Richtergeist
Der Richtergeist besteht darin, über jemanden übel zu reden, mit den Fingern auf ihn zu zeigen und ihn einen Übeltäter zu nennen, der Strafe verdient und gezüchtigt werden soll. Damit richtet man aber nicht den, der solches tut, sondern Gottes vermeintliche Saumseligkeit und Fahrlässigkeit, denn das erboste Herz fragt: Wie kann der Herr solche Gräuel zulassen und mitansehen? Warum züchtigt Er die Täter solcher Übel nicht? Man macht sich damit zu mehr als Gott, und Er kann einem dann nicht als Vater antworten, auch wenn man Ihn noch so sehr ruft, denn Kindern können von ihrem Vater unmöglich denken, dass er ungerecht sei.[1]
Folgen
Wer da sagt, dieser ist besser und jener vorzüglicher, der tut Gott zuvor; denn das Urteil über ein Werk trifft den Werkmeister und nicht das Werk. Die Folge wird eine große Musterung über dem Grab sein; denn Gott als der ewig unendlich Vollkommenste kann es doch nicht über Sich nehmen, dass Ihn Seine Werke also als unvollkommen schelten durch solche Urteile.[2]