Vergebung

Aus Prophetia
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Vergebung erlangen

Der Herrn hat jedem Menschen die höchste göttliche Liebesmacht gegeben, dass jeder seinem Beleidiger von ganzem Herzen verzeihen kann, und dass diese Verzeihung auch für alle Himmel gültig ist. Mt 18.18 Damit ist kein Richteramt gemeint, ansonsten Sich der Herr Selbst widersprochen hätte, wenn Er auf der einen Seite alles Richten verdammte (siehe dazu: Gericht), es auf der andern Seite aber dennoch als unerlässliche Bedingung zur Seligwerdung anbefohlen hätte. Der Mensch kann den Menschen von der Schuld frei machen. Diese Vollmacht wurde gegeben, damit dem Menschen das Leben soviel als möglich erleichtert würde und er sich allenthalben sein Gewissen reinigen könnte.[1]

Wie wahre und volle Vergebung und Nachlassung seiner begangenen Sünden wird erlangt, indem man:

  1. seine Sünden als ein Unrecht gegen seine Nebenmenschen erkennt und sie bereut
  2. seine Sünden nach Möglichkeit wiedergutmacht
  3. die Sünden nicht mehr begeht
  4. Gott um Vergebung bittet mit dem ernsten Vorsatz, die Sünden nicht mehr zu begehen und dem gemachten guten Vorsatz auch treu zu bleiben
  5. den Armen aus Liebe zu Gott Spenden gibt, denn die Spende bedeckt die größte Menge der Sünden
  6. all seinen Feinden von Herzen vergibt und für sie betet im Geist und in der Wahrheit, denn dem, der vergibt, wird auch vergeben werden, und seien es noch so viele Sünden.[2]

Wer Gott wahrhaft über alles und den armen Nächsten wie sich selbst liebt, dem werden viele und große Sünden vergeben. Selbst wenn man so viele Sünden begangen hat, wie es Sand im Meer gibt, bewirkt eine große Liebe zum göttlichen Vater deren Vergebung.[3]

Eine förmliche Beichte ist nicht notwendig.[4] Das empfohlene gegenseitige Sündenbekennen bedeutet noch lange keine Beichte, sondern nur eine gegenseitige vertrauliche Mitteilung eigener Gebrechen und Schwächen, um dafür von dem stärkeren Freund und Bruder ein recht stärkendes Gegenmittel im Geist und in der Wahrheit zu bekommen. Dazu sind weder priesterliche, noch exorzistische Weihen nötig, und auch nicht das Apostelamt.[5]

Wer Reue über seine sündige Tat fühlt, dem ist zu verzeihen, da er einsieht, dass er gefehlt hatte.[6]

Soweit man Buße tut und an den Herrn glaubt, werden die Sünden vergeben.[7]

siehe auch Vergebung von Fehlern

Wiedergutmachung

Wenn ein Unrecht nicht mehr gut gemacht werden kann, dann soll man es reuig und wahr im Herzen vor Gott bekennen, Ihn um Vergebung bitten und dass Er, dem alle Dinge möglich sind, an dem Geschädigten den ihm zugefügten Schaden gutmachen möge. Gott wird eine solche aufrichtige Bitte sicher erhören und dem reuigen Bittsteller die Sünde vergeben, besonders wenn dieser durch Liebewerke an anderen wieder gutzumachen bemüht ist, was er an denen, die für ihn nicht mehr da sind, hätte gutmachen sollen. Solange jedoch die Gelegenheit noch da ist, das einem Nebenmenschen angetane Unrecht selbst gutzumachen, da nützt der pure gute Wille, Reue und Bitte wenig oder nichts, sondern allein die Tat. Erst nach dieser soll man auch Gott um Vergebung seiner Sünden bitten, und sie werden auch von Gott aus vergeben werden, so man den ernsten Vorsatz im Herzen gemacht hat, keine Sünde mehr zu begehen, und den gemachten Vorsatz auch aus allen seinen Lebenskräften, die unter der Herrschaft seines freien Willens stehen, hält. Wenn man erneut in die alten Sünden fällt, bleiben auch alle die begangenen auf er Rechnung und die Bestrafung wird desto härter.[8]

Vergebung durch Gott

Gott ist völlig frei und kann helfen, wem Er will. Er allein kann jedem seine Sünden vergeben, der sich reuig in aller Liebe zu Ihm wendet, denn Er ist auch ein Herr über alle Sünder.[9]

Vor der ewigen und unendlichen Liebe Gottes ist niemand so weit von Gott gefallen, dass Gott ihn nicht annehmen würde, wenn er zu Ihm in der reuigen Erkenntnis seiner Sünde kommt. Wer jedoch nicht kommt, der hat sich sein Urteil selbst geschrieben, denn Gott hält niemanden wider seinen freien Willen und zieht niemanden wider solchen Willen. Als ein allein ewiger, wahrer Vater ruft Er lediglich Seine Kinder, zu Ihm zu kommen.[10]

Gott vergibt die Sünden dem der sie als solche erkannt, bereut und verabscheut. Denn wenn es einen reut, dass er gesündigt hat, da reut es auch Gott, dass Er ihn deswegen strafen wollte. Wer eine rechte Reue über seine Sünde aus Liebe zu Gott in seinem Herzen fasst, der darf nicht zagen; Gott ist nicht wie ein Mensch unversöhnlich, sondern höchst versöhnlich. So jemand wird Vergebung seiner Sünde erlangen. Zur vollen Vergebung der Sünden ist allerdings notwendig, soweit als möglich Wiedergutmachung zu leisten und in Zukunft nicht mehr zu sündigen.[11]

Gott vergibt die Sünden, wo wahre Buße durch Jesus gewirkt wird.[12]

Keine Sündenvergebung

Solange ein Mensch die Sünde nicht völlig verlässt, so kann sie ihm auch nicht erlassen werden.[13]

Wer nicht zur Reue kommt und seine Sünde nicht einsieht, sondern sie für ehrbar und geziemend hält, wie z.B. sich nach der Mode aufzutakeln, dem bleiben die Himmel verschlossen.[14]

Wer anderen nicht von Herzen vergibt, dem wird auch Gott nicht vergeben. Mt 6.14 Mt 18.35 [15]

Wer nicht bis auf den letzten Heller alles bezahlt hat, was er seinen Brüdern und Schwestern schuldete, der wird ins Reich Gottes nicht eingehen.[16]

Wer Gott lästert, vor den kann Er hintreten und ihm zeigen, wie er Ihn ohne Grund gelästert hat, und er wird sein Irren einsehen und wird weinen, darum er Gott Unrecht tat, und Gott wird ihm vergeben, und er wird Ihm ein Paulus werden.[17] Alle Sünde und Lästerung wird dem Menschen vergeben; aber die Lästerung wider den Geist Gottes nie. Mt 12.31 [18]

Verweigerung

Wer nach seinem eigenen, zumeist von der Eigenliebe und vom Hochmut gesättigten Eigendünkel lebt und kann einem, der ihn durch irgendetwas beleidigt hat, nicht von ganzem Herzen vergeben und ihn zehnfach mehr segnen, der soll dann auch früher oder später die unausbleiblichen Folgen der Feindschaft verkosten, gegen die er vom Herrn durchaus keinen Schutz zu erwarten hat, außer er hat seine Schuld an dem Feind bis auf den letzten Heller bezahlt. Deshalb soll man mit jedem im Frieden und in Einigkeit leben. Es ist besser, ein Unrecht zu erdulden als jemanden auch nur ein Scheinunrecht zuzufügen. Dadurch zieht man sich keine Rächer, und die Geister, die einem sonst zu Feinden geworden wären, werden einem dann Schutzgeister und viel Unheil von einem abwenden.[19]

Falsche Vorstellungen

Feindlosigkeit sei gleich erreichter Sündenvergebung

Zur fruchtreichen Erreichung der Vergebung der Sünden wird mehr erfordert als durch günstige Verhältnisse feindlos zu sein. Denn wer keinen Feind hat, wie soll der bitten (im Vater Unser): "Vergib mir meine Sünden, wie ich meinen Feinden vergebe". Das bedeutet nicht, dass man sich Feinde machen soll, um dann etwas zu vergeben zu haben, sondern dass das Herz über jede Beleidigung, wie geartet sie auch immer sein möge, erhaben sein soll.[20]

Willkürliche, ungerechte Sündenvergebung

Gott kann keinem Menschen die Sünden vergeben, es sei denn, dass der Mensch der Ordnung Gottes entsprechend von seinen Sünden absteht. Gott kann den Menschen nicht geistig wiedergebären, es sei denn, der Mensch bereite sich Gottes Gesetzen entsprechend in natürlicher Weise auf die Wiedergeburt vor. Gott strebt unablässig danach, den Menschen wiederzugebären und dadurch selig zu machen. Er kann dies jedoch nur in dem Maße verwirklichen, als sich der Mensch zum Gefäß Gottes bereitet und Ihm damit den Weg bahnt und die Tür öffnet.[21]

Vergebung durch Gericht oder Dritte

Wer meint, seiner Sünden ledig zu werden, wenn er sich freiwillig hat richten lassen, macht sich die Richteranstalt zu einer wahren Sündensparkasse. Ein Dritter kann nicht die Schuld erlassen, die ein Zweiter dem Ersten schuldet. Der Erste kann wohl die Schuld dem Zweiten nachlassen, aber der Dritte in Ewigkeit nie. Ein Dritter kann, wenn ein Erster und Zweiter oder der Gläubiger und der Schuldner dumme Menschen sind, wohl einen Rechtsfreund machen und sie ausgleichen durch guten Rat und durch gute Tat; aber von Sündenvergeben kann da nie eine Rede sein, – außer der Gläubiger hätte ihn aus dem Grunde seines Herzens dazu bevollmächtigt.[22]

Wenn sehr schwachsinnige Menschen an ihren Brüdern gesündigt haben, diese aber gestorben sind, entweder leiblich oder geistig – weswegen an eine Schuldnachlassung gegen ihre schwachsinnigen Beleidiger nicht mehr zu denken ist - kann ein Dritter zu den Schwachen treten und ihre vermeintliche große Schuld ganz klein schreiben. Der wird an ihnen ein Werk der wahren christlichen Barmherzigkeit ausüben, besonders wenn er sie zum Herrn wendet. Er hat zwar kein Recht, die Schuld nachzulassen, weil er selbst ein großer Schuldner ist, da er aber dadurch ein Werk der Barmherzigkeit ausübt, so reicht er durch diese Ausübung einen Trunk frischen, stärkenden Wassers, der ihm nicht unvergolten bleiben wird. In jedem anderen Fall soll sich ein Dritter aber nicht als Schuldnachlasser zwischen zwei Brüder mengen. Wenn er das tut, so soll alle Sünde der zwei auf ihn gelegt sein, weil er sie richten, aber nicht bessern wollte.[23]

Jeder Mensch habe das Recht, Sünden zu erlassen

Nach einigen sogenannten modernen Philosophen, die den Herrn für nicht mehr als nur einen Philosophen ansehen, habe jeder Mensch nach christlichem Sinn das Recht, Sünden zu erlassen, weil Jesus, als der Stifter dieser Lehre, auch Sünden nachgelassen habe und das solchen Menschen, die Ihn zuvor sicher nie beleidigt hatten.

Richtig ist: Jesus konnte wohl als Mensch jedermann Sünden nachlassen, weil Er völlig ohne Sünde war. Wer aber nicht ohne Sünde ist und, wenn auch sonst keine, so doch die fleischliche Zeugungssünde in sich als erblich wohnend hat, der kann solches nicht tun. Ohne Sünde sein heißt: sich im höchsten Grad der Demut und Liebe befinden. Das Gesetz Gottes muss die erste Natur eines solchen Menschen sein. Sein Fleisch muss von Kindheit an in allen seinen Begierden bis auf den tiefsten Grad verleugnet sein, damit Gottes Kraft vollends in demselben wohnen kann. Dann könnte ein solcher Mensch auch zu jemandem sagen "Deine Sünden sind dir vergeben!" und sie werden ihm vergeben sein. Aber da vergibt nicht der Mensch die Sünden, sondern allein die göttliche Kraft, der es allein möglich ist, die Herzen derjenigen, die gegeneinander gesündigt haben und in Feindschaft geraten sind, auszusöhnen und auszugleichen, d. h. die Herzen mit ihrem göttlichen Feuer zu durchglühen und zu durchleuchten und dadurch allen Zorn, allen Hochmut und allen Neid zu ersticken. Das vermag nur Gottes und keines Menschen Kraft. So kann allein nur die Kraft Gottes Sünden nachlassen, welche sich Menschen gegenseitig nicht vergeben können, sei es wegen zu großer örtlicher Entfernung, oder weil einer von ihnen gestorben ist.[24]

Siehe auch

Quellenverweis

  1. Jakob Lorber, Die Erde 71.17-22
  2. Jakob Lorber, Das Große Evangelium Johannes 8.66.11; Jakob Lorber, Himmelsgaben 2.470502.6; Jakob Lorber, Das Große Evangelium Johannes 6.206.10
  3. Jakob Lorber, Das Große Evangelium Johannes 6.10.13; Jakob Lorber, Die Haushaltung Gottes 2.271.20
  4. Jakob Lorber, Himmelsgaben 2.470502.7
  5. Jakob Lorber, Die Erde 71.24
  6. Jakob Lorber, Himmelsgaben 3.470612.5
  7. Emanuel Swedenborg, Enthüllte Offenbarung 224
  8. Jakob Lorber, Das Große Evangelium Johannes 8.66.8-10
  9. Jakob Lorber, Himmelsgaben 1.410125.2; Jakob Lorber, Himmelsgaben 1.410125.5; Jakob Lorber, Die Erde 72.5-7
  10. Jakob Lorber, Die Haushaltung Gottes 3.355.3-5
  11. Jakob Lorber, Das Große Evangelium Johannes 6.206.10; Jakob Lorber, Die Haushaltung Gottes 3.298.2-3; Jakob Lorber, Himmelsgaben 2.470502.6
  12. Jakob Lorber, Die Haushaltung Gottes 1.4.2
  13. Jakob Lorber, Das Große Evangelium Johannes 6.10.13
  14. Jakob Lorber, Himmelsgaben 3.470612.6-7
  15. Jakob Lorber, Das Große Evangelium Johannes 5.249.6; Jakob Lorber, Die Haushaltung Gottes 1.174.12
  16. Jakob Lorber, Das Große Evangelium Johannes 6.206.10
  17. Jakob Lorber, Himmelsgaben 3.470612.7
  18. Jakob Lorber, Das Große Evangelium Johannes 1.185.15
  19. Jakob Lorber, Das Große Evangelium Johannes 1.80.2
  20. Jakob Lorber, Himmelsgaben 1.410313.14
  21. Emanuel Swedenborg, Die wahre christliche Religion 73b
  22. Jakob Lorber, Die Erde 71.23
  23. Jakob Lorber, Die Erde 71.26; Jakob Lorber, Die Erde 72.7
  24. Jakob Lorber, Die Erde 72.1-7