Urteilskraft

Aus Prophetia
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Die höhere freie Intelligenz oder Urteilskraft der Dinge und ihrer Verhältnisse ist ein Gott völlig ähnliches Vermögen und wird vom Geist bewirkt, der in der Seele wohnt. Durch ihn kann sie Wahres vom Falschen und Gutes vom Bösen unterscheiden und kann frei nach allen erdenklichen Richtungen hin denken und völlig frei wollen.[1]

Die Intelligenzfähigkeit gleich einem Spiegel, der auch in der finstersten Nacht die Fähigkeit besitzt, äußere Gegenstände auf seiner glatten Fläche vollkommen treu und wahr aufzunehmen und wiederzugeben. In der vollsten Nacht, und in der ebenso vollen Objektlosigkeit, ist der Spiegel jedoch eine Sache für nichts und wieder nichts.[2]

Äußere Intelligenz oder Wahrnehmungsvermögen

Die Erde schaut fortwährend den ganzen unendlichen Raum um sich herum (siehe dazu Auge der Erde), und diese allgemeine Anschauung erzeugt in der Erde selbst bei allen in ihr wohnenden Geistern eine allgemeine entsprechende Vorstellung, aus welcher jedes einzelne geistige Wesen seine Intelligenz schöpft, und zwar jene für die Außenwelt.[3]

Freie Intelligenz

Überall in der Tier- und Pflanzenwelt, sogar in der Mineralwelt, findet sich eine selbständige Intelligenz. Diese lässt sich nicht nur aus dem verschiedenartigen eigenschaftlichen Charakter erkennen, sondern auch aus dem Eindruck, den die verschiedenen Dinge und Sachen auf das menschliche Gemüt - die Seele und den Geist eines Menschen - machen. Ein solcher Mensch muss allerdings (geistig) lebendig und vollkommen intelligent sein, er muss schon alle Intelligenzen in seiner Seele vereinigt haben. Zum Beispiel Steine und Felsmassen bewirken in der menschlichen Seele lebendige Gefühle wie Anmut, Begeisterung und Bewunderung. Wären Steine wirklich tot, dann könnten sie in der lebendigen Seele kein Gefühl hervorrufen. Die Annahme, dass tote Bilder in der Seele gleiche lebendige hervorrufen, wäre noch viel dümmer, als wollte man behaupten, das Spiegelbild von Samenkörnern über einer Wasseroberfläche könne zu keimen anfangen, Wurzeln in die Luft hinaustreiben und Früchte unter dem Wasserspiegel reifen lassen. Steine sind wie der allerlebendigste Cherub aus der allmächtigen ewigen Kraft Gottes hervorgegangen und das ewige Urleben kann keine toten Steine erschaffen. Auch wenn der Schöpfer Seine Ideen und Gedanken, die sicher nicht tot sind, in der Erscheinlichkeit der Materie sozusagen wie der Buchbinder ein Buch eingebunden hat, ist auch im Stein Leben vorhanden, also eine große Menge Intelligenzen, welche sich in der lebendigen menschlichen Seele, die ihren lebendigen Teil davon schon genommen hat, wieder finden, um sich sozusagen als lebendig wieder in der Seele zu regenerieren. Das ist die Charakteristik, die aus jedem Ding in die lebendige Seele des Menschen hineinstrahlt, und diese Charakteristik rührt von den lebendigen intelligenten Kräften her, welche in der Materie festgehalten sind. Diese Charakteristik beurkundet die freie Intelligenz, durch die ein jedes Ding in seiner Art einer oder mehrerer Fähigkeiten und Fertigkeiten sozusagen sich selbst bewusst ist. Neben dieser Charakteristik beurkundet sich aber auch eine Nötigung, wie z.B. dass der Stein fest sein muss, die Pflanze unter dieser oder jener Gestalt wachsen und Früchte tragen muss, das Tier in seiner Art das sein und tun muss, wozu es bestimmt ist. Diese Nötigung liegt nicht in der Materie, sondern das ist ein Werk der vollkommenen Geister, denen solches Geschäft gegeben ist.[4]

Verminderung der Intelligenz

Böse Geister haben während ihres Leibeslebens ihren Geist derart geschwächt und niedergedrückt, dass sie im wesentlichen nur mehr ein seelisches Leben haben, d.h. ihr Leben ist wie eine stumme polarische Kraft, welche den stumpfen Sinn nach Sättigung in sich trägt. Sie verfügen daher über keine oder fast keine Urteilskraft, aus der ihnen klar würde, womit sie sich sättigen und wozu ihnen die Sättigung dient.[5]

Bei leibesstarken Menschen werden die sogenannten überflüssigen Lebenskräfte der Seele zur Verstärkung des Leibes verwendet, weswegen die Herkulesse der Intelligenz nach zumeist eher unterbelichtet sind, während leibesschwache Menschen, deren Seelen ihre überflüssige Lebenskraft nur zu ihrer geistigen Kraft verwenden, zumeist intelligenzhell in einer oder der anderen Sphäre sind.[6]

Siehe auch

Quellenverweise

  1. Jakob Lorber, Das Große Evangelium Johannes 8.24.12
  2. Jakob Lorber, Das Große Evangelium Johannes 2.219.6
  3. Jakob Lorber, Die Erde 24.10
  4. Jakob Lorber, Die Erde 43.1-15
  5. Jakob Lorber, Die geistige Sonne 2.79.13-14
  6. Jakob Lorber, Himmelsgaben 3.540224.3