Justiz

Aus Prophetia
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Justicia in Memphis, Tennessee

Gott hat zu allen Zeiten strenge Richter aufgestellt, und ihnen das Recht erteilt, die zu schlecht und böse gewordenen Menschen, je nachdem sie es verdient haben, zu züchtigen und zu strafen und ihnen so die Bosheit auszutreiben (Anm.: welche durch falsch verstandene Feindesliebe nur vermehrt würde), und wenn auch das nicht hilft, (im Notfall) die Todesstrafe zu verhängen. Ein Richter vermag die Verbrecher durch scharfe Zucht zu bessern und sie so vor dem ewigen Tod zu bewahren. Er wird dadurch ein Richter der Menschen zum Himmel. Wenn er dies aber nicht macht, indem er die Verbrecher einfach zum Tod verurteilt, ist er Richter zur Hölle, wofür er von Gott ewig nie einen Lohn erhalten wird.[1]

In dieser Welt bedarf es für große und grobe Verbrecher an den Rechten der Menschen auch gewaltige und große Weltgerichte, ansonsten am Ende niemand seines Lebens mehr sicher wäre. Die kleineren Verirrungen sollen jedoch am Richterstuhl des barmherzigen und versöhnlichen Herzens geschlichtet werden, damit aus den kleinen Verirrungen der Menschen untereinander nicht große und schwere Verbrechen werden. Raub, Totschlag und Mord sind am Ende dennoch nichts anderes als Folgen der anfänglichen kleinen Verirrungen der Menschen unter sich aus lauter kleinen, weltlichen Eigennutz- und Eigendünkelrücksichten und -bezugnahmen.[2] Zumeist ist es die Härte der Menschen, welche ihre ärmeren Mitmenschen zu Verbrechern macht.[3]

Jesus hat mit Seiner Predigt von der Nächstenliebe und Feindesliebe die Richtergewalt, bzw. das Gesetz von Moses Ex 21.24, Lev 24.19 nicht aufgehoben, sondern nur solange gemildert, als bis die Feindseligkeit unter den Menschen nicht einen höllischen Grad erreicht hat.[4]

Richtlinien für Gesetzgeber

Für ungläubige und wilde Menschen ist kein anderer Weg möglich und denkbar, als durch den Zwang der weltlichen Gesetze, wobei es aber sehr darauf ankommt, was für Gesetze den Menschen zu geben sind. Dazu gehört eine überaus tiefe Kenntnis der menschlichen Natur. Der wahre Grund, durch den die Menschheit zur Entartung geführt ward, darf der Gesetzgeber nie aus den Augen lassen. Das Gesetz ist gleich einer Arznei, wenn mit dem Gesetz die rechte Lehre verbunden ist, wie und warum das Gesetz zu halten ist. Es darf nicht unweise und plump sein, sondern muss überaus scharf und genau geprüft werden, ob es allen möglichen Charakteren heilsam entsprechen kann oder nicht, ansonsten es mehr Schaden als Nutzen anrichtet.[5]

Wenn die Menschen einsehen, dass man ihnen nur ihres Heiles willen scharfe Gesetze gibt und ein unerbittliches Richteramt dazustellt, dann werden sie sich solches alles gefallen lassen. Erscheinen aber die scharfen Gesetze nur als eine tyrannische Willkür des Machthabers, dann bessern sie niemanden und machen am Ende noch die Engel der Gemeinde zu Teufeln, die nichts suchen werden, als sich an dem rächen zu könnten, der sie allzeit für nichts und wieder nichts plagt ohne irgendeinen ersichtlichen Grund.[6]

Der Gesetzgeber und Züchtiger soll nie vergessen, dass der Geist des Menschen, ob gut oder böse, nicht getötet werden kann, sondern fortlebt. Solange der Mensch nicht sichtbar auf der Erde wandelt, kann man sich ihm zur Wehr stellen und ihn vertreiben, wenn er einen verfolgt. Ist er aber einmal aus dem Leib und kann sich auf tausendfache Art nahen, um einem zu schaden auf Schritt und Tritt, ohne gesehen zu werden, mit welchen Waffen will man ihm dann entgegentreten? (siehe Rückwirkungsmacht)[7]

Gesetze Gottes sollen nicht untergraben oder willkürlich sanktioniert werden

Die Ämter der Beamten und Weltherrscher stehen nicht höher als die Ämter des Reich Gottes. Jedes Amt aber, das wider das Amt Gottes ist, will dieser bald zerstören und wehe seinen Dienern. Denn Gott ist der Allerhöchste; Sein Gesetz ist ewig und wird bleiben ewig. Die Motten, die das Gesetz Gottes benagen wollen und wieder Gesetze aus ihrem Kot machen, um das Gebot Gottes zu vertilgen, auf diese wird es sich mit größter Last hinwälzen und sie vernichten, als wären sie nie gewesen. Jedem, der sich an den Geboten Gottes versündigt, kann vergeben werden, wenn er sich bessert, seinen Fehler einsieht und bereut, sich dann zu Gott wendet und in Ihm verbleibt und Er in ihm; aber wer das Gesetz Gottes untergraben will, den wird es erdrücken, und er wird nicht mehr sein auf ewig. Alle Weltgesetze untergraben das Gebot Gottes, wenn sie nicht aus der Liebe Gottes von Männern gegeben sind, die durch den Geist Gottes unterrichtet sind.[8]

Durch noch so viele menschliche Gesetze wird niemand wahrhaft gebessert; vielmehr sollen die Gesetze Gottes walten und von den Herrschern (Anm.: weisheitsvoll od. gemäß den Angaben Gottes) sanktioniert werden. Nur Gott allein verfügt über die vollkommene Kenntnis und Einsicht, wie Menschen zu wahrhaften (freien) Menschen werden; ein Mensch kann als vermessener Gesetzgeber nur Schaden anrichten, indem er Gott ins Handwerk pfuscht. Erst wenn die Menschen wahrhaft Menschen geworden sind (d.h. die Gebote Gottes freiwillig annehmen und erfüllen), kann man ihnen die Staatsbedürfnisse vortragen und sie werden als wahre Menschen freiwillig mehr tun als je als geknechtete Sklaven von harten und plumpen Menschengesetzen.[9]

Man kann den Menschen tausend Gesetze geben für ihre bloß irdische Lebenssphäre und sie alle unter Muss sanktionieren, wobei man dem Geist des Menschen viel weniger schadet, als wenn man ein einziges Gottesgebot weltlich (Anm.: willkürlich, ohne oder entgegen der Anweisung Gottes) sanktioniert. Das Geistige muss frei bleiben und muss die Sanktion in sich selbst frei bestimmen, sowie das damit verbundene Gericht; so erst kann es in und aus sich die Vollendung des Lebens erreichen.[10]

Ein Gesetz, dem man eine Sanktion erst hinzufügen muss, ist darum schon schlecht, verwerflich und nicht annehmbar und leer, indem es die Sanktion nicht in sich trägt als ganz natürlich gerechte Folge der Übertretung. Solche Gesetze machen den Menschen immer zum Sklaven. (nach einem der zehn Feuerboten)[11]

siehe auch Gebote Gottes

Gesetze dürfen nicht plump sein und auf den Eigennutz der Herrscher berechnet

Durch von Herrschern erlassene, schwer zu erfüllende Gesetze sinkt das Volk bis in die äußerste Verworfenheit. Dies deswegen, weil diese Gesetze von Menschen erlassen werden, die weder ihre eigenen Naturen, noch die ihrer Mitmenschen kennen und daher mit ihren ungeschickten, plumpen und nur auf den speziellen Eigennutz berechneten Gesetzen alles innere Seelenleben völlig zugrunde richten.[12]

Wenn in einem Land oder Reich Ruhe und Ordnung durch den schärfsten Zwang erzielt werden, dann kann dies einige Zeit gelingen, aber wenn es den zu sehr gedrückten Teufeln zu stark wird, dann werden sie aufspringen und mit fürchterlichem Hohn Gesetze und Gesetzgeber zertreten.[13] Nur das, was ein Mensch aus freiem Willen nach seiner freien Einsicht tut, ist wahrhaft getan und bringt Nutzen auf eine oder die andere Art. Bei jeder erzwungenen Arbeit und Tat arbeitet stets Zorn und Rache gegen den Zwinger mit, und das kann ewig kein Segen für welches Werk auch immer sein.[14] Sowie so jemand die geringste Möglichkeit findet, dann flucht er dem Gesetz und dessen Geber und wird dasselbe bald mit Füßen treten. Und wenn er Macht erlangt, dann fällt er über die Gesetze her, egal ob gut oder böse, und vernichtet sie samt dem lieblosen Gesetzgeber. Dies ist stets früher oder später, hier oder jenseits, die sichere Frucht von Gesetzen, deren Ursprung nicht die reinste, uneigennützige Liebe ist.[15]

Gesetze nicht voreilig geben und ein gegebenes Gesetz nicht voreilig aufheben

Man soll nie voreilig ein neues Gesetz geben und noch weniger voreilig ein solches Gesetz wieder aufheben. Wer ein neues Gesetz gibt, der macht sich all jene zu Feinden, denen das Gesetz auferlegt wird. Hebt man das Gesetz auf, wird einem niemand dankbar sein, sondern man wird der Schwäche bezichtigt, weil man offensichtlich angesichts der Überzahl der Feinde eingeknickt ist und sich durch die Aufhebung des harten Gesetzes beim Volk wieder beliebt machen will, wodurch man sich aber nur lächerlich macht. Daher ist es besser, ein gegebenes Gesetz zu belassen, als es bald wieder aufzuheben. Man kann es geheim fallen lassen - wenn Übertretungen vorkommen, Nachsicht über und im Urteil nicht zu streng sein. Ein anderer Regent kann dann die Gesetze seines Vorgängers aufheben und dafür dem Geist des Volkes gemäß mildere geben. Eine baldige Aufhebung ist auch möglich, wenn man darum gebeten wird, worauf man den strengsten Teil abschaffen kann, jedoch mit dem Vorbehalt, das Gesetz wieder mit aller Strenge zu erneuern, wenn sich Spuren zur böswilligen Verfolgung der durch das Gesetz zu bewerkstelligenden guten Sache zeigen sollten.[16]

Richtlinien für Richter

Wer als Mitglied einer großen Menschengesellschaft lebt, muss sich den Ordnungsgesetzen fügen und sie zu seinen eigenen Lebensmaximen machen. Will er das nicht, so muss er sich die notwendig bitteren Folgen als Gegner der allgemeinen Volksordnung gefallen lassen. Der vom Volk oder von dessen herrschendem Repräsentanten bestellte Richter, der das ihm durch und durch bekannte Gesetz streng und gerecht ausübt, kann nicht anders als nur wohltun, denn er reinigt das Feld der Menschensaat vom Unkraut. So erfüllt er seine Pflicht und ist ein Wohltäter der ordnungsliebenden und -beflissenen Menschen.[17]

Sachverstand ist wichtig, ansonsten man sehr leicht von einem Sachverständigen überredet werden kann und dann dessen Urteil aus Unkunde gelten lässt, oder der Autorität des Sachverständigen glaubt und sich darin begründet und in beiden Fällen nicht zu einem eigenen Urteil gelangt, sondern nur mehr die Marionette des Sachverständigen ist. Man soll sich nicht überreden lassen, sondern nur das annehmen, was einem einleuchtend ist und auf keinen Fall etwas, was man allein (blind) glauben müsste, ohne es im Geist zuvor bestimmt erfasst zu haben. Selbst ein noch so kümmerliches eigenes Urteil ist viel besser, als ein nur durch den blinden Glauben angenommenes.[18]

Ein Tropfen Mitleid ist besser als ein ganzer Palast voll der besten und strengsten Gerechtigkeit. Mitleid bessert den Feind wie den Freund; aber die strengste und beste Gerechtigkeit macht den Gerechten stolz und hochmütig, und der Schuldige und Gerichtete wird voller Grimm und sinnt nur, wie er sich an dem Gerechten rächen könnte. (nach Joseph)[19]

Die Gerichte der Menschen sind ungerecht und voll Bosheit und verderben alles, was sie richten. Die Urteile, die sie in ihrer Blindheit machen, sind schlecht und unheilbringend.[20]

Gerechtigkeit aus Liebe

Eine Gerechtigkeit, die nicht in der Liebe ihre Wurzeln hat, ist keine Gerechtigkeit vor Gott; und der sie als ein Richter ausübt, ist darum ein zehnfach größerer Sünder vor Gott als jener, den er verurteilt, und Gott wird ihn einst ebenso unbarmherzig richten, wie er seinen Nächsten gerichtet hat. Der strenge, nach welchem Gesetz auch immer noch so gerechte, aber dabei kalte, lieblose Richter wird dereinst über sich ein ebenso streng gerechtes und unerbittliches Gericht finden; die Häscher und Scharfrichter aber sollen nie das Angesicht Gottes erschauen (da sie noch ärger sind als ihre Herren).[21]

Gott richtet jeden nach seiner Liebe, die Menschen aber machen ihre Urteile nach ihrer Blindheit schlecht und unheilbringend. Daher sollen Menschen nicht richten, damit sie nicht selbst gerichtet werden, sondern sie sollen die Verbrecher belehren, bessern und ihre Bosheit unschädlich machen.[22] Indem ein Richter hauptsächlich darauf sieht, dass ein verirrter Mensch durch das Gericht nicht so sehr gestraft, als vielmehr gebessert werde, dann befolgt er den ewig wahren Grundsatz der Nächstenliebe: "Was du vernünftigermaßen nicht willst, dass man es dir täte, das tue auch deinen Mitmenschen nicht!" Damit ist der Richter vor Gott wie vor den Menschen schon ganz in der Ordnung und hat es gar nicht nötig, sich darum zu kümmern, was da eigentlich gut und was böse ist.[23]

Behandlung der Verbrecher

Es ist ein Gebot der Nächstenliebe und die Pflicht der machthabenden Obrigkeit, Diebe, Räuber und Mörder einzufangen und einzusperren, weil sie gleich wilden Bestien sind, die als Ebenbilder der Hölle in Löchern der Erde hausen und Tag und Nacht auf Raub lauern und am Ende ganzen Ortschaften gefährlich werden können. Sie sollen nicht getötet, sondern ins Gefängnis gebracht und dort gezähmt werden. Bei gewaltsamer Gegenwehr sollen sie verstümmelt werden und wenn sie immer noch Widerstand leisten auch getötet, da eine tote Hölle besser ist als eine lebende. Wer einen gefangen genommenen Verbrecher noch weiter richtet und tötet, bringt damit den Zorn Gottes über sich, denn je schärfer die Menschen ihre Übeltäter richten und strafen, desto grausamer, vorsichtiger und hartnäckiger werden die sich noch in Freiheit befindlichen.[24]

Einen Verbrecher unter die schärfste Zuchtrute zu stellen und diese nicht ruhen zu lassen, bevor nicht eine gänzliche Besserung eingetreten ist, entspricht ganz und gar der notwendigen göttlichen Ordnung. Eine rechte Zuchtrute zu rechter Zeit völlig gerecht angewendet, ist besser als Geld und reinstes Gold. Durch die Zuchtrute wird die Seele von ihrer Materie zunehmend frei und wendet sich endlich zu ihrem Geist. Damit rettet die Zuchtrute eine Seele vor dem Untergang und den ganzen Menschen vor dem ewigen Tod. Daher soll der Richter mit der Rute strafen nach dem Maß des Verbrechens.[25]

Hinrichtung von Seeräubern
Durch strenge Gesetze und Gerichte werden die Übeltäter nicht ausgerottet, sondern sie werden mit zehnmal mehr und noch ärgeren Übeltätern ersetzt. Wenn der Böse sich gegenüber wieder Böses findet, dann ergrimmt er und wird zum Satan im vollem Ausmaß; findet er aber nichts als Liebe, Sanftmut und Geduld, da lässt er von seiner Bosheit ab und zieht weiter.[26] Indem man das scharfe Gericht hinweg gibt und allen Menschen den weisen Rat gibt, dass sie dem, der von jemandem einen Rock verlangt, auch den Mantel hinzugeben sollen, so werden zwar die Diebe noch kommen und von einem dies und jenes verlangen, aber rauben und morden werden sie nicht. Wenn die Menschen aus wahrer Liebe zu ihren Geschwistern aus der Liebe zu Gott nicht mehr die vergänglichen Güter der Erde zusammenhäufen werden und wie der Herr einhergehen, dann wird es auch bald weder Diebe und noch weniger Räuber und Mörder geben.[27] Man soll seine Feinde lieber segnen, als sie zu fangen und zu richten und in Zwinger zu sperren, denn so wird man glühende Kohlen über ihren Häuptern sammeln und sie für einen unschädlich machen. Mit Liebe, Sanftmut und Geduld kommt man überall fort; richtet und verurteilt man aber die Menschen, die trotz ihrer Blindheit am Ende dennoch Brüder sind, dann wird man statt des Segens des Evangeliums nur Fluch und Zwietracht streuen unter den Menschen.[28]

Selbst gegen die großen Sünder und Verbrecher wider die menschlichen und göttlichen Gesetze soll man allzeit barmherzig sein. Denn nur eine kranke Seele kann eine Sünde begehen, eine gesunde nicht. Da auf dieser Welt niemand ganz vollkommen ist, besteht das Gebot Gottes darin, nicht zu richten Mt 7.1, da der Richter, als selbst ein Sünder, sich damit selbst doppelt verurteilt und statt aus den Menschen Engel zu machen, sie zu Teufeln erzieht. Vielmehr soll der Vollkommenere im Verstand und Herzen der Leiter und Arzt seiner kranken Geschwister sein und der Starke den Schwachen tragen.[29]

Einem vollkommen Menschen ziemt es sich nicht, selbst einem allgemein verhassten verbrecherischen Unhold ein Scharfrichter zu sein und ihn nach aller erdenklichen Herzenslust peinigen zu können, denn solch ein Ansinnen ist sehr roh, selbstsüchtig und tierisch. Er freut sich wohl, dass die durch den Bösewicht geplagte Menschheit erlöst wird und wieder ruhig leben kann, aber eine größere Freude hätte er, so der Unhold seine Bosheit erkennt, sie bereut, sich bessert und zu einem nützlichen Menschen umgewandelt wird.[30]

Sexualverbrecher

Moses hat für Sexualverbrecher die Steinigung und den Feuertod verordnet. Jesus hat dies nicht aufgehoben, da es die harte Strafe für schon ganz dem Teufel verfallene Verbrechen und Verbrecher ist. Er hat nur den Rat gegeben, so lange in der Milde in allem vorzugehen, bis nicht eine zu große Verworfenheit äußerste Strenge fordert. Die Todesstrafe (siehe unten) soll nur bei außerordentlichen Gelegenheiten, des abschreckenden Beispiels wegen, im Falle von höchst verstockten Sündern angewandt werden. Man sei als Richter sanft und gerecht durch die wahre Nächstenliebe, dann wird man dereinst auch ein solches Gericht finden, denn mit dem Maß man misst, mit demselben Maß wird man gemessen. Wer barmherzig ist, wird auch Barmherzigkeit finden, wer streng und unerbittlich ist in seinen Gerichten und Urteilen, der wird dereinst selbst strenge und unerbittliche Richter finden. Bei solchen Gerichten soll der Richter stets bedenken, dass des Menschen Seele und Geist sehr willig und gefügig sind; aber das Fleisch ist und bleibt schwach, und es gibt keinen, der sich der Stärke seines Fleisches rühmen könnte.[31]

Sexualverbrecher sind aus aller menschlichen Gesellschaft für immer vollständig auszumerzen, wobei das Gericht aber stets darauf sehen soll, auf welcher (geistigen) Bildungsstufe solch ein Unzüchtiger stand, oder ob er von einem bösen Geist besessen ist, der ihn dazu antreibt.[32]

Unwissenheit

Die Gemeinde soll für die nötige Bildung sorgen und den Ungebildeten wie ein verdorbenes Kind disziplinieren, solange bis er ein anderer Mensch geworden ist. Wenn ein Mensch einmal die Tiernatur seines Fleisches besiegt hat, und sein Verstand geklärt worden ist, wird er ein reines Leben zu führen anfangen und nicht mehr leicht rückfällig.[33] Wenn bei einem ungebildeten Menschen weder Züchtigung noch Fasten fruchten, dann kann er kastriert werden von einem kundigen Arzt, denn es ist besser, verstümmelt ins Gottesreich zu kommen als unverstümmelt in die Hölle.[34]

Besessenheit

Der Schänder ist gefangen zu nehmen und aus der Menschengesellschaft zu entfernen, weil sonst große Ärgernisse verursacht werden. Durch Fasten und in Namen Gottes gehaltene Gebete kann er geheilt werden. Wenn er von seiner unreinen Besessenheit frei geworden ist, dann kann man ihn freilassen.[35]

Das erste Naturmittel, um die argen, das Fleisch eines Sexualstraftäters besitzenden Geister zu beugen, ist das Fasten. Man gebe so einem Menschen am Tag nur einmal ein halbes Pfund (230g) Roggenbrot und dazu nur einen Krug Wasser. Jeden zweiten Tag kann man ihm auch noch ein wenig Aloesaft, nach der Beschaffenheit der Natur des Besessenen mit ein bis zwei Tropfen Bilsensaft vermengt, geben. Dies wird gute Wirkung haben, aber es wird ihm dennoch nicht vollends helfen ohne Gebet und Auflegung der Hände im Namen des Herrn. Der Richter muss in solchen Fällen in seinem Herzen stets darauf bedacht sein, dass er in dem Verbrecher nur einen stark verirrten Menschen und keinen völligen Teufel vor sich hat. Eine scharfe Züchtigung ist erst angebracht, wenn ein Mensch hartnäckig in seiner Ausschweifung ist, ohne ungebildet oder besessen zu sein. Bessert sich ein solcher Mensch und fängt an, mit guter Einsicht seine Sünde zu verabscheuen, dann ist auch er mit mehr Liebe zu behandeln. Bleibt er hingegen mit Behagen an seiner Ausschweifung hängen, was ein solch geiler Bock nicht ganz verbergen kann, dann kann er, wenn er einige Bildung hat, aus der Gemeinde entfernt und in ein weites, wüstes Land verstoßen werden, wo ihn die große Not zur Besinnung bringen wird. Bessert er sich, soll es ihm auch besser ergehen - dann soll er in eine Seelenheilanstalt gebracht werden, die er nicht eher verlassen darf, bis er völlig gebessert ist. Erst wenn er vielfach erprobt worden ist, und sein Bessersein über längere Zeit vollkommen an den Tag legt, kann er wieder zur Gesellschaft zurückkehren; im Zweifel ist es besser, ihn lebenslang zu verwahren, denn dies ist viel besser und heilsamer, als dass die unverdorbenen Menschen einer Gemeinde durch ihn verpestet würden. Bessert er sich nicht, so wird ihn das wüste Land aufzehren.[36]

Zeugungsunfähige

Staaten mit gesetzlicher Körperstrafe
Wenn Verschnittene (Zeugungsunfähige) geilen möchten, dann sollen sie mit Ruten gezüchtigt werden, indem sie wohl sehen sollen, dass da in ihnen keine Zeugungskraft mehr vorhanden ist.[37]
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Anmerkung: Justizielle Körperstrafen werden heute in vielen Ländern als barbarisch angesehen und sind zumindest offiziell abgeschafft - kurioserweise auch in Ländern, welche die Todesstrafe beibehalten. Ob die heute gängige Methode der Züchtigung - nämlich das Einkerkern als Bestrafung, in Einrichtungen, wo aus einfachen Verbrechern dann nicht selten Schwerverbrecher werden - besser ist, darf angezweifelt werden.

Abschreckung

Abschreckung ist ein sehr unhaltbares Mittel, denn nichts auf der Welt dauert kürzer als der Schreck, die Furcht und die Traurigkeit (durch abschreckende Justiz, wie z.B. die Ausstellung von Leichen). Sobald ein Mensch diese drei Embleme des Gerichts mit der Freiheit seines Geistes abgeschüttelt hat, dann wird er erbost und fällt mit doppelter Wut über den grausamen Richter her. (nach Joseph)[38]

Notwehr und Todesstrafe

Verflucht ist, wer seine Brüder tötet, wer seinen Bruder zum Tod verurteilt, und wer eigenmächtig ein Gesetz gab und gibt, nach dem Menschen von Menschen zum Tod verurteilt werden. Geradeso wie solche Gesetzgeber und Richter ihre Mitmenschen verdammt haben, werden sie von Gott verdammt. Eine Ausnahme bilden nur jene, die wegen ihrer zu niedrigen Bildungsstufe nicht wussten, was sie taten. Das Gesetz des Herrn heißt: Liebe auch gegen die Feinde.[39] Niemand tut Gott einen wohlgefälligen Dienst, selbst dann nicht, wenn er den größten Missetäter umbringen lässt. (nach Joseph)[40]

Die Todesstrafe ist für den Getöteten belanglos und dient noch weniger irgendeiner Gerechtigkeit zum Schild und Nutzen, denn einen hat man getötet und Tausende haben darum Rache geschworen. Der Richter soll auch den größten Verbrecher nicht mit dem nutzlosen Leibestod strafen, sondern allzeit mit Züchtigung nach dem Maß des Verbrechens. Tut er das, ist er ein Richter der Menschen zum Himmel, im Gegenteil aber ein Richter zur Hölle, wofür er von Gott ewig nie einen Lohn haben wird. Für das Reich der Richter die Menschen gerichtet hat, von demselben Reich soll er auch den Lohn empfangen.[41]

Durch den Tod kann man sich keinen Feind vom Hals schaffen, denn war er im Erdenleben nur ein einfacher Feind, so wird er nach dem Leibestod als ein freier Geist ein hundertfacher. Er wird einen mit hunderten Übeln lebenslang quälen, und man wird kein Mittel finden, das einen von seinem unsichtbaren Feind befreien würde.[42] Siehe dazu Rückwirkungsmacht.

Dennoch gibt es Ausnahmen:

  • Psychopathen: Die Todesstrafe soll nur über jene Verbrecher verhängt werden, bei denen jedes Mittel einer wahren Besserung des Lebens über einen Zeitraum von zehn Jahren fruchtlos bleibt. Wenn der Verbrecher unmittelbar vor der Exekution doch noch Besserung verspricht, soll ihm eine Jahresfrist hinzugefügt werden. Wenn nicht, soll die Tötung vollzogen werden, denn ein solcher Mensch kann auf Erden nicht mehr gebessert werden, und es ist daher besser, ihn von dieser Erde zu schaffen. Wenn die rechtmäßig machthabende Obrigkeit mit Zustimmung der Gemeinde die Todesstrafe in lebenslängliche Haft umwandeln und die Besserungsversuche fortsetzen will, so steht ihr das frei und sie wird deswegen von Gott nicht zur Verantwortung gezogen werden. Der Richter soll nie vergessen, dass der Missetäter, solange er in dieser Welt lebt, noch kein völliger Teufel ist, sondern ein missbildeter, verführter Mensch, an dem zu seiner möglichen Besserung noch alle Versuche zu machen sind, bevor er als ein unverbesserlicher Teufel zum Tode verurteilt werden kann. Wer sich nach diesen Angaben richtet, dessen Name soll glänzen im ewigen Buch des Lebens.[43]
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Anmerkung: Inzwischen gibt es modernere Methoden, um festzustellen, ob jemand ein völliger Teufel - ein Psychopath - ist, siehe z.B. Psychopathen Test PCL-R - Wie erkennt man einen Psychopathen? Tatsächlich wurde auch schon für etliche Schwerverbrecher die Todesstrafe verhängt, nachdem sie als Psychopathen erkannt worden sind, da sie nicht zu bessern sind und eine enorme Gefahr für die Gesellschaft darstellen. Andererseits werfen die neuen Methoden Fragen über Schuld und Unschuld, Freiheit und Schicksal auf, welche die Menschheit schon seit Jahrtausenden beschäftigen, siehe "Schuld und Sühne", GEO 10/2013, ab Seite 40. Demnach soll es inzwischen möglich sein, selbst ansonsten unverbesserliche Psychopathen zu bessern. So wäre dann heute die Todesstrafe gänzlich abzuschaffen.

  • Wucherer: Wenn es die Wucherer, wie einst in Irland, durch ihre unersättliche Gewinnsucht soweit bringen, dass die Bevölkerung eines Landes verhungern muss, dann ist es vom Herrn aus erlaubt und sogar befohlen, sie gleich Mördern zum Tod zu verurteilen.[44]

Eide

Eide sollen nicht eingefordert werden. Es genügt das "Ja" und "Nein", siehe Schwur[45]

Falschaussage

So jemand in seiner Aussage (vor Gericht) gelogen hat, entweder bejahend oder verneinend, dessen Name werde öffentlich vor allem Volk so lange infam erklärt, bis er in aller Demut in sich gegangen sein wird und öffentlich seiner Lüge Schuld bekennt, was dann die erste Wahrheit auf seiner Zunge sein wird. Dazu kann man ihm nach Umstand der Sache entweder ein Drittel oder die Hälfte, auch sein ganzes Hab und Gut als rechtliche Sühnung der durch einen solchen Lügner aus Eigennutz misshandelten Wahrheit abnehmen. Er soll nicht eigen Brot, noch Dach und Fach haben, da er die Wahrheit verabscheut hat. So wird man selbst vom schlimmsten Bösewicht nicht angelogen. Eher wird er ganz schweigen.[46]

Gott und die menschliche Justiz

Gott allein ist der Herr und ein vollkommener und gerechter Richter, der als solcher das menschliche Gericht nicht benötigt. Alle Richter der Welt sind nichts als Geißeln in Seiner Hand. Wer auf Ihn hält, den trifft Seine Geißel nicht, denn der Herr weiß, über welche Er diese Waffe zu schwingen hat, und alle Seine Engel wissen es auch. Aber die Teufel sind alle blind und können Seinen Hieben nicht ausweichen. Die Sehenden aus Seiner Gnade bedürfen des Ausweichens nicht, denn Er Selbst schont sie, und Seine Engel schonen sie auch, denn sie kennen ihre lieben Brüder auf dieser Erde gut.[47]

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Anmerkung: Wer auf Gott hält, wird nicht zum Opfer der weltlichen Justiz, solange er sich ihr nicht selbst ausliefert. Dies wird besonders deutlich an Jesus ersichtlich, dem selbst ohne Wundermacht alle Mittel und Wege offen standen, sich dem Gericht zu entziehen. Er ließ sich dann aber doch richten, um ein höheres Ziel zu erreichen. Auch bei Seinen Nachfolgern ist solches zu beobachten.

Siehe auch

Quellenverweise

  1. Jakob Lorber, Das Große Evangelium Johannes 10.215.9-12; Jakob Lorber, Das Große Evangelium Johannes 2.1.7-8; Jakob Lorber, Himmelsgaben 3.480217.7
  2. Jakob Lorber, Das Große Evangelium Johannes 5.250.4
  3. Jakob Lorber, Das Große Evangelium Johannes 5.250.8
  4. Jakob Lorber, Das Große Evangelium Johannes 10.215.12-14
  5. Jakob Lorber, Das Große Evangelium Johannes 2.26.8-16
  6. Jakob Lorber, Das Große Evangelium Johannes 2.155.6
  7. Jakob Lorber, Das Große Evangelium Johannes 2.30.2
  8. Jakob Lorber, Die Haushaltung Gottes 1.2.12
  9. Jakob Lorber, Das Große Evangelium Johannes 2.27.4-7
  10. Jakob Lorber, Das Große Evangelium Johannes 2.28.4-5
  11. Jakob Lorber, Die Haushaltung Gottes 3.174.3
  12. Jakob Lorber, Das Große Evangelium Johannes 2.27.2-3
  13. Jakob Lorber, Das Große Evangelium Johannes 1.76.3
  14. Jakob Lorber, Das Große Evangelium Johannes 2.27.8
  15. Jakob Lorber, Die Haushaltung Gottes 1.22.8-9
  16. Jakob Lorber, Das Große Evangelium Johannes 2.55.2-3
  17. Jakob Lorber, Die drei Tage im Tempel 22.5-6
  18. Jakob Lorber, Die Haushaltung Gottes 2.151.4-11
  19. Jakob Lorber, Die Kindheitsgeschichte Jesu 138.10-12
  20. Jakob Lorber, Himmelsgaben 1.400811.3-4
  21. Jakob Lorber, Das Große Evangelium Johannes 1.174.7-8
  22. Jakob Lorber, Himmelsgaben 1.400811.4-5
  23. Jakob Lorber, Die drei Tage im Tempel 22.7
  24. Jakob Lorber, Das Große Evangelium Johannes 1.75.5-6; Jakob Lorber, Das Große Evangelium Johannes 1.81.2-3
  25. Jakob Lorber, Das Große Evangelium Johannes 2.1.7-8
  26. Jakob Lorber, Das Große Evangelium Johannes 1.75.9
  27. Jakob Lorber, Das Große Evangelium Johannes 1.75.7-8
  28. Jakob Lorber, Das Große Evangelium Johannes 1.75.11-12
  29. Jakob Lorber, Das Große Evangelium Johannes 4.58.4-8
  30. Jakob Lorber, Das Große Evangelium Johannes 3.117.9-13
  31. Jakob Lorber, Das Große Evangelium Johannes 3.69.7-10; Jakob Lorber, Das Große Evangelium Johannes 4.80.17; Jakob Lorber, Himmelsgaben 2.470610.5
  32. Jakob Lorber, Das Große Evangelium Johannes 3.68.9-10
  33. Jakob Lorber, Das Große Evangelium Johannes 3.68.10
  34. Jakob Lorber, Das Große Evangelium Johannes 3.69.6
  35. Jakob Lorber, Das Große Evangelium Johannes 3.68.10-11
  36. Jakob Lorber, Das Große Evangelium Johannes 3.69.1-5; Jakob Lorber, Das Große Evangelium Johannes 4.80.17
  37. Jakob Lorber, Himmelsgaben 2.470610.9
  38. Jakob Lorber, Die Kindheitsgeschichte Jesu 138.2-8
  39. Jakob Lorber, Himmelsgaben 3.491013.4-5
  40. Jakob Lorber, Die Kindheitsgeschichte Jesu 71.3
  41. Jakob Lorber, Das Große Evangelium Johannes 2.1.7-8
  42. Jakob Lorber, Das Große Evangelium Johannes 2.164.3
  43. Jakob Lorber, Das Große Evangelium Johannes 1.81.4-5; Jakob Lorber, Das Große Evangelium Johannes 1.174.9-13
  44. Jakob Lorber, Himmelsgaben 2.470411.8
  45. Jakob Lorber, Himmelsgaben 1.400528a.2-4
  46. Jakob Lorber, Himmelsgaben 1.400528a.5-7
  47. Jakob Lorber, Himmelsgaben 1.400811.3; Jakob Lorber, Himmelsgaben 3.481230.10