Gerechtigkeit

Aus Prophetia
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Dieser Artikel behandelt Gerechtigkeit. Für weltliche Rechtsprechung siehe Justiz.

Gerechtigkeit, Fresko von Raffael
Die Gerechtigkeit ist die höchste Liebe (Gott) selbst, ohne die alles zugrunde gehen würde. Es gibt ohne Liebe keine Gerechtigkeit,[1] denn die reine Liebe und alle Tat aus ihr ist die allerwahrhaftigste Grundfeste aller Gerechtigkeit.[2] Im Himmel ist die Gerechtigkeit des Herrn das Gute, das vom Herrn herrührt.[3] Da die Gerechtigkeit vom Herrn stammt, ist sie an sich eigentlich göttlich.[4] Der Herr allein ist die Gerechtigkeit. Jer 23.5-6 Jer 33.15-16 [5]

Ein Tropfen Mitleid ist besser als ein ganzer Palast voll der besten und strengsten Gerechtigkeit. Mitleid bessert den Feind wie den Freund; aber die strengste und beste Gerechtigkeit macht den Gerechten stolz und hochmütig, und der Schuldige und Gerichtete wird voller Grimm und sinnt nur, wie er sich an dem Gerechten rächen könnte. (nach Joseph)[6] Liebe und Geduld sind endlos mehr wert als alle Weisheit und alle Gerechtigkeit.[7]

Wesen

Die Gerechtigkeit besteht darin, dass alles in Übereinstimmung mit der göttlichen Ordnung getan, bzw. das aus der Ordnung Geratene wieder in die Ordnung zurückgebracht wird. Die göttliche Ordnung ist selbst die Gerechtigkeit.[8] Gerecht handeln heißt nichts anderes, als dem Gesetz getreu handeln.[9]

Die (wahre) Rechtschaffenheit offenbart sich durch Sanftmut und Lieblichkeit. Durch Sanftmut, weil man zu schaden fürchtet, durch Lieblichkeit, weil man Gutes zu tun liebt.[10]

Die Gerechtigkeit ist eine Sache der Liebe, das Gericht aber Sache der Weisheit.[11]

Kein Reich könnte bestehen, wenn nicht Gerechtigkeit und Gericht darin herrschten, wenn nicht die Bösen von den Guten herausgenommen und die Guten vor Gewalttaten geschützt werden.[12]

Mit "Gerechtigkeit" wird im Wort das himmlische Gute bezeichnet, z.B. in Jes 9.6, Jer 23.5, Jes 33.5, Jer 9.23, Hos 2.21, Ps 36.6-7, Jes 58.2 [13]

Erlangung von Gerechtigkeit

Die Gerechtigkeit erwirbt ein Mensch in dem Maße wie er sie übt, das heißt wie er aus Liebe zum Gerechten und Wahren mit seinem Nächsten verfährt. Daher sagt der Herr, jeder Baum werde an seiner Frucht erkannt. Alle Engel und weisen Menschen dieser Welt achten auf die Werke eines Menschen, welchen Endzweck derselbe damit verfolgt, welchen Vorsatz des Willens, welche Absicht und welchen Grund ihn dabei beseelen.[14]

Alle Gerechtigkeit und Unbescholtenheit nützten einem nichts, wenn man sich darauf etwas einbildet und sich besser als jene hält, die man als arge Sünder erkennt, weil man damit schon vom Hochmut befangen und damit schlechter als ein schwerer Sünder ist.[15]

Kein Fleisch kann je durch das Gesetz vor Gott gerechtfertigt werden, selbst wenn es bis zum letzten Jota erfüllt würde. Denn durch das Gesetz kommt die Erkenntnis der Sünde; wer aber die Sünde erkennt, der ist aus der Sünde, und die Sünde ist in ihm. Die Menschen können auch ohne das Gesetz zu jener wahren Gerechtigkeit gelangen, die allein vor Gott gilt. Die Sünde ist vor Gott stets ohne allen Wert gewesen. Die Gerechtigkeit, die vor Gott gilt, kommt nicht aus unserer Erkenntnis über Sünde und Nichtsünde und auch nicht aus dem Gesetz und aus den Werken nach dem Gesetz, sondern aus dem (wahren oder lebendigen) Glauben an den Herrn, und aus der reinen Liebe zu Ihm. Diese Gerechtigkeit heißt "Gnade" und "göttliche Erbarmung". Der Glaube hebt aber nicht das Gesetz auf. Er richtet das Gesetz erst auf und macht es lebendig. Das Leben des Glaubens ist die Liebe. Das lebendige Gesetz ist die Ordnung der Liebe. Wenn dann der Glaube gerecht ist, so ist alles gerecht. Ist aber der Glaube falsch, so ist auch die Liebe falsch und ihre Ordnung so gut wie keine. Wenn jemand (unschuldig) einen falschen Glauben überkommt aus einer falschen Lehre, dessen Glaube ist dann auch ohne Falsch und er wird die Gnade finden. Aber wehe dem Lehrer falscher Lehre, denn er ist ein Täter des Übels und ein Störer der göttlichen Ordnung. (nach Paulus)[16]

Falsche Gerechtigkeit

In der Gerechtigkeit ohne Liebe ist keine Gnade und im Gericht keine Freiheit. Die nackte Gerechtigkeit aus der unermesslichen Höhe der Weisheit tötet und vernichtet das innere Leben.[17] In einem Tropfen Liebe liegt mehr Kraft und heilige Macht als in einer Welt voll weisester Gerechtigkeit, wenn diese nicht die Liebe zum Grund hat (nach Henoch).[18]

Eine Gerechtigkeit, die nicht in der Liebe ihre Wurzeln hat, ist keine Gerechtigkeit vor Gott; und der sie als ein Richter ausübt, ist darum ein zehnfach größerer Sünder vor Gott als jener, den er verurteilt, und Gott wird ihn einst ebenso unbarmherzig richten, wie er seinen Nächsten gerichtet hat.[19]

Gott und Gerechtigkeit

Durch Gerechtigkeit und Gericht wird Gottes Herrschaft in der Welt aufrecht erhalten, siehe Ps 36.7, Ps 37.6, Ps 72.2, Ps 89.15, Jer 9.23, Jes 33.5, Amos 5.24 [20]

Die vor Gott geltende Gerechtigkeit kommt nicht aus der Erkenntnis über die Sünde und Nichtsünde und auch nicht aus dem Gesetz und aus den Werken nach dem Gesetz, sondern aus dem Glauben an Gott, und aus der reinen Liebe zu Ihm. Und diese Gerechtigkeit heißt Gnade. Denn vor Gott sind alle Menschen Sünder.[21]

Die Gerechtigkeit des Herrn ist die Liebe.[22] Nach der Gerechtigkeit wäre es wohl recht gewesen, so der Herr nach Seinem eigenen, durch Moses gegebenen Gesetze die Ehebrecherin hätte steinigen lassen. Aber da trat an die Stelle der harten Gerechtigkeit Seine Liebe, Geduld und Erbarmung. Und diese ließen die große Sünderin nicht nur nicht steinigen und töten, sondern schrieben ihre Schuld samt dem harten Gerechtigkeitsgesetz für alle Zeiten des irdischen Lebens in Sand und übertrugen das einstige Gericht der Liebe eines jeden zu sich und über sich, auf dass sich ein jeder selbst finde und richte nach seiner Liebe für ewig. (siehe Joh 8.3-11)[23]

Um vor Gott als gerecht und gerechtfertigt zu erscheinen, muss man sich vor allem vor dem Hochmut hüten.[24]

Siehe auch

Quellenverweise

  1. Jakob Lorber, Die Haushaltung Gottes 1.22.12
  2. Jakob Lorber, Die Haushaltung Gottes 3.28.5
  3. Emanuel Swedenborg, Himmel und Hölle 348
  4. Emanuel Swedenborg, Himmel und Hölle 472
  5. Emanuel Swedenborg, Enthüllte Offenbarung 86
  6. Jakob Lorber, Die Kindheitsgeschichte Jesu 138.10-12
  7. Jakob Lorber, Himmelsgaben 2.470314.6
  8. Emanuel Swedenborg, Die wahre christliche Religion 95
  9. Jakob Lorber, Himmelsgaben 3.420819.23
  10. Emanuel Swedenborg, Die Erdkörper im Weltall und ihre Bewohner 50
  11. Emanuel Swedenborg, Die wahre christliche Religion 50
  12. Emanuel Swedenborg, Die wahre christliche Religion 117
  13. Emanuel Swedenborg, Himmel und Hölle 216; Emanuel Swedenborg, Enthüllte Offenbarung 173
  14. Emanuel Swedenborg, Die wahre christliche Religion 96
  15. Jakob Lorber, Himmelsgaben 3.490406.33
  16. Jakob Lorber, Robert Blum 1.81.17-27
  17. Jakob Lorber, Die Haushaltung Gottes 1.13.29; Jakob Lorber, Die Haushaltung Gottes 1.81.17-18
  18. Jakob Lorber, Die Haushaltung Gottes 1.81.26
  19. Jakob Lorber, Das Große Evangelium Johannes 1.174.7
  20. Emanuel Swedenborg, Die wahre christliche Religion 51
  21. Jakob Lorber, Robert Blum 1.81.20
  22. Jakob Lorber, Himmelsgaben 3.470722.11
  23. Jakob Lorber, Himmelsgaben 2.470314.7
  24. Jakob Lorber, Himmelsgaben 3.490406.36