bösen Aberglauben aufrechtzuerhalten. Der böse Aberglaube hat sich noch allzeit mit Feuer, Schwert und Blutvergießen den Weg und Eingang in die Welt verschafft. Auch die verunreinigte Lehre Jesu wurde mit solchen Mitteln gepredigt - zum großen Übel der Menschheit. Wenn sich das reinste Wort Gottes auch auf demselben Weg wie der böse Aberglaube Eingang verschaffen sollte, kann es kein Mensch von nur einigem Geiste als ein Friedenswort Gottes aus den Himmeln anerkennen. Die Menschheit wird schon genug vom Satan geplagt. (nach Engeln)[17]

Wer nur die Mächtigen gewinnt, damit diese dann den geistig und irdisch Armen die Friedensbotschaft aus den Himmeln mit Rute und Schwert verkünden, der gleicht einem Teufel. (nach Mathael)[18]

Unterschiede berücksichtigen

Die Menschen sind dem Wesen und Charakter nach verschieden und können daher nicht alle auf ein und dieselbe Art belehrt und fürs Licht und Leben geweckt werden. Dies gilt auch gegenüber ganzer Gemeinden und Völker.[19]

Wer alle gewinnen will, der muss auch mit allen alles sein. Er muss weinen mit den Weinenden, scherzen mit den Scherzenden, lachen mit den Lachenden, fröhlich sein mit den Fröhlichen, traurig sein mit den Trauernden, leidend mit den Leidenden, gesund mit den Gesunden, krank mit den Kranken, stark mit den Starken, schwach mit den Schwachen, ein Narr mit den Narren, ein Gelehrter mit den Gelehrten. Ein jeder ist nur in seiner Schwäche, die sein Joch, sein Netz und seine Schanze ist, zu fangen.[20]

Besser viel und gut handeln als reden

Besser viel und gut handeln, als viel und gut reden, da den meisten Menschen zur wahrhaft guten Rede die rechte Weisheit mangelt, sie hochmütig werden und durch unnötige Redelust allerlei falsche Lehren verbreiten und so sich und anderen schaden statt zu nützen.[21]

Sich nicht selbst eine Ordnung oder Kirche schaffen

Man soll sich nicht in tiefste Geheimnisse einkleiden und behaupten von Gott berufen zu sein, die Menschen zu richten, zu segnen oder zu verfluchen, d.h. anstatt den geoffenbarten Willen Gottes zu tun, der den Menschen eine vollkommen freie Kirche verschafft, die keine andere Einfriedung benötigt als bei jedem Menschen für sich das eigene Herz, in dem der Geist und die Wahrheit wohnt, wo Gott von den wahren Verehrern allein erkannt und angebetet sein will, sich selbst eine Ordnung und Kirche schaffen, die dann logischerweise schlechte und verkehrte Früchte bringt.[22]

Man soll sich nicht auch nur im Geringsten besser vorkommen als andere, weil einem Gott Seinen Geist zuerst mitteilte, und sich auch kein festes Amt machen, denn nur Einer ist aller Herr, alle anderen aber sind ganz gleich Geschwister. Mt 23.8 [23]

Man soll keine Regel aufstellen und auch nicht gewisse Tage und Zeiten für besser oder schlechter halten, oder dass Gott nur gewisse Tage gesetzt hätte, an denen Er Gebete erhört und Opfer annimmt; bei Gott sind alle Tage gleich und der beste unter vielen ist der, an dem dem Nächsten Gutes erwiesen wurde, dies allein ist der Gott wohlgefällige Sabbat (oder Sonntag).[24]

Wenn ein Gotteshaus erbauen, dann Krankenhäuser und Versorgungshäuser für die Armen und dort wahrhaftigen Gottesdienst (=Dienst für den Nächsten) verrichten.[25]

Verfolgung und Ablehnung

Man soll keine Furcht vor den Weltmenschen haben, da sie nur den Leib töten, aber der Seele sonst nichts anhaben können. Wo mit Liebe und Weisheit mit den zu verfinsterten Menschen nichts auszurichten ist, da soll man weiterziehen.[26]

Falsche Prediger

Falsche Prediger sind beispielsweise jene, die von ihrer Kirche in die Welt hinaus geschickt werden, um die Macht ihrer Kirche zu vergrößern, Geschäfte zu machen und wohlhabend zu werden. Sie glauben für sich das was sie anderen Menschen mit glühendsten Zungen lehren nicht im Geringsten. Auch durch ein Martyrium und obwohl sich aufgrund ihrer Predigten viele Heiden zum Christentum bekehren können, erwartet sie im Jenseits keine Belohnung, sondern eine harte Bestrafung.[27]

Es gab (und gibt) Mönche, die aus Verlangen, die Völker zu bekehren, auf unserer Erde umhergewandert sind, nicht um zu lehren, sondern um zu gewinnen und zu herrschen, indem sie auf verschiedene Weise erst die Gemüter einnehmen, um sie dann als Sklaven zu unterwerfen.[28]

Siehe auch

Quellenverweise

  1. Jakob Lorber, Das Große Evangelium Johannes 2.11.3; Jakob Lorber, Das Große Evangelium Johannes 2.111.7
  2. Jakob Lorber, Himmelsgaben 3.440825a.3
  3. Jakob Lorber, Die Haushaltung Gottes 1.118.15
  4. Jakob Lorber, Das Große Evangelium Johannes 8.172.3
  5. Jakob Lorber, Himmelsgaben 1.400706.3
  6. Jakob Lorber, Die Haushaltung Gottes 3.9.17-20
  7. Jakob Lorber, Schrifttexterklärungen 30.8
  8. Jakob Lorber, Die Haushaltung Gottes 1.41.17
  9. Jakob Lorber, Das Große Evangelium Johannes 8.125.12
  10. Jakob Lorber, Das Große Evangelium Johannes 9.148.9
  11. Jakob Lorber, Die Haushaltung Gottes 1.83.15-19
  12. Jakob Lorber, Die Haushaltung Gottes 1.143.13
  13. Jakob Lorber, Die Haushaltung Gottes 1.41.15
  14. Jakob Lorber, Das Große Evangelium Johannes 1.202.2; Jakob Lorber, Das Große Evangelium Johannes 4.39.5-10
  15. Jakob Lorber, Das Große Evangelium Johannes 6.161.2
  16. Jakob Lorber, Die Erde 57.14-15
  17. Jakob Lorber, Das Große Evangelium Johannes 2.59.4-7
  18. Jakob Lorber, Das Große Evangelium Johannes 3.108.8-9
  19. Jakob Lorber, Das Große Evangelium Johannes 6.152.11-12; Jakob Lorber, Robert Blum 2.153.5
  20. Jakob Lorber, Himmelsgaben 2.440623.23
  21. Jakob Lorber, Das Große Evangelium Johannes 4.30.8
  22. Jakob Lorber, Das Große Evangelium Johannes 1.202.6-8
  23. Jakob Lorber, Das Große Evangelium Johannes 1.202.9
  24. Jakob Lorber, Das Große Evangelium Johannes 1.202.10-11
  25. Jakob Lorber, Das Große Evangelium Johannes 1.202.12
  26. Jakob Lorber, Das Große Evangelium Johannes 9.148.10-11
  27. Jakob Lorber, Bischof Martin 58.2-4
  28. Emanuel Swedenborg, Die Erdkörper im Weltall und ihre Bewohner 169