Not

Aus Prophetia
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Not (Thomas Rowlandson, 18. Jhdt.)

Wesen

Not, Elend, Schmerz und Leid müssen unter den Menschen sein, damit sie nicht in Trägheit übergehen und sterben.[1] Ein leiblich Unglück der Völker, welches sie wach hält, ist besser als eine glückliche Nacht, in der es kaum jemand der Mühe wert hält, an Gott zu denken und im Herzen zu glauben, dass alles von Ihm abhängt und dass Er auch ein stets wachender Herr aller Völker und Herren der Welt ist.[2]

Ursachen

Die Menschen sind allzeit selbst Schöpfer von den Übeln unter ihnen; daher sollen diese Übel auch so lange unter ihnen sein, als sie fortwährende Schöpfer derselben bleiben.[3] Zu allen Zeiten der Welt war es und wird es so bleiben, dass die materiellen Lebensmittel stets gleichen Schritt halten mit den geistigen. Beispiele:

  • Die Israeliten wurden oft mit Misswuchs, Teuerung, Hungersnot und Pestilenz gestraft, wenn ihr Herz und Geist von Gott abließ und sich anderen Göttern zuwandte.
  • In den abgöttischen Ländern herrscht fortwährend mehr oder weniger Not und Pest, wegen der Abwesenheit des Geistes Gottes.
  • Solange sich das Volk im verschieden-sektisch christlichen Europa allgemein mehr um Gott bekümmerte und nach Seinem Geiste strebte, solange gab es Engel unter der Menge der Menschen. Dadurch wurden nicht nur die Menschen, sondern auch der Erdboden gesegnet, sodass er stets reichliche Ernten trug.[4]

Jeder sucht den Grund des Übels bald bei einem, bald im anderen, anstatt sich zu fragen, ob nicht etwa auch er zur Verschlimmerung irgendwann beigetragen hat und vielleicht noch beiträgt.

Der Herr gibt dazu folgende Beispiele:

  • Luxus oder Verschwendung: Auf der einen Seite über Luxus und Verschwendung klagen, aber selbst das teuerste, neueste und modernste Zeug kaufen. Anstatt zu schimpfen, sollte man Verzicht lernen und dadurch vielleicht einige Nachahmer finden.
  • Steuern: Einerseits über Steuern schimpfen, andererseits selbst der noch viel größere Abzocker und Wucherer sein. Hier gilt es zu lernen, aus gutem Herzen zu schenken.
  • Miete: Auf der einen Seite über die Miete klagen, aber selbst gleich Klage und Pfändung einleiten, wenn eine Mietpartei nicht gezahlt hat. Würde der Hausbesitzer stattdessen ein kostenloses Zimmer für Arme einrichten, dann würde es besser mit den Mieten.[5]

Not und Armut unter den Menschen auf dieser Erde erzeugt einzig und allein ihre gegenseitige Lieblosigkeit; diese ist stets die Folge des Un- oder finsteren Aberglaubens. Denn wer den Glauben an den einen, ewig allein wahren Gott nicht hat, wie sollte er Ihn dann ehren und über alles lieben und aus solcher Liebe seinen Nächsten wie sich selbst?[6]

Wenn die Menschen nach dem Bedürfnis leben, dann haben sie alle genug; weil sie aber dem Luxus leben und der Hoffart, so leiden sie Not und Elend und werden aller Welt Schuldner.[7]

Not und Elend entstehen aus der Lüge und dem Betrug.[8]

Folgen

Laster

Die Not ist ein übles Ding und verleitet den Menschen oft zu größeren Lastern als der Reichtum. Der Reiche bleibt wenigstens in seiner Ehre öffentlich vor der Welt und gibt selten so viel Ärgernis der Welt wie ein Armer, den die Not nur zu leicht für die schlechtesten Taten fähig macht. Dennoch ist der unbarmherzige Reiche, der die Armen zur Ausführung seiner Laster benützt, bei aller seiner Weltehre tausende Male schlechter als der lasterhafte Arme. Denn der Arme wird lasterhaft durch die Not, und der Reiche ist des Lasters Schöpfer in seinem unverzehrbaren Überfluss.[9]

Geistige Reifung

Wo der Mensch von der Not nicht zu sehr geplagt wird, da gleicht er einem Faultier und kümmert sich nicht viel ums Physische und noch weniger ums Geistige.[10] Not und Drangsal bewirken im Menschen eine Gärung um die andere, aus der sich am Ende doch etwas Geistiges entwickeln kann. Zwar werden dadurch auch Zorn, Rache, Neid, Hartherzigkeit, Verfolgung, Mord und Totschlag erzeugt, aber so arg diese Dinge sind, so sind sie dennoch ob des Erfolges besser als die faule Ruhe, die tot ist und weder etwas Gutes noch etwas Böses bewirkt.[11]

Not und Mangel nötigen die Menschen zum Denken über die Ursachen ihres Elends, machen sie erfinderisch und scharfsichtig, und es werden auf diese Art bald kluge und weise Männer aus einem Volk aufstehen, die ihren Mitmenschen die Augen öffnen und ihnen die Quellen des allgemeinen Elends zeigen. Viele überwinden dann ihre Trägheit und rüsten sich zum Kampf gegen jene mächtig gewordenen Müßiggänger, die über die durch sie mit Blindheit geschlagenen Völker tyrannisch herrschen und die eigentlichen Gründer des allgemeinen Elends auf dieser Erde sind. Diese werden dann bekämpft und geschlagen und so kehrt dann stets nach dem Maß Glück und Wohlstand unter den Menschen ein, wie die Menschen wieder zu dem einen allein wahren Gott zurückzukehren angefangen haben.[12]

Stufen des durch die Not bewirkten geistigen Erwachens

  1. Versorgung des Leibes: Durch die schmerzlichen Bedürfnisse des Leibes wird die Seele zuerst aus ihrer Lethargie geweckt; denn sie fühlt, dass eine gänzliche Unversorgtheit des Leibes ihr am Ende mit dem Leib den Tod brächte. Sie kümmert sich daher in der Not des Leibes so gut es geht zuerst um den Leib.
  2. Erkenntnis des Lebens nach dem Tod: Da die Seele nun eine große Scheu vor dem Tod hat, fängt sie bald an, das eigentliche Leben zu erforschen und findet aus ihrer wachgewordenen Liebe zum Leben bald, dass sie als Seele nach dem Leibestod etwa noch fortlebe.
  3. Glaube an die Unsterblichkeit der Seele: Aus der Ahnung oder Erkenntnis des Lebens nach dem Tod entwickelt sich eine Art Glaube an die Unsterblichkeit der menschlichen Seele. Dieser Glaube wird dann zunehmend lebendig und zu einem Bedürfnis des Menschen.
  4. Entstehung einer Priesterschaft: Die nachdenklicheren Menschen sind mit dem alleinigen Glauben an die Unsterblichkeit der Seele nicht zufrieden, forschen diesem nach, erproben seine Kraft und versuchen ihn mit diversen handgreiflicheren Mitteln als wahr zu erweisen. Das Volk hält solche Forscher gewöhnlich für von einem Hochgeist befruchtete und geleitete Seher und Hörer, die durch Unterredung mit Geistern tiefere Kunde vom Leben der Seelen nach dem Tod erhalten und erheben solche Forscher gewöhnlich zu Priestern.
  5. Degeneration der Priesterschaft: Die Priester sehen bald ein, dass sie dem Volk ein unerlässliches Bedürfnis sind, missbrauchen am Ende häufig solches zumeist unbedingtes Vertrauen, suchen selbst ihren irdischen Nutzen dabei und sind am Ende nichts als blinde Leiter der Blinden. Dabei bleibt das Volk aber dennoch stets in einem wenn auch noch so schwachen Verband mit den Himmeln.
  6. Entstehung der geistigen Wissenschaft: Wenn der blinde Glaube an die Priester immer schwächer wird, erstehen im Volk wieder neue Forscher, die das Alte prüfen und nie ganz verwerfen, das Gute davon mit ihren neuen Forschungsresultaten verbinden und am Ende eine ganz neue Lehre ans Tageslicht fördern. Diese Lehre begnügt sich nicht mehr mit dem blinden Glauben, sondern nur mit der vollen Überzeugung, gegründet auf Tatsachen. So findet die jüngste Menschengeneration die Wahrheit und in dieser aus den vielen Erfahrungen auch die Gesetze, nach denen das Leben der Menschen zu leiten ist, damit sich die schwer aufgefundene Wahrheit unter den Menschen für immer rein erhalte.
  7. Rettung und geistige Wiedergeburt: Wenn aus dem Fund der Wahrheit, der allein aus der stets zunehmenden Tätigkeit der Menschheit von selbst hervorgegangen ist, noch eine außerordentliche Kunde aus den Himmeln zu den Menschen kommt als ein mächtiges, wunderbares Licht, dann ist so ein Volk wie ein Mensch für sich gerettet und im Geist wie neu- und wiedergeboren. Dies alles geht aus der Not und Sorge der Menschen hervor. In der Not wird sogar das Tier erfinderisch, geschweige denn der Mensch.[13]

Befreiung

Wohltätigkeit lindert Not (Thomas Gainsborough, 18. Jhdt.)
Wenn die Menschen fortwährend im Herzen bei Gott verbleiben - d.h. Gott über alles lieben und den Nächsten wie sich selbst -, dann wird auch Er unter ihnen im Geiste kräftig wirkend bleiben, und sie haben keinen Mangel und keine Not zu erleiden, weder für ihre irdischen Bedürfnisse und noch weniger für die seelischen. Sie werden bis ins hohe Alter nicht krank und die Nachkommen haben nicht unter den Sünden ihrer Eltern zu leiden.[14]

Wer sich an Gott hält, und wen Er Sein nennt, der hat von großer Not und Drangsal, Krieg, Hunger und Pest nichts zu befürchten. Denn wo Gottes Segen waltet, kann der Hölle Wut den Samen der Pest aller Art nicht ausstreuen und ihr Gifthauch die Bäumchen, die Gott gepflanzt hat, nicht mehr verderben.[15]

Wären die Menschen weich, sanft und wohltätig, so gäbe es keine Teuerung, keinen Mangel und sicher keinen Unfrieden in der Welt. Ein Wucherer gebiert zehn Wucherer, ein Wohltätiger zehn Wohltätige.[16]

Verhalten

In Nöten und Drangsalen, wenn die Welt gefegt wird und der Acker Gottes vom Unkraut gesäubert wird, die Menschen verzagen in großer Furcht vor der Erwartung der Dinge, die über den Erdkreis kommen, und die Fürsten ratlos und ängstlich sind, dann soll man laut in seinem Herzen sagen: Der Herr ist es, der da führt ein solches Gericht mit denjenigen Völkern, die alle ob der Welt Seiner vergaßen, sich selbst zu Göttern machten und schätzten ihre Größe, Macht und Herrlichkeit nach der Größe ihres Mammons. Man soll mit David nach dem 46. Psalm sagen. "Gott ist unsere Zuversicht und Stärke, eine Hilfe in den großen Nöten, die uns getroffen haben. Darum fürchten wir uns dennoch nicht, wenn auch die Erde unterginge und die Berge mitten ins Meer sänken, wenngleich das Meer wütete und wallte und von seinem Ungestüm alle Berge einstürzten. Dennoch soll die Stadt Gottes (Gottes Wort im Herzen) lustig bleiben mit ihren Brünnlein (reine Erkenntnisse aus dem Worte Gottes), da die heiligen Wohnungen (die Liebe zu Gott) des Höchsten sind. – Gott wohnt in dieser Stadt, darum wird sie verbleiben; denn Gott hilft ihr früh. Die Heiden (Mammons Diener) aber müssen verzagen und die Königreiche (Herrschsüchtigkeiten) fallen; das Erdreich (Selbstsucht) muss vergehen, wenn Gott Sich hören lässt. Der Herr Zebaoth aber ist mit uns; der Gott Jakobs ist unser Schutz. Kommet her und schauet die Werke des Herrn an, der auf Erden solches Zerstören anrichtet, der den Kriegen steuert in aller Welt, der den Bogen zerbricht, Spieße zerschlägt und Kriegswagen mit Feuer vernichtet. – Seid stille und erkennet, dass Ich Gott bin. Ich lege nun Meine Ehre ein bei den Heiden, und lege sie auf Erden ein (spricht der Herr). – Der Herr Zebaoth ist mit uns; der Gott Jakobs ist unser Schutz."[17]

Gott und die Not

Mangel, Not und allerlei Elend lässt Gott nur dann unter die Menschen kommen, wenn sie von Ihm ganz abgefallen und einesteils finstere und dumme Götzendiener und anderenteils selbstsüchtige und gottlose Weltmenschen geworden sind.[18]

Niemand kennt die Not der Menschen besser als Gott, und niemand ist barmherziger und liebevoller als Er; aber es wäre allen Menschen mit Seiner alleinigen Liebe und Erbarmung wenig geholfen, wenn nicht Seine höchste Weisheit mit der Liebe und Erbarmung mitwirkte.[19] Gott hat den Unterdrückten und Notleidenden vieles zu geben, so sie nur zu Ihm kommen wollen. Und die auf der Welt um Seinetwegen etwas verloren haben, so oder so – die werden es unendlichfältig wiederfinden dereinst im Schoße ihres guten, heiligen Vaters.[20]

Gott erhört nicht das Flehen, die ungerechten und unbarmherzigen Menschen (welche die Nöte verursachen) zu vernichten. Er lässt diese nicht walten, damit die Lieblosigkeit unter den Menschen wuchert, sondern weil alles die rechte Zeit haben muss. Der Reiche hat seine Zeit, reich zu sein und mit seinem Überfluss den Armen Barmherzigkeit zu erweisen; der Arme hat seine Zeit, sich in der Geduld und Selbstverleugnung zu üben und seine Not Gott aufzuopfern. Gott wird dem Armen bald auf die für sein Seelenheil beste Art helfen und den hartherzigen Reichen zur rechten Zeit züchtigen. Denn sowohl der Reiche, als auch der Arme sind zur Kindschaft Gottes berufen.[21]

In dieser Welt geschieht nichts als von Gott zugelassen, das nicht zum (Seelen-)Heil der Menschen dienen könnte.[22]

Gott hat den Unterdrückten und Notleidenden vieles zu geben, so sie nur zu Ihm kommen wollen. Und die auf der Welt um Seinetwegen etwas verloren haben, so oder so – die werden es unendlichfältig wiederfinden dereinst im Schoße ihres guten, heiligen Vaters.[23]

Einzelne Gruppen im Besonderen

Siehe auch

Quellenverweise

  1. Jakob Lorber, Das Große Evangelium Johannes 3.168.9
  2. Jakob Lorber, Himmelsgaben 2.430908a.3
  3. Jakob Lorber, Die Erde 64.9
  4. Jakob Lorber, Himmelsgaben 2.470516.2-3
  5. Jakob Lorber, Die Erde 64.1-10
  6. Jakob Lorber, Das Große Evangelium Johannes 9.210.4
  7. Jakob Lorber, Robert Blum 2.257.8
  8. Jakob Lorber, Das Große Evangelium Johannes 3.168.10
  9. Jakob Lorber, Das Große Evangelium Johannes 2.68.4
  10. Jakob Lorber, Robert Blum 2.256.10
  11. Jakob Lorber, Das Große Evangelium Johannes 1.221.16-17
  12. Jakob Lorber, Das Große Evangelium Johannes 9.35.4
  13. Jakob Lorber, Das Große Evangelium Johannes 2.212.5-13
  14. Jakob Lorber, Das Große Evangelium Johannes 9.35.3; Jakob Lorber, Das Große Evangelium Johannes 9.35.5-6; Jakob Lorber, Das Große Evangelium Johannes 9.210.4
  15. Jakob Lorber, Himmelsgaben 2.501014.7
  16. Jakob Lorber, Himmelsgaben 3.501206.1
  17. Jakob Lorber, Himmelsgaben 3.481202b.1-10
  18. Jakob Lorber, Das Große Evangelium Johannes 9.35.4
  19. Jakob Lorber, Das Große Evangelium Johannes 7.92.4
  20. Jakob Lorber, Himmelsgaben 1.400524.9
  21. Jakob Lorber, Das Große Evangelium Johannes 7.92.7
  22. Jakob Lorber, Das Große Evangelium Johannes 10.52.12
  23. Jakob Lorber, Himmelsgaben 1.400524.9