Lüge

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Die Lüge ist eine Trugerscheinlichkeit, die im Licht der Wahrheit aufhört zu sein, als wäre sie nie dagewesen. Solange sie nicht ans Licht gebracht wird, sieht sie so aus, als wäre sie etwas. (nach Henoch)[1] Lügen sind im geistigen Sinn nichts anderes, als das Falsche.[2]

Es gibt zwei Arten von Lügen:

  1. Die eigentliche Lüge, indem man jemandem absichtlich aus bösem Willen eine Lüge als eine verbürgte Wahrheit auftischt. Dies ist eine satanische Bosheit.
  2. Die Scheinlüge, durch die man die nackte Wahrheit nur so lange umhüllt, als diese für den Menschen, den sie betrifft, noch unerträglich wäre, ihm offenbar mehr schaden als nützen würde. Diese kann nicht schlecht sein, weil sie dem edlen, guten und wohlwollendsten Herzen und Willen entstammt. (nach Josoe)[3]

Die eigentliche Lüge

Die Unwahrheit ist der Tod, das Verderben und ein ewiges Gericht.[4]

Die (eigentliche) Lüge ist das Übel der Übel und das Ärgste ist ein Versprechen, das nicht gehalten wird.[5] Die Lüge ist eine größte Verunehrung Gottes (da Gott die höchste Wahrheit ist).[6]

Eine zarte, ganz unscheinbare Lüge ist der Seele viel gefährlicher als eine faustdicke und mit Händen zu greifende. Eine faustdicke Lüge wird einen sicher zu keiner Handlung bewegen; aber eine recht zarte und unscheinbare wird wie eine Wahrheit zum Handeln nötigen und einen ganz leicht bis an den Rand alles Verderbens bringen. Sogar schon alles was in eine Lüge hineinleitet und somit schon selbst eine Lüge ist, wenn auch für den Außenmenschen noch so unscheinbar, ist für die Seele ein Abgrund zum Tod. Wahrheit ist das Leben, und die Lüge der Tod. (nach Mathael)[7]

Jemanden absichtlich im Irrtum belassen, heißt ebenso viel wie jemanden anlügen.[8]

Not und Elend entstehen aus der Lüge und dem Betrug.[9]

Mensch und Lüge

Wer in seinem Herz voller Lüge ist und sie für wahr hält, dem ist die eigentliche heilige Wahrheit nichts als eine Lüge und er ist gottlos. So jemandem ist die Wahrheit ein Gericht zum Tod. (nach Henoch)[10]

Wer in der Lüge lebt, dessen Leben ist in sich selbst nichts als Lüge und kann ewig zu keiner Realität gelangen. Niemand kann aus der Lüge die Wahrheit ersehen und erkennen, denn der Lüge ist alles Lüge. Nur wer aus dem Geiste der Wahrheit neu geboren wird und selbst in sich zur Wahrheit, zur vollen Wahrheit wird, für den wird sogar die Lüge zur Wahrheit. Denn wer die Lüge als Lüge erkennen kann, der ist in allem selbst Wahrheit, weil er die Lüge alsogleich als das erkennt, was sie ist; und das ist auch Wahrheit.[11]

Durch das Wahre aus dem Guten des Herrn erhält man Macht über das Böse und Falsche und gegen die Hölle. Durch das Wahre wird man auch vom Bösen und Falschen gereinigt.[12]

Scheinlüge

Scheinlügen sind z.B. alle Gleichnisse, hinter denen doch die erhabenste Wahrheit verborgen sein kann. Ebenso, wenn z.B. Engel die Stelle Jehovas vertreten, oder als Joseph in Ägypten sein Getreide suchenden Brüder belog. Eine Scheinlüge ist eine Klugheit aus den Himmeln, während die wirkliche Lüge in die Reiche der ärgsten höllischen Verschmitztheit gehört. (nach Josoe)[13]

Mit geistigen Augen betrachtet kann eine Sache zugleich recht gut schwarz und weiß auf derselben Stelle sein, und trotzdem wahr sein, obwohl solches der menschliche Verstand als Lüge begreift.[14] Was in der Natur nicht vorgefunden wird, kann deswegen trotzdem geistig bestehen. Viele Dinge können vorhanden und wahr sein, wenn sie auch nirgends aufgefunden werden – da neben der naturmäßigen Welt, ja sogar in derselben eine noch bei weitem größere Geisterwelt besteht. So ist demnach das Sein und Nichtsein und Doch-Sein keine Lüge. Denn ein materielles Sein ist kein geistiges Sein, wie das geistige kein materielles – und doch ist das materielle durch das geistige, wie auch wieder umgekehrt das geistige durch das materielle bedingt.[15]

Beispiel: Man betrachte einen an einem Baum hängenden Apfel und wird sicher sagen, dass dieser Apfel auf diesem Baum gewachsen ist. Und wieder wird man sagen müssen, dass dieser ganze Baum aus einem solchen Apfel gewachsen ist. Was also ist die Frucht und welches ist das die Frucht Hervorbringende? Auch hier kann jede Behauptung an und für sich zu gleicher Zeit eine Lüge und eine Wahrheit sein. Man mag sagen, "es kann doch nur eines wahr sein!" und tatsächlich ist die Wahrheit nur eine, aber töricht ist es von Menschen, in der Beschränktheit ihrer Urteile zu behaupten: Dieses oder jenes sei "das Erste" – während sich doch aus diesem Beispiel leicht ersehen lässt, dass das eine so gut wie das andere "das Erste" sein kann. Wenn nur irgendwelche außerordentliche Gelehrte auftreten und behaupten, das eine oder das andere wäre "das Erste", dann sagen beide die Wahrheit und lügen beide, obwohl der Anteil der Lüge nur in der Einseitigkeit der Behauptung besteht, wodurch sich die eine Wahrheit wider die andere auflehnt. Und in dem Grad, als sie die andere Wahrheit anficht, ist sie Lüge. An und für sich aber ist sie so gut wahr wie das von ihr Angefochtene. Die eine Wahrheit aber ist diese: Es besteht und entsteht eines aus dem andern – und eines ist für das andere da. Gott aber ist der ewige Urgrund alles Seins und hat alles so eingerichtet, dass das Naturmäßige entsteht und besteht aus dem Geistigen und das Geistige aber wieder, umgekehrt, im beständigen und unwandelbaren Kreislauf aus dem Naturmäßigen. Daher ist für den Reinen alles rein und wahr, für den geistig Blinden aber die Wahrheit Lüge. Dem Blinden ist die Existenz eines Dinges wie auch die formelle Beschaffenheit desselben eine unglaubliche Tatsache, da er sich von deren Wirklichkeit nicht überzeugen kann. Wenn er aber glaubt, dass die Sache so ist, so hat er die Wahrheit. Glaubt er aber nicht, so ist sein beharrlicher Unglaube die Lüge selbst, in der ihn seine Blindheit gefangenhält. Wer sich vom Licht (dem Glauben) absondert, der wird freilich nur auf einer Seite erleuchtet sein und auf der entgegengesetzten Seite einen Schatten entdecken, der ein lichtloses Trugbild der eigenen Selbständigkeit ist. Wer sich aber (infolge des lebendigen Glaubens) in der Mitte der leuchtenden Flamme der Liebe Gottes befindet, für den ist kein Schatten möglich.[16]

Gute Lügen

Gott vergibt allzeit die Sünde einer Lüge, durch die böse Menschen daran gehindert werden, Unheil zu stiften.[17] Ein Beispiel dafür ist Ahab, der die argen Pharisäer fest angelogen hat, siehe Jakob Lorber, Das Große Evangelium Johannes 1.181

Dennoch hilft eine Lüge, so guter Art sie auch sein mag, nur zeitweilig und bringt einen Menschen kurz darauf in Nachteil und Schaden. Schweigen zur rechten Zeit ist besser, als noch so gut zweckdienlich zu lügen.[18]

Gott und die Lüge

In Gott, als dem ewigen Urgrund aller Wesenheit (od. Wahrheit), kann keine Lüge stattfinden; ihre Existenz ist in Seinem Angesicht eine Unmöglichkeit.[19]

Die Liebe Gottes ist so groß, dass Gott sogar der Lüge schont und sein allmächtiges Licht zurückzieht und nur spärlich wiederkehren lässt, damit selbst sie Lüge, wenn sie die Fünklein Seines Lichts frei aufnehmen möchte, in ein wirkliches Leben übergehen könnte (d.h. wahr werden), das nach und nach fähiger werden möchte, am Ende sogar in der Fülle des göttlichen Lichts zu bestehen und daraus in Seine unendliche Liebe überzugehen und in dieser ein neues Geschöpf zu werden, sogar ein Geschöpf der Liebe, um in ihr die Kindschaft der Himmel und aus der sogar die Kindschaft Gottes zu erhalten. Allerdings hält Gott Sein unendliches Licht nicht endlos lange zurück aus Schonung der Sünder, denen das unausbleibliche Gericht droht (nach Henoch).[20]

Beispiel: Die "Kinder Gottes" der Urmenschheit waren nicht wahrhaftig Kinder Gottes, haben durch diese Anmaßung aber dennoch den göttlichen Vater zu sich herabgezogen, der sie dann zu wahrhaftigen Kindern Gottes zeugte. Siehe Jakob Lorber, Die Haushaltung Gottes 2.85.3-6

Verhalten

Man soll in allen Dingen gut, klug und wahrhaftig sein, denn eine Lüge, so guter Art sie auch sein mag, hilft nur zeitweilig und bringt einen Menschen kurz darauf in Nachteil und Schaden.[21] Wenn man ein wahrhaftes Gotteskind sein will, soll man nie jemandem etwas versprechen, was man dann nicht halten kann, oder - noch schlechter - gar nicht halten will.[22]

Wer nicht redet, da er nichts weiß, begeht keine Lüge. Wer aber redet, da er nichts weiß und nichts sieht, der macht sich der Lüge schuldig und wird, je mehr er gesprochen hat, ein desto größerer Schuldner der Wahrheit.[23]

Ein wahrer Mensch soll nie lügen, denn durch die Lüge gibt die Seele von sich selbst ein Zeugnis, dass sie noch im Tod und nicht im Leben wandelt. Wen eine Lüge ergötzt, der kennt noch lange den Wert des Lebens nicht, denn Leben und Wahrheit sind eins. Die Wahrheit erst macht die Seele frei und schließt ihr die Unendlichkeit Gottes auf im Wesen, Sein und Wirken. (nach Mathael)[24]

Bestrafung

siehe Falschaussage

Geister

Ein Geist ist in seinem reinen Zustand der Lüge unfähig, da er unmöglich anders sprechen kann, als wie er denkt, da der Gedanke schon sein Wort ist. Nur ein unreiner Geist kann lügen, indem er sich mit einer Materie umhüllt. Ohne diese grobe Maske kann aber auch ein unreiner Geist keine Unwahrheit aussprechen. Deswegen umhüllen sich die argen Geister mit allerlei groben Truggestalten, um so lügen zu können, z.B. der Satan als Schlange im Paradies. Die reinen Geister können sich gegenüber den irdischen Menschen in Entsprechungen kundgeben und sagen dann auch nicht selten etwas ganz anderes, als was der innere Sinn ihrer Rede darstellt. Aber das heißt nicht lügen, sondern die geistige Wahrheit in irdische Bilder legen, welche dieser Wahrheit genau entsprechen.[25]

Siehe auch

Quellenverweise

  1. Jakob Lorber, Die Haushaltung Gottes 2.101.8-9
  2. Emanuel Swedenborg, Enthüllte Offenbarung 79
  3. Jakob Lorber, Das Große Evangelium Johannes 2.78.7-9
  4. Jakob Lorber, Das Große Evangelium Johannes 3.225.18
  5. Jakob Lorber, Das Große Evangelium Johannes 1.198.2
  6. Jakob Lorber, Das Große Evangelium Johannes 9.86.5-6
  7. Jakob Lorber, Das Große Evangelium Johannes 3.43.5; Jakob Lorber, Das Große Evangelium Johannes 3.47.4-5; Jakob Lorber, Das Große Evangelium Johannes 3.47.15-16
  8. Jakob Lorber, Das Große Evangelium Johannes 2.78.6
  9. Jakob Lorber, Das Große Evangelium Johannes 3.168.10
  10. Jakob Lorber, Die Haushaltung Gottes 1.171.7; Jakob Lorber, Die Haushaltung Gottes 2.101.16-17
  11. Jakob Lorber, Das Große Evangelium Johannes 1.69.2-3
  12. Emanuel Swedenborg, Enthüllte Offenbarung 161
  13. Jakob Lorber, Das Große Evangelium Johannes 2.78.8-9
  14. Jakob Lorber, Himmelsgaben 1.401108.8
  15. Jakob Lorber, Himmelsgaben 1.401108.11-13
  16. Jakob Lorber, Himmelsgaben 1.401108.14-20; Jakob Lorber, Himmelsgaben 1.401108.25-26; Jakob Lorber, Himmelsgaben 1.401108.33
  17. Jakob Lorber, Das Große Evangelium Johannes 1.182.11
  18. Jakob Lorber, Das Große Evangelium Johannes 1.187.6-8
  19. Jakob Lorber, Himmelsgaben 1.401108.25
  20. Jakob Lorber, Die Haushaltung Gottes 2.101.12; Jakob Lorber, Die Haushaltung Gottes 2.101.18
  21. Jakob Lorber, Das Große Evangelium Johannes 1.187.6
  22. Jakob Lorber, Das Große Evangelium Johannes 1.198.1
  23. Jakob Lorber, Himmelsgaben 1.401018.20
  24. Jakob Lorber, Das Große Evangelium Johannes 3.47.4-5
  25. Jakob Lorber, Die geistige Sonne 2.85.2-7