Tempel

Aus Prophetia
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Dieser Artikel behandelt Tempel oder Bethäuser im Allgemeinen.

Ein Tempel stellt den Menschen in seiner naturmäßig-weltlichen Sphäre dar. Im Tempel wie im Menschen befindet sich ein Allerheiligstes, dieses ist der Geist, der in jedem Menschen das Innerste und Allerheiligste darstellt und es auch wirklich ist. Nur der alleinigen Liebe zu Gott, die ein echter Oberpriester Gottes in jeglichem Menschen ist, ist es gestattet, straflos in dieses Allerheiligste zu dringen und den Vorhang zu lüften.[1] Durch Tempel oder Haus Gottes wird auch die Kirche, und im höchsten Sinn das Göttlich-Menschliche des Herrn bezeichnet, besonders in Ansehung des Göttlich-Wahren. Joh 2.19-21 Off 21.22[2]

Kirchenbauten der Christen

"Gott lieben über alles und seinen Nächsten wie sich selbst" ist unaussprechlich mehr, denn dem Herrn Himmels und der Erden elende Tempel aus Steinen und Holz zu erbauen.[3] Wer den Herrn ehren, lieben und dadurch anbeten wird, indem er in Seinem Namen seinen Geschwistern Gutes tut, der soll seinen ewigen Lohn im Himmel haben. Wer den Herrn jedoch durch allerlei Zeremonie verehren wird in einem eigens dazu erbauten Tempel, der soll auch seinen Lohn aus dem Tempel haben. So er aber nach dem Tod zum Herrn kommen und sagen wird: "Herr, Herr, sei mir, Deinem Diener gnädig!", da wird der Herr dann sagen: "Ich kenne dich nicht; daher weiche von Mir und suche dir den Lohn bei dem, bei welchem du gedient hast!" Deswegen sollen Christen nichts mit Tempeln zu tun haben.[4]

Gott und die Bethäuser

Dom von Trier
Der Herr pflegt nur im Herz des Menschen zu wohnen, so es liebevoll und von aller Welt befreit ist. Er befindet sich nicht in gewissen Häusern und Tempeln. Er hat auch nirgendwo erwähnt, man solle Ihm Bethäuser oder Dome errichten. Im Gegenteil nennt Er sie angesichts des heidnischen Kults um falsche Reliquien, sowie der Feiertage, die allesamt nicht von Ihm, sondern von den Priestern ihres Gewinn wegen ausgerufen wurden, die dem Herrn und für die Menschen aber größte Verlusttag sind (Anm.: indem die Menschen an Feiertagen noch viel mehr sündigen als sonst schon) sogar "wahre Fanghäuser des Satans".

Die Menschen haben eine große Freude an der blinden Zeremonie, sie reden und schreiben sich Mund und Finger wund über die Pracht der Dome und Münster und verwenden dazu noch ungeheure Summen zu deren Erhaltung und Ausschmückung, gewöhnlich unter dem Titel: "Alles zur größeren Ehre Gottes!" Gott aber hat auf der Welt nie Seine Ehre gesucht, sondern Glauben und Liebe nur. Jede andere Ehrenbezeugung macht aus dem einigen, ewigen, lebendig wahren Gott, einen Götzen und ein Gräuel; denn Er will im Geiste und in der Wahrheit, welche im lebendigen Herzen des Menschen ist, nicht aber in einem Münster, angebetet sein Joh 4.23 und die Betenden sollen sich in ein Kämmerlein zurückziehen. Mt 6.6 Ein Münster ist ein Gräuel und kann zur größeren Verherrlichung des Namen Gottes nichts beitragen, da es nicht zeigt, was Er, sondern nur was eitle und hochmütige Menschen vermögen.[5] Zur Beachtung der Lehre des Herrn bedarf es keiner Häuser, sondern allein eines gläubigen Herzens und festen guten Willens.[6]

Stift Melk, Österreich
Der Herr möchte keine Bethäuser oder Tempel, sondern Gasthäuser und Herbergen für Mittellose, die dafür nichts zu entgelten haben, Schulhäuser für die Kinder, mit Lehrern entsprechend der Lehre des Herrn, sowie Pflegehäuser für Alte und Kranke. In der Liebe zu den armen Geschwistern ist man ein rechter Anbeter des Herrn, und der Herr wird in solchen Bethäusern häufig zugegen sein, ohne dass es gleich bemerkt wird. In eigens zu Seiner nur mündlichen Anbetung erbauten Tempeln wohnt Er nicht und lässt sich nicht auf den Altären ehren. Wer denn Herrn liebt und Seine leichten Gebote hält, der ist Sein lebendiger Tempel, und sein Herz, voll Liebe und Geduld, ist der wahre und lebendige und Ihm allein wohlgefällige Opferaltar zu Seiner Ehre.[7]

Jesus will keine Ihm erbauten Tempel, außer einen lebendigen im Herzen, denn Er ist lebendig, aber nicht tot, und will daher lebendige und keine toten Tempel. Es ist viel mehr, Jesus zu lieben, als Ihm tausend Tempel aus Steinen zu erbauen und dann tausend Jahre lang vor geschnitzten Bildern Lippengebete zu verrichten und in verbrämten Röcken herumzulaufen. Gott ist nicht tot, sondern lebendiger noch als jeder Mensch der Erde, da dieser alles Leben aus Ihm hat. Da Gott das vollkommenste Leben und die vollkommenste Liebe Selbst ist, wie soll man Ihn dann wie einen Toten anbeten und ehren?[8]

Wer eine große Freude daran hat, Messen und Ämter zu zahlen, Stiftungen zu machen, Bethäuser und andere Kapellchen zu bauen, die Opferstöcke zu sättigen, Orgeln bauen zu lassen, Glocken anzuschaffen, reiche Begräbnisfeierlichkeiten abzuhalten, sehr teure Paramente herzustellen, kostspielige Wallfahrten zu verrichten und sich in geldmäkelnde Brüderschaften einzulassen, der bleibe dumm, blind und ein Narr. Gott liegt an einer Welt voller Narren noch viel weniger als einem Töpfer an einem schlechten Topf, denn er zusammenschlagen kann, wann er will, weil er ihm nicht geraten wollte. Gott wird wegen einer Welt voller Narren kein Leid im Seinem Herzen tragen, so wie ein Töpfer nicht des dummen Topfs wegen traurig sein wird. Weil Gott überaus wenig an einer Narrenwelt liegt, rührt Er sich auch nicht allzugewaltig wegen all dieser dummen Dinge und den Narren, die ihnen huldigen. Wenn aber jemand Gott sucht, der wird Ihn auch finden und er wird Ihm lieber sein als eine Welt voller Narren. Für ihn allein wird Er auch mehr tun, als für eine ganze Welt voll Narren.[9]

Verhalten

Um sich zu versammeln, gemachte Erfahrungen mitzuteilen und die Lehre Jesu zu besprechen genügen die Wohnhäuser und Schulhäuser. Ebenso bedarf es keines bestimmten Tag des Herrn, da jeder Tag ein Tag des Herrn ist.[10] Wer in einem erhabenen Tempel sein Herz zum Herrn erwecken und vor Ihm in eine rechte Demut eingehen will, der soll hinausgehen in den weiten Tempel der Schöpfungen des Herrn, wo ihm Sonne, Mond und Sterne, das Meer, die Berge, die Bäume, die Vögel, die Fische und die zahllos vielen Blumen auf den Feldern Seine Ehre verkünden.[11] Jeder Baum, jede Pflanze ist ebenso gut und mehr noch ein lebendiger Tempel, durch welchen sich die Macht, Weisheit und Liebe Gottes treulich kundgibt dem, der diesem viel kunstvolleren Tempel, als jenen aus Steinen, Ziegeln und Mörtel, mit dem Geist und dessen Liebe betrachtet.[12] Solche Betrachtung kann das menschliche Herz zum Gotteslob stimmen, aber die Betrachtung eines Münsters erhebt das Herz eines Esels nur zur größeren Bewunderung seiner noch größeren Mitesel, weil diese glaubten, durch ihrer Hände Werk, durch allerlei Schnitzereien, Malereien, Vergoldungen, Wachskerzenlicht, reiche Kleider und wildes Geplärr dazu – könnten sie Den ehren, der Erde, Sonne, Mond und Sterne erschaffen hat.[13]

Wer in der inneren Kirche schon in aller Fülle ist, dem wird es dennoch nie zur Sünde gerechnet werden, so er die Bethäuser der äußeren Kirche besucht. Denn es ist ihm besser, ein Bethaus als oft unnötigerweise ein Gasthaus zu besuchen oder an diversen Lumpereien teilzunehmen. Gott sieht nie auf das Äußere, sondern allzeit nur auf das Inwendige im Menschen, weswegen jeder ehrliche Christ in einem Bethaus dem zeremoniellen Gottesdienst obliegen, in seine Herzen aber bei Gott sein kann, wobei ihm keinerlei Schaden entsteht. Er soll sich nicht wegen der götzischen Ausstattungen oder über die Predigten ärgern, zumal in letzteren einige Verse des Evangeliums vorgelesen werden, die ausreichend sind, das ewige Leben zu erlangen, wenn er ihnen richtig folgt. Wohl aber soll er den Herrn bitten, dass Er dieses dunkle Gemach mit Seinem Licht erhellen möchte. So wird er in seinem Herzen den Armen im Geiste ein lieber Bruder sein, der dafür den ewigen, großen Lohn ernten wird. Der Herr untersagte einst niemanden, den Jerusalemer Tempel zu besuchen und seine Gabe zu opfern, obwohl dieser zu Seinen Leibeslebzeiten auf der Erde völlig ein Götzentempel war und von einem Haus Gottes sicher keine Rede mehr war. Er selbst lehrte öfters darin und ließ auch der Ehebrecherin darinnen ihre Schuld nach. Wer wahrhaft im Namen des Herrn in ein Bethaus geht, dann ist auch der Herr bei ihm und geht mit ihm. Solange der Herr es darinnen aushalten wird, wird es auch jener aushalten können, mit dem Er darinnen ist. Wen der zeremonielle Gottesdienst aber ärgert, der soll draußen bleiben. Keiner soll eher Blitz und Schwefelfeuer vom Himmel rufen, als bis der Herr es ohnehin von Selbst dahin schleudern wird.[14]

Es ist nicht nötig, die Dummheit der Menschen noch mehr zu strafen, da sie sich schon selbst straft, indem sie große Summen verwendet, Stiftungen und Vermächtnisse macht usw. Selbst wenn in zwölf Kirchen gleichzeitig der Leibrock Christi ausgestellt wird, glaubt es die Dummheit, wenn sie auch schimpft, opfert dann reichlich, und das alles zur Ehre Gottes. Wollte man ihr etwas Besseres geben, dann müsste man Wunder Wirken. Da sie aber das betrügerische, künstliche Wunder nicht vom wahren natürlichen unterschieden kann, würde sie letzteres für ein Werk des Teufels halten, und den, der es wirkte, für einen Erzketzer. Daher bleibe die Dummheit, was sie ist: eine fortwährende Strafe der dummen Esel und Narren; wer aber Weisheit sucht und ihren Lohn, der weiß auch, wo sie zu finden ist. Es wird zwar bald die Weisheit über die Dummheit siegen, aber darum werden die Dummen nicht weiser - dieses Gelichter wird bleiben, solange die Hölle bleiben wird. Gott lässt den Weizen mit dem Unkraut aufwachsen bis zur Zeit der Sonderung, wofür dann eine ganze Ewigkeit übrig ist. Wer dumm sein will, der bleibe es; und wer weise sein will, der weiß, wo er anzuklopfen hat.[15]

Gott und die Tempel

Einen (von Gott nicht angewiesenen) Tempel zu erbauen ist vor Gott noch viel ärgerlicher, als würden Kinder aus den Exkrementen des Vaters ein winziges Häuschen bauen, oder daraus ein Bild des Vaters machen, sich daraufhin vor dem Kottempel auf die Knie werfen und ihren Vater so verehren und anbeten. Und obwohl ihnen der Vater so etwas als dumm und säuisch und ihrer völlig unwürdig verbietet, würden sie nur desto eifriger um den Drecktempel kriechen und das Dreckbild verehren und sogar, wider den Willen des Vaters, heller denkende Brüder mit Strafen auf Leben und Tod dazu zwingen und von ihnen fromme Steuern verlangen. Selbst eine solche abscheuliche und gänzlich unerwünschte Verehrung ist noch viel besser als die der Menschen in den Tempeln Gott gegenüber, denn die erwähnten Kinder benützten noch das, woraus der Vater seine Nahrung erhielt; aber die Menschen bauen aus dem Kot des Satans Tempel und beten darin ihren Gott und Vater an. Daher zerstörte und zerstört Gott Tempel, aber die Menschen hören dennoch nicht auf, Tempel zu bauen und in denselben ihr Heil zu suchen. Nur wenige bauen einen lebendigen Tempel im Herzen für Gott, darin Er allein würdig erkannt, verehrt und angebetet werden kann und soll, weil das allein das ewige Leben der Seele bedingt.[16]

Jenseits

Solange die Menschen in Palästen wohnen werden und sich durch die Paläste und wegen der Paläste ehren und hochpreisen lassen werden von denen, die keine Paläste haben können, wird man auch neben den Palästen einen Tempel für irgendeinen Gott erbauen und wird ihn darin verehren, wenn nicht in der Wahrheit, so doch zur Erhöhung der Ehre des Palast- und Tempelerbauers. Die Menschen werden die Ehre für sich nehmen, die sie Gott geben sollen; ihr Lohn für ihre Werke soll dann aber auch in dem erschöpft bestehen, was sie sich selbst genommen haben. Jenseits wird man sie nicht erkennen, und sie werden in die äußerste Finsternis gestoßen werden, wo Heulen und Zähneknirschen ihr Los sein soll, ein ewiger Hader und Krieg der großen Finsternis wegen.[17]

Siehe auch

Quellenverweise

  1. Jakob Lorber, Das Große Evangelium Johannes 1.16.3-4
  2. Emanuel Swedenborg, Enthüllte Offenbarung 43; Emanuel Swedenborg, Enthüllte Offenbarung 191
  3. Jakob Lorber, Das Große Evangelium Johannes 2.72.2
  4. Jakob Lorber, Das Große Evangelium Johannes 1.49.14
  5. Jakob Lorber, Die Erde 65.5; Jakob Lorber, Die Erde 65.7; Jakob Lorber, Die geistige Sonne 1.68.14-16; Jakob Lorber, Himmelsgaben 2.430314.12; Jakob Lorber, Himmelsgaben 2.440831.4-7; Jakob Lorber, Das Große Evangelium Johannes 1.49.6; Jakob Lorber, Das Große Evangelium Johannes 9.54.5
  6. Jakob Lorber, Das Große Evangelium Johannes 1.49.2-3
  7. Jakob Lorber, Das Große Evangelium Johannes 1.49.10-11; Jakob Lorber, Das Große Evangelium Johannes 9.44.5; Jakob Lorber, Das Große Evangelium Johannes 9.166.10
  8. Jakob Lorber, Die Kindheitsgeschichte Jesu 92.6-21
  9. Jakob Lorber, Die Erde 66.11-16
  10. Jakob Lorber, Das Große Evangelium Johannes 1.49.15; Jakob Lorber, Das Große Evangelium Johannes 9.44.2-6
  11. Jakob Lorber, Die Erde 65.8; Jakob Lorber, Das Große Evangelium Johannes 1.49.12
  12. Jakob Lorber, Himmelsgaben 1.410522.23-24
  13. Jakob Lorber, Die Erde 65.10
  14. Jakob Lorber, Himmelsgaben 2.470712.12; Jakob Lorber, Die Erde 66.5-10
  15. Jakob Lorber, Die Erde 65.11-16
  16. Jakob Lorber, Das Große Evangelium Johannes 2.72.4-7
  17. Jakob Lorber, Das Große Evangelium Johannes 2.72.8-9