Sünde

Aus Prophetia
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Sünde ist, die Wege der der göttlichen Ordnung, insoweit sie geoffenbart sind, (als gerecht und wahr) erkennen und dann dem guten Urteil in sich freiwillig zuwiderhandeln.[1] Die Sünde ist stets nur die Folge einer kranken Seele.[2]

Wesen

Der Wille Gottes allein ist gut. Wer diesen kennt und nicht danach tut, der sündigt.[3]

Die Sünde ist eine vernichtende Waffe des Todes[4] und der wirkliche Tod, weil sie eine Störung der göttlichen Ordnung ist.[5] Die Sünde ist ein wahrer Tod der Seele ist. (nach Jarah)[6]

Die Sünde ist des Menschen eigenstes Werk, weil sie aus seinem Fleisch und aus dem Willen seiner Seele hervorgeht.[7]

Da die Menschen der Erde die Bestimmung haben, zu Kindern Gottes zu werden, finden sich hier die größten Laster, ebenso wie die höchsten Tugenden, welche Zeugnis über diese höchste Bestimmung ablegen. Die Menschen der zahllosen anderen Welten sind in geistiger und natürlicher Hinsicht wesentlich beschränkter. Dem Laster ist so wie der Tugend von Gott aus eine endlose Vervollkommnungsfähigkeit gegeben. (nach Engeln)[8]

Ursprung

Die Sünden kommen alle aus einer höllischen Liebe, aus dem eigenen Verstand und aus den daraus hervorgehenden Lüsten her.[9]

Der Urgrund: Hochmut

Vor Gott gibt es im Grunde nur eine einzige Sünde, welche die Mutter aller anderen Sünden ist: Hochmut. Aus dem Hochmut geht dann alle andere Sünde hervor, wie Selbstsucht, Herrschlust, Neid, Geiz, Wucher, Betrug, Diebstahl, Raub, Zorn, Mord, Trägheit zur rechten Arbeit, Hang zum Wohlleben und Großtun, Unzucht, Gottvergessenheit bis hin zur Gottlosigkeit, Ungehorsam gegen alle Gesetze, ob göttlich oder politisch. Um all diese Hauptsünden wie auf einen Schlag loszuwerden, muss man den Hochmut loswerden, weil dieser der alleinige Grund all dieser Sünden ist. Wie dies möglich ist, illustriert das Gleichnis von dem Pharisäer und Zöllner im Tempel Luk 18.10. Wo kein Hochmut ist, da ist die Liebe, die in sich alle Demut birgt. Liebe und Demut tilgen alle Fehler und Sünden, und wären es noch so viele. Jedoch auch nur ein Atom Hochmut belebt alle anderen Sünden. Sünden, die ohne Hochmut begangen werden, sind keine Sünden, weil sie den Grund zur Sünde nicht in sich bergen. Jede Sünde, einfach für sich genommen, ist nur wie das Fleisch einer Frucht, das an und für sich keiner Fortpflanzung und Vermehrung fähig ist. Der Hochmut aber ist das Samenkorn.[10]

Ursprung irdischer Sündhaftigkeit

Alle Laster, die je von Menschen auf dieser Erde begangen worden sind, wurden durch die Habgier (Geiz) einzelner Menschen, meist handelstreibender, verursacht. Der Geiz ist ein Vater aller Sünden, denn zuerst geizt man sich durch jedes noch so schlechte Mittel wie Betrug, Diebstahl und Raub ein großes Vermögen zusammen, und ist man einmal reich, dann wird man hochmütig und herrschsüchtig und schließlich zum Tyrannen, wirft sich allem möglichen sinnlichen Wohlleben in die Arme und begeht zahllose Schändlichkeiten und verführt bald ein ganzes Volk durch sein schlechtes Beispiel, worauf dann alle zu stehlen, rauben, morden und huren anfangen und von einer Gotteserkenntnis weit und breit keine Spur mehr ist. Der Keim des Geizes ist die übertriebene Sparsamkeit.[11]

Gott ist kein menschliches Laster so gräuelhaft verächtlich wie der ungerechte Reichtum und dessen Folgen. Für kein anderes Laster sehen wir den Herrn über Leben und Tod den Abgrund der Hölle erschaulich auftun Lk 16.19. Weder bei Totschlag, Ehebruch, Hurerei und dergleichen mehr hat der Herr jemanden zur Hölle verdammt. Den ungerechten Reichtum aber hat er sowohl beim Priesterstand wie auch bei jedem anderen Stand auf das dringlichste mit Wort und Tat gezüchtigt. Bei jedem anderen Laster spricht die göttliche Liebe von Geduld und Erbarmen, jedoch der unrechte Reiche verfällt dem Zorn Gottes, besonders deutlich bei der Vertreibung der Krämer, Spekulanten und Wechsler aus dem Tempel, wobei der Tempel das göttliche Reich symbolisiert Joh 2.14. Bei den Geboten verbot Gott ausdrücklich nur die Tätigkeit, im Falle des Reichtums aber schon das Verlangen, weil die Gefahr, welche daraus für den Geist erwächst, zu groß ist. Dies zeigt sich auch daran, dass jeder andere Sünder nach einer sündhaften Tat Reue empfindet, hingegen der reiche Spekulant über eine gelungene Spekulation jubelt. Der Fürst der Hölle sucht die Menschen vorzugsweise auf jede mögliche Art mit Liebe für den Weltreichtum zu erfüllen, weil er genau weiß, dass sie mit dieser Liebe erfüllt vor Gott am abscheulichsten sind und Er Sich ihrer darum am wenigsten erbarmt.[12]

Durch die böse Zauberei kamen alle Sünden in die arge Welt.[13]

Sündhafte Gedanken

Man kann denken, was man will, und sündigt dadurch solange nicht, wie das Herz an einem unordentlichen Gedanken keinen Gefallen findet. Geschieht dies doch, dann verbindet sich schon der Wille mit dem schlechten Gedanken und man ist nicht mehr weit davon entfernt, ihn in die Tat übergehen zu lassen, wenn die Umstände günstig erscheinen und keine äußere Gefahr droht. Daher ist die weise Überwachung der Gedanken durch den geläuterten Verstand und die reine Vernunft von höchster Wichtigkeit, da der Gedanke der Same zur Tat ist.[14] Aus diesem Grund sündigt man auch schon, wenn man eine Frau lüstern ansieht. Mt 5.28 Hiob 31.1

In der guten und weisen Ordnung der Gedanken liegt der ganze Lebenswert eines Menschen. Wenn ein Mensch nicht schon frühzeitig lernt, seine Gedanken zu ordnen und zu prüfen und daraus alles Unreine, Böse und Falsche zu scheiden, dann würde er schlechter als das böseste Tier.[15]

Solange ein Mensch nicht völlig Herr seiner Gedanken wird, so lange wird er auch nicht Herr seiner Leidenschaften und der daraus hervorgehenden Tätlichkeiten. Wer aber nicht Meister in sich und über sich ist, der ist noch fern vom Reich Gottes und ist und bleibt ein Knecht der Sünde, die aus seinen unordentlichen Gedanken und daraus hervorgehenden Begierden geboren wird und den ganzen Menschen verunreinigt.[16]

Lästerung oder Sünde wider den Geist Gottes

siehe Lästerung gegen den Geist Gottes

Folgen

Die Sünde hat den Tod es Fleisches zur Folge.[17]

Fleischliche Sünden - das sind Sünden oder Gelüste, zu denen das Fleisch den Menschen antreibt - finden mit dem Fleisch (Anm.: dessen Tod und Leiden) ihr Urteil und ihr Ende, denn was des Fleisches ist, das wird auch mit dem Fleisch gerichtet und begraben. Ist jedoch die Seele selbst ganz ins Fleisch übergegangen, dann kann ihr kein anderes Los als das des Fleisches zuteil werden, siehe Tod der Seele.[18]

Laster wie Hochmut, Zorn, Neid, Geiz, Habgier rufen dasselbe bei den anderen Menschen hervor.[19]

In der Sünde verharren heißt, ein Tier werden, das nur mehr aus der falschen instinktartigen Begründung ein schmutziges Leben fristet.[20]

Verhalten

Sündenfreie Menschen sollen keine Kenntnis nehmen von den Sünden und ihren Folgen, weil das heißt schon so viel, als sie nahe selbst begangen zu haben.[21]

Die Sünde ist vor Gott stets ohne allen Wert gewesen. Wer die Sünde gerichtet haben oder wer die Sünde richten will, der muss selbst ohne Sünde sein, denn es ist unmöglich, dass ein Sünder den andern richten soll. Wenn er dennoch richtet, dann richtet er als ungerechter Richter, denn in der Sünde ist keine Gerechtigkeit. Vor Gott sind alle Menschen Sünder. (nach Paulus)[22]

Überwindung

Der Mensch hat sich durch eigene Anstrengung und Kraft von seinen Sünden zu reinigen; er darf nicht im Glauben an sein eigenes Unvermögen darauf warten, dass ihn Gott unmittelbar von seinen Sünden losmachen werde.[23]

Kein Mensch wird die Sünde so schnell los, als wie schnell er in irgendeine Sünde gefallen ist.[24]

Wenn der Mensch stets sagt: "O Herr, sei mir, dem Sünder, gnädig!" (Herzensgebet), und über niemanden arg urteilt, für seine Feinde betet und jenen zu aller Zeit Gutes tut, die Übles von ihm reden und womöglich auch Übles zufügen Mt 05.44, so ist er wahrhaft rein vor Gott, auch wenn er noch so manche Sünde auf sich hat, die ihm sein Fleisch hin und wieder aufnötigt. Denn wird das Fleisch eines Menschen oft auch von argen Dämonen gereizt, so wandelt aber dennoch seine Seele gleichfort im Geist Gottes und bleibt rein, wenn den Sünder die Sünde sehr demütig und reuig macht. Bleibt der Sünder jedoch hochmütig, dann ist er ein Teufel, auch wenn er äußerlich noch so rein vor den Menschen aussieht.[25]

Wer das Wort im Herzen hat und seinem Außenwesen nach dennoch hin und wieder sündigt, dann ist das Herz dabei nicht einstimmig und zwingt einen bald zur Erkenntnis der Sünde und zur Reue, wodurch man schon kein Sünder mehr ist. Hat man das Wort aber nicht im Herzen, sondern nur im Gehirn, dann sündigt das leere Herz mit, wenn man sündigt, und zwingt einen weder zur Erkenntnis, noch zur Reue der Sünde. Dann bleibt die Sünde in einem, und man macht sich schuldig vor Gott und den Menschen.[26]

Wer Gott wahrhaft liebt, der hat keine Sünde vor Ihm, denn die Liebe löscht jede Sünde und lässt keine werden, da sie gleich einer festen Burg auf einem Felsen ist, den kein Feind je besiegen kann.[27] Indem man sich stets an die Liebe und an ihre Schwester, die Geduld, hält, wird einem die Sünde zur Unmöglichkeit werden.[28]

Reinigungsvorgang

1. Wahrhaftigkeit

Es ist ewig unmöglich, das Geschehene ungeschehen zu machen und sich von seinen Taten zu befreien, solange man die Erinnerung seines Gefühls an dieselben flieht. Nur die Wahrheit kann das Herz und sodann auch den Geist freimachen. Die Wahrheit muss in allem gesucht werden, dann erst wird man im freien Geist erst völlig erkennen, was eigentlich die Sünde ist, und wie es dem Herrn ein leichtes ist, einen aller seiner Sünden zu entheben, selbst wenn ihre Zahl größer ist als der Sand im Meer. (nach Kisehel)[29]

2. Beseitigung der groben Sünden

Durch volles Vertrauen auf die Gnade Gottes durch den festen, unerschütterlichen Glauben werden die groben Sünden (die Taten) beseitigt. (nach Kisehel)[30]

3. Beseitigung der argen Neigungen und Begierden

Wenn ein Mensch sich einmal von seinen groben Sünden, die in seiner Materie hausten, losgemacht hat, dann muss er sich alsbald seiner Seele widmen und sie in ihren Neigungen und Begierden erforschen. Hat er sie durch seinen großen Ernst erkannt, muss er die argen Neigungen und Begierden abermals mit seinem Glauben und Vertrauen vertreiben. (nach Kisehel)[31]

4. Beseitigung der weltlichen und eigenliebigen Gedanken

Da die weltlichen und eigenliebigen Gedanken sich leicht zu argen Neigungen und Begierden und in der Folge zu wirklichen Taten auswachsen, müssen auch sie vertilgt werden. Dies geschieht durch die Erweckung des inneren Feuers, das ist die Liebe zu Gott durch den Glauben und das lebendige Vertrauen zu Ihm. (nach Kisehel)[32]

5. Wachsamkeit

Wenn das Herz wieder unrein und von einer Sünde in Beschlag genommen wird, dann soll man Buße tun und so lange fasten, bis es wieder rein ist. Die Liebe zu Gott aber ist das Größte. Solange das Herz mit der Liebe zu Gott erfüllt sein wird, solange ist man auch völlig unfähig, in irgendeine Sünde zu verfallen. Nur Glauben und Wissen genügen nicht, sondern man muss Gott wahrhaftig erkennen in sich, damit man ihn über alles zu lieben vermag. (nach Kisehel)[33]

Fehlgeleitete Überwindung

Übermaß

Wer die Sünde durch ein Übermaß zu überwinden versucht, der kann dadurch von dieser tatsächlich loskommen, indem die Leidenschaft und die lebendige Fähigkeit des Fleisches dadurch abgetötet werden. Er hat aber einen Sieg des Todes über sich erfochten und nicht einen Sieg des Lebens, denn mit den Werkzeugen des Todes (der Sünde) kämpft man niemals gegen den Tod, sondern allzeit nur gegen das Leben. So jemand hat dann das Leben getötet und auf diese Art dem Tod den Sieg über sich eingeräumt. Die Sünde verlässt so jemanden, weil er sogar zu schlecht für die Sünde ist, und der Tod die Toten nicht gefangen zu nehmen braucht, da sie schon seine Beute sind. Wer das Leben erhalten will, der muss lebendig mit den Waffen des Lebens gegen die Sünde - welche die vernichtende Waffe des Todes ist - kämpfen. Wer das (irdische) Leben für das (ewige) Leben gibt (d.h. Entsagung übt), der tut wohl und ist einer, der voll Weisheit und Liebe und voll Lebens ist. Wer aber das Leben für den Tod gibt, der ist ein großer Narr.[34]

Furcht

Flieht der Mensch die Sünde nicht aus Liebe zu Gott, sondern nur aus Furcht vor der Strafe, dann ist das ärger, als die Sünde selbst.[35]

Falsche Vorstellungen

Es gäbe keine Tugend und kein Laster

siehe Tugend

Siehe auch

Quellenangabe

  1. Jakob Lorber, Die Haushaltung Gottes 2.151.19
  2. Jakob Lorber, Das Große Evangelium Johannes 4.58.4
  3. Jakob Lorber, Himmelsgaben 3.480614.8
  4. Jakob Lorber, Himmelsgaben 1.410207.4
  5. Jakob Lorber, Die Haushaltung Gottes 2.151.21
  6. Jakob Lorber, Das Große Evangelium Johannes 2.194.8
  7. Jakob Lorber, Das Große Evangelium Johannes 6.10.13
  8. Jakob Lorber, Das Große Evangelium Johannes 2.60.4-5
  9. Emanuel Swedenborg, Enthüllte Offenbarung 450
  10. Jakob Lorber, Himmelsgaben 3.490406.28-32; Jakob Lorber, Himmelsgaben 3.490406.42; Jakob Lorber, Himmelsgaben 3.490406.82-84
  11. Jakob Lorber, Das Große Evangelium Johannes 5.168.1-4
  12. Jakob Lorber, Die geistige Sonne 2.92.8-16
  13. Jakob Lorber, Das Große Evangelium Johannes 2.65.11
  14. Jakob Lorber, Das Große Evangelium Johannes 7.36.2
  15. Jakob Lorber, Das Große Evangelium Johannes 7.36.3
  16. Jakob Lorber, Das Große Evangelium Johannes 7.37.6
  17. Jakob Lorber, Die Haushaltung Gottes 3.115.17
  18. Jakob Lorber, Robert Blum 1.143.2-3
  19. Jakob Lorber, Das Große Evangelium Johannes 10.84.13
  20. Jakob Lorber, Das Große Evangelium Johannes 2.29.2
  21. Jakob Lorber, Das Große Evangelium Johannes 4.187.2
  22. Jakob Lorber, Robert Blum 1.81.19
  23. Emanuel Swedenborg, Die wahre christliche Religion 71b
  24. Jakob Lorber, Das Große Evangelium Johannes 2.193.16
  25. Jakob Lorber, Das Große Evangelium Johannes 2.209.3-6
  26. Jakob Lorber, Das Große Evangelium Johannes 2.39.6-7
  27. Jakob Lorber, Himmelsgaben 2.480217.4-6
  28. Jakob Lorber, Himmelsgaben 2.470314.6
  29. Jakob Lorber, Die Haushaltung Gottes 2.196.16-18
  30. Jakob Lorber, Die Haushaltung Gottes 2.214.17-21
  31. Jakob Lorber, Die Haushaltung Gottes 2.214.21
  32. Jakob Lorber, Die Haushaltung Gottes 2.214.22-24
  33. Jakob Lorber, Die Haushaltung Gottes 2.215.4-11
  34. Jakob Lorber, Himmelsgaben 1.410207.3-4
  35. Jakob Lorber, Die Kindheitsgeschichte Jesu 206.14