Prophezeiung

Aus Prophetia
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Dieser Artikel behandelt Prophezeiung im Sinne von Zukunftsvorhersagen.

Welt und Prophezeiungen

Die in alle Blindheit verfallene Welt malt sich Verheißungen aus den Himmeln in ihrer Torheit stets mehr und am Ende auf eine solch materielle Art aus, wie sie in eines Engels Sinn nie hätten aufkommen können. Kommen dann aber die vorgesetzten Zeichen sicher in einer ganz andern Gestalt, als sich selbe die dumme Welt ausgemalt hat, dann wartet sie vergeblich. Das ging z.B. so mit der vorhergesagten Wiederkunft des Elias Mark 9.11-13 und gegenwärtig mit der Verheißung vom Tausendjährigen Reich, das man materiell in der persönlichen Gegenwart des Herrn erwartet. Dabei ist es schon lange da im Geist und Herz der guten Menschen.[1]

Weltuntergangsprophezeiungen

Nur ein Beispiel für die vielen nach der Bibel berechneten und nicht eingetroffenen Weltuntergänge.
Gewisse weisheitskramende Propheten haben schon mehrere Weltuntergänge vorherbestimmt, wodurch dann die Menschen teilweise verzweifelten, teilweise lachten und teilweise sich dem Vielfraß und anderartigen Schwelgereien preisgegeben haben.[2] Gott bestimmt nie eine Zeit zu etwas, sondern handelt stets nach der Beschaffenheit der Umstände bei den Menschen, und zwar als Vater bei den Kindern und als Gott bei den (Welt-)Menschen. Würde Er sagen "Im nächsten Jahr werde Ich Mein Gericht über euch losbrechen lassen" – und täte es bestimmt, auch wenn sich die Menschen von Grund aus bessern, dann wäre Er grausam. Und täte Er es nicht, dann wäre Er ein Lügner. Beides verträgt sich nicht mit Seiner Liebe und Heiligkeit. Daher lässt Gott alle prophetischen Zeitbestimmer und Zeitrechner anrennen und am Ende zuschanden werden. Nicht Gott, sondern die Menschen bestimmen durch ihr Tun die Zeit unbewusst. Gott wird dann kommen wie ein Dieb, wann sie es am wenigsten erwarten.[3]

Zukunftsvorhersagen

Niemand soll, durch was immer für ein außerordentliches Mittel, die Zukunft enthüllen wollen, solange der Mensch für dieselbe noch nicht reif ist. Solche Enthüllungen sind nicht nur der Seele im höchsten Grad schädlich, sondern auch höchst unsinnig und dumm, da es ewig nirgends eine bestimmte Zukunft gibt. Diese richtet sich stets nur nach dem freien Willen der Menschen. Durch die geistige Wiedergeburt wird für den Menschen die Zukunft ohnehin enthüllt sein; solange das aber nicht der Fall ist, da gibt es für den Menschen im Grunde gar keine Zukunft.[4]

Alles, was geschieht und geschehen soll, geschieht bedingungsweise. Daher kann auch hinsichtlich des Geschehens nirgends eine feste, unabänderliche Voraussage geschehen. Würde etwas bestimmt vorausgesagt werden, was da geschehen müsste, dann wäre die Welt im tiefsten Gericht, und alle Freiheit wäre verloren.[5]

Prophetische Vorhersagen

Was kommen wird und in aller Tiefe der Weisheit und Liebe kommen muss so oder so, darum weiß allein der Vater und der auch, dem es der Vater offenbaren will, wie, wann und warum solches alles zugelassen wird.[6]

Es stellt sich die Frage, wie es um die Willensfreiheit bestellt ist, wenn die Propheten stets durch ihr Handeln und Reden das zukünftige Geschehen bestimmen. Richtig ist, dass die Propheten nur die notwendigen Folgen anzeigen, welche aus einer Handlung des Menschen zur bestimmten Zeit so bestimmt hervorgehen. Gott zeigt durch die Propheten den Menschen die notwendigen Folgen ihrer Handlungen an. Dies geschieht deswegen, damit durch eine Weissagung ja niemand gerichtet werden sollte, sondern die Freiheit habe, das Angebotene zu tun, um dem angedrohten Gericht zu entgehen, oder das Angebotene zu unterlassen, um gerichtet zu werden.[7] Ändert der Mensch seine Handlungen, dann werden auch andere Früchte zum Vorschein kommen, was ohnehin von jedem (echten) Propheten beigesetzt wird, denn dieser spricht und handelt stets nur bedingungsweise. Die Propheten beeinträchtigen daher die Freiheit des Menschen keineswegs, sondern begünstigen sie außerordentlich, indem der Mensch dadurch seine Handlungen kennenlernt und sie dann erst ganz frei ausüben kann.[8]

Jede Prophezeiung oder Weissagung ist unter gewissen Bedingungen aufgestellt, die sich auf die Besserung oder Verschlechterung der Menschen beziehen. Allein die Fleischwerdung Gottes ist den Menschen zu ihrem Heil als ganz bestimmt vorhergesagt worden, da sie pur das Werk Gottes ist.[9] Jeremias prophezeite jahrelang und harrte selbst, manchmal bitter klagend, auf den Erfolg der Prophezeiung; denn was er auf morgen prophezeite, geschah erst nach Jahren; um die 23 Jahre musste er warten, bis seine Prophezeiung hinsichtlich der 70jährigen babylonischen Gefangenschaft an dem jüdischen Volk in volle Erfüllung ging. Jonas harrte sogar vergeblich auf den Untergang von Ninive, worauf er am Ende ganz ärgerliche wurde und Gott wegen Seiner Güte Vorwürfe machte. Die Ursache alles dessen liegt im Benehmen der Menschen; wenn sie sich angesichts des angedrohten Gerichts ändern – wenn auch nicht alle, so doch wenigstens einige –, wird das Gericht aufgehoben.[10]

Jesus, als der erste Prophet in der Welt, hat außer Seiner Auferstehung, nichts ganz bestimmt vorausgesagt. Er sagte, er würde sterben und am dritten Tage wieder auferstehen Mt 16.21, aber Zeit und Stunde weder des Sterbens noch des Auferstehens ist niemandem vorhergesagt worden. Er hat auch seine Wiederkunft vorhergesagt, aber mit dem Beisatz: "Zeit und Stunde ist niemandem bekannt außer nur Mir allein und dem auch, dem Ich es offenbaren will!" Er gab nur die Zeichen an, an denen man Seine Wiederkunft erkennen sollte.[11]

Auch wenn nur selten ausbleibt, was Gott vorhersagt, können die Menschen Ihn zur Rücknahme Seiner angedrohten Gerichte nötigen, wenn die Menschen danach sind (d.h. wenn sie sich entsprechend ändern).[12] Wenn unter hunderttausend Menschen nur zehn gerecht werden, so will Gott wegen dieser zehn auch die hunderttausend mit dem Gericht verschonen. Wenn unter einer Million hundert Gerechte sind, so will Er ihretwegen eine ganze Million mit dem angedrohten Gericht verschonen. Je größer die Zahl der Gerechten, desto sicherer wird das Gericht aufgehoben; statt eines allgemeinen Gerichtes wird nur ein spezielles die Hartnäckigsten treffen. Wenn aber weniger Gerechte da sind, dann wird nach einigen weiteren Ermahnungen das angedrohte Gericht nicht aufgehalten werden.[13]

Gott wurde schon oft aus zu übergroßer Liebe wortbrüchig und hielt nicht Seine gerechte Härte. Sein Zorn ist der Zorn einer Taube für die Reumütigen; aber Seine Liebe ist gleich einer starken Quelle, die das Weltmeer unablässig nährt. (nach Henoch)[14]

Richtlinien für prophetische Vorhersagungen

Jeder sollte sich mit dem Prophezeien sehr in Acht nehmen, der Wiedergeborene und der Berufene so gut wie der Nichtwiedergeborene und Nichtberufene. Wenn Gott jemanden beruft zu prophezeien, soll er ja nicht eigenmächtig etwas hinzu setzen oder wegnehmen, weil ihm das einst übel bekommen würde. Es ist kein leichtes Geschäft, ein Prophet zu sein. Wer aus eigener Macht prophezeit und sich dabei noch ein göttliches Richteramt anmaßt, ist ein sehr nutzloser und schädlicher Mensch. Er wird ein eitler Täter des Übels und in eben dasselbe Gericht kommen, in welchem er seine Brüder gerichtet hat. Wer da verdammt, der wird verdammt werden, wer da verflucht, der wird verflucht werden, wer mit der Hölle richtet, der wird sein Gericht in der Hölle finden, wer mit dem Tod richtet, der wird den Tod finden, wer mit dem Schwert, der wird mit dem Schwert gerichtet, und wer mit der Finsternis richtet, der wird in die äußerste Finsternis hinausgestoßen werden. Wer nicht gerichtet sein will, der richte auch nicht.[15]

Kritik der Weltweisheit

Die Weltweisheit kritisiert die Prophezeiungen des Herrn folgendermaßen:

Es lässt sich beobachten, dass der Herr Reichtum verheißt, aber Armut gibt, dass Er jemandem ein langes Leben zusagt, dieser sich aber bald auf Leiden und ein baldiges Ende gefasst machen muss, dem Er des Lebens Freiheit geben will, der wird in Kürze ein irdisch Gefangener, die Er lieb hat, die lässt Er versuchen und gewaltig züchtigen, die getreu an Ihm und Seinem Wort hängen, lässt Er Not und Verfolgung erleiden und die Ihn über alles lieben, lässt Er kreuzigen usw. (nach Uhron)[16] Der Herr verhieß Seinen Königen eine ewige Herrschaft, und sie starben wie ein jeder andere Mensch. Er verhieß einem Volk (den Juden) ein ewiges Land und Reich, und dieses Volk hat es dennoch verloren. Er hat Weise erwählt, die dem Volk Seinen Willen offenbaren mussten, als dann aber solche Offenbarung hätte erfüllt werden sollen, da standen die Weisen (z.B. Jona) wie Maulhelden da, denn der Herr ließ nicht geschehen, was Er durch sie verkünden ließ. Man kann sich auf die Verheißungen des Herrn also nicht ganz buchstäblich verlassen. (nach Uhron)[17]

Richtig ist:

Irdisch genommen sind diese Vorwürfe wohl richtig. Die Worte und Prophezeiungen des Herrn sind jedoch von höchster geistiger Natur und ihre wahre Geltung betrifft den Geist und nicht das notwendig vergängliche Fleisch. Daher gehört ein recht geistiges Verständnis dazu, um sagen zu können, ob der Herr in Seinen Vorhersagen getreu ist oder nicht. Was der Herr verheißt, das erfüllt Er auch getreu, aber nur für den Geist und nicht für den notwendig sterblichen Leib. (nach Johannes)[18]

Rein-Geistiges kann nicht ganz natürlich dargestellt werden, sondern nur mithilfe natürlicher Bilder (Entsprechungen), in denen sich Geistiges und Himmlisches ebenso befindet, wie innerhalb eines natürlichen Leibs. Ein rein materielles Wort hätte keinen Nutzen für den Geist. (nach Johannes)[19]

Siehe auch

Quellenverweise

  1. Jakob Lorber, Himmelsgaben 3.470103.1-2
  2. Jakob Lorber, Himmelsgaben 1.410501a.7
  3. Jakob Lorber, Himmelsgaben 1.400524.2-3
  4. Jakob Lorber, Die Erde 69.19-20
  5. Jakob Lorber, Die Erde 71.1
  6. Jakob Lorber, Das Große Evangelium Johannes 1.109.5
  7. Jakob Lorber, Die Haushaltung Gottes 3.36.8-10; Jakob Lorber, Die Erde 71.4
  8. Jakob Lorber, Die Haushaltung Gottes 3.36.13-14; Jakob Lorber, Himmelsgaben 2.461220.9
  9. Jakob Lorber, Das Große Evangelium Johannes 8.99.10
  10. Jakob Lorber, Die Erde 71.5-6
  11. Jakob Lorber, Die Erde 71.2
  12. Jakob Lorber, Himmelsgaben 2.480629.6
  13. Jakob Lorber, Die Erde 71.7-8
  14. Jakob Lorber, Die Haushaltung Gottes 1.46.6
  15. Jakob Lorber, Die Erde 71.10-12
  16. Jakob Lorber, Bischof Martin 180.3
  17. Jakob Lorber, Bischof Martin 180.5-6
  18. Jakob Lorber, Bischof Martin 181.1-2
  19. Jakob Lorber, Bischof Martin 181.21-22