Toter

Aus Prophetia
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Künstlerische Darstellung eines Kadavers
Unter Verstorbenen oder Toten sind nicht nur die von der Welt Abgeschiedenen gemeint, sondern vorzüglich auch die noch in der Welt Lebenden, die aber gestorben sind in ihrem Herzen und keinen Glauben und keine Liebe haben und daher wahrhaft tot sind.[1]

Wesen

Als eigentlich tot gilt nur, was sich zufolge der von Gott erhaltenen Willensfreiheit möglicherweise eigenwillig getrennt hat und dann fortbestehen will ohne Gott aus eigener Kraft. Es besteht dann zwar zufolge der göttlichen Liebe und Erbarmung weiter, aber auf eine entsetzliche Weise. (nach Zuriel)[2]

In der ganzen Unendlichkeit gibt es nichts, das nicht aus Gott wäre. Da Gott von Ewigkeit her das Leben Selbst gewesen ist und es auch ewig sein wird, ist alles, was aus Gott hervorgegangen, lebendig hervorgegangen. Da Gott lebendig ist, konnte nichts Totes aus Ihm hervorgehen; und da Er überaus gut und liebevoll ist, so kann auch nichts getötet werden. Da aber das göttliche Leben in sich die Liebe und die Weisheit in der größten Ordnung selbst ist, so sollte auch alles in dieser Ordnung fortbestehen, in welcher und aus welcher es aus Gott zu gehen genötigt wurde. Denn was nicht war, konnte nicht selbstwillig hervorgehen, sondern musste von Gott erst erschaffen werden und dann als erschaffenes Wesen erst durch die Macht Seiner Ordnung heraustreten aus Gott nach Seinem Willen. Wenn nun aber die Wesen herausgetreten sind, so mussten sie auch mit dem Vermögen ausgerüstet sein, sich frei nach der Ordnung Gottes bewegen zu können. Indem ein Wesen diese Freiheit missbraucht, wird es von Gott gefesselt, so wie auch die Menschen die Übeltäter fesseln und einsperren. "Tot" ist an und für sich nur dasjenige, was wohlabsichtlich der Freiheit beraubt ist, sich wider die Ordnung Gottes in seiner bösen Ordnung frei zu bewegen. Und der Tod selbst ist demnach nichts anderes als eine Beharrlichkeit in allem dem, was wider die Ordnung Gottes ist. Die Folge solcher Beharrlichkeit ist dann das nötigende Gericht, durch welches einem ordnungslosen Wesen Hände und Füße gebunden werden und ein Gemach für dasselbe bereitet wird, in welches das ordnungswidrige Geschöpf eingesperrt wird, bis es, durch Reue in sich gehend, zur Ordnung Gottes wieder freiwillig zurückkehrt.[3]

Das Leben wohnt im Inwendigen – und der Tod im Auswendigen. Wer nach außen strebt, sei es nach was immer, der strebt nach dem Tod und ergreift auch bald das Nächstbeste, was ihm unterkommt, der eine dies, der andere jenes, das an und für sich nichts als Tod ist. Ein solcher zerstreut sein Leben, wird schwächer und schwächer und stirbt endlich ganz. Somit ist für ihn auch alles tot und soviel wie gar nicht daseiend.[4]

Alles auf der Welt kann einen töten, weil alles selbst in sich den Tod trägt - nur die alleinige Liebe nicht, so man sie in ihrer Reinheit bewahrt.[5] Jedoch selbst die rechte Liebe muß sich zu Tode lieben, entweder im Geiste oder in der Tat des Fleisches und dieser Tod ist erst die wahre Auferstehung zum wahren ewigen Leben, in dem dann diese Liebe ganz allein leben wird in der allerhöchsten, sich stets und ewig steigernden Glückseligkeit. Wer jedoch die Welt liebt, der wird sterben in der stets wachsenden Weltliebe; da die Welt kein Leben hat, sondern nur den Tod, so wird der in der Weltliebe Gestorbene nicht erstehen zu einem neuen Leben, sondern zum neuen Tod nur. Dasselbe geschieht denen, die das Fleisch oder sich selbst lieben oder gar nichts lieben oder alles hassen, ebenso den Zornigen, Neidischen (Gewalttätigen), Geizigen und Habgierigen. Wer sein irdisches Leben liebt, das ein vorübergehender Tod oder ein teilweise fortwährendes Sterben ist, der wird nicht mehr zu sterben aufhören. Es tötet jede Liebe, auch die Gottesliebe; aber in keiner getöteten Liebe wird sich das Leben je wiederfinden denn allein in der Liebe zu Gott, weil Er allein das ewige Leben Selbst ist. Zwar wird sich jede Liebe ihrer selbst bewußt wiederfinden, jedoch ist es ein großer Unterschied ob im Leben oder ob im Tod.[6]

Der (geistig) Tote ist keiner Erinnerung fähig.[7]

Wunsch nach ewiger Vernichtung

Ein Toter handelt so, als wäre ihm der Tod lieber als das Leben, d.h. er wünscht sich die ewige Vernichtung (geistiger Tod, Nirwana) anstatt des ewigen Lebens, da er das ewige Leben nicht verstehen kann und für das irdische Leben hält, das aber nur ein fortwährendes Sterben ist. Der Gemütszustand eines solchen Menschen wird von Enos in Jakob Lorber, Die Haushaltung Gottes 2.127.5-21 beschrieben.[8]

Sieht ein solcher Toter aber den Leibestod nahen, da erschrickt er und fängt an zu zagen und zu zweifeln, d.h. er fürchtet die Vernichtung, für die er doch durchs ganze Leben so entschieden gearbeitet hat. Dies liegt daran, dass solange der Tote noch die Kraft des Lebens in sich gewahrte, er ein Herr über den Tod war und keine so große Furcht vor ihm hatte, da er als der also Lebende nicht wissen kann in der freien Anschauung der Dinge um sich, wie er im Tod für diese keine Sinne mehr haben wird. Wenn er also merkt, wie die Kraft seines Scheinlebens schwindet, seine Sinne schwächer werden und somit auch die Dinge um ihn zu verschwinden anfangen, und er die Macht des Todes und das Schreckliche des Nichtseins zu empfinden beginnt, da erst gewahrt er den großen Unterschied zwischen Leben und Tod und wird alles versuchen und aufbieten, was ihm das Leben wiederbringen möchte.[9]

Leider aber wird es dann für viele zu spät sein, da das ewige Leben einer vollreifen Frucht gleicht, das Natur- oder Fleischleben einer unreifen. Der Kern einer reifen Frucht ist frei und fest geworden und kann ohne den geringsten Nachteil von der äußeren Fleischhülle getrennt werden, da er schon alles Leben in sich aufgenommen hat und keinen Tod mehr empfindet. Jedoch bei einer unreifen Frucht, wo die äußere Masse mit dem Kern noch ein mattes Leben lebt, da stirbt der Kern, wenn die äußere Masse zu sehr verletzt wird! Daher soll jeder (zur Zeit und nicht erst im Angesicht des Todes) für die Vollreife seines Geistes sorgen, die dann erfolgen wird, wenn sich der Geist von allen Begierden des Fleisches losgemacht haben wird. Hat jemand das erreicht, ist er auch ein Herr des Lebens geworden.[10]

Beten für Verstorbene

Für Verstorbene soll man mit Rat und Tat beten, leuchtend vor ihnen wie eine Sonne dem müden Wanderer durch Sand und Wüsten, und sie erquickend gleich dem reichlich auf das dürre Moos des harten Gesteins gefallenen Tau – damit sie sich wieder finden möchten an dem solcherart Betenden als den Grenzmarken der Gnade Gottes und genesen möchten an dem Moos Seiner Gnade, das auch die Grenzsteine des Herrn reichlich überzogen hat.[11]

siehe auch Miterlöserschaft

Gott und die Toten

Ist auch eine Sache vor den Augen der Menschen leblos, so ist sie doch nicht leblos vor den Augen Gottes. Sind die Menschen auch an und für sich tot geworden durch die Sünde, so sind sie aber doch nicht tot geworden im Angesicht Gottes. Das erste ist wohl möglich, aber das zweite ist völlig unmöglich.[12]

Siehe auch

Quellenverweise

  1. Jakob Lorber, Himmelsgaben 1.401028.12
  2. Jakob Lorber, Die Haushaltung Gottes 3.10.3-4
  3. Jakob Lorber, Himmelsgaben 1.401115a.3-11
  4. Jakob Lorber, Himmelsgaben 1.400809.21-22
  5. Jakob Lorber, Die Kindheitsgeschichte Jesu 111.16
  6. Jakob Lorber, Die Haushaltung Gottes 1.150.10-15; Jakob Lorber, Die Kindheitsgeschichte Jesu 111.13-15
  7. Jakob Lorber, Himmelsgaben 1.410313.7
  8. Jakob Lorber, Die Haushaltung Gottes 1.150.13; Jakob Lorber, Die Haushaltung Gottes 2.131.1; Jakob Lorber, Die Haushaltung Gottes 2.131.11
  9. Jakob Lorber, Die Haushaltung Gottes 2.131.12-18
  10. Jakob Lorber, Die Haushaltung Gottes 2.131.19-24
  11. Jakob Lorber, Himmelsgaben 1.401028.14
  12. Jakob Lorber, Himmelsgaben 1.401115a.4