Gericht

Aus Prophetia
(Weitergeleitet von Urteilen)
Wechseln zu: Navigation, Suche
Dieser Artikel behandelt Gerichte im Allgemeinen.
  • Für sogenannte göttliche Gerichte oder Strafgerichte siehe Gottesgericht.
  • Für weltliche Richtermacht siehe Justiz.
  • Für das letzte Gericht im geistigen Sinn siehe Jüngstes Gericht.
  • Für das letzte Gericht im Jahr 1757 siehe Wiederkunft des Herrn.
  • Für das letzte Gericht, nachdem die Erde zum Paradies geworden ist, siehe Neue Welt.

Gerichtssitzung
Das Gericht ist der eigentliche Tod eines jeden Wesens, das es ergreift.[1] Es ist der Tod der Liebe und in ihm ist keine Liebe. (nach Nathanael)[2]

Wesen

Das Gericht und der Grund des Gerichtes, nämlich das Gesetz, ohne das es kein Gericht gäbe, sind zugleich gut und schlecht. Beide sind eine Folge des Bösen und Schlechten des menschlichen Herzens. Sie sind Wächter, die das Falsche, Schlecht und Böse in bestimmten Schranken halten. Sind diese Wächter zwar notwendig wegen des Bösen im Menschen, so sind sie darum noch nichts Gutes.[3]

Kein Reich könnte bestehen, wenn nicht Gerechtigkeit und Gericht darin herrschten, wenn nicht die Bösen von den Guten herausgenommen und die Guten vor Gewalttaten geschützt werden.[4] Durch Gerechtigkeit und Gericht wird auch Gottes Herrschaft in der Welt aufrecht erhalten, siehe Ps 36.7, Ps 37.6, Ps 72.2, Ps 89.15, Jer 9.23, Jes 33.5, Amos 5.24 [5] Was von Gott gerichtet wird, das wird ewig gerichtet bleiben. Die (willkürlichen) Gerichte der Menschen aber sind ungerecht und voll Bosheit und verderben geistig alles, was sie richten.[6] Das Gericht des Herrn ist ein angelegter Weg zur Besserung und Vollendung des Geistes, ein Balsam zur Heilung aller Wunden, die je einer Seele geschlagen worden sind. Das Gericht der Menschen aber verursacht Verderben und Tod der Seele. Die Gerichte der Welt gleichen wilden Raubtieren, die ihre Opfer ohne alle Schonung anfallen, zerreißen und mit großer Gier verzehren. (nach Robert Blum)[7]

Im Reich Gottes gibt es kein Gesetz und somit auch kein Gericht. Es gibt dort nur das Gesetz der reinen Liebe, das aber eigentlich die höchste Freiheit selbst ist.[8]

Die Gerechtigkeit ist eine Sache der Liebe, das Gericht aber Sache der Weisheit.[9]

Mit "Gericht" (Recht) wird im Wort das geistige Gute bezeichnet, das seinem Wesen nach das Wahre ist, z.B. in Jes 9.6, Jer 23.5, Jes 33.5, Jer 9.23, Hos 2.21, Ps 36.6-7, Jes 58.2 [10]

Mensch und Gericht

Wer das Urteil eines Menschen, der verurteilt ward, auf sich nimmt und dann für das rechte Emporkommen des Verurteilten sorgt, der wird dereinst groß heißen in Gottes Reich.[11]

Nicht richten

Man soll niemanden richten und verdammen, wenn er an einem auch noch so grob gesündigt hätte, damit man nicht selbst wieder gerichtet und verdammt wird. Denn mit welchem Maß jemand misst, mit dem gleichen Maß wird ihm dereinst in der anderen Welt vergolten werden. Ohne diese wichtigste Lehre zu begreifen, kann das Reich Gottes nicht in einem Platz fassen.[12] Was die Welt richtet, das nimmt der göttliche Vater auf; was aber die Welt erhöht, das wird nieder zu stehen kommen vor Ihm. So sollen es auch alle tun, die Ihm rechte Kinder sein wollen.[13] Brüder sollen einander nicht richten - außer mit der Liebe, Geduld, Sanftmut und Erbarmung. Wenn die Brüder einander zu verurteilen anfangen, dann wird auch Gott als Richter aufstehen und sie richten zum ewigen Tod.[14] Wer nicht gerichtet sein will, der richte auch nicht.[15]

Gott allein hat alle Macht und somit das ausschließliche Recht zu richten aufgrund der ewig notwendigsten Ordnung. Er allein ist der wahre Richter. Der Mensch soll Ihm ein rechtes Kind sein und daher so richten, wie Er stets alle Dinge richtet, d.h. nicht durch Fluch, sondern durch Seine Liebe, Erbarmung, Geduld, Langmut, Güte, Gnade und Sanftmut. Wer so handelt, der wird das ewige Leben aus Gott haben.[16]

Gott hat wohl auf der Erde jedem Menschen eine gewisse Ordnung mit "Du sollst!" angezeigt, aber Er hat auch alles andere gegeben. Er weiß es am besten, wie Er einen oder den anderen leitet zur Erreichung des einstigen großen Zweckes. Daher hat Er auch geboten, niemanden zu richten. Mt 7.1 Wir müssen nur darauf sehen, was der Herr tut, und danach unser Urteil einrichten, wollen wir weise und wahre Kinder Gottes sein. Alles eigene Urteil aber muss ganz aus uns weichen, denn wir können uns nur in unserem Kreis frei bewegen, aber die Bewegung in den zahllosen Kreisen der Ordnung Gottes geht uns nichts an. Daher soll jeder nur vor seiner Tür fegen und nicht auch vor der seines Nachbars. (nach Borem)[17]

Der Herrn hat jedem Menschen die höchste göttliche Liebesmacht gegeben, dass jeder seinem Beleidiger von ganzem Herzen verzeihen kann, und dass diese Verzeihung auch für alle Himmel gültig ist. Mt 18.18 Damit ist kein Richteramt gemeint, ansonsten Sich der Herr Selbst widersprochen hätte, wenn Er auf der einen Seite alles Richten verdammte, es auf der andern Seite aber dennoch als unerlässliche Bedingung zur Seligwerdung anbefohlen hätte. Wer behauptet, er habe Macht vom Herrn, zu richten, der ist ein Lügner in Ewigkeit. Der Herr hat Seinen wiedergeborenen Aposteln und Jüngern nur eine Macht der höchsten Nächstenliebe gegeben, die Er der Liebe zu Ihm gleichgestellt hat. Kraft dieser Liebe, die der Geist des Herrn im Menschen ist, hat jedermann das pflichtschuldigste Recht, seinen Feinden, sooft er will von ganzem Herzen zu verzeihen; und sooft ein Mensch seinem Feind verziehen hat durch den Geist des Herrn in ihm, sooft soll es auch in allen Himmeln demselben Sünder verziehen sein. Wenn es einen bösen Feind gibt, an dem alle Verzeihung fruchtlos ist, dann soll der Mensch sagen: "Der Herr vergelte es dir nach deinen Werken!", – und darin besteht die Vorenthaltung der Sünde. Diese Vollmacht ist kein erteiltes Richteramt, sondern nur eine Vollmacht der höchsten Nächstenliebe. Der Herr hat das Richteramt selbst von sich hintangeschoben und es darum desto weniger einem Menschen erteilt.[18] Das Gebot des Herrn besteht darin, sich untereinander zu lieben Joh 13.34, nicht zu verurteilen und zu richten, und dann mehr Freude zu haben, wenn ein Bruder, so er sich verirrt hatte, in eine gesetzliche Strafe verfällt, statt sich seiner zu erbarmen und ihn auf den rechten Weg zu bringen.[19]

Der Mensch soll mit nichts so sparsam sein als mit dem richterlichen und ganz besonders dem väterlichen Fluch (Urteil). Denn wer könnte die Wege Gottes und Seine Ratschlüsse schauen? Wer daher über Erscheinungen flucht, deren Grund er nicht kennt, der flucht allzu leicht der großen Liebe, Erbarmung, Geduld, Langmut, Güte, Gnade, Sanftmut und so aller Ordnung Gottes. Und wer das macht, der hat sich selbst das Gericht über den eigenen Hals geworfen, weil er selbst zuvor gerichtet dasjenige, wodurch er allein nur kann das ewige Leben aus Gott nehmen. Daher soll nie ein Bruder den anderen richten, - außer wenn Gott Selbst ihm dazu den ausdrücklichen Befehl erteilt.[20]

Siehe auch

Quellenverweise

  1. Jakob Lorber, Robert Blum 1.95.2
  2. Jakob Lorber, Das Große Evangelium Johannes 1.43.6
  3. Jakob Lorber, Robert Blum 2.256.8-9
  4. Emanuel Swedenborg, Die wahre christliche Religion 117
  5. Emanuel Swedenborg, Die wahre christliche Religion 51
  6. Jakob Lorber, Himmelsgaben 1.400811.3
  7. Jakob Lorber, Robert Blum 2.275.9
  8. Jakob Lorber, Robert Blum 2.256.9
  9. Emanuel Swedenborg, Die wahre christliche Religion 50
  10. Emanuel Swedenborg, Himmel und Hölle 216
  11. Jakob Lorber, Das Große Evangelium Johannes 2.164.7
  12. Jakob Lorber, Das Große Evangelium Johannes 1.74.16; Jakob Lorber, Das Große Evangelium Johannes 1.174.8
  13. Jakob Lorber, Himmelsgaben 1.400423.5
  14. Jakob Lorber, Die Haushaltung Gottes 2.155.32-33
  15. Jakob Lorber, Die Erde 71.12
  16. Jakob Lorber, Bischof Martin 126.6; Jakob Lorber, Die Haushaltung Gottes 2.108.19-21
  17. Jakob Lorber, Bischof Martin 74.18-19
  18. Jakob Lorber, Die Erde 71.13-20
  19. Jakob Lorber, Himmelsgaben 3.420816.8
  20. Jakob Lorber, Die Haushaltung Gottes 2.108.3-10