Bekehrung

Aus Prophetia
(Weitergeleitet von Rückkehr)
Wechseln zu: Navigation, Suche
Der verlorene Sohn (Max Slevogt)
Wenn sich ein Sünder reuevoll zum göttlichen Vater wendet und seine Schuld bekennt, dann richtet Er diesen auf, vergibt ihm seine Schuld gänzlich und erfüllt ihn dafür mit der Kraft des ewigen Lebens. Wer zum Herrn sagt "Herr, ich bin ein Sünder und nicht wert, dass du eingehst unter meines Hauses Dach!", der ist Ihm lieber als neunundneunzig Gerechte, die der Buße nicht bedürfen und in ihrem Herzen Gott darum preisen, dass sie keine Sünder und daher besser als ein noch so geringer Sünder sind. Deren Lohn wird einst kein besonderer im Reich Gottes sein.[1] die da meinen, durch Mein Vollwort gerechtfertigt zu sein.

Man soll über einen Tiefgefallenen, der wieder völlig zurückkehrt, mehr Freude haben, als über neunundneunzig Gerechte, die der Umkehr nicht bedürfen. Lk 15.7 Dies deswegen, weil wenn jemand lebendig ist und bleibt, dann ist dies nichts mehr als recht und billig; wer im Licht ist, dem ist eine Verirrung nicht leicht möglich und des Schwachen Los ist es, nur Geringes zu tragen auf wohlerleuchteten Wegen. So Gott aber einem Starken eine größere Last zu tragen gibt in der Nacht, der dann aber den Weg verfehlt und sich verirrt und die Nähe des Untergangs und des Todes gewahrt, und dann doch von selbst zurückkehrt den beschwerlichen Weg, dann ist das mehr, als neunundneunzig, die ihre Füße, wenn auch gerechterweise, nie über die Türschwelle ihres Hauses gesetzt haben. Der Gerechte hat nicht Grund zu weinen, da ihn nur eine leichte Bürde drückt; wer aber eine große Bürde trägt und damit fällt, wer möchte da nicht den hart Gefallenen betrauern und alles aufbieten, um ihm wieder aufzuhelfen, wenn es nur möglich ist? Und wenn sich der Gefallene dann doch unvermutet wieder aufrichtet, wer wird da nicht sogleich vor großer Freude hinzuspringen, den totgeglaubten Bruder an sein Herz drücken, ihn führen in sein Haus und ihm ein großes stärkendes Mahl bereiten? Im Reich Gottes wird mehr Freude über einen reuigen Sünder sein als über neunundneunzig Gerechte, die nie gesündigt haben, bzw. die da meinen, durch das Vollwort Gottes gerechtfertigt zu sein.[2] Einen Verlorenen zu finden, ist mehr wert denn neunundneunzig Gerechte, die nach ihrem Gewissen der Buße nicht bedürfen.[3]

Indem man sich in sich selbst gedemütigt hat um der Liebe und des Namens des Herrn willen, wird man nach der Nacht des Erdenlebens mit dem Kleid der Unschuld angetan werden. Der Sünder mag tun, was er will, er mag die Gebote noch strenger halten als der Mond seine Viertel und die Erde ihrer Jahreszeiten, er mag beten bei Tag und Nacht und mag Buße tun auf glühenden Eisen und mag fasten und sich kasteien, dass alle Welt darüber in das größte Erstaunen gesetzt würde, er kann einen Glauben haben, dass er sich sogar die Sterne untertänig machen mag – so er aber die Liebe nicht hat, dann wird er wohl seinen Lohn bekommen, um den er gearbeitet und solches getan hat, aber mit dem Kleid der Unschuld wird er nicht angetan werden, weil nur die Liebe einzig und allein das wahre Kleid der Unschuld ist, und die dieses Kleid erlangt haben, werden über ihm sein. Wer aber statt alles dessen das einzige, unendlich sanfte Gebot der Liebe ergriffen und lebendig gemacht hat in seinem Herzen, der hat durch dieses innere, heilige Feuer alle Schuld aus sich hinausgeschafft und hat sich vollkommen gereinigt in seiner Demut durch die Liebe des Herrn in ihm, so er sie wirkend erfasst hat. Aus der gereinigten Unschuld selbst wird das Kleid der Unschuld für die bereitet werden, die den Herrn nicht in ihrem Glauben, sondern in der Demut und in der Liebe gefunden haben.[4]

Nachstellung des Satans

Solange der Feind des Lebens noch merkt, dass seiner sicher gemeinten Beute keine wirkliche Gefahr droht, so lange macht er sich aus allen Bekehrungen nicht viel. Wenn er aber zu gewahren anfängt, dass seiner Beute die größte Gefahr droht, dann fängt er bald an, sich gewaltig zu rühren und um sein vermeintliches Eigentum zu kämpfen. Bekehrte Menschen sind oft schon wie die Tugend selbst; nur gewöhnlich eine schwache Seite haben sie noch und wissen aber nicht, dass diese schwache Seite eigentlich eine so starke Seite ist, dass sie, wenn sie nur im Geringsten berührt wird, alsbald aller guten Seiten Meister wird und dieselben ganz leicht besiegt und mit sich reißt. Dies ist keine Übertreibung.[5] Wenn sich ein Mensch z.B. in allem Möglichen besiegt hat, aber eine schwache Seite hat und dieser ihrer Geringfügigkeit halber nicht achtet, weil sie etwa nur darin besteht, gerne Besuche abzustatten und besucht zu werden, ist dies dennoch ein tüchtiger Fallstrick des Satans. Wenn er einmal mit jemandem in Verbindung ist, dann lauert er darauf, wenn sich dem Geist des Menschen etwas besonders radikal Heilbringendes naht. Ist dies der Fall, dann zieht er an dem Strick, und die schwache Seite wird zur starken und dem Tugendheld entgeht auf diese Weise stets die gute Gelegenheit, in der er von Gott einen näheren Besuch zu seiner Heiligung hätte empfangen können. So eine schwache Seite bleibt dem Menschen oft bis zum Grab.[6]

Wiederholte Bekehrung

Eine zweite Umkehr wird immer auf eine heiße Probe gestellt werden, worauf sich dann erst zeigen wird, wie viel Ernst im Herzen waltet, denn da wird die Welt gewaltig um so jemanden toben, und es wird kein anderes Wort erhört denn allein das des Herzens. Daher soll man Gott nicht den Rücken kehren und sich überall von Ihm geleiten und führen lassen.[7]

Quellenverweise

  1. Jakob Lorber, Die Haushaltung Gottes 2.198.24-25; Jakob Lorber, Das Große Evangelium Johannes 1.145.9-10
  2. Jakob Lorber, Die Haushaltung Gottes 2.26.10-17; Jakob Lorber, Die Kindheitsgeschichte Jesu 140.24; Jakob Lorber, Himmelsgaben 1.400820.13
  3. Jakob Lorber, Das Große Evangelium Johannes 1.29.4
  4. Jakob Lorber, Himmelsgaben 1.401201.28-30
  5. Jakob Lorber, Die Haushaltung Gottes 2.199.3-7
  6. Jakob Lorber, Die Haushaltung Gottes 2.199.8-10
  7. Jakob Lorber, Die Haushaltung Gottes 1.160.8-10