Versuchung

Aus Prophetia
Wechseln zu: Navigation, Suche
Eva wird von der Schlange versucht (Notre Dame, Paris)
Versuchungen sind die Gelegenheiten, in denen der Geist seine freie Tatkraft versuchen kann. Durch allerlei Versuchungen erfährt der Mensch seine Schwächen, und kann gewahren, wie und worin sein Geist geknebelt ist. Gott muss den Menschen Versuchungen zukommen lassen, da sie sonst gleich den Steinen, Bäumen oder Tieren wären. Da Gott will, dass der Mensch frei sei, muss Er auch stets Gelegenheiten bereiten, durch welche dieser wahrhaft frei werden kann. Die Versuchungen aus der Welt und die Begierden sind solche Gelegenheiten. Wenn der Mensch sich dann gerade in diesen Punkten in seiner Seele selbst verleugnet, dann löst er dadurch dem Geist die Fesseln.[1]

Wesen

Jede geistige Versuchung ist ein Kampf des Teufels mit dem Herrn um den Besitz. Der Teufel oder die Hölle lässt ihr Falsches heraus, macht Vorwürfe und verdammt, der Herr aber das Wahre, und befreit vom Falschen. Er kämpft in den Versuchungen für den Menschen durch das Wahre aus Seinem Wort. Dem Menschen erscheint dies als ein Kampf, der in ihm vorgeht, denn er kommt von den bösen Geistern her, die bei ihm sind.[2]

Ursachen

Jeder Mensch wird in die Lustreize des Bösen hineingeboren.[3]

Zeugung

Bei einer sündhaft auf rein tierische Befriedigung abgesehenen Zeugung werden eine Menge Anlagen zu höllischer Liebe in die Gegend des Bauches und der Geschlechtsteile des Kindes gelegt. Diese werden dann fast zugleich mit der Liebe zu Gott geboren, ähnlich den Raupen im Frühjahr, wenn die Wärme der natürlichen Sonne kommt. Daher kommen dann die Versuchungen, da dieser ausgeborenen Anlagen der Hölle unablässig Versuche machen, wo nur immer möglich ins Leben der Seele einzugreifen, indem sie sich wie Blutsauger genau dort festsetzen, wo der Geist in die Seele einfließt. Wenn dann der Mensch nicht kräftig mit der neugeborenen Liebe aus Gott entgegenwirkt, dann wird die Aufnahme des Lebens aus dem Geist in die Seele verhindert und der Mensch rein naturmäßig und überaus sinnlich.[4]

Böse Geister

Die Satane und Teufel sind ständig bemüht, einen argen Einfluss auf das Diesseits auszuüben, mittelbar durch die Naturgeister, unmittelbar durch gewisse geheime Einflüsterungen, Anreizungen und Verlockungen. Sie merken bei den Menschen die verschiedenen Schwächen und Anlagen zu denselben, bemächtigen sich derselben und fachen sie zu glühenden Leidenschaften an.[5]

Der böse Geist ruht nie; er läuft wie ein hungriger Löwe umher und fällt in seinem großen Hunger alles an. 1Petrus 05.08 Wenn er es könnte und dürfte, würde er den Menschen in der Gestalt eines schönen Lichtengels und auch in der eines grauenhaften Drachens erscheinen und sie schon durch entweder seine Schönheit oder seine Grässlichkeit besiegen.[6]

Die Versuchung ist dem freien Menschen nicht gut (wenn er ihr nicht widersteht), da sie den Leib tötet und den Geist erlahmt. Daher die Bitte (auch im Vater Unser) keine Versuchungen zu erleiden und so von allen geistigen und leiblichen Übeln verschont zu bleiben.[7]

Geistiges Erwachen

Bei einem geistig erwachenden Menschen werden neben den guten Geistern auch viele giftige und schädliche böse Geister geweckt, wodurch dann auch die Versuchungen zur Sünde mächtiger werden als während der lauen weltlichen Gewöhnlichkeit des Menschen. Daher muss der erwachende Mensch einem sorgfältigen Gärtner gleichen, der seine Bäumchen und Pflanzen sorgfältig von den schädlichen Raupen reinigt und alles Unkraut ausjätet. Die Werkzeuge zur Beseitigung der bösen Begierden und Leidenschaften sind die Selbstverleugnung und die Demut. Wer seinen Lebensbaum emsig reinigt, der wird dann sicher auch im Sommer und Herbst seine Tätigkeit mit den herrlichsten, reif gewordenen Früchten belohnt sehen.[8]

Wirkung

Bestandene Versuchungen bewirken eine Verbindung. Der Mensch wird zwar in den Versuchungen scheinbar ganz auf sich allein gestellt, aber Gott ist gerade dann aufs Unmittelbarste in seinem Innersten gegenwärtig und unterstützt ihn. Wer daher in der Versuchung überwindet, wird aufs Innigste mit Gott verbunden.[9]

Die, welche in den Versuchungen überwunden haben, haben auch ein tieferes Gefühl des Nützlichen, denn durch die Versuchungen werden die Tiefen des Geistes aufgeschlossen. Sie fühlen in sich, was gut, und sehen in sich, was wahr ist.[10]

Solange ein Mensch das sterbliche Fleisch trägt, so lange auch trägt er sich stets erneuernde Versuchungen umher und ist nicht sicher vor ihnen. Je mehr er sich der Vollendung nähert, desto mehr wird er sich bewusst, dass sein Fleisch, die Welt und der Ehrgeiz seines fleischlichen Herzens dem lebendig wach werden wollenden Geist stets neue Steine unter die Füße legen, damit er wieder in seinen ursprünglichen Todesschlaf zurückfallen möchte. Durch solche Prüfungen wird er im Geist geweckt und solange wach erhalten bis zur gerechten Zeit, wo dem Geist ein neuer, ewiger Tag werden wird, an dem er von keinem Schlaf und somit auch von keiner Versuchung mehr belastet wird. Dieser glückliche Zustand wird einst nach dem Abfall des Leibes erfolgen, kann aber auch schon beim Leibesleben jenes Menschen gerechter Anteil werden, der sich in allem den göttlichen Willen zur ausschließend alleinigen Richtschnur genommen hat. (nach Kisehel)[11]

Die Versuchung ist dem freien Menschen nicht gut (wenn er ihr nicht widersteht), da sie den Leib tötet und den Geist erlahmt. Daher die Bitte (auch im Vater Unser) keine Versuchungen zu erleiden und so von allen geistigen und leiblichen Übeln verschont zu bleiben.[12]

Befreiung

Von Gott aus ist in dieser Welt jedem ein gewisses Maß gestellt, sowohl im Guten und Wahren, als auch im Bösen und Falschen. Hat der Gute durch seinen Eifer dieses Maß völlig erreicht, dann hören auch alle weiteren Versuchungen auf, und er geht dann im Volllicht aus den Himmeln von einer Lebensvollendungsstufe zu einer noch höheren und also ins Unendliche vorwärts.[13]

Wer in den geistigen Kämpfen, welche Versuchungen sind, in der Welt siegreich ist, der ist in Ewigkeit siegreich, denn die Höllen können keinen, der siegreich war, anfallen.[14]

Wenn man nicht an die nichtige Welt hält, besiegt man die Versuchungen ebenso leicht, wie das Erwachen am Tag alle eitlen Träumereien der Nacht besiegt. (nach Kisehel)[15]

Die bösen Einflüsterungen des Satans können leicht erkannt werden, da sie die Seele stets hartherzig, unkeusch, ehebrecherisch, selbstsüchtig, herrschgierig, meineidig, geizig, unbarmherzig, gegen alles Wahre und Göttliche gleichgültig, gegen Arme und Leidende gefühllos und für allen Wohlgenuss auf der Welt gierig stimmen. Der Satan kann nur in die Sinne der Seele einfließen, nie aber in ihren Willen, daher kann der Mensch den argen Bestrebungen des Satans auch stets entgegenwirken. Der Mensch soll dann der Lehre und Worte des Herrn gedenken und gerade das Gegenteil von dem tun, nach dem es ihm zu gelüsten anfängt. Ist der böse Geist einmal in allen Stücken besiegt, dann gibt er schließlich Ruhe. Gibt man ihm in dem einen oder anderen Stück nach oder lässt sich fangen, wird man ihn bis zum irdischen Lebensende kaum mehr wieder völlig los. Hat die Seele einmal gesündigt, dann kostet es einen schweren Kampf, den Schaden an ihr wieder völlig zu beheben. Wer aber ernsten Willens ist und selbst soviel tut, als er kann, und seine Schwäche dem Herrn überträgt im Geiste, dem wird dann der Sieg über den Satan auch ein leichter sein; jedoch nur unter lebendig gläubiger Anrufung des Namen Christi.[16]

Wer ernstlich durch Beten - vor allem das Vater Unser - durch Fasten und Lesen der Schrift seine Zuflucht zu Gott nimmt und eine große Sehnsucht erlangt, befreit zu werden aus seiner Trübsal, bei dem fängt Christus an, von außen her als ein Überwinder des Todes und aller Höllen durch die Werke der Erlösung zu wirken. Er gibt dann nach Seiner Erbarmung Kreuz und Leiden entsprechend Seiner Weisheit, wodurch dem Menschen die Welt und ihre Freuden bitter und eklig werden und er sich nach Befreiung aus dem Leben der Leiden sehnt. So werden die Versuchungen ausgetrocknet und völlig kraftlos, worauf die seelenerlösende Barmliebe des Herrn in die kranken Organe des Leibes und der Seele einzufließen beginnt und sich als mahnendes Gewissen bemerkbar macht. Die Seele erschrickt darauf und bittet Gott in wahrer Reue um Gnade, worauf der Geist aus Gott in ihr wieder erweckt wird. Dem Mensch werden die Gebote ins Gedächtnis gerufen und deren strengste Befolgung aufgetragen, damit er sich verleugnet und demütigt bis in den innersten Grund. So geht der Geist zunehmend in die Seele über und wir immer kräftiger was dann schließlich zum ewigen Leben des ganzen Menschen führt.[17]

Den bösen Leidenschaften, die sich in Trägheit, Arbeitsscheu, Wollust, Eigenliebe, Starrsinn, Hochmut, Neid, Geiz und Herrschsucht klar kundgeben, soll man mit der Macht der Liebe zu Gott und durch die Liebe zum Nächsten, durch Geduld, Demut und Sanftmut begegnen.[18] Sie werden mit der Wahrheit des Herrn und der Macht der möglichsten Selbstverleugnung und der wahren und vollen Demut des Herzens bekämpft.[19]

Befreiung von Versuchungen kurz zusammengefasst:

  1. Selbstverleugnung mit allem Ernst und aller Kraft
  2. das Evangelium lesen und befolgen
  3. den Namen des Herrn lebendig und gläubig anrufen (Beten)
  4. das Gegenteil davon tun, wonach es einem zu gelüsten anfängt
  5. Fasten
  6. bösen Leidenschaften mit der Macht der Gottesliebe durch Nächstenliebe, Geduld, Demut und Sanftmut begegnen

Gefahr durch den Verstand

Wenn man seinen Willen vom kalten Verstand gefangen nehmen lässt und die Liebe nicht beachtet und damit auch die Freiheit und das wahren Leben aus ihr, dann kehrt der Versucher mit sieben ärgeren Geistern zurück, d.h. so ein Mensch kommt auf ärgste Weise zu Fall, siehe dazu Von der Rückkehr des bösen Geistes

Siehe auch

Quellenverweise

  1. Jakob Lorber, Die Haushaltung Gottes 2.206.23-26; Jakob Lorber, Die Kindheitsgeschichte Jesu 299.10-11
  2. Emanuel Swedenborg, Enthüllte Offenbarung 100; Emanuel Swedenborg, Enthüllte Offenbarung 185; Emanuel Swedenborg, Enthüllte Offenbarung 300
  3. Emanuel Swedenborg, Die wahre christliche Religion 120b
  4. Jakob Lorber, Himmelsgaben 3.400617.13-15
  5. Jakob Lorber, Das Große Evangelium Johannes 8.35.12
  6. Jakob Lorber, Das Große Evangelium Johannes 1.217.3-4
  7. Jakob Lorber, Die Haushaltung Gottes 1.158.38
  8. Jakob Lorber, Himmelsgaben 1.410501b.8-10
  9. Emanuel Swedenborg, Die wahre christliche Religion 126
  10. Emanuel Swedenborg, Enthüllte Offenbarung 354
  11. Jakob Lorber, Die Haushaltung Gottes 2.205.4-8
  12. Jakob Lorber, Die Haushaltung Gottes 1.158.38
  13. Jakob Lorber, Das Große Evangelium Johannes 9.30.1-2
  14. Emanuel Swedenborg, Enthüllte Offenbarung 301
  15. Jakob Lorber, Die Haushaltung Gottes 2.205.17
  16. Jakob Lorber, Das Große Evangelium Johannes 1.217.4-8
  17. Jakob Lorber, Himmelsgaben 3.400617.15-21
  18. Jakob Lorber, Das Große Evangelium Johannes 6.225.19
  19. Jakob Lorber, Das Große Evangelium Johannes 8.12.9