Schutzengel

Aus Prophetia
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Dieser Artikel behandelt Schutzengel und Schutzgeister im Allgemeinen. Für die Schutzgeister, die noch nicht Engel sind, siehe Schutzgeist.

Schutzengel (1656)

Wesen

Jedem Menschen ist ein unsichtbarer Schutzgeist hinzugegeben, der ihn von seiner Geburt bis zum Grab hin zu geleiten hat.[1] Jedem Menschen der Erde sind Geister aus einer besseren Welt beigegeben. Sie sind ständig bemüht, ihren Schützling zum Licht und zum Leben alles Lebens zu führen.[2] Es gibt keinen Menschen, der nicht wenigstens drei Schutzgeister, zwei Engel und einen großen Engel hätte, über die noch ein Siebenter wacht (Gott). Diese Schutzgeister und Engel sind vom Augenblick der Zeugung fortan um die neu gezeugte Seele bemüht und sorgen unablässig für die ordnungsmäßige Ausbildung derselben.[3] Jeder Mensch, Geist und Engel hat genug, dass er für sich steht, und hat auch nicht ein Atom mehr, dass er aus sich für einen anderen stehen könnte. Es gibt demnach auf dem Weg der reinen Wahrheit nur einen einzigen wahren Schutzgeist – und das ist Gott Selbst.[4]

Wirken

Ein Schutzgeist wirkt stets auf das Gewissen des Menschen ein und fängt erst dann an, sich von dem ihm anvertrauten Menschen zu entfernen, wenn dieser, durch seine Eigenliebe geleitet, allen Glauben und alle Liebe zum Nächsten freiwillig verlassen hat.[5]

Nutzen für die Schutzgeister

Schutzgeister können einem Menschen beigegeben werden, damit sie Gelegenheit bekommen, sich in der wahren Geduld des Herrn zu üben. Es fällt einem himmlisch gebildeten Geist, der mit aller Macht und Kraft ausgerüstet ist, sehr schwer, mit den halsstarrigen Menschen der Erde im höchsten Grad geduldig umzugehen, damit diese nie merken, dass sie von so einem Schutzgeist auf allen Wegen begleitet und nach ihrer Liebe geleitet werden. Ihr ganzes Einwirken darf nur in allerleisesten Gewissenseinflüsterungen bestehen oder höchstens bei außerordentlichen Gelegenheiten in der Verhütung gewisser Unglücksfälle, welche auf der Erde von der Hölle auf die Sterblichen angelegt sind. Sie dürfen nicht Feuer vom Himmel rufen, wenn sich der ihnen anvertraute Mensch in allerlei Weltübeln begründet und Gott zunehmend vergisst. Selbst die Erziehung eines völlig missratenen Kindes ist der reinste Himmel gegen das, was ein Schutzgeist zu erleiden hat, wenn sein Schutzbefohlener entweder ein Geizhals, ein Dieb, ein Räuber, ein Mörder, ein Spieler oder ein Hurer und Ehebrecher ist. Er muss solche Gräueltaten stets passiv mit ansehen und darf nicht im Geringsten vorgreifend entgegenwirken. Und wenn bei manchen Gelegenheiten ein Vorgriff gestattet ist, muss dieser dennoch so klug angelegt werden, dass der Schützling dadurch in der Freiheitssphäre seines Willens nicht im Geringsten behindert wird, sondern höchstens nur in der tatsächlichen Ausführung desselben.[6]

Schutzpatron-Glaube

Kein Evangelium, kein Apostel und andere Verbreiter des Wort Gottes lehrten je, sich auch an gewisse "Schutzgeister" neben Gott zu halten. Vielmehr heißt es im Evangelium: "Kommet alle zu Mir, die ihr mühselig und beladen seid, denn Ich will euch alle erquicken!" Mt 11.28 Von dieser Einladung ist niemand ausgenommen und keiner dem Schutz der Engel anbefohlen. Was da gesagt ist, ist gesagt für die ganze Unendlichkeit und für die ganze Ewigkeit.[7] Der Schutzpatronen-Glaube ist gleich einer Schmarotzerpflanze auf dem Baum des Lebens. Nur auf dem Baume wächst die wahre Frucht. Der Herr allein ist der Weg, die Wahrheit und das Leben. Wer nicht mit Ihm sammelt, der zerstreut. Eine Rebe, die vom Weinstock getrennt ist, verdorrt bald und wird nie eine Frucht bringen. Daher soll, wer etwas benötigt, stets gläubig zum Herrn kommen, so wird er es erhalten.[8]

Das liebtätige Bemühen der Schutzgeister rührt aus Gott her. Daher ist es nicht gerecht, wenn der Mensch Gott umgeht und bei denen Hilfe sucht, die aus sich nichts haben, sondern alles nur aus Gott. Der Allerhöchste ist mit dem Menschen ein Mensch, will ihm sogar ein Bruder werden, damit dieser daraus ersehen soll, dass Gott mehr als jeder Mensch von ganzem Herzen demütig und sanftmütig und überaus herablassend ist und nicht ein ferner Gott, sondern allernächster Vater und Bruder.[9]

Um die Freiheit der Menschen unbeschadet zu lassen, bleibt nichts anderes übrig, als den Schwachgläubigen, die auf eine verkehrte Weise an Hilfe und Führung von gewissen Schutzgeistern und Engeln glauben, nämlich ohne sich dessen recht bewusst zu sein, dass alle Seligen in Gott sind und Er in ihnen, auf dem Weg der vermeintlichen Dazwischenkunft (Fürsprache oder Mittlerschaft) Gottes Hilfe und Vorsehung angedeihen zu lassen. Die Anrufung von Schutzgeistern oder Schutzpatronen anstelle von Gott, der jedem Menschen näher ist als sogar dessen eigenes Leben, rührt von einem durch gewinnsüchtige Anstalt der äußeren Kirche hervorgerufenen Schwachglauben her.[10]

Jenseits

Die (Menschen-)Geister, die in die andere Welt gelangt sind, werden nur mühsam von ihrer Schutzgeister-Krankheit geheilt. Oft müssen ihnen alle vermeintlichen "Schutzgeister" aus dem Weg geräumt werden, ansonsten die meisten Römisch-Katholischen den Herrn fliehen und sich zu ihren Schutzgeistern wenden würden.[11]

Eingebildete Schutzgeister

Traumerscheinungen

Erscheinungen von Schutzgeistern, wie sie besonders im Reich des Somnambulismus (Träume, Schamanismus) vorkommen, sind nichts anderes als Schöpfungen des eigenen Glaubens und haben große Ähnlichkeit mit jenen Träumen, in welchen dem Menschen unter allerlei Umständen das bildlich und lebendig zu Gesicht kommt, worüber er im wachen Zustand äußerst lebhaft, nicht in seinem Verstand, sondern in seinem Gemüt, gedacht hat. Es handelt sich dabei zwar nicht bloß um eine leere Erscheinung, sondern sie ist auch etwas Wirkliches, aber dieses Wirkliche ist nichts als eine Schöpfung des eigenen Glaubens in Verbindung mit der alles realisierenden Liebe. Kein Mensch kann bei was immer eine Hilfe suchen, ohne zuvor daran zu glauben und dann dasselbe mit seinem Gemüt liebend und vertrauend zu umfassen. Auch ein materieller Bildhauer kann keine Figur zuwegebringen, die er nicht zuvor gewisserart in sich selbst erschaffen hat. Diese Eigenschöpfungen verflüchtigen sich erst dann, wenn nicht nur die Seele, sondern der lebendige Geist der Somnambulen erwacht. Dann sieht, hört und anerkennt der Geist im klaren Schauen nur den einzigen und alleinigen großen Schutzgeist aller Schutzgeister.[12]

Materielle Bildnisse

Es gibt einen übertörichten, mönchschwärmerischen Glauben, wonach hölzerne, steinerne und gemalte Bilder von gewissen "Schutzpatronen" Hilfe leisten. Ein solcher Glaube ist nicht um ein Haar besser als jener der Baalsdiener.[13]

Siehe auch

Quellenverweise

  1. Jakob Lorber, Das Große Evangelium Johannes 1.92.14
  2. Jakob Lorber, Himmelsgaben 1.410626b.10
  3. Jakob Lorber, Die Erde 50.5-6
  4. Jakob Lorber, Himmelsgaben 1.410626b.4-6
  5. Jakob Lorber, Das Große Evangelium Johannes 1.92.14
  6. Jakob Lorber, Die geistige Sonne 2.105.16-19
  7. Jakob Lorber, Himmelsgaben 1.410626b.15-16
  8. Jakob Lorber, Himmelsgaben 1.410626b.18-22
  9. Jakob Lorber, Himmelsgaben 1.410626b.11-13
  10. Jakob Lorber, Himmelsgaben 1.410626b.1-9; Jakob Lorber, Himmelsgaben 1.410626b.13
  11. Jakob Lorber, Himmelsgaben 1.410626b.41
  12. Jakob Lorber, Himmelsgaben 1.410626b.26-31
  13. Jakob Lorber, Himmelsgaben 1.410626b.32-33