Vater Unser

Aus Prophetia
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Vater Unser, Paternosterkirche

Wesen

Im Anruf "Vater unser, der Du bist in dem Himmel!" selbst liegt schon das ganze Gebet, und gleicht jede Bitte demselben.

"Vater unser, der Du bist in dem Himmel!" bedeutet im jeweils tiefer werdenden himmlischen Sinn:

  • Ewige unendliche Liebe, die Du wohnst im Licht Deiner Heiligkeit!
  • Leben alles Lebens, das da wohnt in unseren Herzen!
  • Mensch der Menschen, der Du im Menschen wohnst!
  • Wort alles Wortes, das Du wohnst in Deinem Grundwesen, und wir in ihm, und dasselbe in uns!
  • O unbegreifliche Mitte der Unendlichkeit in aller Liebe, Kraft, Macht, Gewalt und Heiligkeit, die Du allein umfassest Dein endlos Wesen!
  • Ewiger unbegrenzter Gott, der Du wohnst im Geiste Deiner unendlichen Fülle und Klarheit!

Dies hat kein Ende, die Tiefen der Tiefen steigern sich ins Unendliche, so dass ein jeder noch so vollkommener Engel stets einen neuen und tieferen Anfang darin erschaut, und auch sieht, dass in jedem tieferen wieder an und für sich Unendliches liegt, welches in alle Ewigkeit nicht in der Fülle wird erfasst werden.[1]

Versionen

Das Vater Unser nach Matthäus (Bibel, Einheitsübersetzung)

Unser Vater im Himmel, Dein Name werde geheiligt, Dein Reich komme, Dein Wille geschehe wie im Himmel, so auf der Erde.
Gib uns heute das Brot, das wir brauchen.
Und erlass uns unsere Schulden, wie auch wir sie unseren Schuldnern erlassen haben.
Und führe uns nicht in Versuchung, sondern rette uns vor dem Bösen.
Denn wenn ihr den Menschen ihre Verfehlungen vergebt, dann wird euer himmlischer Vater auch euch vergeben.
Wenn ihr aber den Menschen nicht vergebt, dann wird euch euer Vater eure Verfehlungen auch nicht vergeben.[2]

Das Vater Unser nach Jesus (Lorber)

Unser lieber Vater, der Du im Himmel wohnst, Dein Name werde allzeit und ewig geheiligt!
Dein Reich des Lebens, des Lichtes und der Wahrheit komme zu uns und bleibe bei uns!
Dein allein heiliger und gerechtester Wille geschehe auf dieser Erde unter uns Menschen also, wie in Deinen Himmeln unter Deinen vollendeten Engeln!
Auf dieser Erde aber gib uns das tägliche Brot!
Vergib uns unsere Sünden und Schwächen, wie auch wir sie denen allzeit vergeben werden, die gegen uns gesündigt haben!
Lasse nicht Versuchungen über uns kommen, denen wir nicht widerstehen könnten, und befreie uns also von allem Übel, in das ein Mensch infolge einer zu mächtigen Versuchung dieser Welt und ihres argen Geistes geraten kann; denn Dein, o Vater im Himmel, ist alle Macht, alle Kraft, alle Stärke und alle Herrlichkeit, und alle Himmel sind voll derselben von Ewigkeit zu Ewigkeit![3]

Das Vater Unser nach Petrus (Lorber)

Unser Vater, der Du in den Himmeln wohnst,
Dein heiligster Name werde geheiligt!
Dein Reich der Liebe, der Wahrheit und des ewigen Lebens komme zu uns!
Dein allein heiliger Wille geschehe alle Zeiten und alle Ewigkeiten hindurch!
Gib uns heute wie allzeit das tägliche Brot!
Unsere Sünden und Gebrechen vergebe uns nach dem Maße, als wir vergeben unseren wie immer gearteten Schuldnern!
Lasse nicht Versuchungen über unsere Schwächen kommen, denen wir unterliegen müssten;
sondern erlöse uns von allem Übel, das uns nur immer begegnen könnte!
Dein, o Vater, ist alle Kraft, Macht und Herrlichkeit ewig!
Dir allein sei aller Preis, alle Ehre, aller Ruhm, alle Liebe, alles Lob und aller Dank ewig![4]

Auslegefassung (Lorber)

Unser Vater. Der Du bist im Himmel!
Geheiliget werde Dein Name!
Dein Reich komme!
Dein Wille geschehe wie im Himmel so auch auf Erden!
Unser tägliches Brot gib uns heute!
Und vergib uns unsere Schulden!
Wie auch wir vergeben unsern Schuldigern.
Und führe uns nicht in Versuchung!
Sondern erlöse uns von allem Übel! Amen.[5]

Auslegung

Bezogen auf Liebe

Vater Unser in Griechisch
"Unser Vater." – Da der Vater in Sich Selbst die alleinige, ewig unendliche Liebe ist, welche das Grundleben in sich und somit auch das Leben aller Geschöpfe und vorzugsweise der Menschen ist, besagt "unser Vater" aus soviel als: unsere Liebe, oder: unser Leben![6]

"Der Du bist im Himmel!" – Da der "Himmel" an und für sich nichts anderes ist als das Leben des Vaters in Sich Selbst, welches die werktätige Liebe oder das lebendige Wort Gottes im Menschen ist, so heißt "der Du bist im Himmel": der Du, Ewige Liebe, wohnest in Deiner Liebe, aus der alles hervorgegangen ist![7]

"Geheiliget werde Dein Name!" – Der alleinige, ewige Name der Ewigen Liebe heißt "Vater". Wenn aber die Liebe und der Vater eins sind und "heiligen" nichts anderes besagt als: mit der eigenen Liebe werktätig lieben den Vater, so wird "geheiliget werde Dein Name" nichts anderes heißen als: geliebet werde Du, Vater, als die Ewige Liebe von uns Menschen, deinen Kindern, werktätig, d.h. lebendig, allzeit und ewig ohne Unterlass![8]

"Dein Reich komme!" – Das Reich Gottes ist der "Himmel". Der "Himmel" besagt das Wesenhafte der Liebe, weil das Werktätige, somit auch das eigentlich Lebendige der Liebe, welches sich in der Tätigkeit ausspricht, so wird "Dein Reich komme" ebenso viel besagen als: Vater, oder: Du Ewige Liebe, komme zu uns, oder: werde unsere alleinige Tatkraft oder all unser Leben![9]

"Dein Wille geschehe wie im Himmel so auch auf Erden!" – Diese fünfte Bitte ist eigentlich nur eine Bekräftigung der vierten. Denn der Wille der Liebe ist eigentlich die werktätige Liebe selbst. "Im Himmel" heißt so viel als: in sich selbst wesenhaft, oder: in der eigenen, sich selbst gleichen Werktätigkeits-Sphäre. Demnach wird diese Bitte für den Geist auch lauten können: Vater! oder: Liebe! Deine werktätige Liebe werde in unserem Leben (welches verstanden wird unter der "Erde") oder in unserer Liebe ebenso wesenhaft werktätig, wie Du in Dir Selbst wesenhaft werktätig bist! Denn "in Dir Selbst" besagt ebenso viel als: "im Himmel" oder: in Deiner werktätigen Liebe, oder: in Deinem Leben, oder: in Dir als Vater.[10]

"Unser tägliches Brot gib uns heute!" – Diese Bitte ist wieder eine noch größere Bekräftigung der vorhergehenden. Denn unter "Brot" wird verstanden das Zueigenmachen der werktätigen Liebe. Unter "täglich" das völlige Zueigenmachen. – Daher kann diese Bitte auch heißen: Gib uns, die wir aus Deiner Liebe sind, Deine werktätige Liebe völlig zu eigen, oder: mache unsere Liebe völlig zu der Deinigen, werde völlig unser Vater und mache uns völlig zu Deinen Kindern, oder: lass uns völlig eins sein mit Dir, d.h. sättige uns mit Dir Selbst und lass uns Deine Sättigung sein![11]

"Und vergib uns unsere Schulden!" – Diese Bitte drückt nichts anderes aus als wieder ein lebendigeres Verlangen nach dem Obigen. Denn sie besagt, dass der Vater die eigene (Selbst-)Liebe des Menschen ganz hinwegräumen soll, die da vorderhand das sonderheitlich jedem Menschen zu eigen gegebene Leben ist – und dafür ganz Seine Liebe im Menschen werktätig werden lassen soll. – Also könnte der Geist auch sagen: Vater, nimm mir die Welt und schaffe in mir den Himmel![12]

"Wie auch wir vergeben unsern Schuldigern." – Dieser Satz bezeigt das werktätige Maß, in welchem die obige Bitte im Menschen erfüllt werden soll – und könnte geistig heißen: Vater! Lass nur in dem Maße Deine werktätige Liebe uns zu eigen werden, in welchem Maß wir durch Deine Liebe in uns die Welt oder den Tod aus uns hinausschaffen! – oder: Vater! Wiedergebäre uns nach Deiner Liebe, wie diese Deine Liebe in uns mächtiger wird und wir mit ihr uns selbst geräumiger machen zur völligen Aufnahme Deines Reiches, des Himmels oder Deiner werktätigen Liebe oder Deines Lebens![13]

"Und führe uns nicht in Versuchung!" – Auch diese Bitte wieder nichts anderes als eine noch kräftigere Versicherung des Früheren. Denn das "Führe uns nicht in Versuchung" besagt nichts anderes als: Belasse uns ja nicht in unserer Eigen- und Weltliebe, oder: lass uns nicht tätig sein ohne Deine werktätige Liebe in uns, oder: ohne den Himmel in uns! Also – halte unsere Liebe nicht außerhalb der alleinigen Deinigen![14]

"Sondern erlöse uns von allem Übel! Amen." – In der letzten Bitte ist nichts anderes als allein der Wunsch, der Wille oder das lebendige Verlangen völlig bejahend über alles das ausgesprochen, um was es sich in allen vorhergehenden Bitten gehandelt hat, und besagt so viel als: Vater! Mache uns bestimmt völlig frei von uns selbst und werde Du in uns völlig alles in allem, oder: Du alleinige, ewige, werktätige Liebe, mache alle unsere (Eigen-)Liebe zunichte und werde Du allein unsere Liebe, oder: lass uns völlig eins sein mit Dir![15]

Dies ist der wahrhaftige himmlische Sinn des Gebetes des Herrn und eine Gabe der Liebe aus dem obersten Himmel.[16]

Bezogen auf Licht

Da das Licht keiner weiteren Beleuchtung bedarf, wird das "Vater Unser" dem Licht nach ohne weitere Beleuchtung gegeben:

"Unser Vater." - Unser Licht alles Lichtes!

"Der Du bist im Himmel!" - Der Du wohnest in Deinem Lichte, als ein alleiniges Licht alles Lichtes,

"Geheiliget werde Dein Name!" - Dein ewiger Strahlenglanz werde von unserer Nacht und von unserem Tage, von unserer Feste zwischen den Gewässern als der alleinig wahre anerkannt!

"Dein Reich komme!" - O Du alleiniges Licht alles Lichtes, erleuchte unser an sich finsteres Erdsein!

"Dein Wille geschehe wie im Himmel so auch auf Erden!" - Deines Strahles Macht wirke auf der Erde, in unserer Feste und in all unsern Gewässern also mächtig und ungeschwächt, wie Du in Dir Selbst ewig wirkest in der endlos vollsten Lichtesstärke!

"Unser tägliches Brot gib uns heute!" - Sättige, o ewiges Licht alles Lichtes, unser Erdreich, unsere Feste und all unser Gewässer mit Deinem allmächtigen Strahlenausflusse, auf dass dasselbe belebt werde mit samenreichem Grase, mit Kraut und Bäumen und das Gewässer mit aller Art Fischen und anderem edlem Getier und die Luft mit allerlei Gevögel!

"Und vergib uns unsere Schulden!" - O Licht alles Lichtes, mache zunichte alle Finsternisse und lass auf unsere Feste und über das trockene Land aufgehen Sonne, Mond und Sterne, auf dass wir gewahren die Zeichen des Tages und der Nacht und der Zeiten und der Jahre!

"Wie auch wir vergeben unsern Schuldigern." - Mache also zunichte unserer Erde Nacht und große Finsternis, wie wir diese auf unserer Feste und über unsern Gewässern erkennen mit Hilfe des Lichtes, das Du schon am Anfange gesetzt hast auf unsere Feste, da Du sagtest: "Es werde Licht!"

"Und führe uns nicht in Versuchung!" - O führe uns recht in der Nacht unserer Erde! Lass Deinen Strahl nicht schwächer werden über der Feste des Himmels in unserer Sonnenmitte und lass nicht fruchtlos werden unser Erdreich und nicht ohne Samen das Gras und das Kraut und die Bäume! Und trübe unser Gewässer nicht, auf dass nicht alle die Fische und all das edle Getier umkomme und die Luft nicht verderbe und töte all das Gevögel und ersticke all das Getier unserer Erde,

"Sondern erlöse uns von allem Übel! Amen." sondern, Licht alles Lichtes, mache uns Dir verwandt, auf dass wir leuchten möchten als Dein Licht und seien mit Dir ein Strahlenglanz und werden nicht wieder zu einer Nacht und Finsternis ohne Dich! Amen.[17]

Wer das "Vater Unser" in der Liebe hat (siehe oben), der hat es im Grunde des Grundes, welcher in sich ewig derselbe bleibt, unverrückt, während das Licht ewig und endlos weite Wege tut, welche niemand je wird völlig zu überwandern imstande sein. Daher soll man sich nur an die Liebe halten, dann hat man alles wie auf einem Punkt beisammen. Wer dieses Gebet aus dem obersten Himmel, aus der alleinigen Liebe hat, der hat es schon im allerhöchst vollkommenen Maß.[18]

Bezogen auf Leben

"Unser Vater." - Unser Leben alles Lebens,

"Der Du bist im Himmel!" - das da lebet ewig in Seinem Leben!

"Geheiliget werde Dein Name!" - Werde von uns Menschen gelebet in der Befolgung Deines Wortes und in aller Demut und Liebe zu Dir!

"Dein Reich komme!" - Dein Leben komme zu uns und in uns!

"Dein Wille geschehe wie im Himmel so auch auf Erden!" - Dein Leben sei unser Leben, wie in Dir selbst, also auch in uns, auf dass wir möchten vollkommen sein, wie Du, Leben alles Lebens, in Deinem Leben vollkommen bist!

"Unser tägliches Brot gib uns heute!" - Dein Leben gib uns und sättige uns mit der Fülle Deines Lebens für und für!

"Und vergib uns unsere Schulden!" - Nimm uns aber zuvor unser Probeleben;

"Wie auch wir vergeben unsern Schuldigern." - also zwar, wie wir desselben ledig zu werden die große Sehnsucht in uns tragen, da es voll ist von aller Selbstsucht und somit voll des Todes.

"Und führe uns nicht in Versuchung!" - Belass uns ja nicht fürder in diesem unserem Probeleben, auf dass es uns nicht bringe den Tod,

"Sondern erlöse uns von allem Übel! Amen." - sondern nimm, o Leben alles Lebens, dieses Probeleben von uns und erfülle uns mit Deinem Leben! Amen.[19]

Solches alles ist zu ersehen aus den Texten: "Seid vollkommen, wie der Vater im Himmel vollkommen ist!" Matth 5.48 und "Wer sein Leben liebt, wird es verlieren, wer aber dasselbe flieht, der wird es erhalten." Joh 12.25 Dieses Gebet ist ein wahres Gebet des Lebens und werde als solches im Leben wohl bedachtet.[20]

Bezogen auf Kraft

Der Ausdruck "Kraft" sagt zu wenig aus, denn eine Kraft ist in allem vorhanden nach seiner Art. Das aus der Liebe und dem Leben hervorgehende ist nicht nur eine lebendige Kraft, sondern es ist eine produktive oder werkliche Tatkraft, welche der Zweck der Liebe und des Lebens aus ihr ist. Und so kann das Gebet nicht in der lediglichen Kraft, wohl aber in der werktätigen "Tatkraft" gebetet werden:

"Unser Vater." - O Du ewige Tatkraft der Liebe und alles Lebens,

"Der Du bist im Himmel!" - welche ist auch all unser Leben und all unsere Tatkraft, die Du wahrhaft und ewig tätig bist in und aus Deiner unendlichen Wirkungssphäre!

"Geheiliget werde Dein Name!" - Sei auch völlig allewig unsere Tatkraft nach unserer Liebe zu Dir und unserem Leben aus Dir und in Dir!

"Dein Reich komme!"- O belebe uns nach Deiner Fülle!

"Dein Wille geschehe wie im Himmel so auch auf Erden!" - Lass uns tatkräftig sein aus Dir in uns, wie Du in Dir es allezeit und ewig bist!

"Unser tägliches Brot gib uns heute!" - Erfülle uns und stärke unsere Schwachheit!

"Und vergib uns unsere Schulden!" - Mache zunichte unsere Schwäche

"Wie auch wir vergeben unsern Schuldigern." - also, wie wir selbst unsere eigene Nichtigkeit und völlige Kraftlosigkeit in uns demütig erschauen!

"Und führe uns nicht in Versuchung!" - O belass uns ja nicht in unserer Schwachheit, in der wir wie Tote handeln,

"Sondern erlöse uns von allem Übel! Amen." - sondern erfülle uns alle mit Deiner allein wahrhaft lebendigen Tatkraft, damit wir dadurch tätig sein möchten, Dir wohlgefällig allzeit und ewig! Amen.[21]

Solches kann entnommen werden aus den Texten: "Ich bin der Weinstock, ihr seid die Reben ... ohne Mich könnet ihr nichts tun." Joh 15.5 "Es ist nirgends eine Macht denn allein Gott", und "du hättest keine Macht über Mich, so sie dir nicht von oben zugelassen wäre." Joh 19.11 und dergleichen Stellen mehr.[22]

Bezogen auf Ordnung

"Unser Vater." - O Du ewige Ordnung,

"Der Du bist im Himmel!" - die Du bist in Dir ewig, ewig!

"Geheiliget werde Dein Name!" - Geordnet werde in uns unser Leben, welches Du uns gabst aus Dir, damit wir Dir, o ewige Ordnung, selbst geordnet, völlig nachahmlich getreu zu leben vermöchten!

"Dein Reich komme!" - Fließe daher als ein mächtiges Licht in uns ein! Sei uns hier der alleinige Lebensweg, wie Du es bist in Dir Selbst ewig!

"Dein Wille geschehe wie im Himmel so auch auf Erden!" - Werde, o Du ewige Ordnung, als unser Leben völlig tatkräftig in uns!

"Unser tägliches Brot gib uns heute!" - Werde das alleinige Brot zur Sättigung unseres Geistes!

"Und vergib uns unsere Schulden!" - Ersticke unsere große Unordnung in uns

"Wie auch wir vergeben unsern Schuldigern." - also, wie wir nach Deiner Erbarmung in uns diese Unordnung erkennen!

"Und führe uns nicht in Versuchung!" - Lass uns ja nicht ins Dickicht gelangen und da in der Nacht den rechten Ausweg suchen! Lass nicht finster werden die Sonne, nehme dem Monde nicht den Schein und lass nicht vom Himmel fallen die Sterne, auf dass wir nimmer möchten den rechten Weg aus dem Dickicht finden,

"Sondern erlöse uns von allem Übel! Amen." - sondern Du, ewige Ordnung, führe als eine hellste Sonne des Mittags und des Morgens uns aus dem Dickicht unserer eigenen Unordnung, welche ist das große "Übel", in Deine heilige Ordnung! Amen.[23]

Solches kann entnommen werden aus dem Text: "Wer Mein Wort hört und tut darnach, der ist es, der Mich liebt, zu dem werde Ich kommen und Mich ihm Selbst offenbaren. – Und es werden dann seinen Lenden Ströme des lebendigen Wassers entfluten." Joh 14.21, Joh 7.38 [24]

Bezogen auf Freiheit

"Unser Vater." - Unsere Freiheit,

"Der Du bist im Himmel!" - die Du wohnest in Deiner ewigen Freiheit!

"Geheiliget werde Dein Name!" - Werde von uns Menschen als solche in aller unserer Demut erkannt!

"Dein Reich komme!" - Komme ewig und lebendig leuchtend

"Dein Wille geschehe wie im Himmel so auch auf Erden!" - zu uns und in uns! Mache uns völlig frei, also wie Du es bist ewig in Dir Selbst!

"Unser tägliches Brot gib uns heute!" - Sei uns das lebendige tägliche Brot als eine wahre Sättigung des Geistes zum ewigen vollkommenen Leben in Dir!

"Und vergib uns unsere Schulden!" - Befreie uns von unserer Knechtschaft, welche da ist unsere Sünde,

"Wie auch wir vergeben unsern Schuldigern." - also wie wir selbst lebendig streben nach Deinem Worte und wie wir als Brüder uns gegenseitig frei machen durch Deine Gnade!

"Und führe uns nicht in Versuchung!" - Lass uns nimmer in die Gefangenschaft der Lüge, der Nacht und alles Truges geraten,

"Sondern erlöse uns von allem Übel! Amen." - sondern befreie uns alle durch Dein lebendiges, heiliges Wort von allem Übel! Amen.[25]

Solches kann entnommen werden aus dem Text: "Die Wahrheit wird euch wahrhaft frei machen." Joh 8.32.[26]

Bezogen auf Wahrheit

"Unser Vater." - Unsere ewige Wahrheit,

"Der Du bist im Himmel!" - die Du ewig frei wohnest in Dir Selbst!

"Geheiliget werde Dein Name!" - Werde von uns Menschen der Erde als solche in aller Liebe und Demut erkannt!

"Dein Reich komme!" - Komm ewig leuchtend zu uns und in uns!

"Dein Wille geschehe wie im Himmel so auch auf Erden!" - Mache uns wahrhaftig frei, also wie Du es bist in Dir Selbst!

"Unser tägliches Brot gib uns heute!" - Sei uns allen als das lebendige tägliche Brot zu einer wahren Sättigung des Geistes zum ewigen, vollkommen freien Leben in Dir Selbst!

"Und vergib uns unsere Schulden!" - Befreie uns von unserer Knechtschaft, welche da ist die Nacht und der Tod unserer Sünde,

"Wie auch wir vergeben unsern Schuldigern." - also wie wir lebendig streben nach Deinem Worte und wie wir als Brüder uns gegenseitig frei machen durch Deine Gnade in uns!

"Und führe uns nicht in Versuchung!" - O lass uns nimmer in die grobe Gefangenschaft der Nacht, der Lüge und alles Truges gelangen,

"Sondern erlöse uns von allem Übel! Amen." - sondern mache uns alle wahrhaft frei durch Dein lebendiges, heiliges Wort allzeit und ewig! Amen.[27]

Wer das "Vater Unser" so betet, der betet es im Geist und in der Wahrheit, d.h. wenn er es zugleich aus und in der lebendigen Liebe betet – sonst aber ist es nur eine leere Lippenwetzerei, die vor Gott nicht den geringsten Wert hat.[28]

Richtiges Beten

"Unser Vater im Himmel" geschrieben in Mi'kmaq Hieroglyphen (Indianervolk in Nordamerika)
Das Vater Unser soll nicht maschinenmäßig hergeplappert, sondern im Geist und in der Wahrheit gebetet werden, wobei man wohl überdenken soll, was dazu erfordert wird, um die wahre Frucht dieses Gebetes zu ernten. Dann wird man das Leben finden in der Tiefe wie in der Höhe. Andernfalls wird aus diesem Gebet das Gegenteil des großen Segens für einen selbst wie für jeden andern erwachsen.[29]

Fruchtloses Beten

Wer das Vaterunser nicht im Geist und in der Weisheit betet, dem nützt es gerade soviel, wie einem Blinden die Erklärung von Farben.

  • Wie kann der Geistesblinde sagen: "Unser Vater", da er sich noch nie die Mühe gegeben hat, den Vater in seinem Herzen durch die Liebe und den lebendigen Glauben zu erkennen und sich Ihm im Geiste und in der Wahrheit zu nähern?
  • Wie kann der sagen: "Der du bist in dem Himmel", der weder den Vater und noch weniger den Himmel kennt?
  • Wie kann der sagen: "Geheiligt werde dein Name!", ohne die Liebe Gottes zu kennen, noch weniger Sein lebendiges Wort und daher auch unmöglich das Leben des Lebens und die Heiligkeit alles Heils und aller Neuwerdung aus Gott, was allein Sein unaussprechlicher Name ist?
  • Wie kann der sagen: "Dein Reich komme!", der mit allen Sinnen wie eine Schmarotzerpflanze an dem Früchte tragen sollenden Baum, d.h. an dieser Welt hängt?
  • Wie kann der sagen: "Dein Wille geschehe", der sich noch nie die Mühe gegeben hat, den Willen Gottes zu erkennen und gegen jedes noch so leichte Gebot in seinem Herzen entweder eine große Lauheit oder oft schon in seiner Jugend den barsten Ungehorsam hegt und in allen das ewige Leben betreffenden Dingen den allergrößten Leichtsinn in sich trägt?
  • Wie kann der sagen: "Gib uns das Brot des Lebens", der von dem erbetenen Brot gar keine Ahnung in seinem Herzen hat, wohl aber eine desto größere Fressbegierde in seinem Magen, welcher das eigentliche Hauptherz solcher fruchtlos Betenden ausmacht?
  • Wie kann der um "Vergebung seiner Sünden" bitten, dessen Herz noch voll Unlauterkeit ist, da nichts innewohnt als Zorn, Neid, Hoffart, Missgunst, Frechheit und noch viele andere Laster? Zur fruchtreichen Erreichung der Vergebung der Sünden wird mehr erfordert als durch günstige Verhältnisse feindlos zu sein. Denn wer keinen Feind hat, wie soll der bitten: "Vergib mir meine Sünden, wie ich meinen Feinden vergebe". Das bedeutet nicht, dass man sich Feinde machen soll, um dann etwas zu vergeben zu haben, sondern dass das Herz über jede Beleidigung, wie geartet sie auch immer sein möge, erhaben sein soll. Sonst bittet man sich, statt der Vergebung, das Gericht und die Verdammnis auf den Hals.
  • Wie kann der sagen: "Führe uns nicht in die Versuchung", der fürs Erste Gott Vater gar nicht kennt und solcherart in die Luft betet, und der, so Gott Vater ihn auch, ihm unwissentlich, mit jeglicher Versuchung verschont, selbst aber, einem Besessenen gleich, von Gefahr zu Gefahr, von Abgrund zu Abgrund, von Tod zu Tod rennt? Solche Bitte gleicht einem Tollen, der einen großen Wohltäter um eine Unterstützung bittet, und diese dann zum Teil ins Feuer, zum Teil in schmutziges Wasser, zum Teil in stinkende Kloaken und zum Teil in Unrat und in Gräber voll Totenmoder wirft.
  • Wie kann der sagen: "Erlöse uns von dem Übel", der mit allem Fleiß sich selbst in alle Übel stürzt?[30]

Siehe auch

Quellenverweise

  1. Jakob Lorber, Himmelsgaben 3.420919.2-18
  2. Mt 6.9-15
  3. Jakob Lorber, Das Große Evangelium Johannes 10.32.6
  4. Jakob Lorber, Bischof Martin 179.2
  5. Jakob Lorber, Himmelsgaben 2.430213.3-12
  6. Jakob Lorber, Himmelsgaben 2.430213.3
  7. Jakob Lorber, Himmelsgaben 2.430213.4
  8. Jakob Lorber, Himmelsgaben 2.430213.5
  9. Jakob Lorber, Himmelsgaben 2.430213.6
  10. Jakob Lorber, Himmelsgaben 2.430213.7
  11. Jakob Lorber, Himmelsgaben 2.430213.8
  12. Jakob Lorber, Himmelsgaben 2.430213.9
  13. Jakob Lorber, Himmelsgaben 2.430213.10
  14. Jakob Lorber, Himmelsgaben 2.430213.11
  15. Jakob Lorber, Himmelsgaben 2.430213.12
  16. Jakob Lorber, Himmelsgaben 2.430213.13
  17. Jakob Lorber, Himmelsgaben 2.430214.17-25
  18. Jakob Lorber, Himmelsgaben 2.430214.15; Jakob Lorber, Himmelsgaben 2.430214.26-27
  19. Jakob Lorber, Himmelsgaben 2.430215.28-34
  20. Jakob Lorber, Himmelsgaben 2.430215.35-36
  21. Jakob Lorber, Himmelsgaben 2.430217.38-41
  22. Jakob Lorber, Himmelsgaben 2.430217.42
  23. Jakob Lorber, Himmelsgaben 2.430218.45-50
  24. Jakob Lorber, Himmelsgaben 2.430218.51
  25. Jakob Lorber, Himmelsgaben 2.430220.56-60
  26. Jakob Lorber, Himmelsgaben 2.430220.61
  27. Jakob Lorber, Himmelsgaben 2.430221a.63-67
  28. Jakob Lorber, Himmelsgaben 2.430221a.68
  29. Jakob Lorber, Himmelsgaben 1.410313.8-16; Jakob Lorber, Himmelsgaben 3.420919.17-18
  30. Jakob Lorber, Himmelsgaben 1.410313.8-16