Scheinhimmel

Aus Prophetia
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Dieser Artikel betrifft frühere Himmel im Allgemeinen und den früheren Himmel der dritten Kirche vor dem Jüngsten Gericht im Besonderen. Für den Ersten Himmel im Sinne des Unteren Himmels des ewigen Himmels siehe Unterer Himmel.

Der Scheinhimmel entspricht in vielem einem Kloster auf einem Berg
Mit Scheinhimmel, Früherer Himmel oder Erster Himmel werden Gesellschaften von Geistern, welche sich zwischen dem Himmel und der Hölle eine Art von Himmeln gemacht hatten, verstanden. Damit ist auch jener Himmel gemeint, der aus dem ganzen menschlichen Geschlecht von Anfang der christlichen Kirche an gebildet worden ist, wobei jene, die sich in demselben befanden, keine Engel waren, sondern Geister von verschiedener Religion. Dieser Himmel wird unter dem ersten Himmel, der vergehen sollte, verstanden. An folgenden Stellen im Wort ist vom Untergang des Himmels und der Erde die Rede: Jes 51.6, Jes 65.17, Jes 66.22, Offb 6.13-14, Offb 20.11, Offb 21.1. Unter dem neuen Himmel und der neuen Erde, und unter dem Vergehen des früheren Himmels und der früheren Erde ist auch nicht der wahrnehmbare Himmel und unsere bewohnte Erde, sondern der Engelshimmel und die Kirche zu verstehen.[1]

Wesen

Unter dem ersten Himmel wird nicht der eigentliche Himmel verstanden, der aus denen besteht, die von der ersten Schöpfung dieser Welt an bis auf diese Zeit Engel geworden sind. Dieser Himmel ist beständig und bleibt in Ewigkeit, weil alle, die in den Himmel kommen, unter dem Schutz des Herrn sind, und dem Herrn keiner, der einmal aufgenommen ist, entrissen werden kann. Unter dem Scheinhimmel oder ersten Himmel wird derjenige verstanden, der von anderen, als denen, welche Engel wurden, und größtenteils von solchen zusammengesetzt wurde, welche keine Engel werden konnten. Er bestand nicht aus solchen, welche vor der Ankunft des Herrn in der Welt, sondern aus solchen, welche nach Seiner Ankunft gelebt hatten. Der erste Himmel bestand nicht nur aus Christen, sondern auch aus Mohammedanern und Heiden, welche alle solche Himmel an ihren Orten gebildet hatten. Dieser Himmel ist vergänglich. Er wird Himmel genannt, weil die, welche sich in ihm befanden, in der Höhe auf Felsen und Bergen gemeinsam wohnten, und in Vergnügungen lebten, welche den natürlichen ähnlich, aber keineswegs geistig waren. Die Meisten, welche von der Erde in die geistige Welt kommen, glauben im Himmel zu sein, wenn sie in der Höhe sind, und in der himmlischen Freude, wenn sie in den Vergnügungen sind, die sie in der Welt hatten.[2]

Vor dem dritten früheren (ersten) Himmel seit dem Anfang der christlichen (dritten) Kirche gab es schon zwei andere. Der neue Himmel und die neue Erde, welche bei den Propheten des Alten Testamentes erwähnt werden, sind nicht dieselben, welche in der Offenbarung vorkommen. Letztere wurden vom Herrn geschaffen, als Er in der Welt war.[3]

Bewohner

Von der Zeit der Gründung der christlichen Kirche an bis zum Tag des Jüngsten Gerichts wurden die folgenden Personen aus dem ganzen Erdkreis, welche nach der Ankunft des Herrn gelebt hatten, im (aktuell letzten, also dritten) Scheinhimmel geduldet:

  1. Die im Äußeren ein geistiges Leben nachahmen und die eine äußere, aber nicht innere Heiligkeit haben.
  2. Die um der bürgerlichen und sittlichen Gesetze, und nicht um der göttlichen Gesetze willen gerecht und aufrichtig gelebt hatten, welche also äußerliche oder natürliche, und nicht innerliche oder geistige Menschen waren, welche auch in den Lehren der Kirche waren, und sie lehren konnten, ob sie gleich nicht nach denselben lebten.
  3. Ferner solche, welche in verschiedenen Ämtern standen, und Nutzen schafften, aber nicht um des Nutzen willen.

Dieser Himmel war also von der Art, wie die Welt und die Kirche auf Erden bei denen ist, welche das Gute tun, nicht weil es gut ist, sondern weil sie die Gesetze und den Verlust des Rufes, der Ehre und des Vorteils fürchten. Wer aus keinem anderen das Gute tut, fürchtet nicht Gott, sondern die Menschen, und hat auch kein Gewissen. In dem ersten Himmel, der aus Protestanten bestand, waren großen Teils solche, welche glaubten, der Mensch werde durch den bloßen Glauben selig, und welche kein Leben des Glaubens, das tätige Liebe ist, lebten, und es sehr gerne hatten, wenn sie von den Menschen gesehen wurden. Diesen allen war, so lange sie beisammen waren, das Innere verschlossen, so dass es nicht sichtbar war, bis es beim Jüngsten Gericht geöffnet wurde. Es wurden nur die aufbehalten, welche sich sowohl durch bürgerliche als geistige Gesetze binden ließen, weil diese zugleich in der Gesellschaft sein konnten; diejenige aber, welche durch diese Gesetze nicht in Schranken gehalten werden konnten, wurden nicht aufbehalten, sondern lange vor dem Tag des Jüngsten Gerichts in die Hölle geworfen; denn die Gesellschaften wurden beständig von solchen gereinigt und gegen sie verteidigt. Ebenso werden die innerlich Guten von den Gesellschaften weggenommen, damit sie nicht von den innerlich Bösen befleckt würden; denn die Guten fassen das Innere auf, und sehen daher nicht auf das Äußere, außer soweit es mit dem Inneren übereinstimmt. Dies sind all jene, welche in Offb 20.5-6 unter denen verstanden werden, welche zur ersten Auferstehung gehörten.[4]

Alle jene, die sich den Scheinhimmel gemacht hatten, den sie auch Himmel nannten, standen mit den Engeln des untersten Himmels in Verbindung, jedoch bloß dem Äußeren nach, innerlich waren sie mit den Höllen verbunden. Die meisten waren Böcke und von der Familie derer, von denen bei Mt 25.41-46 die Rede ist; sie hatten zwar in der Welt nichts Böses getan, sofern sie ein sittlich gutes Leben geführt hatten, allein sie hatten auch nichts Gutes getan, das aus der Quelle des Guten geflossen wäre. Sie hatten nämlich den Glauben von der Nächstenliebe getrennt, und in Folge dessen das Böse nicht als Sünde angesehen. Weil diese äußerlich wie Christen gelebt hatten, standen sie in Verbindung mit den Engeln des untersten Himmels, welche ihnen ähnlich sind dem Äußeren nach, aber unähnlich dem Inneren nach, denn sie sind Schafe, und stehen im Glauben, aber im Glauben der Nächstenliebe. Da sie nicht sogleich aus aus ihrer äußerlichen Verbindung mit dem Himmel gerissen werden konnten, wurden sie in der Geisterwelt, welche in der Mitte zwischen Himmel und der Hölle ist, zurückbehalten, und es wurde ihnen erlaubt, Gesellschaften zu bilden, und wie in der Welt zusammen zu leben, und durch Künste, welche in der Welt unbekannt sind, prächtige Dinge hinzustellen, und dadurch sich und andere überreden, dass sie im Himmel seien; weshalb sie auch dieses äußeren Scheins wegen ihre Gesellschaften Himmel nannten.[5]

Solche Gesellschaften oder Himmel wurden hauptsächlich deswegen geduldet, weil sie durch äußere Heiligkeit, Aufrichtigkeit und Gerechtigkeit mit den einfältig Guten verbunden waren, die teils im letzten Himmel, teils noch in der Geisterwelt und teils noch nicht in den Himmel eingeführt waren. Die einfältig Guten sehen hauptsächlich auf das Äußere, ohne deswegen innerlich böse zu sein. Würden sie von jenen vor der bestimmten Zeit losgerissen, dann würde der Himmel in seinem Letzten, seiner Grundlage, leiden. Dieses Vorgehen wird aus Mt 13.24-30, Mt 13.36-43 und Mt 13.47-50 ersichtlich. Hätte man die Bewohner des Scheinhimmels vor dem Jüngsten Gericht ausgeschieden, so wäre dies denen, die im innersten Himmel waren, nachteilig gewesen, weil sie mit jenen ins Verderben hinab gezogen worden wären.[6]

Wirkung

Alle Erleuchtung kommt dem Menschen vom Herrn durch den Himmel, und gelangt zu ihm auf einem inneren Weg. Solange sich zwischen dem Himmel und der Welt, oder zwischen dem Herrn und der Kirche Vereine von Scheinhimmelbewohnern befanden, konnte der Mensch nicht erleuchtet werden. Es war gerade wie wenn die Strahlen der Sonne durch eine dazwischengetretene schwarze Wolke abgeschnitten werden. Wäre daher damals vom Herrn geoffenbart worden, so würde es entweder nicht verstanden, oder wenn auch verstanden, nicht angenommen, oder wenn auch angenommen, dennoch nachher wieder erstickt worden sein.[7]

Untergang

Am Ende einer jeden Kirche wird ein Jüngstes Gericht gehalten, und dann der frühere Himmel zerstört, und ein neuer geschaffen und gebildet. Am Ende der Kirche wird das Innere aufgedeckt, und dann Gericht gehalten. Da zeigt sich dann bei den nur äußerlich Frommen usw., dass sie von allen Arten des Bösen und Falschen besessen, wider das Göttliche, und wirklich in der Hölle waren; denn nach dem Tod wird jeder sogleich mit Ähnlichen verbunden, die Guten mit Ähnlichen im Himmel, die Bösen aber mit Ähnlichen in der Hölle. Allein sie kommen nicht zu denselben, als bis das Innere aufgedeckt wird. Inzwischen können sie denen beigesellt werden, die ihnen dem Äußeren nach ähnlich sind. Beim Jüngsten Gericht konnten sie kein christliches Leben mehr heucheln, sondern stürzten sich aus ihrer Lust heraus in Böses und in Schandtaten jeder Art, und verwandelten sich in Teufel, und sahen auch so aus wie diese.[8] Anlässlich des Jüngsten Gerichtes über die dritte Kirche (1757) wurden vom Hirten "die Schafe von den Böcken geschieden". Matth 25.31-32 Dies bedeutet, dass der Herr diejenigen, welche im Wahren und zugleich im Guten sind, von denen scheidet, welche im Wahren, und nicht im Guten sind. Über andere ist das Gericht nicht gehalten worden; denn die Bösen, welche in keinem Wahren waren, befanden sich schon lange in den Höllen, in die sie nach ihren Tod, also noch vor dem Gericht, geworfen wurden. Das sind jene, welche in ihrem Herzen das Göttliche leugnen, und von ihrem Glauben das Wahre der Kirche entfernen. Aus denen, die sich im Wahren und nicht im Guten befinden, ging der frühere Himmel hervor, welcher verging. Aus denen, die sich im Wahren und zugleich im Guten befinden, wurde der neue Himmel gebildet.[9]

Quellenverweise

  1. Emanuel Swedenborg, Vom Jüngsten Gericht 2; Emanuel Swedenborg, Vom Jüngsten Gericht 65; Emanuel Swedenborg, Vom Jüngsten Gericht Fortsetzung 9; Emanuel Swedenborg, Vom Jüngsten Gericht Fortsetzung 18
  2. Emanuel Swedenborg, Vom Jüngsten Gericht 66; Emanuel Swedenborg, Vom Jüngsten Gericht 67; Emanuel Swedenborg, Vom Jüngsten Gericht 69; Emanuel Swedenborg, Vom Jüngsten Gericht Fortsetzung 9
  3. Emanuel Swedenborg, Vom Jüngsten Gericht 67
  4. Emanuel Swedenborg, Vom Jüngsten Gericht 59; Emanuel Swedenborg, Vom Jüngsten Gericht 67; Emanuel Swedenborg, Vom Jüngsten Gericht 69
  5. Emanuel Swedenborg, Vom Jüngsten Gericht Fortsetzung 10; Emanuel Swedenborg, Vom Jüngsten Gericht Fortsetzung 18
  6. Emanuel Swedenborg, Vom Jüngsten Gericht 70; Emanuel Swedenborg, Vom Jüngsten Gericht Fortsetzung 10
  7. Emanuel Swedenborg, Vom Jüngsten Gericht Fortsetzung 11
  8. Emanuel Swedenborg, Vom Jüngsten Gericht 67; Emanuel Swedenborg, Vom Jüngsten Gericht 69; Emanuel Swedenborg, Vom Jüngsten Gericht 71; Emanuel Swedenborg, Vom Jüngsten Gericht Fortsetzung 18
  9. Emanuel Swedenborg, Vom Jüngsten Gericht 49; Emanuel Swedenborg, Vom Jüngsten Gericht 59; Emanuel Swedenborg, Vom Jüngsten Gericht 69