Gehen

Aus Prophetia
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Gehen, Wandeln und Reisen bezeichnet im Wort im geistigen Sinn die Bestimmungen und Fortschritte des geistigen Lebens.[1] Wandeln bedeutet im Wort leben. Mit Gott wandeln bedeutet aus Ihm leben. Dies geht hervor aus Mal 2.6 5.Mos 11.22 5.Mos 19.9 5.Mos 26.17 Ps 56.14 1.Kön 14.8 Jes 38.3 Jes 42.24 Mich 4.5 Joh 8.12 Joh 12.35-36 [2]

Wer nicht beständig mit dem Herrn wandelt, der geht oft seinem Unglück blind in die Arme und ahnt nichts von selbem, bis es ihn durch und durch gefangengenommen hat. Ist aber der Herr auf irgendeiner Reise oder anderartigen Unternehmung dabei, dann wird Er es nie zulassen, dass demjenigen, der an Seiner Seite wandelt, auch nur ein Haar gekrümmt werde.[3]

Obwohl überall dieselbe Sonne scheint, gibt es immer Menschen und Geister, die stets der Meinung sind, dass man in der Fremde mehr sehen, erfahren und lernen kann als daheim. Man kann in der Fremde wohl andere Gegenden, andere Menschen, andere Sitten und Sprachen kennenlernen, aber wenn man nur aus purer Neugierde in die Fremde zieht, um sich dort besser zu vergnügen und zu zerstreuen, wird dabei das Herz wenig gewinnen. Hingegen wer in die Fremde zieht, um den dortigen Menschen zu nützen und ihnen ein neues Licht zu bringen, dem wird die Reise viel Gewinn abwerfen.[4]

Bergwanderung

Chiyu Gompa und der Berg Kailash mit Pilgern
Der Herr, der Selbst häufig auf Berge ging als Er im Leib auf der Erde wandelte, auf einem Berg verklärt war, auf einem Berg den größten Versucher vertrieb, auf einem Berg das Himmelreich predige, auf einem Berg betete und auf einem Berg gekreuzigt ward, empfiehlt die Bergwanderung mit Ihm, um einen Nutzen für Leib, Seele und Geist zu erhalten. Dann wird man stets entweder eine Bergpredigt oder eine Verklärung oder eine Sättigung mit wenig Brot oder eine Reinigung vom Aussatz oder einen Sieg über die stärksten Versuchungen, eine Erweckung vom geistigen Tod und derart vieles und Unaussprechliches erfahren können. Man soll öfter auf die Berge gehen und gerne auf ihnen verweilen, da man dort allzeit in Fülle den Segen der ewigen Liebe des heiligen Vaters erfahren wird. Dabei soll man auch die Kinder mitnehmen, wonach der Segen der Berge auch an ihnen deutlich erkennbar wird. Auch wer einen schwachen Leib hat, soll die gesegneten Berge nicht fürchten, dann ihre Scheitel sind vom stärkenden Hauch der Geister des Lebens umflossen. Eine Gebirgswanderung ist besser als zehn Apotheken und ebenso viele der renommiertesten Ärzte. Weit größer aber ist der Nutzen für den Geist, weil er da eine große Stärkung von seiner ursprünglichen Heimat aus bekommt. Dort ist man wahrhaft zu Hause, nämlich im Kreis seiner vielen Voreltern, welche sich in entsprechender Weise schon lange dort überselig befinden. Die heimatlichen Gefühle auf höheren Bergen, die nicht allein Wirkungen der Höhe sind, sondern von dem den Wanderer umgebenden seligen Geistern entstammen, gehen auf diesen Umstand zurück. Diese Geister sind gleich dem Herrn dem Wanderer vorangegangen, um ihm eine bleibende Stätte zu bereiten. Dabei soll man aber nicht einseitig sein und denken, dieser oder jener Berg sei es, wo solche Wohnungen im Geiste aufgerichtet sind, denn das hier Gesagte gilt zumeist von jedem Berg, auf welchem die Grenzsteine des zeitlichen Eigentumsrecht weit voneinander abstehen. Ähnliche Gefühle kann man schon auf unbedeutenden Hügeln bemerken; aber lebendig werden sie erst über der Baumgrenze.[5]

Die reinen Geister der dritten Luftregion kommen nicht selten in die zweite, manchmal auch in die erste Region herab; hauptsächlich aber sind jene Stellen auf der Erde ihre sichtbaren Niederkunftsplätze, die ihrer bedeutenden Höhe wegen fortwährend mit Schnee und Eis bedeckt sind. Daher haben solche Gegenden für fast jeden Menschen eine beseligende und das ganze menschliche Gemüt erheiternde, stärkende und beruhigende Anziehungskraft. Wer traurig und unruhig ist, der soll sich im Namen des Herrn auf eine solche Höhe oder wenigstens in ihre Nähe begeben, und sein Gemüt wird wie mit einem stärkenden Balsam übergossen werden.[6]

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Anmerkung: Die Geisterwelt ist sozusagen auf den Bergen lokalisiert. Das gehört zum Urwissen der Menschheit, sei es der Olymp, der Himalaja, der Horeb usw. Auch heutige Bergsteiger erwähnen, sich speziell in großen Höhen von Schutzgeistern oder ähnlichem begleitet zu fühlen.

Wer eine Gebirgshöhe im Namen des Herrn betritt, soll

  1. die rechte Zeit beachten. Das ist für Menschen, die tiefgelegene Städte und Dörfer bewohnen, die Besteigung höherer Gebirge im Alpenraum betreffend, der halbe Monat September und von da weiter bis zum halben Oktober; im Frühling vom halben Mai bis zum halben Juni. Um diese Zeit beziehen die reinsten Geister die Höhen und segnen alles, was sich da befindet in Namen des Herrn. Davor und danach, im Winter oder hohen Sommer, ist es für solche Menschen nicht ratsam, die Berge zu besteigen, weil dann dort die unreinen Geister ihr Wesen haben und allerlei heimlichen, argen Mutwillen treiben und eine große Freude daran haben, jemandem irgendeinen Schaden zuzufügen. Zu der Zeit stehen die Höhen nicht im Segen des Herrn, weswegen sie sich dem Wanderer und Besucher gegenüber stiefmütterlich verhalten. Nur im dringenden Notfall sollen sie dann bestiegen werden, und dann nur unter Gebet und gerechtem Fasten, d.h. mäßig gefülltem Magen, ansonsten droht innerhalb eines Vierteljahres eine Leibeskrankheit wie starkes Rheuma, Gicht, Zahn- und Halsschmerzen oder Nervenfieber; bei Frauen auch Lungenentzündung, Lungensucht (Tuberkulose) und Blutgang, wobei Seele und Geist wenig oder nichts gewinnen. Wer sehr fromm ist und nötige Geschäfte auf irgendeinem Berg zu verrichten hat, der soll in der Nacht hinauf und wieder zurück gehen, wenn die Sonne untergegangen ist, wobei er mehrmals zum Herrn beten und nicht eilen soll. Dann macht es ihm auch nichts aus, wenn er im Sommer oder Winter auf die Berghöhen ginge. Am besten kommen natürlich jene Menschen davon, die ohnehin zu allen Zeiten auf den Bergen wohnen, oder die schon gewohnte Bergsteiger sind - sie können es zu allen Zeiten wagen und es wird ihnen wenig machen, besonders wenn sie ihm Namen des Herrn wandeln. Allerdings pure Naturmenschen können mit früh grauen Haaren oder Kahlköpfigkeit beschädigt werden. Kleinere und niedere Berge bis dreihundert Klafter (ca. 540 Meter) können auch außerhalb der für höhere Gebirge ungünstigen Besteigungszeit mit viel Nutzen bereist werden.
  2. sich schon im Voraus um den kürzesten Weg kümmern.
  3. am Berg recht von ganzem Herzen zum Herrn beten und Ihm allein die Ehre geben. Dann wird Er einen segnen und machen, dass man auf der Höhe nur von den reinsten Geistern umhütet wird, wodurch dann Leib, Seele und Geist über die Maßen erheitert und dreifach gestärkt werden.
  4. auf einer solchen Höhe wenigstens drei Stunden lang verweilen, da das Sinnenwesen zuerst durch den weitgedehnten Anblick der äußeren Dinge voll gesättigt werden muss, wonach dann das Gemüt erst in eine Art Betäubung, ähnlich dem magnetischen Zustand gerät. Erst dann kann der Herr, wenn man sich an Ihn wendet im Geist der Liebe und aller Wahrheit, das innere Auge der Seele mit dem Auge des Geistes verbinden und diese doppelte innere Sehe dann vor das Auge des Leibes richten. Dadurch kann man dann Dinge der Natur in einem ganz anderen Licht schauen und mitten unter den naturmäßigen Dingen Geistiges derart entdecken, dass es im strengen Verhältnis mit den naturmäßigen Dingen gewisserart durchsichtig bildlich zur Erscheinung kommt, vergleichbar der Ursache zur Wirkung.[7]
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Anmerkung: Diese Angaben sind im natürlichen Sinn von Ort und Zeit bedingt und für das 19. Jahrhunderts gegeben. Heute hat sich viel geändert, sowohl im positiven Sinn (z.B. gewartete Wanderwege, Beschilderung) als auch im negativen (z.B. Spektakel).

Wer immer da auf einen Berg steigt, hat eine große Mühe, bis er den Gipfel erreicht. Den Lohn der Mühe, den er für die alleinige Hauptsache hält, ist eine weitgehende Fernsicht auf andere Berge, Gegenden und Ortschaften – den eigentlichen Genuss aber, der in der Einatmung der reineren Lebensluft besteht (worin eigentlich der Hauptlohn für seine Mühe zu betrachten wäre), nimmt er nur ganz gleichgültig mit.[8]

So wie die Augen des Bergwanderers einen weit gedehnten Sehkreis bekommen, also bekommt auch sein Gemüt einen weit gedehnten Gefühlskreis. Dadurch werden seine Gedanken mit dem Gefühl vereinigt. Wer vielleicht noch nie im Herzen gedacht hat, empfindet so zum ersten Mal, wie süß, lieblich und frei die Gedanken des Herzens schmecken und um wie vieles weiter sie sich über den Horizont des gewöhnlichen Verstandes erstrecken.[9] So lernt der unbefangene Wanderer – wenn er nicht mit verstopften Ohren und verbundenen Augen solche Höhen betritt – was es heißt: frei sein in der Höhe seiner Gedanken und in der Tiefe seines Gefühls, und wie selig es ist, wenn diese zwei sich unbefangen die Hände reichen können, und wie selig da der Gedanke an Gott ist, wenn Ihn der Wanderer aus der Tiefe seines Herzens frei bekennen und Ihn lieben und anbeten kann in dem freien, großen Tempel der Unendlichkeit. Der Mensch kann zwar auch in der Tiefe Heiliges und Großes denken; aber es geht ihm dabei wie wenn er hungrig die Beschreibung einer guten Mahlzeit liest, wobei ihm die wirkliche Mahlzeit hundertfach lieber wäre als noch so vortreffliche Beschreibungen.[10]

Wer hingegen auf einer Bergeshöhe nichts anderes zu tun hat, als nur mit Kalk übertünchte Stein- und Holzhaufen anzustarren (Anm.: d.h. ohne eine geistige Motivation in die Berge geht), der soll besser in der Stadt bleiben, denn dort findet er ohne Mühe eine Menge von übertünchten Steinhaufen, die zum größeren äußeren Vergnügen des Auges kunst- und prachtvoll erbaut sind.[11]

Eine Bergwanderung als Gleichnisgeschichte für den Lebensweg des Menschen findet sich bei Jakob Lorber, Himmelsgaben 2.470618

Siehe auch

Quellenverweise

  1. Emanuel Swedenborg, Himmel und Hölle 590; Emanuel Swedenborg, Vom Jüngsten Gericht 48
  2. Emanuel Swedenborg, Enthüllte Offenbarung 167
  3. Jakob Lorber, Himmelsgaben 1.401129.5
  4. Jakob Lorber, Das Große Evangelium Johannes 2.36.17-19
  5. Jakob Lorber, Himmelsgaben 1.410515.2-3; Jakob Lorber, Himmelsgaben 1.410515.7; Jakob Lorber, Himmelsgaben 2.420525.10-14; Jakob Lorber, Himmelsgaben 2.420525.40-43; Jakob Lorber, Himmelsgaben 2.470715.1; Jakob Lorber, Die Erde 29.9
  6. Jakob Lorber, Die Erde 29.7
  7. Jakob Lorber, Himmelsgaben 1.410522.1-3; Jakob Lorber, Himmelsgaben 2.470715.1-9
  8. Jakob Lorber, Himmelsgaben 1.410717.34-35
  9. Jakob Lorber, Himmelsgaben 2.420525.3
  10. Jakob Lorber, Himmelsgaben 2.420525.6-9
  11. Jakob Lorber, Himmelsgaben 1.410522.19-20