Prophet

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Der Prophet Samuel als Kind (Joshua Reynolds)
Ein Prophet ist ein einfacher, natürlicher Mensch mit allerlei Schwächen behaftet, der aber ein verständiges Herz hat, in dem weder Zorn noch Rache, noch Missgunst, noch Stolz, noch Ehebruch und Lust feste Wurzeln schlagen können. Der göttliche Geist reinigt dessen Herz von den Schlacken der Welt und wenn das Herz gereinigt ist, denn gießt der göttliche Geist ein Licht aus den Himmeln hinein. Dieses Licht, das der Prophet leicht erkennt, spricht sich in klar vernehmbaren Worten aus, die der Prophet mit dem Mund laut nachspricht. Das Prophetenwort ist ebenso gut reines Gotteswort, als hätte Gott Selbst unmittelbar aus Seinem Mund zu den Menschen geredet.[1] Die meisten kleinen Propheten befanden sich im Zustand der anbrechenden dritten Stufe der Hellsicht, die großen Propheten im vollkommenen Zustand dieser Stufe.[2]

Es gibt auch falsche Propheten, und wird sie auch immer geben; allein das macht die Sache der Echtheit eines vom Himmel erweckten Propheten entweder gar keinen oder einen nur höchst geringen Eintrag, da der echte Prophet den Lügner nur zu bald vor der Welt enthüllen wird, und derselbe der Züchtigung vom Himmel nimmer entgehen wird.[3]

Unter den Propheten werden im inneren Sinn des Wortes diejenigen verstanden, welche das Wahre lehren, und durch dasselbe zum Guten führen[4] Durch den Propheten wird auch die Lehre der Kirche aus dem Wort, und Ähnliches durch die Weissagung bezeichnet. Dies deswegen, weil das Wort durch Propheten geschrieben wurde, und im Himmel die Person nach ihrem Amt und Geschäft betrachtet wird. Wer daher im Wort ein Prophet genannt ist, so wird, weil sein Geschäft war, das Wort zu schreiben und zu lehren, das Wort in Ansehung der Lehre oder die Lehre aus dem Wort verstanden. Daher heißt auch der Herr, der das Wort Selbst ist, ein Prophet. An Stellen wie Jer 5.13, Jer 8.10, Jer 18.18, Jer 23.15-16, Jes 28.7, Mich 3.6 wird unter den Propheten und Priestern die ganze Kirche verstanden.[5]

Wesen

Unter einem Propheten wird nie dessen Person und Wesenheit, sondern allein Gott im Wort verstanden. Zwar ist auch das Wort selbst an und für sich nicht Gottes eigentliche Wesenheit, so ist es aber doch der den Menschen geoffenbarte Wille aus Gott, dargestellt zur Beschauung entweder durch Worte aus dem Mund eines von Ihm dazu berufenen Menschen oder durch Zeichen, die er entweder selbst aufzeichnet oder von jemand anderem aufzeichnen lässt.[6]

Es gab große und kleine Propheten bei den Juden, und wenn sie redeten, so redeten sie aus Gott und Gott rechtete und redete aus ihnen stets in der ersten Person, siehe z.B. Jes 51.15-16. Auch wenn der Prophet so redet, als wäre er selbst der Herr, so ist er es dennoch nicht, sondern der Geist des Herrn redet nur durch den Mund des Propheten. (nach Joseph)[7] Der Herr nennt Johannes den Täufer den größten aller Propheten.[8]

Die Propheten werden Knechte Gottes genannt, siehe Jer 25.4, Amos 3.7, Dan 9.10, Mal 3.22. Die Ursache ist, dass im geistigen Sinn unter dem Propheten das Wahre der Lehre verstanden wird.[9] Die Propheten werden Heilige genannt, weil sie die Wahrheiten der Lehre bezeichnen.[10]

Alle Propheten sind des geistigen Menschen wegen, um den allein sich alles handelt, von Gott in diese Welt gekommen, so wie auch Jesus.[11]

Alle Propheten sind der Seele nach nicht von dieser Erde, sondern sie sind von oben her bestellte Arbeiter und haben zuvor mit Gott einen festen Vertrag abgeschlossen wegen der Erreichung der Kindschaft Gottes.[12]

Vor Gott gilt ein Prophet gleich jedem anderen Menschen. Auch der Prophet hat das zu tun, was der Geist Gottes durch ihn zu den Menschen geredet hat, sonst kommt über ihn ein Gericht wie über jeden, der den Willen Gottes vernimmt, aber nicht danach tut. Einem ungehorsamen Prophet ergeht es schlimmer, da es für ihn keine Entschuldigung gibt, ebenso wenig wie für einen der glaubte und dennoch aus Liebe zur Welt und deren Schätzen nicht tat, was ihm vom Propheten zu tun geboten war.[13]

Ein Prophet wandelt besser in der Fremde, denn dort, wo man ihn nicht kennt, richtet er noch am meisten etwas aus bei den Menschen. Joh 4.44 Unter vielen heimischen Menschen hat ein Prophet einen kleinen Wert, außer er wäre ein Greis. Nur was ein Greis sagt, halten die Narren für Gottes Wort; die Weisheit eines jungen Mannes jedoch für ein Spiel der hitzigen Phantasie.[14]

Es war noch allzeit das traurige Los aller von Gott mit höheren, geheimnisvollen Fähigkeiten begabten, großen Menschen, dass sie von den Erdwürmern von Menschen verfolgt worden sind, so wie die kleinen Schwalben einen großen mächtigen Adler mutwillig verfolgen. Denn die kleinen Menschen wollen bei all ihrem Nichtssein dennoch groß sein und können es daher nicht ertragen, wenn ein wahrhaft großer Mann auftritt, an dem sie das Maß ihrer vollsten Nichtigkeit nehmen müssen. Das Erdenlos der großen Propheten war allzeit Armut von Geburt an, allerlei Mangel und Entbehrung, Missgunst, Verfolgung und endlich gar ein gewaltsamer Tod durch die Hände der selbstsüchtigen Erdwürmer. (nach Korah)[15] Der Lohn eines Propheten wird dereinst größer sein als der eines anderen Menschen, denn ein Prophet muss siebenfach so viel tragen als jeder andere. Alle, zu denen ein Prophet geredet hat, werden jenseits, die Guten wie die Schlechten, ihm übergeben. Er wird sie im Namen Gottes richten über jegliches Wort, das er vergeblich zu ihnen geredet hat.[16]

Obwohl der Herr stets unveränderlich ist in Seiner Liebe und großen Erbarmung für alle seine Geschöpfe und Kinder, so ist Er aber dennoch in der Gabe Seiner besonderen Gnaden nicht allzeit gleich, und nicht jeder bekommt sie, sondern nur wenige, die von Anfang an erwählt und dazu schon also geschaffen und vorbereitet sind, die besondere Gnade in sich ohne Nachteil für ihr Sein fassen und ertragen zu können. So gibt es auch nicht zu allen Zeiten Propheten. Es gibt kaum von hundert zu hundert Jahren irdischer Zeitrechnung Propheten, die nach dem Willen des Herrn aus Seiner besonderen Gnade sind, damit sie Dinge des Geistes schauen und das Wort aus dem Mund Gottes hören und dann beides den Schwachen und den Blinden der Erde verkünden, damit dann auch diese selig werden und eingehen mögen in die Gnadenhimmel Gottes. (nach Paulus)[17]

Arten

Es tauchen allerlei Lehrer und Propheten auf und lehren die Menschen so und so. Manchmal ist auch etwas Wahres daran, aber neben einem Funken Wahrheit wandeln stets Tausende von Lügen einher. Solche Lehrer, Propheten und ihre Lehren gleichen dem Schein des Mondes, der sein Licht stets wechselt, und oft dann, wenn zur Nachtzeit sein Licht am nötigsten wäre, gar nicht scheint. Neben den falschen Lehrern und Propheten gibt es auch echte und wahre, aus deren Augen, Herzen und Mund Gottes Licht strahlt. Diese gleichen den lichtumflossenen Wolken, die den nahen Sonnenaufgang verkünden.[18]

Im gedehnten Sinn ist jeder Mensch ein Prophet, wenn er zu seinem Bruder oder zu seiner Schwester um der Liebe des Herrn und daraus der Verherrlichung Seines Namens willen spricht, der da Jesus der Gekreuzigte heißt. In diesem Sinn kann jeder Mensch ein Prophet sein.[19] Jeder, der Gott findet, wie Ihn Elias gefunden hat – nämlich in der Liebe – ist ein rechter Prophet.[20]

Im engeren und eigentlichen Sinn ist nur der ein Prophet, der nicht mit eigenem Mund, sondern pur aus dem Mund des Herrn spricht. Wo ein solcher Prophet ist, da ist nicht er, sondern der Herr. Wer diesen Propheten in was immer verleugnet, der verleugnet nicht den Propheten, sondern den Herrn.[21]

Es gibt große Propheten, die eine große Offenbarung erhalten und kleine Propheten, die nur den halben Dienst zu verrichten haben, nämlich die Aufrechterhaltung der einmal gegebenen großen Offenbarung. Auch die kleinen Propheten erhalten kleine Offenbarungen, sind deswegen aber nicht weniger als die großen Propheten, weil ihr Glaube ein kräftigerer sein muss, da sie nicht alles das sehen, was die großen Propheten gesehen haben.[22]

Berufung

Christus hat in jedem Jahrhundert überall auf der Welt, wo sich die Menschen einigermaßen zu Seiner Lehre bekennen, Propheten erwählt, damit diese die Evangelien erklären und an den historischen Urkunden das ergänzen, was durch Fahrlässigkeit und bösen Willen von Gemeindeaufsehern und Priestern verloren gegangen ist. Diese Lehren wurden von den Kirchen jedoch verworfen und als Ketzerei und Teufelsspuks abgetan, da sie nicht für die Vermehrung von kirchlicher Macht und kirchlichem Reichtum taugten. Die Gelehrten und Künstler erklärten sie für Hirngespinste und Träumereien, da die Propheten ihr Wissen nicht durch Studium erlangt hatten. Da die Propheten auch nur Menschen und keine überirdischen Wundergestalten sind, wurden sie als Narren und Heuchler hingestellt, insbesondere an den Orten, wo sie lebten. Aus diesem Grund befindet sich die Menschheit in so großer Unwissenheit und Finsternis.[23]

Gott erweckt Propheten nur von hundert zu hundert Jahren einmal in großer Tiefe der rechten Weisheit der Himmel. Große Propheten, durch die Gott den Menschen der Erde sehr viele und große Dinge kundtut, werden höchstens alle tausend bis zweitausend Jahre zu den Menschen dieser Erde gesandt, erstens um ihnen ausführlich die weiteren neuen Wege Gottes zur noch höheren Vollendung zu zeigen, zweitens um sie von den vielen Irrwegen, die sie sich selbst gemacht haben, abzubringen und auf den einen rechten Weg hinzuwenden. In der großen Schöpfung Gottes bewegt sich alles in einem fort vorwärts. Die Geister machen stets große Fortschritte. Weil aber im Reich der reinen Geister so große Fortschritte in einem fort geschehen, so dürfen die unsterblichen Geschöpfe auf den Weltkörpern nicht zurückbleiben, damit sie nicht zu ferne zu stehen kommen vom Reich der Geister. Nach dem Erscheinen von großen Propheten geht es dann wieder auch bei den Menschen aus eigener Tätigkeit gut, wennschon nicht im Allgemeinen, aber dennoch im Sonderheitlichen. Geschieht dann wieder in der Geisterwelt ein großer Vorsprung, dann tut es sich mit dem stets etwas umhüllten Licht eines vormaligen großen Propheten nicht mehr. Es wird ein neuer erweckt und gesandt, und die Menschheit rückt dann auch wieder, wenn anfangs auch sonderheitlich nur, dem großen Vorsprung der Geisterwelt nach. Ohne von Zeit zu Zeit erscheinende Offenbarungen bleibt die Menschheit Jahrtausende auf demselben Fleck stehen und schreitet nicht um ein Haar vorwärts, was an den rückständigen Völkern beobachtet werden kann. Diese rückständigen Menschen erhalten die fortschrittlichen zum Nachziehen, denn für Völker, die auf einer unteren Stufe der Bildung ihres Geistes stehen, erweckt der Herr nie eigens irgendeinen großen Propheten, sondern lässt die ungebildeten Völker durch die eigentlich nur durch die Offenbarungen erstgebildeten Hauptvölker dieser Erde sozusagen nachziehen, siehe dazu Geistiger Fortschritt (nach Raphael)[24]

Niemand soll eine zu große begierliche Freude daran haben, ein Werkzeug des Herrn zu werden, sondern jeder soll in aller heiligen Stille und großen Demut und heimlicher Liebe verharren. Es liegt keine Dankbarkeit und kein Verdienst darin, wenn jemand vom Herrn berufen wird, als ein Werkzeug zu dienen, denn der Herr vermag auch ohne Werkzeuge Seine großen Werke zu verrichten. Wen der Herr aber berufen hat, vor den Brüdern von Seiner unendlichen Liebe zu zeugen, der soll das tun, aber stets in der allerhöchsten Demut seines Herzens, stets eingedenk, dass man nur ein allernutzlosester Diener ist, den der Herr nur zu leicht entbehren kann. Wehe dem, der deswegen glaubt, mehr zu sein als seine Brüder oder der Herr habe ihn nötig; ein solcher Frevler wird seinem eigenen Gericht nicht entrinnen. Keiner dränge dem anderen eine Lehre auf, als wäre er dazu berufen, wie der Hund zum Bellen. Wenn aber jemanden der Vater berufen hat, der tue es, aber in der größten Liebe und Demut, denn erst dadurch wird er zeugen, dass seine Lehre wahrhaft aus Gott ist. (nach Henoch)[25]

Freiheit

David zwischen der Weisheit und der Prophetie
Keiner der Propheten hatte eine rechte Freude an seinem Beruf, und Gott musste stets mit allerlei Mitteln als Korrektor hinter ihnen stehen und sie zur Tat förmlich zwingen. Gott lässt selbst dem weisesten Propheten den freien Willen, seine Liebe, seine Vernunft und seinen Verstand, damit dieser nicht zu einem toten Werkzeug wird. Gott zwingt den Propheten in jenen Momenten, die Gott von ihm fordert, streng nach dem Willen der göttlichen Weisheit zu reden, zu schreiben und zu handeln, aber darauf wird er wieder ganz frei, und er kann dann tun und handeln, wie er will. Und bei dieser Gelegenheit kann dann der Prophet auch Fehler begehen gleich wie ein jeder andere Mensch.[26]

Merkmale

Prophetische Inspiration
Das sicherste Zeichen für einen wahren Propheten ist sein allein auf den allein wahren Gott gerichtete Eifer, ohne dafür weltliches Entgelt zu verlangen. Er eifert nicht nach weltlichen Rechten, Macht, Gewalt und Einkommen, weder für sich selbst, noch für eine Kirche, noch für ein reiches Oberhaupt.[27]

Ein rechter Prophet für die Welt verkündet nur ein Gericht ums andere. Das hat seinen Grund ganz einfach darin, weil Gott nur dann einen Propheten erweckt, wenn diese (die Welt) Gottes vergessen und sich in alle Laster eben der Welt hineingestürzt hat.[28]

Ein echter Prophet

  • ist unmöglich selbstsüchtig und hochmütig[29]
  • nimmt dankbar freiwillige Spenden an, wird aber niemals steuerliche Forderungen oder Gebühren erheben[30]
  • richtet niemanden, sondern ermahnt, ohne eigenes Interesse, die Sünder zur Buße[31]
  • macht keinen Unterschied zwischen groß und klein, angesehen und unangesehen, ihm gilt nur Gott allein alles und Sein Wort, alles andere ist ihm Torheit[32]
  • führt eine Rede, in der keine Widersprüche sind[33]
  • kann nicht beleidigt werden, wie ein Lamm wird er alles ertragen, was ihm die Welt antut, nur gegen Lüge und Hochmut wird er eifern und sie allzeit schlagen[34]
  • wird vom Herrn in aller Stille erweckt und macht in der Welt wie ganz stille Wasser keinen Lärm[35]
  • ist imstande Wunder zu wirken, ohne dass es die Welt bemerkt, sondern nur dann und wann die wahren Freunde Gottes zu ihrem eigenen stillen Trost[36]
  • kann von geweckten Menschen durch sein geschriebenes und gesprochenes Wort, sowie durch gewisse Wunderbeigaben (z.B. Prophezeiung der Zukunft, damit sich die Menschen bessern können) erkannt werden[37]
  • kann durch Gebet und Hände auflegen Kranke heilen, insofern die Genesung dem Seelenheil des Kranken zuträglich ist[38]
  • kann mit dem Willen Gottes ein Strafgericht über die unverbesserliche Menschheit verhängen, umgekehrt ein Volk aber auch segnen[39]
  • ist stets voller Demut und Nächstenliebe[40]
  • macht aus seinen wahren Wundern (keine Zaubertricks) kein Geheimnis, sondern eifert die Menschen dazu an, auf dieselbe wahre und gute Art Wunder zu wirken[41]
  • geht gleich Jesus stets in irdischer Armut, dafür aber geistigem Reichtum einher und nimmt nur das zum Leben notwendige an[42]
  • ist von Gott gelehrt, der ihm Seine Lehre und Seinen Willen in Herz und Mund legt[43]
  • steht unter dem Schutz des Herrn und wird bei der Verkündung der Lehre des Herrn nicht von Räubern angefallen und kann nicht vergiftet werden Luk 10.19. Auch wilde Tiere tun ihm nichts zuleide, sondern stehen ihm im Notfall sogar zu Diensten, denn ein geisterfüllter Mensch ist Herr über die Tiere und die Elemente, so er dafür den ungezweifelten Glauben in Herz und Seele trägt.[44]

Wie Gott mit Propheten spricht

Gott sprach mit den Propheten nicht wie bei den Alten durch einen Einfluss in ihr Inneres (siehe Urkirche), sondern durch Geister, die zu ihnen gesandt wurden und die der Herr mit seinem Anblick erfüllte und dadurch mit den Worten inspirierte, die sie den Propheten diktierten. Es handelt sich nicht um einen direkten Einfluss, sondern um ein Diktat. Da die Worte unmittelbar aus dem Herrn hervorgingen, sind sie im einzelnen mit dem Göttlichen erfüllt und enthalten in sich einen inneren Sinn, derart, dass die Engel die Worte dem himmlischen und geistigen Sinn nach auffassen. Auf diese Weise hat der Herr den Himmel und die Welt durch das Wort miteinander verbunden. Der vom Herrn mit dem Göttlichen erfüllte Geist weiß nur, dass er der Herr und dass das von ihm Gesprochene göttlich sei, er nennen sich daher Jehova usw. Dieses Bewusstsein hat er jedoch nur solange, bis er ausgesprochen hat. Nachher wird er sich dessen bewußt und erkennt an, dass er nur ein Geist ist und nicht aus sich, sondern aus dem Herrn geredet hat.[45]

Menschen und Propheten

Sendet oder erweckt Gott irgendwo einen Propheten, so sollen sich alle um ihn her drängen und von ihm zu ihrem höchsten Wohl das heilige Wort Gottes vernehmen. (nach Raphael)[46]

Annahme

Um die Propheten zu lesen bedarf es der Demut und des lebendigen Glaubens. Erst wer sich in aller Liebe demütig an den Herrn wendet und Ihn bittet und sich stark Sein Gnadenlicht aller Himmel wünscht, dann erst wird der Herr einen Strahl dahinschießen lassen wie einen Pfeil, der den Bittsteller äußerlich ein wenig verwunden, aber dafür seinen Geist aus dem Schlaf des Todes wecken wird. Der lebendige Geist wird einen dann im lebendigen Licht des Herrn die Propheten verstehen machen.[47]

Was die Propheten im gedehnten Sinn betrifft, also jeden Menschen, der zu seinem Bruder oder zu seiner Schwester um der Liebe des Herrn und daraus der Verherrlichung Seines Namens willen spricht, so wird der ihn im Namen des Herrn aufnehmen wird, entweder geistig oder leiblich, auch gleich dem Propheten entweder den geistigen oder leiblichen Lohn empfangen. Wer karg ist gegen den Propheten und einen metallenen Geist hat, dessen Lohn wird gleich der Aufnahme sein. Wer einen Propheten des Eigennutzes wegen aufnimmt, der hat seinen Lohn schon genommen am Propheten selbst; ihm wird kein anderer mehr werden.[48]

Was den selteneren, eigentlichen Prophet betrifft, der nicht mit eigenem Mund, sondern pur aus dem Mund des Herrn spricht, der nimmt mit diesem Propheten den Herrn auf. Da der Herr Selbst des Propheten Lohn ist, so wird Er es auch sein dem, der Ihn im Propheten aufnimmt.[49] Wer einen wahren Propheten oder einen vom Propheten in seinem Namen Abgesandten aufnimmt, ihn anhört und auf dessen Wort achtet im Herzen, oder ihn verpflegt und dessen Freund ist, wird jenseits im Reich Gottes auch eines Propheten Lohn erhalten, ebenso wer ihn unterstützt in seiner schweren Arbeit. Mt 10.41 Jenseits wird der Knecht des Propheten neben ihm auf gleicher Stufe stehen und die dem Propheten untergebenen Geister richten und über sie herrschen auf ewig.[50]

Ablehnung

Was den selteneren, eigentlichen Prophet betrifft, der nicht mit eigenem Mund, sondern pur aus dem Mund des Herrn spricht, wer diesen Propheten in was immer verleugnet, der verleugnet nicht den Propheten, sondern den Herrn. Wehe denen, die ihn verkürzen und eigennützig verkümmern wollen, denn das alles tun sie dem Herrn, nicht dem Propheten. Auf sie wird wenig des Prophetensegens fallen; am Ende wird sie des Prophetengeistes Feuer verzehren.[51]

Verfolgung

Die Verfolger eines Propheten werden schwerlich ewig je zur Anschauung Gottes gelangen. Wer an einen Propheten die Hand legt, soll mit dem ewigen Feuer in der untersten Hölle bestraft werden. Eines Propheten Herz ist Gottes, und sein Mund ist Gottes, und so seine Hände, Füße, Augen und Ohren. Wo ein Prophet ist, da ist auch Gott. Deswegen soll seine Wohnung mit tiefer Ehrfurcht betreten werden, denn der Ort, da er steht, ist heilig. Dies nicht um des Propheten als Mensch willen, sondern um Gottes willen, der im Herzen des Propheten redet und zeugt.[52]

Geschichte

Propheten gibt es zu allen Zeiten bis ans Ende der Welt bei allen Völkern der Erde, welches Glaubens sie auch sein mögen. Denn durch die Propheten wird noch ein geheimes Band zwischen Himmel und Erde erhalten, das keine finstere Macht zu zerstören vermag, wenn auch schon alle Stricke zerrissen sind.[53]

Der erste Prophet der Erde und Urgründer der Prophetenschulen war Henoch.[54]

Die Propheten (des Alten Testaments) bezeichneten die Lehre der Kirche aus dem göttlichen Wort. Daher bildeten sie den Zustand der Kirche auf verschiedene Arten vor, selbst durch ungerechte, harte und frevelhafte Dinge, die ihnen von Gott auferlegt worden waren.

Beispiele:

  • Dem Propheten Jesaja wurde befohlen, das Sackkleid seiner Lenden zu lösen und die Schuhe abzuziehen und drei Jahre lang zum Zeichen und Wunder entblößt und barfuß zu gehen. Jes 20.2-6
  • Dem Propheten Ezechiel wurde befohlen, den Zustand der Kirche dadurch vorzubilden, dass er Wandergeräte zurüstete und vor den Augen der Kinder Israels an einen anderen Ort zog, das Gerät bei Tage heraustat, des Abends eine Wand durchbrach und durch das Loch hindurchging, und schließlich dadurch, dass er sein Antlitz verhüllte, um das Land nicht zu sehen. So sollte er dem Hause Israel ein Wunderzeichen sein und sprechen: "Ich bin ein Wunderzeichen. Wie ich getan habe, so wird euch geschehen." Hesekiel 12.3-11 Im wurde ferne aufgetragen, den Zustand der Kirche dadurch vozubilden, dass er auf einem Ziegelstein die Stadt Jerusalem einritzte, einen Belagerungs-Wall und -Damm gegen sie aufwarf, eine eiserne Pfanne zwischen sich und die Stadt stellte und sich zuerst auf die linke, hernach auf die rechte Seite legte. Dann sollte er Weizen, Gerste, Linsen, Hirse und Spelt nehmen, Brot daraus machen und in Form von Gerstenfladen essen, die er auf Menschenkot backen sollte. Weil er sich dies verbat, wurde ihm gestattet, sie auf Ochsenmist zu backen. Hesekiel 4.1-15
  • Dem Propheten Hoschea wurde befohlen, den Zustand der Kirche dadurch vorzubilden, dass er sich eine Dirne zum Weib nahm. Er tat es, und sie gebar ihm drei Söhne. Den ersten nannte er Iisreel, denn zweiten Nicht-erbarmungswürdig und den dritten Nicht-mein Volk. Hosea 1.2-9 Dann wurde ihm befohlen, hinzugehen und ein Weib zu lieben, das von einem Fremden geliebt wurde und eine Ehebrecherin war. Er erkaufte sich dann auch dieses Weib. Hosea 3.1-3
  • Da der Herr das Wort Selbst war, bildetet Er, der auch der Prophet Selbst war, durch Sein Kreuzesleiden die Entweihung des Wortes durch die jüdische Kirche vor.[55]

Die Propheten der Neuzeit (ab Swedenborg) haben die mühevolle Aufgabe, die sehr unrein gewordene Lehre zu reinigen, damit sie von der aufgeklärten Menschheit behalten und nicht als ein alter Priesterbetrug verworfen wird. Diese Propheten wirken nicht durch große Wundertaten, sondern allein durch das reine Wort und die Schrift. Sie gehören zu den letzten Weinbergarbeitern im Gleichnis des Herrn Mt 20.1-15 und sind nicht weniger als die alten Propheten.[56] Mit der Wundertätigkeit der späteren Propheten sieht es dürftig aus, weil der Geist Gottes die Seinen lehrt, damit vorsichtig zu sein, um nicht ein ganzes Heer von falschen Propheten gegen sich zu hetzen und dann mit dem Schwert mit der Hölle kämpfen zu müssen.[57]

Falsche Propheten

siehe Falscher Prophet

Einwände

Was nützen den Menschen unbegreifliche Propheten?

Wer kann einen Daniel, einen Jesaja, einen Jeremias, oder gar das Hohelied begreifen? Da nützt kein menschliches Denken - es ist umsonst! Das fasst nur Gott oder irgendein Engelsgeist, oder ein eigens dazu erweckter Prophet. Wozu ist denn eine hohe Weisheit gut, die kein Sterblicher fassen und begreifen kann? (nach Schabbi)[58]

Antwort: Wer kann Sonne, Mond und Sterne begreifen? Sollen sie etwa darum nicht sein, weil die Menschen sie nicht begreifen? Schon in dieser Materiewelt gibt es so viele Dinge, die die Menschheit nie in der Fülle begreifen kann. Beim Forschen in den Sphären der höhern Weisheit verhält es sich genau so wie in den Sphären der materiellen Schöpfung. Die Menschen verstehen und begreifen davon eigentlich gar nichts außer das alleräußerste Bild und das, was sie mit ihren groben materiellen Sinnen wahrnehmen und unterscheiden können. Das Gras wächst, und der sehende und fühlende Mensch freut sich dessen; aber was dazu gehört, das Gras zu erschaffen und wachsen zu machen und in derselben Art gleichfort zu erhalten, das wussten nicht einmal die Großväter der Weisheit. Gott, der Allweiseste, stellt vieles vor die äußeren Sinne des Menschen und durch diese auch gleichzeitig vor die Sinne der Seele, um den Menschen zum Denken zu zwingen. Die Erklärung muss sich der Mensch selbst suchen, denn gäbe Gott ihm auch diese hinzu, so würde der Mensch bald träge und am Ende ganz tatlos und faul werden. Denn was ein Mensch einmal vollkommen innehat und versteht, für das hat seine träge Natur keinen Sinn mehr. Würde der Mensch alles verstehen, was die großen Propheten aus Gott in die Bücher der Weisheit niedergezeichnet haben, er würde sich bald schlafen legen und endlich über gar nichts mehr nachdenken.[59]

Siehe auch

Einzelnachweise

  1. Jakob Lorber, Das Große Evangelium Johannes 2.108.1-3
  2. Jakob Lorber, Das Große Evangelium Johannes 8.136.7; Jakob Lorber, Das Große Evangelium Johannes 8.136.13-14
  3. Jakob Lorber, Das Große Evangelium Johannes 1.141.2
  4. Emanuel Swedenborg, Vom Jüngsten Gericht 59
  5. Emanuel Swedenborg, Enthüllte Offenbarung 8; Emanuel Swedenborg, Enthüllte Offenbarung 133; Emanuel Swedenborg, Enthüllte Offenbarung 173; Emanuel Swedenborg, Enthüllte Offenbarung 437; Emanuel Swedenborg, Die wahre christliche Religion 129
  6. Jakob Lorber, Himmelsgaben 3.420712.2; Emanuel Swedenborg, Enthüllte Offenbarung 3
  7. Jakob Lorber, Die Kindheitsgeschichte Jesu 153.10-13
  8. Jakob Lorber, Robert Blum 1.39.3
  9. Emanuel Swedenborg, Enthüllte Offenbarung 3
  10. Emanuel Swedenborg, Enthüllte Offenbarung 586
  11. Jakob Lorber, Das Große Evangelium Johannes 1.159.7
  12. Jakob Lorber, Das Große Evangelium Johannes 6.176.7
  13. Jakob Lorber, Das Große Evangelium Johannes 2.108.4
  14. Jakob Lorber, Das Große Evangelium Johannes 1.82.2-3; Jakob Lorber, Das Große Evangelium Johannes 2.36.20
  15. Jakob Lorber, Das Große Evangelium Johannes 2.92.11-12
  16. Jakob Lorber, Das Große Evangelium Johannes 1.141.3; Jakob Lorber, Das Große Evangelium Johannes 2.108.5
  17. Jakob Lorber, Robert Blum 2.203.11
  18. Jakob Lorber, Das Große Evangelium Johannes 2.175.25-26
  19. Jakob Lorber, Himmelsgaben 3.411203.2-3
  20. Jakob Lorber, Himmelsgaben 2.420704.12
  21. Jakob Lorber, Himmelsgaben 3.411203.7
  22. Jakob Lorber, Das Große Evangelium Johannes 6.176.8-9
  23. Jakob Lorber, Das Große Evangelium Johannes 1.91.11-15; Jakob Lorber, Das Große Evangelium Johannes 8.196.1
  24. Jakob Lorber, Das Große Evangelium Johannes 3.3.16-21
  25. Jakob Lorber, Die Haushaltung Gottes 1.83.15-19
  26. Jakob Lorber, Das Große Evangelium Johannes 10.240.5-6
  27. Jakob Lorber, Himmelsgaben 2.420704.3-5
  28. Jakob Lorber, Das Große Evangelium Johannes 2.108.8
  29. Jakob Lorber, Das Große Evangelium Johannes 3.204.12
  30. Jakob Lorber, Das Große Evangelium Johannes 3.204.12; Jakob Lorber, Das Große Evangelium Johannes 8.23.15-16
  31. Jakob Lorber, Das Große Evangelium Johannes 3.204.13
  32. Jakob Lorber, Das Große Evangelium Johannes 3.204.13
  33. Jakob Lorber, Das Große Evangelium Johannes 3.204.14
  34. Jakob Lorber, Das Große Evangelium Johannes 3.204.14
  35. Jakob Lorber, Das Große Evangelium Johannes 5.83.12
  36. Jakob Lorber, Das Große Evangelium Johannes 5.83.13
  37. Jakob Lorber, Das Große Evangelium Johannes 6.150.1
  38. Jakob Lorber, Das Große Evangelium Johannes 6.150.1
  39. Jakob Lorber, Das Große Evangelium Johannes 6.150.1
  40. Jakob Lorber, Das Große Evangelium Johannes 6.150.2
  41. Jakob Lorber, Das Große Evangelium Johannes 6.150.2
  42. Jakob Lorber, Das Große Evangelium Johannes 6.179.3; Jakob Lorber, Das Große Evangelium Johannes 8.14.4
  43. Jakob Lorber, Das Große Evangelium Johannes 8.14.4
  44. Jakob Lorber, Das Große Evangelium Johannes 8.199.11; Jakob Lorber, Das Große Evangelium Johannes 10.91.3
  45. Emanuel Swedenborg, Himmel und Hölle 254
  46. Jakob Lorber, Das Große Evangelium Johannes 3.3.14
  47. Jakob Lorber, Himmelsgaben 1.400526.2-3
  48. Jakob Lorber, Himmelsgaben 3.411203.2-6
  49. Jakob Lorber, Himmelsgaben 3.411203.7-8
  50. Jakob Lorber, Das Große Evangelium Johannes 1.141.3; Jakob Lorber, Das Große Evangelium Johannes 2.108.6
  51. Jakob Lorber, Himmelsgaben 3.411203.7-8
  52. Jakob Lorber, Das Große Evangelium Johannes 2.108.7
  53. Jakob Lorber, Das Große Evangelium Johannes 1.141.1
  54. Jakob Lorber, Die Haushaltung Gottes 1.80.4
  55. Emanuel Swedenborg, Die wahre christliche Religion 129; Emanuel Swedenborg, Die wahre christliche Religion 130
  56. Jakob Lorber, Das Große Evangelium Johannes 6.176.10
  57. Jakob Lorber, Das Große Evangelium Johannes 5.83.11
  58. Jakob Lorber, Das Große Evangelium Johannes 3.204.23-24
  59. Jakob Lorber, Das Große Evangelium Johannes 3.205.1-13