Sabbat

Aus Prophetia
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"Sonntagsfrieden", Lovis Corinth 1887

Der rituelle Sabbat

Der Sabbat wurde zur Erinnerung eingesetzt, dass unter Frieden bzw. der Ruhe die Verbindung des Göttlichen selbst mit dem Göttlich-Menschlichen im Herrn zu verstehen ist, ebenso die Verbindung des Herrn mit dem Himmel unter der Kirche sowie mit allen Himmelsbewohnern und Gliedern der Kirche, die Ihn aufnehmen. Der Sabbat war die heiligste Vorbildung der Kirche, weshalb Sich auch der Herr Selbst den "Herrn des Sabbats" nannte, siehe Mt 12.8, Mark 2.27-28, Luk 6.5[1]

Die wahre Sabbatruhe ist die Ruhe in Gott, die innere Selbstbeschauung, weswegen die Feier des Sabbats von Gott verordnet worden ist. Der Mensch soll sich da von jeder schweren, anstrengenden Arbeit enthalten, weil jede schwere Arbeit die Seele nötigt, dem Fleisch ihre Kräfte zu leihen. Dabei wird sie mit demselben erregt und unruhig, wodurch sie die rein göttliche Wahrheit in sich nicht mehr klar erkennen kann. Ohne Not soll man keine schwere Arbeit tun, in der Not jedoch ist jeder Mensch verpflichtet, seinem Bruder zu helfen. Mehr noch, als sich von aller schweren Arbeit zu enthalten, soll jede Seele jede Leidenschaft zur Seite schaffen.[2]

Der geistige Sabbat

(Der wahre) Sabbat ist weder der Samstag, noch der Sonntag, noch der Oster- und der Pfingstsonntag, noch irgendein anderer Tag in der Woche oder im Jahr, sondern er ist nichts anderes als der Tag des Geistes im Menschen, das göttliche Licht im menschlichen Geist, die aufgehende Sonne des Lebens in der menschlichen Seele. Sabbat ist der lebendige Tag des Herrn im Menschen, den er fortwährend mehr erkennen und durch alle seine Handlungen heiligen soll, die er aus Liebe zu Gott und daraus aus Liebe zu seinem Nächsten verrichten soll. Der Mensch soll sich von der Welt zurückziehen und diesen Tag des Lebens der heiligen Ruhe Gottes in sich suchen.[3]

Bei Gott sind alle Tage gleich, und der beste ist unter vielen der, an dem man dem Nächsten wahrhaft Gutes erwiesen hat, weswegen jeder Mensch am Sabbat Gutes tun darf und soll, denn so wird man den Sabbat am besten feiern. Eine wahre Sabbatfeier hat man an jedem Tag begangen, an dem man etwas entschieden Gutes verübt hat. Den wahren und Gott allein wohlgefälligen Sabbattag und dessen Feier bestimmt die gute Tat und nicht Müßiggang den ganzen Tag lang. Mit dem Müßiggang erweist man Gott den schlechtesten Dienst; der gewöhnliche Judensabbat (der Müßiggang und das damit verbundene, närrische Verfluchen sogar vom wehenden Wind und fliegenden Vögeln) ist ein Gräuel in den Augen Gottes und kann höchstens als verabscheuendes Beispiel dienen. Gott will, dass sich die Menschen zunehmend die Liebtätigkeit angewöhnen sollen, um dereinst im anderen Leben aller Arbeit und Mühe fähig zu sein und in solcher Tätigkeit auch allein die wahre und höchste Seligkeit zu suchen und zu finden. Es ist nicht nötig, den Sabbat gänzlich aufzuheben, sondern nur das Törichte des Sabbats.[4]

Die vorzüglichste Heiligung des Sabbats bedeutet, mehr in allem Guten tätig zu sein (d.h. Gott zu dienen) als an einem anderen Tag. Ex 20.08 Für den Lohn der Welt soll man weder an einem gewöhnlichen Tag, noch an einem Sabbat arbeiten, denn seit Christus ist jeder Tag ein Sabbat und jeder Sabbat ein voller Werktag.[5]

Geschichte

Moses hat die Feier des Sabbats hoch geboten und in seinem Gebot jede unnötige und knechtlich bezahlte Arbeit als eine Schändung des Sabbats bezeichnet, die vor Gott ein Gräuel ist; aber an einem Sabbat den Willen Gottes zu tun, hat Moses nie verboten.[6] Moses wurde das wahre Wesen des Sabbat enthüllt, aber das Volk hat ihn schon bald in einen heidnischen Müßiggangstag verkehrt und meinte, Gott durchs Nichtstun und Bestrafung derer, die es etwa wagten, am Sabbat eine kleine Arbeit zu verrichten oder eine Hilfe zu leisten, einen angenehmen Dienst zu erweisen.[7]

Den Israeliten war geboten, sich an wenigstens einem Tag in der Woche von weltlichen Geschäften zurückzuziehen und allein diesen Tag des Lebens in sich zu suchen. Aber man beobachtete das Gebot nur äußerlich materiell, wodurch man es am Ende so weit brachte, dass man nicht einmal den Herrn des Sabbats erkannte, als Er auf die Erde kam.[8]

Der Neumond-Sabbat wurde bei den Juden allzeit strenger gehandhabt als ein gewöhnlicher Sabbat.[9]

Die Erzjuden unterließen an einem wichtigen Sabbat auch gute Taten. Selbst ihre eigenen in Brand geratenen Häuser löschten sie nicht. Um Gott ging es diesen Blinden dabei aber nicht, nur dass sie dem Satan nicht verfallen, daran lag ihnen alles. So hatte dann ein römischer Feldherr (Anm.: wohl Titus), dem die Narrheit dieses Volkes bekannt war, ein leichtes Spiel, die aufständischen Juden an einem Sabbat auf einen Schlag zu besiegen und ihre große Stadt in einen Schutthaufen zu verwandeln.[10]

Gott und der Sabbat

Gott ruht am Sabbat 1.Mos 2.2-3 (russische Bibelillustration, 1696)
Gott Selbst feiert keinen Augenblick, sondern ist gleichfort tätig für die Menschen und nie für Sich. Er bedarf für Sich weder einer Erde, noch einer Sonne, des Mondes und all der Sterne und alles dessen, was darinnen ist und daraus hervorgeht. Aber all die erschaffenen Geister und Menschen bedürfen alles dessen, und der Herr ist also allein ihretwegen fort und fort unausgesetzt tätig. Er will, dass die Menschen Ihm als Seinen Kindern gleichen sollen in allem. Wie also kann Er je gewollt haben, dass Ihn die Menschen durch die Trägheit ehren?[11]

Gott ist stets zu Hause und geht niemals aus und hat nicht nur gewisse Stunden bestimmt, in denen man bei ihm sozusagen eine Audienz bekommen kann, wie bei den Weltmächtigen. Gott ist nicht nur am Sabbat oder Feiertag ein liebendes Herz angenehm, sondern zu jeder Minute. Wenn jemand zu Ihm kommt, wird er angehört und angenommen.[12]

Das lästige (rituelle) Sabbat-Gesetz hat Gott nur den Menschen zu ihrer Heiligung angeordnet auf so lange, als es Ihm ratsam erschien. (nach Raphael)[13]

Jesus und der Sabbat

Jesus hat den Menschen nie von gewissen Feiertagen gelehrt, an denen irgendwelche wirksame mysteriöse Gottesdienste begangen werden. Nicht allein der Sabbat, sondern jeder Tag ist ein wahrer Tag des Herrn - jeder Tag, an dem ein Mensch seinem Mitmenschen im Namen Gottes eine Wohltat erweist, ist ein rechter und allein Gott wohlgefälliger Tag des Herrn. Durch die werktätige Liebe wird man von Gott an jedem Tag gesegnet, nicht aber nur vielleicht alle Woche einmal durch die metallene Monstranz in der Hand eines oft habsüchtigen, hochtrabenden, arbeitsscheuen, gleisnerischen, fluchenden, verdammenden, richtenden, finsteren, nicht selten aller Liebe und Barmherzigkeit ledigen Priesters.[14]

Jesus, als der Herr des Sabbats, wies Seine Jünger an, den (rituellen) Sabbat schnellstens aus ihren Herzen zu verbannen, um Seine wahren Jünger zu sein und zu bleiben. Er und sie waren an jedem Tag gleich da zur Arbeit; wo der Herr des Sabbats arbeitet, da sollen Seine Knechte die Hände nicht in die Taschen stecken. Auch die Sonne muss am Sabbat auf- und untergehen wie an einem Werktag. Würde der Herr der Sonne wie des Sabbats am Sabbat feiern, wären die Menschen wohl zufrieden mit ihrem stockfinsteren Sabbat?[15]

Warum feiern Sonne, Mond, Sterne, Wind, Regen, das Wachstum der Pflanzen usw. keinen Sabbat? Weil des Herrn gleichfort allertätigster Wille nie und nimmer einen Sabbat, dessen Herr Er ist, feiert. (nach Raphael)[16]

Falsche Vorstellung vom Sabbat oder Sonntag

Sabbat ein Tag der Trägheit

Am Werktag übt sich der Mensch, obwohl er arbeitet, nur in der Selbstsucht, denn er arbeitet für sein Fleisch und nennt das sein, was er sich erarbeitet hat. So nun die Menschen an den Werktagen nur ihre Selbstsucht pflegen und am Sabbat aber, als dem einzigen Tag, an dem sie sich in der Liebetätigkeit üben sollen, nur dem starrsten Müßiggang obliegen, dann stellt sich die ernste Frage, wann sich den Menschen denn überhaupt je in dem allein wahren Gottesdienst über sollen? Wie könnte Gott also wollen, dass ein Mensch nach sechs Selbstsuchtstagen den siebten mit Müßiggang verbringt? Wer in seiner menschlichen Torheit meint, der Sabbat bestünde im Nichtstun, wie kann es die Natur dann wagen, sich wie an jedem anderen Tag zu verhalten? Und wie kann er selbst es wagen, zu gehen, zu essen, zu trinke und Atem zu holen? Wieso untersagt er seinem Herzen nicht gleich auch das Schlagen?[17]

Sabbat bedeutet nicht, keine gesegnete Arbeit zu verrichten, stattdessen aber allen möglichen Unsinn zu tun. Ebenso bedeutet Sabbat oder Sonntagsheiligung nicht, erst zur Kirche zu laufen, um dann an allen möglichen unmoralischen Weltunterhaltungen teilzunehmen. Jesus hat der Welt gezeigt, dass man auch am Sabbat arbeiten und Gutes wirken kann, woraus jeder Mensch verstehen kann, dass unter "Heiligung des Sabbat" etwas ganz anderes verstanden werden soll, als nicht zu arbeiten und nichts Nützliches zu tun.[18]

Sabbat besser als andere Tage

Man soll nicht denken, ein Tag wäre tauglicher als der andere, Gott zu lieben, oder es müsste Gott an einem bestimmten Tag ein Opfer dargebracht werden, bevor sich jemand in seinem Herzen Ihm nahen dürfte. Wann immer jemand das Herz zu Gott erhebt, ist es Ihm vollkommen recht. Der Sabbat soll nur ein Tag der allgemeinen Unterweisung sein, nicht aber etwa ein ausschließlicher Tag der Liebe Gottes, weil dieser ist jeder Tag gleich.[19]

Siehe auch

Quellenverweise

  1. Emanuel Swedenborg, Himmel und Hölle 286-287
  2. Jakob Lorber, Das Große Evangelium Johannes 2.148.9-13; Jakob Lorber, Das Große Evangelium Johannes 2.166.18
  3. Jakob Lorber, Die geistige Sonne 2.76.15-16; Jakob Lorber, Himmelsgaben 2.430314.15-16
  4. Jakob Lorber, Das Große Evangelium Johannes 1.50.4; Jakob Lorber, Das Große Evangelium Johannes 1.50.6-7; Jakob Lorber, Das Große Evangelium Johannes 1.202.10-11; Jakob Lorber, Das Große Evangelium Johannes 1.240.2; Jakob Lorber, Die Kindheitsgeschichte Jesu 149.11-12; Jakob Lorber, Die Kindheitsgeschichte Jesu 149.16; Jakob Lorber, Die Kindheitsgeschichte Jesu 158.15-17
  5. Jakob Lorber, Das Große Evangelium Johannes 1.50.1-2
  6. Jakob Lorber, Die Kindheitsgeschichte Jesu 149.13-14
  7. Jakob Lorber, Das Große Evangelium Johannes 1.50.11
  8. Jakob Lorber, Die geistige Sonne 2.76.17
  9. Jakob Lorber, Das Große Evangelium Johannes 3.132.2
  10. Jakob Lorber, Das Große Evangelium Johannes 4.134.7-11
  11. Jakob Lorber, Das Große Evangelium Johannes 1.50.5-6; Jakob Lorber, Das Große Evangelium Johannes 1.50.9-10
  12. Jakob Lorber, Die Haushaltung Gottes 1.3.16-17
  13. Jakob Lorber, Das Große Evangelium Johannes 3.131.16
  14. Jakob Lorber, Das Große Evangelium Johannes 1.49.15; Jakob Lorber, Das Große Evangelium Johannes 6.123.5-7; Jakob Lorber, Himmelsgaben 2.430314.11-13
  15. Jakob Lorber, Das Große Evangelium Johannes 1.30.14-16; Jakob Lorber, Das Große Evangelium Johannes 1.50.5-6
  16. Jakob Lorber, Das Große Evangelium Johannes 3.131.15-17
  17. Jakob Lorber, Das Große Evangelium Johannes 1.50.8; Jakob Lorber, Das Große Evangelium Johannes 1.50.10; Jakob Lorber, Die Kindheitsgeschichte Jesu 158.12-17
  18. Jakob Lorber, Die geistige Sonne 2.76.12-13; Jakob Lorber, Die geistige Sonne 2.76.19-20
  19. Jakob Lorber, Die Haushaltung Gottes 2.110.15-18